33 Tage. Marko Rostek. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marko Rostek
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Историческая литература
Год издания: 0
isbn: 9783990402542
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an der Reaktion der beiden Deutschen erkennen, dass sie zufriedengestellt sind.

      Der angespannten Mienen hellen sich nun zusehends auf, und nachdem Bethmann Hollweg und Zimmermann einen kurzen Blick ausgetauscht haben, richtet der deutsche Reichskanzler wieder das Wort an die beiden Gäste: „Natürlich wird die Entscheidung darüber, wie die Ordnung des Verhältnisses zwischen der österreichisch-ungarischen Monarchie und Serbien geregelt wird, Wien überlassen, aber wir sind“, er nimmt seine Brille ab, um den folgenden Worten Nachdruck zu verleihen, „wie auch Seine Majestät Kaiser Wilhelm gestern ausführte, der Ansicht, dass nur ein sofortiges und radikales Einschreiten gegen Serbien als Lösung für Österreichs Schwierigkeiten in Betracht kommt. Kaiser Franz Joseph kann sicher damit rechnen, dass Deutschland als Bundesgenosse und Freund der Monarchie hinter ihm steht, wenn Österreich in diesem Sinne zu handeln bereit ist.“ Zimmermann ergreift das Wort und fügt bedeutungsvoll an: „Im Übrigen sind wir der Meinung, dass die aktuelle internationale Situation günstig dafür erscheint.“ Beide fixieren die Österreicher, um sich zu vergewissern, dass die kryptische Aussage auch tatsächlich richtig verstanden wird. Bethmann Hollweg hebt erwartungsvoll die Augenbrauen und blickt auf sein Gegenüber an der anderen Seite des Tisches. „Da ist sie, die uneingeschränkte Zusicherung aus Berlin, die Minister Berchtold haben wollte“, jubelt Hoyos still in sich hinein. Einem siegessicheren Impuls folgend, flackern bei dem Gedanken seine Augen auf: „Exzellenz, morgen findet in Wien ein Ministerrat statt, der sich mit dem Ergebnis dieser, meiner Mission hier in Berlin befasst und ihre ausgesprochen großzügige Unterstützungszusage in eine entsprechende Beschlussfassung einfließen lassen wird.“

      Bethmann Hollweg und Zimmerman nicken zufrieden. Der österreichische Gesandte hat sie offensichtlich verstanden. In Hoyos’ Kopf arbeitet es wie wild: „Nicht nur, dass man uns im Falle eines Feldzugs jedwede Unterstützung zusagt, man empfiehlt uns auch mehr oder weniger unverhohlen, sofort loszuschlagen. Mit einem Entgegenkommen in dieser Dimension ist nicht zu rechnen gewesen!“ Er muss alle Anstrengungen aufbieten, um nicht in unangebrachte Jubelstimmung zu verfallen. Die Beine übereinanderschlagend erwidert er, dass in den hohen Führungskreisen in Wien, dabei meine er insbesondere den Generalstab und das Kriegsministerium, die gegenwärtige Lage ebenso eingeschätzt werde und man sich durch die soeben angebotene Haltung des Deutschen Reiches ausgesprochen bestärkt in den kommenden Vorhaben sehen werde. Der österreichische Botschafter, der bis dahin abwartend das Gespräch beobachtet hat, wirft ein, dass man im Falle eines militärischen Vorgehens gegen Serbien mit einer Kompensationsforderung Italiens zu rechnen habe. Eine Ablehnung dieses den vertraglichen Regelungen durchaus entsprechenden Begehrens könnte den Dreibund entzweien. Hoyos reißt die Augen auf und denkt: „Was um Himmels willen ist in ihn gefahren …?“ Noch bevor der Botschafter weitersprechen kann, legt Hoyos seine Hand auf dessen Arm und drückt ihn sanft nach unten. Gleichzeitig reißt er das Wort an sich: „Was der Botschafter damit meint, ist, dass wir nicht gewillt sind, diesbezüglich mit den Italienern zu verhandeln, und an das Deutsche Reich die Bitte herantragen, uns in dieser diplomatisch heiklen Sache zu unterstützen.“ Hoyos’ Druck auf den Arm des Botschafters wird stärker, sodass sich dieser in Schweigen hüllt und klein beigibt.

