Es war einmal ein Prinz. Rachel Hauck. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rachel Hauck
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Религия: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783865066954
Скачать книгу
Marinesoldat. Egal, ob du zu Hause bist oder an der Front.“

      „Suz?“ Sein Tonfall und die Art, wie er seine muskelbepackten Schultern zusammensacken ließ, zogen ihr das Herz zusammen. „Es ist das hier.“ Mit einer Handbewegung wies er auf sie, auf sich selbst, und als sein T-Shirt-Ärmel dabei verrutschte, konnte sie die Spitze seiner Semper Fi Tätowierung sehen.

      „Das hier?“ Sie sah sich um. „Ein Spaziergang am Strand?“

      Er zog eine Grimasse. „Nein, Suz. Warum sollte ich einen Spaziergang am Strand nicht mögen?“

      „Das weiß ich doch nicht. Du hast damit angefangen.“ Ungeduld. Ein Zeichen dafür, dass sich ein Streit zusammenbraute. „Entschuldige, dass ich deine Gedanken nicht lesen kann. Was macht dir denn so zu schaffen? Ist da draußen irgendetwas passiert? Bevor du nach Hause gekommen bist?“ Sie versuchte, ihm Bälle zuzuwerfen, versuchte, an die Gefühle heranzukommen, die er so schwer formulieren konnte.

      Zwölf Jahre gemeinsamer Geschichte waren auf ihrer Seite, stärkten ihr den Rücken. Zwölf Jahre Freundschaft. Zwölf Jahre, die von Romantik bestimmt gewesen waren wie das Meer von Ebbe und Flut. Fahrten nach Quantico, wo er zur Offiziersschule gegangen war. Wochenenden in Atlanta, wo sie ihre Karriere als Landschaftsarchitektin gestartet hatte. Viermal Abschied zu Einsätzen in den Mittleren Osten. Viermal Heimkehr.

      Susanna hatte zwölf Jahre mit Briefen, Emails, Telefonaten verbracht. Zwölf Jahre Spaziergänge am Strand, Lachen auf der Terrasse des „Rib Shack“, während sie unter den schaukelnden Lichterketten Rippchen aßen und ihnen die Barbecuesoße übers Kinn lief.

      Hochs und Tiefs, Enttäuschungen, Aufschübe, Streitereien und Entschuldigungen.

      All das war in ihrem Herzen durch Erinnerungen zusammengeschweißt, all das war Teil eines größeren Ganzen. Dem Versprechen von Mehr. Hingabe. Heirat. Gemeinsam in einem Häuschen auf St. Simons alt zu werden.

      Adam hatte Heimaturlaub. Dies war sein dritter Tag zu Hause, und er hatte die meiste Zeit geschlafen, seitdem er zurückgekommen war. Als er sie am Nachmittag im Büro angerufen und sie um ein Treffen hinter dem Rib Shack gebeten hatte, war sie also sofort losgeflitzt. Hatte noch nicht einmal ihrem Chef gesagt, dass sie ging.

      Ein Anruf außer der Reihe, um sie am Strand zu treffen? Das reichte ihr schon für ein romantisches Rendezvous. Reichte, um ihre Hoffnungen auf Liebeserklärungen zu wecken, auf einen Marine, der mit einem Diamantring vor ihr im Sand kniete.

      Gut, sie hatte immer davon geträumt, sich unter der Liebeseiche zu verloben, aber Pingeligkeit war hier fehl am Platze. Wenn Adam ihr einen Heiratsantrag machte, sagte sie Ja. Egal wo, egal wann.

      Aber er machte ihr gar keinen Heiratsantrag, oder? Er schaute sie ja kaum einmal an. Sie musterte seine angespannte Haltung, seine unausgeglichene, dunkle und mürrische Stimmung.

      „Adam, sprich mit mir. Was ist da drüben passiert?“

      „Ich habe dir doch gesagt, das ist nicht einfach.“ Adam lehnte seinen Kopf zurück und schaute mit zusammengekniffenen Augen einer Möwe hinterher. „Ich weiß nicht, Susanna …“

      „Was weißt du nicht?“

      „Sieht aus, als ob es doch nicht regnen wird.“ Er zeigte auf die Stellen, an denen die Sonne durch die finsteren Wolken brach und ging weiter.

      „Adam, hör auf …“ Sein Benehmen weckte in ihr schlafende Unsicherheiten. Unsicherheiten, mit denen sie sich in ihrer Kindheit angefreundet hatte, wenn sie sich in ihrem Zimmer versteckte, während ihre Eltern stritten, billiges Geschirr an die Wände donnerten und Schimpfworte schrien, die Susanna sich nie getraut hätte zu wiederholen. „Geh doch nicht immer weg.“

      Sie fasste noch einmal nach seinem Arm, während langsam die Erkenntnis dämmerte, dass der Wind seine Worte doch nicht verwirbelt hatte. Was ihn bekümmerte war sie, war ihre Beziehung. Nicht Afghanistan. „Du hast gesagt, du kannst mich nicht heiraten, oder?“

      „Ich habe geprobt, was ich sagen wollte.“ Er schaute sie an. Weil er sie zusammengekniffen hatte, konnte man die schokoladenbraune Farbe seiner Augen kaum sehen. „Du bist echt super. Das weißt du, oder?“

      „Ich nehme es an.“ Diese Erklärung schürte ihr Misstrauen eher, als dass sie es beruhigte. Was wollte er denn damit sagen? Man konnte ihn so schlecht deuten, wenn er seine Seele verbarrikadiert hatte.

