Osteopathische Diagnostik und Therapie. John Martin Littlejohn. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: John Martin Littlejohn
Издательство: Автор
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Жанр произведения: Медицина
Год издания: 0
isbn: 9783941523357
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die Blutzirkulation überflüssig macht.

      2. Bei länger andauernder Wassersucht stellt man über die Lymphzentren (untere zervikale und obere thorakale Wirbelkörper) möglicherweise eine Vergrößerung der lymphatischen Organe fest. Liegt keine Vergrößerung vor, stimulieren Sie. Im Fall einer Vergrößerung hemmen Sie zunächst, um die Vergrößerung zu beseitigen, dann stimulieren Sie und passen jede Läsion an.

      Bei Wassersucht behandeln Sie die lymphatische Zirkulation an den unteren zervikalen Wirbelkörpern entlang der anterioren Processus transversi.

      (Blutkrankheit)

      Diese Erkrankung, manchmal auch Scarlatina genannt, zeichnet sich durch eine große Vielfalt an Symptomen sowie durch variierende Schweregrade aus. In ihrer mildesten Form vergleichsweise unbedeutend, gehört sie in ihrer stärksten Ausprägung zu den destruktivsten Erkrankungen, die wir kennen. Man kann sie einfachheitshalber nach ihrem Schweregrad und dem Grad der mit ihr einhergehenden Rachen-Komplikation unterscheiden. Entsprechend heißen ihre verschiedenen Ausprägungen: Scarlatina simplex, Scarlatina anginosa und Scarlatina maligna. Es muss jedoch klar sein, dass es sich hierbei nicht um verschiedene Erkrankungen handelt, sondern lediglich um aus Vereinfachungsgründen gewählte Bezeichnungen für verschiedene Manifestationen ein und derselben Erkrankung. Scharlach ist vom ersten Tag seines Auftretens an eine kontagiöse Infektionserkrankung. Ohne Desinfektionsmaßnahmen endet die Ansteckungsgefahr erst mit Ende der Abschuppung.

      Die Erkrankung wird begleitet von

      1. hoher Temperatur und einem harten, schnellen Pulsschlag,

      2. kardialen Symptomen, die auf Intoxikationen zurückgehen, iii. von einem typischen, bisweilen dunklen Ausschlag.

      3. Eine Komplikation bei Scharlach ist Nephritis, ausgelöst durch Ablagerungen in der Niere, die wiederum durch Wassermangel entstanden sein können. Einen speziellen Keim bzw. ein entsprechendes Toxin fand man bislang nicht. Das von Medizinern im Blut von Scharlachpatienten entdeckte Bakterium ist der Streptococcus pyogenes. Die Jahreszeit, in der diese Erkrankung am häufigsten auftritt, ist der Spätherbst. Scharlach wird nicht durch Ansteckung bei der Abschuppung übertragen (bei Desinfektionsmaßnahmen).

      Pathologie

      1. Hyperämischer Zustand des Mundes, des Rachens und der Drüsen.

      2. Ausschlags- bzw. Ausscheidungsstadium.

      Morbide Anatomie

      Sie ist praktisch unbekannt. Die einzigen Veränderungen zeigen sich mit dem Ausschlag, der zunächst hellrot ist. Hellrote Flecken sind auf der Haut sichtbar. Mund, Zunge und Rachen sollten mit einem Vergrößerungsglas untersucht werden. Der Ausschlag erscheint für gewöhnlich am zweiten Tag, und zwar zuerst zervikal, dann auf Haarfollikeln, verschwinden aber, wenn man auf sie drückt.34 Dauert der Ausschlag länger als die üblichen drei bis vier Tage, kommt es zu einer Abkühlung des Patienten, die Flecken beginnen zu verschwinden und es kommt zur Abschuppung. Es kann aber auch sein, dass sich überhaupt kein Ausschlag zeigt. Auf solche Fälle sollten Sie achten. Die Fiebertemperatur hält sieben bis 10 Tage an.

      Symptome

      Die gesamte Inkubationszeit kann sich über drei bis 14 Tage erstrecken, mit fulminantem Beginn.

      1. Eines der ersten Symptome ist Erbrechen.

      2. Mit dem Erbrechen gehen Krämpfe einher, hohe Temperatur (anfänglich 38 Grad Celsius) und ein schneller, harter Pulsschlag (anfänglich 120–140).

      3. Die Haut wird trocken, das Gesicht ist gerötet. Das erste Scharlach-Symptom ist ein wunder Rachen.

      4. Weitere Anzeichen sind schnelle Atmung, auf die eine extreme Verstopfung folgt, dürftiger, sehr stark mit Harnsalzen und Albumin versetzter Urin, Kopfschmerzen, Anämie, Schlaflosigkeit, Delirium, Krämpfe, übermäßiges Schwitzen und die Erdbeer-Zunge.