      Tisza hat ihm, Szögény-Marich, telegrafiert, was er vorzubringen hätte, wenn sich das Gespräch in die eine oder andere Richtung entwickeln würde. Doch wozu soll er bei diesen offensichtlich klaren Verhältnissen noch Energie aufwenden. Außerdem hat man seinen Nachfolger als Botschafter in Berlin bereits nominiert, in wenigen Wochen wird er abgelöst. Dann muss sich ein anderer mit den Konsequenzen herumschlagen.

      Bethmann Hollweg und Zimmermann haben sich nach Hoyos’ Bitte zurückgelehnt und leise einige Worte gewechselt. Nun richten sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Gäste und erklären sich bereit, auf Italien im Sinne Österreichs einzuwirken und den Partner im Dreibund ruhig zu stimmen.

      Damit sind die offiziellen Unterredungen beendet und die deutschen Politiker verabschieden kurz darauf ihre österreichischen Kollegen. Theobald von Bethmann Hollweg ist nach den beiden anstrengenden Tagen nicht gewillt, sich länger als unbedingt nötig in Berlin aufzuhalten. Er sehnt sich nach seinem Gut auf dem Lande und hat nach den heutigen Gesprächen nicht das Gefühl, dass diese Angelegenheit, so tragisch sie in Sarajevo auch begonnen haben mag, eine große Sache werden würde. Wie immer, wenn die Nachbarmonarchie mit dem greisen Kaiser an der Spitze und einem charmanten, aber willensschwachen Minister des Äußeren wild fuchtelnd in der Außenpolitik auf sich aufmerksam macht, würde es letzten Endes wieder nur ein Sturm im Wasserglas werden. Schon im letzten Jahr hatte Berchtold einen Mitarbeiter nach Berlin entsandt, um eine Unterstützungszusage zu erbitten. Nach den kraftlosen und schwammigen Aussagen von Graf Forgách hatte man sich damals in Berlin eher vage und zurückhaltend gegeben, sodass Bethmann Hollweg und auch Zimmerman heute mit Genugtuung feststellen konnten, dass man dazugelernt hat und diesmal wenigstens handfeste Ziele und eine nachvollziehbare Strategie vorbringen kann.

      Als die beiden Österreicher fort sind, verständigt sich Bethmann Hollweg daher mit Staatssekretär Zimmermann, wieder auf seinen Gutshof zurückzukehren und den unterbrochenen Erholungsurlaub wieder aufzunehmen.

      ***

      „Wie sieht Ihre weitere Planung aus, Herr Sektionschef?“, erkundigt sich der Botschafter bei Hoyos, nachdem sie die Reichskanzlei verlassen haben. „Ich werde diese ausgezeichneten Nachrichten sofort an Minister Berchtold telegrafieren und dann den nächsten Zug zurück nach Wien nehmen.“ Nach einigem Zögern entschließt sich der Botschafter, die ihn quälende Frage doch zu stellen: „Verzeihen Sie meine Neugierde, aber haben wir tatsächlich schon Pläne für die Neugestaltung des Balkans nach unserem Sieg?“ Hoyos bleibt stehen und blickt den Botschafter mit ernster Miene an: „Exzellenz, es gibt weder eine Entscheidung für einen Krieg, noch bestehen Pläne für Gebietsaufteilungen jeglicher Art! Aber wenn wir heute wieder Unentschlossenheit gezeigt hätten, wären wir in den Augen des Deutschen Reiches kein ernst zu nehmender Partner mehr. Meine heutige Aussage geschah ohne Autorisierung, aber wir haben damit, den sehr positiven Zusagen nach zu urteilen, unser Ziel erreicht.“

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