„Aus welchem denn zum Beispiel? Er war doch völlig vernarrt in dich und du hast ihn vergöttert.“
Hogan schloss sie in die Arme und Beck lehnte sich entspannt an seinen starken Körper an. „Fahr hin, hab Spaß und lass mal ein bisschen Licht in dein Leben.“
„Ich werde schmelzen, ich sag’s dir“, sagte sie dazu und unterdrückte den Schluchzer, der in ihr aufstieg. Aber als Hogan ihr dann einen Kuss auf den Kopf drückte, brach sie zusammen und klammerte sich an seine Brust. Einen Arm um ihre Schultern gelegt hielt er sie fest und flüsterte Worte, die sie kaum verstehen konnte.
Dann sammelte sie sich wieder, wischte sich die Augen und ging zur U-Bahn. Als sie in dem dunklen, ratternden Waggon saß, atmete sie eine Frage gegen die Fensterscheibe.
„Was soll ich tun?“ Die Frage war an niemand Bestimmten gerichtet, eher ans Schicksal, das Universum, Gott.
Geh nach Florida.
Der Gedanke kam leise, fast flehend, und je mehr sie über diesem Drängen meditierte, desto mehr Adrenalin wurde ausgeschüttet – mit einer beinah überbordenden Wucht.
Also gut, dann würde sie gehen. Sie würde ihren Bikini – okay, vielleicht den dann doch nicht – aber ein paar Shorts und Flip-Flops einpacken, ein Ticket buchen, eine Hundetransportbox besorgen und dann die Flügel ausbreiten, um für den Winter nach Florida zu fliegen.
KAPITEL 7
Bruno
Er hatte Abschiede noch nie leiden können, ganz besonders, wenn es endgültige waren, aber Miss Everleigh hatte ein Recht darauf, dass er ihr die letzte Ehre erwies und auf seine Anwesenheit.
Er stand beim Eingang der Gemeinde, in die er schon als Kind gegangen war, und schaute zu, wie die Trauergäste eintrafen und sich gegenseitig unter Tränen mit Umarmungen begrüßten.
In seiner Kindheit und Jugend hatte er diesen Ort so gar nicht gemocht – seine Mutter hatte ihn zur Sonntagsschule und zur Jugendgruppe geschleppt, bis er endlich ausgezogen und aufs College gegangen war. Heute dagegen waren die vertrauten Gemeinderäume eher tröstlich für ihn.
Jetzt, da er älter war, verstand er das Bedürfnis seiner Mutter nach Gott und der Gemeinde während der Zeit als alleinerziehende Mutter. Gott und die Menschen, die zu ihm gehörten, waren eine gute Option.
Der Abschiedsgottesdienst für Miss Everleigh fand in dem Gottesdienstraum statt, der früher einmal ein Lagerhaus gewesen war, aber eigentlich für die wachsende Gemeinde längst zu klein, und deshalb immer überfüllt war. Die Tore an den ehemaligen Laderampen waren geöffnet, sodass die Januarbrise mit einem Hauch von Himmel hindurchwehte und der Westeingang wie ein Rahmen für den feuerroten Sonnenuntergang wirkte. Die perfekte Ehrung für Miss Everleigh.
Seine Mutter und ihr Team hatten den eher rustikalen Gottesdienstraum in eine Art Wunderland verwandelt, indem sie überall an den Deckenbalken Lichterketten kreuz und quer durch den Raum gespannt und an den Seiten Kerzen aufgestellt hatten.
Vorn auf dem Podium standen die Sänger und Musiker und ein großes gerahmtes Bild von Miss Everleigh aus jüngeren Jahren. Sie war eine Schönheit gewesen. In dem Moment, als er gerade Mr. Smock zunickte, der sich neben ihn stellte, hörte er den Signalton seines Handys. Es war eine Nachricht von der Ohio State University, Todd Gamble, seinem Neuzugang.
Haben Sie früher in LA gearbeitet?
Ja.
Können Sie mich mit Sabrina Fox bekannt machen?
Das war typisch für hochkarätige Neulinge. Sie wollten, dass man ihnen den Mond und die Sterne vom Himmel holte. In einem Jahr hatte bei Watershed einmal ein Junge, der als Top-Kandidat ausgewählt worden war, verlangt, Beyoncé kennenzulernen. Und Bruno hatte es hinbekommen.
