Zeigts kann Zwanzger runter,
sonst wird er wieder munter.“
Die später auch als Grablege für den Freiherrn und seine Gattin Franziska verwendete romantisch-neogotische Kapelle wurde vom Architekten Johann A. Garben an einem landschaftlich wunderbaren und als Ausflugsziel sehr beliebten Ort geplant. Denn seinerzeit gab es Am Himmel auch ein Schloss und einen Teich, und neben einem sehr beliebten Gasthof lockten noch andere Vergnügungen wie eine Kegelbahn. Ob die Kaiserin allerdings die Kapelle je besucht hat, ist unbekannt.
Nach Sothens Tod ging der Besitz Am Himmel an das Nonnenkloster „Zum armen Kinde Jesu“.
Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, war das kleine Gotteshaus zuletzt sichtlich in die Jahre gekommen, Bauteile waren locker, der Putz war teilweise heruntergefallen – die Sisi-Kapelle war ein Sanierungsobjekt. Das von Leopold Kuppelwieser geschaffene Altarbild konnte noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden, es befindet sich heute im Dom- und Diözesanmuseum.
Anlässlich des Sisi-Gedenkjahres 1998, 100 Jahre nach der Ermordung der Kaiserin am Genfersee, fanden sich nicht nur Nostalgiker, sondern auch eine Gruppe von Förderern, die das gesamte Ensemble Am Himmel im Auge hatten. Denn hier war in der Zwischenzeit ein Landschaftskunstwerk entstanden: der Lebensbaumkreis erfreut sich eines regen Besucherzustroms, und mit dem „Oktogon“ steht auch wieder ein Gastronomiebetrieb zur Verfügung. Eine verfallene Kapelle – zwar von beachtenswerter Architektur – hätte in dieses Ensemble nicht hineingepasst. So wurden Geldgeber und Sponsoren gesucht, die die insgesamt 1,1 Millionen Euro für die Gesamtrestaurierung aufbringen sollten. Fast die Hälfte des Betrages, nämlich 475.000 Euro, steuerte schließlich die Stadt Wien bei.
1190 Wien, Am Himmel (zu Fuß vom Autobus 38A)
2002 erwarb das „Kuratorium Wald“ das Gebäude und richtete in der 2005 wieder eröffneten Kapelle auf 14 Flachbildschirmen den „Kreuzweg der Natur“ ein, eine Dokumentation darüber, welche Schäden die Natur nehmen kann, wenn sie gnadenlos ausgebeutet wird. Damit fügt sich die Kapelle formal und inhaltlich in das Gesamtkunstwerk Am Himmel ein.
18. Dem „Hansl am Weg“
gewidmet:
DIE JOHANN NEPOMUK-KAPELLE
Der hl. Johannes Nepomuk zählt zu den beliebtesten Heiligen unseres Landes. Da seine Statue oft an Brücken und Wegen errichtet wurde, nannte man ihn im Volksmund „Hansl am Weg“. Der vom böhmischen König Wenzel IV. 1393 dem Märtyrertod überantwortete Priester wurde im Jahr 1729 heilig gesprochen, was in Wien einen wahren Nepomuk-Kult auslöste, der vor allem von den weiblichen Mitgliedern des Kaiserhauses sehr gefördert wurde. Angeblich war Nepomuk ja zum Tode durch Ertränken verurteilt worden, weil er das Beichtgeheimnis der Königin nicht preisgeben wollte. Tatsächlich dürfte er auf der Wahrung der Rechte der Kirche bestanden haben.
1090 Wien, Währinger Gürtel, bei Nr. 88 (U6)
Jedenfalls gab es in Wien im 18. Jahrhundert eine Nepomuk-Bruderschaft, der sogar Kaiser Karl VI. und Kaiserin Elisabeth Christine angehörten. Die Mitglieder dieser Bruderschaft mussten sich zu verschiedensten religiösen Pflichten, zur Krankenpflege und zur Wahrung der Keuschheit verpflichten. Am Höhepunkt des Kultes gab es in Wien etwa 300 Nepomuk-Statuen und eine ganze Reihe von Kapellen. Zumeist wurde der Heilige als Priester mit einem Birett, das von fünf Sternen umrahmt ist, dargestellt, einen Finger legt er als Mahnung zur Verschwiegenheit auf den Mund.
