Das Halten von exotischen Tieren gehörte im 16. Jahrhundert zum Prestige eines Herrschers. Als Maximilian von Spanien nach Österreich kam, brachte er sogar einen Elefanten mit nach Wien. Allerdings starb dieser schon nach eineinhalb Jahren – weder Klima noch Pflege dürften diesem Exoten gerecht geworden sein. Zur Bewahrung seines Andenkens wurde aus seinem Vorderfuß ein Stuhl gefertigt, der schließlich in der Sammlung von Stift Kremsmünster landete.
Im Neugebäude wurden auch einige – das rauere Klima vertragende – Löwen gehalten, um die sich eine alte Sage rankt: Als anlässlich einer Hochzeit ein Löwe aus dem Käfig ausbricht, wird er von der Tochter des Schlossverwalters, die dem Löwen sehr zugetan ist, wieder zurück in den Käfig gebracht. Tier und Mädchen bleiben einander verbunden. Als das Mädchen jedoch Hochzeit halten will, tötet sie der Löwe. Darauf bringt der Bräutigam seinerseits den eifersüchtigen Löwen um. An diese Geschichte erinnerte lange das Haus „Zur Löwenbraut“ (Salzgries 9 – 13), das angeblich dem unglücklichen Bräutigam gehörte.
Nach dem Tod Kaiser Maximilians II. ließ sein Nachfolger Rudolf II. den Fasangarten, in dem sich Fasane, Rebhühner und Mufflons tummelten und Schwäne in Teichen schwammen, zwar ausbauen, bewohnt oder benutzt wurde das Neugebäude aber nur mehr selten. In den zwanziger und dreißiger Jahren des 17. Jahrhunderts wurde noch einmal renoviert und alle Tiere aus Kaiserebersdorf wurden hierher gebracht.
Idealmodell des kaiserlichen Lustschlosses
Um 1665 tauchte erstmals das Gerücht auf, dass das Neugebäude an jenem Ort errichtet worden sei, an dem 1529 während der Ersten Türkenbelagerung das Zelt Süleymans des Prächtigen gestanden sei. Jedenfalls wurde das Neugebäude bei der Zweiten Türkenbelagerung verschont, Kara Mustafa soll den angeblichen Lagerplatz des großen Sultans sogar besucht haben.
Den ungarischen Kuruzzen blieb es vorbehalten, das Gebäude im Jahr 1704 zu plündern und alle Tiere zu töten. Sie schmückten sich mit den abgezogenen Häuten der getöteten Tiger und Leoparden. Angeblich stammt von diesem Gemetzel her der Brauch der ungarischen Militärs, zu ihren Uniformen ein Exotenfell über der Schulter zu tragen.
Danach war die Glanzzeit des Neugebäudes vorbei, es diente nur mehr militärischen Zwecken und wurde schließlich als Steinbruch für den Neubau von Schönbrunn verwendet. Schon damals war der Verfall des Schlosses nicht mehr aufzuhalten.
1922 errichtete der Architekt Clemens Holzmeister auf dem Areal des Neugebäudes für die Stadt Wien ein Krematorium. Versuche engagierter Architekten, das verfallene Renaissancejuwel zu retten bzw. zu reanimieren, scheiterten bis jetzt an den enormen Kosten und an der nicht geklärten Nachnutzung. Nun gibt es abermals Pläne zur Wiederrichtung der Gartenanlage.
1110 Wien, Simmeringer Hauptstraße 337, Neugebäudestraße (Straßenbahn 71)
13. Wo die Republik
gegründet wurde:
DER NIEDERÖSTERREICHISCHE
LANDTAGSSAAL
Als im Juli 1986 in Niederösterreich darüber abgestimmt wurde, welche der Viertelhauptstädte Landeshauptstadt werden sollte und dabei St. Pölten als Sieger hervorging, war es klar, dass nun sukzessive die niederösterreichischen Dienststellen, sowohl der Gesetzgebung als auch der Verwaltung, Wien verlassen würden. Nach dem Bau des Regierungsviertels in St. Pölten waren die Zentren der niederösterreichischen Politik in der Wiener Herrengasse funktionslos geworden. Sowohl für das historisch äußerst bedeutsame Landhaus als auch für das Gebäude der Landesregierung musste eine Nachnutzung gefunden werden.