Klar. Ich werde sehen, was ich machen kann.
Es war das Eine, wenn ein Spieler materielle Dinge wollte oder Kontakte. Eine Agentur, die genug Geld hatte, konnte alles möglich machen. Ein romantisches Treffen zu zweit war da schon etwas ganz anderes. Es machte Bruno nervös – so wie Herzensangelegenheiten allgemein.
Doch er brauchte unbedingt einen Vertrag mit einem Top-Talent, und wenn Todd ein schönes Starlet kennenlernen wollte, dann würde er ein wunderschönes Starlet kennenlernen.
Außerdem war Sabrina Bruno noch einen Gefallen schuldig, und deshalb war es wahrscheinlich gar nicht so schwer, sie dazu zu bewegen, wenigstens mit dem Spieler zu reden.
Während immer noch Trauergäste eintrafen, tippte Bruno noch eine Nachricht an Todd, einen als All-American ausgezeichneten Abwehrspieler.
Komme Dienstag mit dem Flieger. Privatjet. Schicke eine Limo, um dich vom Campus abzuholen. Bring mit, wen du möchtest, solange wir Zeit haben, auch Geschäftliches zu besprechen.
Cool! Bis dann.
Als er sein Handy wieder einsteckte, tätschelte Mrs. Gunter seine Hand. „Ich weiß, dass du Miss Everleigh sehr gern gehabt hast. Sie war doch wie eine Großmutter für dich, nicht wahr?“
„Ja, das war sie.“
Die Frau sah ihn mit abwartend verkniffener Miene an, als wartete sie darauf, dass er zusammenbräche.
„Sie wird fehlen“, sagte er aber nur.
„Ohne sie wird unser Gebetskreis nie mehr so sein, wie er war. Ach, da kommt ja Letty Macintosh, die muss ich begrüßen.“
Wieder allein, schrieb Bruno seinem Freund, dem Piloten Stuart Strickland, noch rasch eine Nachricht.
Dienstag? Alles klar? Ich weiß das wirklich zu schätzen, Mann.
Wer hätte gedacht, dass der Verlust seines lukrativen Jobs, sein Umzug einmal quer durchs Land in ein Strandapartment und ein beruflicher Neuanfang den Bonus eines Privatpiloten mit sich bringen würden?
Dieser Luxus war Stuarts reichem Großvater zu verdanken.
Stuart antwortete auf seine Nachricht.
Geht klar. Zehn Uhr.
Und da er jetzt das Handy sowieso schon in der Hand hatte, konnte er sich auch ebenso gut gleich mit Sabrina in Verbindung setzen.
Sabrina, ich hab da einen Spieler, der dafür sterben würde, dich kennenzulernen. Ist ein guter Typ. Von der Ohio State. Interessiert? Hoffe, es geht dir gut. Und vergiss nicht, du bist mir einen Gefallen schuldig.
Eigentlich war sie ihm gar nichts schuldig, aber er hatte sie vor ein paar Jahren auf einer Party vor einem betrunkenen Spieler von den LA Lakers gerettet. Sie war jung und unerfahren und ganz neu in der Hollywood-Szene gewesen und hatte sich mit einem riesigen, ausgehungerten Sportler, der es gewohnt war zu bekommen, was er wollte, in eine unangenehme und peinliche Situation gebracht.
Seit damals waren sie gute Freunde.
Bruno ließ seinen Blick durch den Raum wandern und sein Blick fiel auf das Kreuz ganz hinten im Gottesdienstraum. War es angebracht, während des Trauergottesdienstes für eine so liebenswerte und gottgefällige alte Dame um etwas Persönliches zu bitten?
In dem Moment kam seine Mutter zu ihm und berührte ihn sanft am Arm. Sie sah sogar in Schwarz hübsch aus.
„Ich habe uns ganz vorn zwei Plätze freigehalten. Schau doch nur, wie viele Leute gekommen sind.“
„Die Überfüllung verstößt bestimmt gegen die Brandschutzbestimmungen“, sagte Bruno, stieß sich von der Wand ab und seine Mutter hakte sich bei ihm unter.
„Das haben wir geklärt. Chief Hayes von der Feuerwehr sitzt in der ersten Reihe“, entgegnete seine Mutter, und zeigte