Eine dieser zahlreichen Nepomuk-Kapellen, die 1740 gestiftet wurde, wurde Ende des 19. Jahrhunderts von Otto Wagner neu errichtet, da die alte Kapelle der Gürteltrassierung zum Opfer gefallen war. Es war dies der erste Sakralbau des großen Architekten. Bis zur Fertigstellung der Kapelle 1898 revidierte Wagner seine Pläne mehrfach. Damals noch sehr am Stil seines Lehrers Theophil Hansen orientiert, wählte er als Grundriss für das kleine Gotteshaus ein griechisches Kreuz, über dem er einen zentralen Kuppelbau in modifiziertem Renaissancestil erbaute.
19. Minarette an der
Donau:
DIE WIENER MOSCHEE
Am 20. November, dem islamischen Neujahrstag, wurde im Jahr 1979 Wiens erste und bisher einzige Moschee in Anwesenheit von Bundespräsident Rudolf Kirchschläger und Bundeskanzler Bruno Kreisky eröffnet. Zur damaligen Zeit waren die Beziehungen zu den arabischen Ländern intensiv und sehr gut, die Finanzierung des gewaltigen Bauvorhabens durch saudiarabische Financiers war kein Problem. Inzwischen gibt es zahlreiche islamische Gebetshäuser, aber eine zweite Moschee wurde noch nicht erbaut. Die Moschee wurde aber nicht errichtet, um die gegenseitigen guten Beziehungen unter Beweis zu stellen oder um eine Anerkennung der islamischen Religionsgemeinschaft herbeizuführen. Denn die war schon in der k. u. k. Monarchie 1912 erfolgt, als man dem Umstand, dass nach der Annexion von Bosnien-Herzegowina eine beträchtliche muslimische Bevölkerungsgruppe zum Vielvölkerstaat gekommen war, Rechnung trug.
Der Grund für die Errichtung der Moschee 1979 – übrigens durch einen österreichischen Baumeister, der mit diesem Projekt hohes Prestige und einen ständigen Platz in der ORF-Society-Sendung „Seitenblicke“ gewann – war der ständige Anstieg der islamischen Bevölkerung in Wien. Es waren dies die Jahre des Gastarbeiterzustroms aus den Balkanländern und aus der Türkei. 1971 zählte man nur etwa 5.800 muslimische Glaubensangehörige in Wien, bei der Volkszählung 2001 waren es bereits mehr als 121.000. Das entspricht einem Bevölkerungsanteil von 7,8 Prozent. In ganz Österreich bilden die Muslime inzwischen die drittgrößte Religionsgemeinschaft – nach den Katholiken und den beiden protestantischen Bekenntnissen.
Inzwischen ruft in Wien dreimal täglich der Muezzin zum Gebet, was bereits zu Protesten der benachbarten Bevölkerung führte, mit dem Ergebnis, dass die Lautsprecher leiser gestellt wurden.
Das Islamische Zentrum an der Donau umfasst die Moschee mit einem 32 Meter hohen Minarett, eine Bibliothek, eine Koranschule und eine Mehrzweckhalle. Bis zu 1.500 Gläubige finden sich jeden Freitag zum Gebet ein. Zusätzlich gibt es in Wien 40 andere islamische Gebetsstätten, keine davon kann jedoch mehr als 500 Gläubige aufnehmen. Eine weitere Moschee wäre nötig, doch es fehlen die entsprechenden Geldgeber. Seit März 2009 besteht in der Moschee auch ein „Institut für interkulturelle Islamforschung“. Ein islamischer Friedhof, der erst kürzlich in Liesing angelegt wurde, ist der erste seiner Art in Österreich. 2010 soll ein zweiter im Vorarlberger Altach folgen.
1210 Wien, Bruckhaufen (U6)
20. Der Bildhauer als
Architekt:
DIE KIRCHE ZUR HL. DREIFALTIGKEIT
(WOTRUBA-KIRCHE)
Der ungewöhnliche Kirchenbau auf dem Maurer Georgenberg entspringt der Idee einer religiösen und sehr tatkräftigen Frau: Margarethe Ottillinger konnte auf ein Leben voller Höhen und Tiefen zurückblicken. Schon in sehr jungen Jahren durchlief sie eine großartige Karriere in der Wirtschaftsbürokratie. Als erste Frau in Österreich erreichte sie den Rang einer Sektionsleiterin im Bundesministerium für Vermögensschutz und Wirtschaftsplanung, und ihrem unermüdlichen Wirken sind entscheidende Weichenstellungen für Österreichs Wirtschaft nach 1945 zu verdanken. Gleichsam auf dem Höhepunkt ihrer beruflichen Laufbahn wurde sie am 5. November 1948 von russischen Besatzungssoldaten an der berüchtigten Ennsbrücke aus dem Autokonvoi von Minister Peter Krauland,