      Beim malignen Typ sind die Rachensymptome sehr stark, begleitet von Erstickungssymptomen. Im Bereich von Hals, Rachen und Mund treten starke Schwellungen auf. Wie bei Diphtherie bildet sich auch hier eine Pseudomembran die sich hinunter in die Bronchien und hinauf in die Nasenöffnungen erstreckt. Die zervikalen Lymphknoten sind vergrößert ähnlich wie bei Gehirnfieber, während der Patient wild und deliriös ist.

      Beim hämorrhagischen Typ findet man Einblutungen in die Haut, Hämaturie, Epistaxis. Auf diesen Scharlach-Typ trifft man im Allgemeinen bei Kindern ärmerer Klassen, die schlecht ernährt und deren Blutgefäße schwach sind und leicht reißen.

      Während der Rekonvaleszenz treten als Komplikationen Nephritis und Wassersucht auf.

      Differentialdiagnose Scharlach vs. Diphtherie: Bei Diphtherie gibt es keinen Ausschlag, aber eine Pseudomembran im Rachen. Eine mikroskopische Untersuchung dieser Membran beseitigt alle Zweifel.

      Differentialdiagnose zu Masern:

      1. Bei Masern stellen Sie einen wunden Rachen fest und die Ausschläge erscheinen nicht unmittelbar.

      2. Die Ausschläge zeigen sich papulöser statt roter Flecken.

      Behandlung

      Klinisch ist Scharlach aus osteopathischer Sicht

      1. ein toxischer Zustand, der primär auf ein Fehlen der […] in den übergeordneten Funktionen von Muskulatur und Schilddrüse zurückgeht.

      2. Als Nebenerscheinung ist mit dem wunden Rachen eine durch Toxine im Blut bedingte Form von Tonsillitis verbunden.

      3. In punkto Läsionen lassen sich Steifheit und eine scheinbar knorpelige zervikale Muskulatur sowie eine starke Kontraktion der Muskulatur im thorakalen Bereich feststellen.

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      1. Um den Zustand in den Anfangsstadien zu erleichtern, führen Sie eine rotierende und artikulierende zervikale Behandlung durch. Im thorakalen Bereich sollte die betroffene Muskulatur entspannt werden.

      2. Um zu beruhigen, hemmen Sie den pneumogastrischen Nerv genau oberhalb der Klavikula mit dem Ziel, die pneumogastrische vasomotorische Funktion des pneumogastrischen Nervs zu erreichen.

      3. Das Herz erreichen Sie etwa am unteren Ende von C4 über das Ganglion cervicale superius. Hemmen Sie dort, um ebenfalls Beruhigung zu erzielen. Dabei geht es um die sensorische Hemmung der an der Oberfläche liegenden kardialen Nerven. Hoarsley sagt, dass der pneumogastrische Nerv eine ganze Reihe winziger Verzweigungen vom Herzen aus zum Ganglion cervicale superius sendet Deshalb erfolgt die Hemmung am unteren Ende des Ganglion cervicale superius. Auf der rechten Seite steigt der pneumogastrische Nerv anterior von der Stelle direkt oberhalb der Klavikula in Beziehung zur 1. Rippe ab, während er auf der linken Seite posterior absteigt. Mithin ist es bei der osteopathischen Behandlung unmöglich, ihn am korrespondierenden Punkt der anderen Klavikula zu erreichen. Er schafft die Verbindung zum anterioren Teil des Solarplexus.

      4. Intensiven Kopfschmerzen, begleitet von hoher Temperatur, sollte man begegnen durch

      a. eine Hemmung im okzipitalen Bereich,

      b. eine entspannende Behandlung um den Unterkiefer herum. Letztere lindert auch die Kopfschmerzen, weil sie die Hirnnerven V und VII stimuliert. Diese modifizieren die Sinnesempfindungen mittels diverser Ganglien, welche ihrerseits Impulse außerhalb des Gehirns durch dessen motorische Punkte stimulieren.

      5. Einen harter, schneller Puls – wobei die Härte durch starke Vasokonstriktion bedingt ist und die Schnelligkeit durch toxische Zustände – kontrolliert man am besten mit Hilfe von Hemmung am Ganglion cervicale superius des Vegetativen Nervensystems. Alle Herzfasern besitzen eine sensorische Funktion, denn die Herzaktivität kann durch Unterbrechen der Stimuli gedämpft werden und sich als