      Adam setzte sich auf den Boden und legte die Arme um seine Beine. „Ich habe den Ozean vermisst. Ein paar von meinen Kameraden und ich haben uns Surfboards gebastelt und sind in die Wüste rausgefahren, um in den Dünen zu surfen.“ Er schüttelte den Kopf, pfiff durch die Zähne, während er seine Hand durch die Luft gleiten ließ, dann folgte eine spielerische Explosion. „Fall hin und du brennst. Wir hatten Sand an Stellen, von denen wir noch nicht einmal wussten, dass es sie gab.“

      „Klingt lustig.“ Mit ihrer sanften Antwort gab sie ihm den Raum, um Worte für seinen inneren Kampf zu finden. Susanna suchte sich einen Platz neben ihm, setzte sich und grub ihre Fersen in den Sand, während ihr die steife Brise die Haare in die Augen wehte. „Du hast gesagt, ich sei super?“ Sie stieß seinen Arm vorsichtig mit ihrer Schulter an.

      Seitdem er zurückgekommen war, hatte er nicht einmal gesagt, dass er sie liebte, aber nach zwölf Jahren war ihre Zuneigung auch nicht mehr ganz so frisch. Aber wenn er sie super fand …

      „Ich kenne keinen anderen Kerl, der eine Freundin hat, die zwölf Jahre auf ihn gewartet hat. Durchs College, Offiziersschule, die ganzen Einsätze nacheinander. Vier in sechs Jahren.“ Adam fing ihr flatterndes Haar ein und ließ die Strähnen durch seine Finger gleiten.

      „Es ist ja nicht so, dass ich nur herumgesessen hätte in der Zeit, Adam. Ich hab ja auch meinen Collegeabschluss gemacht, für eine große schicke Architekturfirma in Atlanta gearbeitet und meine Karriere als Landschaftsarchitektin gestartet und …“

      „Und jetzt arbeitest du für Gage Stone.“

      „Ach, jetzt komm aber.“ Sie sah ihn an. „Das kann es ja wohl nicht sein, was dir Sorgen macht? Dass ich für Gage arbeite?“ Susanna und Adam waren mit Gage zur High School gegangen. Sie waren gute Freunde gewesen, ehe Zeit und Raum sie getrennt hatten. „Ich bin wieder nach Hause gekommen, um für Richard Thornton zu arbeiten, das war der prominenteste Landschaftsarchitekt hier im Süden. Woher sollte ich denn wissen, dass er einen Monat später einfach sterben würde?“

      Sie wäre nie auf die Insel zurückgekommen, wenn Richard Thornton sie nicht überzeugt hätte. Aber mit ihm als Mentor hätte sie ihr Architektenglück gut schmieden können.

      „Ja, der Tod war wohl kaum Teil der Gleichung.“

      „Nein.“ Ein Aneurysma. Mit sechzig. Er war an seinem Zeichentisch gestorben. In ihrer Trauer hatte seine Frau das Büro geschlossen und alles liquidiert. Susanna bekam ihren ersten und letzten Gehaltsscheck.

      „Warum bist du nicht wieder zurück nach Atlanta gegangen?“

      Sie sah ihn aus dem Augenwinkel an. „Hörst du überhaupt zu, wenn wir uns unterhalten? Darüber haben wir doch geredet.“

      „Ja, ja, haben wir. Dir hat es zu Hause gefallen, oder?“

      „Als ich einmal wieder hier war“, – sie nahm eine Handvoll Sand und ließ ihn durch ihre Finger rinnen – „da fühlte es sich so an, als ob ich hier sein sollte.“

      Am Tag von Richards Beerdigung hatte Mama Susanna auf den Dienstplan des Rib Shack gesetzt. Sie sagte, es sei ein Familienbetrieb und Susanna sollte nicht zögern, ihren Platz einzunehmen. Es war Mamas Art, ihr Arbeit zu geben, ohne dass Susanna darum bitten musste. Sie hatte einen ziemlichen Aufstand gemacht, um vom Kellnern und Böden wischen wegzukommen. Aber sie nahm den Job gerne an, während sie über ihren nächsten Schritt nachdachte. Und dann war ungefähr einen Monat nach Richards Tod Gage zurück auf die Insel gezogen und hatte sein Architektenschild an die Tür gehängt.

      „Wie läuft‘s denn mit Gage, Suz?“

      „Wir