Mann und circa hundert Kilo schwer. Ich zieh mir jetzt die Handschuhe an, denn ich will ja keine Fingerabdrücke hinterlassen. Jetzt lass dich einmal aufheben!« Ebert ging auf die Knie und bemühte sich, Raffl aufzuheben, allein er konnte es nicht. Ebert aber war noch nicht fertig mit seiner Rekonstruktion. »Nehmen wir an, dass für den Mörder die Leiche ebenfalls zu schwer war. Also nahm er sie bei den Handgelenken und zerrte sie den Steilhang hinunter bis zum Nonnenloch. Erstens ging es so leichter, zweitens vermied er es dadurch, seine Kleidung mit Blut zu besudeln. Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder er war ortsbekannt und wusste über die Felsenspalte Bescheid. Oder er war vorher schon dort gewesen und hatte die Gegend ausgekundschaftet. Die Felsspalte bot sich geradezu als ideales Versteck an. Dann hat er den schweren und leblosen Körper mit aller Gewalt auf die Felskante hinaufgezogen und in die Spalte fallen lassen. Zu guter Letzt deckte er sein Opfer mit Zweigen und altem Laub in der Hoffnung zu, dass man ihn dort nicht finden würde. So war es, da bin ich mir sicher. Dabei ist ihm auch der Knopf abgerissen. Seine Kleidung wird den einen oder anderen Blutspritzer abbekommen haben, doch wenn er schlau ist, hat er diese bereits unauffällig entsorgt. Ebenso das Handy des Försters, damit wir es nicht orten können. Wahrscheinlich liegt es am Grund eines Teiches. Das wäre der absolute Hammer, wenn wir es finden könnten, doch die Chance ist nicht allzu groß. Also heißt es, weiter suchen und auf Kommissar Zufall hoffen.«
Raffl stand wieder auf und nickte anerkennend. »Du hast sicher recht, so und nicht anders ist das passiert!« Raffls Interesse an dem Fall war zwiespältiger Natur. Einerseits tat ihm Susanne leid, für die er seit seiner Scheidung starke Gefühle empfand, andererseits war durch Sepps Tod der Platz an ihrer Seite frei geworden und wer weiß, welche Möglichkeiten sich dadurch für ihn ergaben.