In das Gebäude der Landesregierung (Herrengasse 11) zog das österreichische Außenministerium, das nach Jahren eines gewissen Verdrängungswettbewerbs im Bundeskanzleramt nun alle seine Abteilungen in einem Haus konzentrieren konnte.
Das historisch wichtigere Gebäude, das Landhaus, das ebenso wie die Landesregierung im Besitz des Landes Niederösterreich verblieb, fungiert nunmehr gleichsam als Botschaft Niederösterreichs in der Bundeshauptstadt. Unter der Bezeichnung „Palais Niederösterreich“ wird es vielfach für Veranstaltungen, Ausstellungen und besondere Auftritte des Landes in der Bundeshauptstadt genutzt. Damit blieb die historische Kontinuität erhalten. Denn das Landhaus spielte nicht nur in der Geschichte Niederösterreichs eine bedeutsame Rolle, sondern war auch für die Geschichte ganz Österreichs von größter Wichtigkeit.
1513 hatten die niederösterreichischen Stände das ehemals Liechtenstein’sche Haus erworben, es nach und nach ausgebaut und für die steigenden Bedürfnisse erweitert. Hier fanden die jeweiligen Erbhuldigungen für den Erzherzog statt, hier war das Herz des politischen Lebens des Landes. 1710 ging der Auftrag an Antonio Beduzzi für das Deckenfresko des Festsaales; für die „Apotheose Austriae“ erhielt er 2.400 Gulden Honorar. Die Landhauskapelle, im Renaissancestil gehalten, war im 16. Jahrhundert das kulturelle und religiöse Zentrum des protestantischen Wiens. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gestaltete Alois Pichl für den gesamten Baukomplex eine einheitliche klassizistische Fassade.
Vom Hof des Niederösterreichischen Landhauses nahm 1848 die Revolution ihren Ausgang, hier verlangte der Arzt Adolf Fischhof eine Konstitution, nachdem er die Rede des ungarischen Revolutionärs Ludwig Kossuth verlesen hatte. Im niederösterreichischen Landhaus wurde zweimal, nach dem Ersten und nach dem Zweiten Weltkrieg, die Republik Österreich gegründet bzw. wieder begründet. Am 21. Oktober 1918 traten im Landhaussaal die deutschsprachigen Abgeordneten des Reichsrates der österreichischen Reichshälfte zusammen. Auf Grund der Erklärung von Kaiser Karl vom 16. Oktober, in der er auf jeden Anteil an den Regierungsgeschäften verzichtet hatte, beschlossen sie die Gründung eines deutschösterreichischen Staates und erklärten sich zur Provisorischen Nationalversammlung dieses Staates. Die Versammlung bestand aus 65 Vertretern der Christlichsozialen Partei, 37 Sozialdemokraten und 106 deutschnationalen und liberalen Abgeordneten. Am 24. September 1945 fand im Landhaussaal die erste so genannte Länderkonferenz statt. Vertreter alle österreichischen Bundesländer fanden sich erstmals nach Kriegsende zusammen, um über die künftige Gestaltung des vierfach besetzten Landes zu beraten. Primär wurde die provisorische Regierung Karl Renners von allen Bundesländern anerkannt. Zwei weitere Länderkonferenzen fanden im Oktober statt, sie widmeten sich der Abhaltung der ersten Nationalratswahlen nach dem Krieg.
1010 Wien, Herrengasse 11 und 13 (Autobus 1 und 2)
14. Kunstpfarre am
Michaelerplatz:
PFARRKIRCHE ZUM
HL. ERZENGEL MICHAEL
Die in ihrem Kern spätromanische Kirche beherbergt nicht nur bedeutende Kunstschätze, sondern ist auch die Wiener Pfarre der Künstler. Alljährlich feiern