Opak. Matthias Falke. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Matthias Falke
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783957770486
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      »Er hat gesagt, er will das Ding fertigmachen.« Evchenwarf den anderen einen unguten Blick zu.

      »Da ist er. Gus!« Carlssen hatte den Techniker im äußeren Bereich jenseits der Luftschleuse entdeckt. Er trug einen Raumanzug und einen düsengetriebenen Tornister, mit dem er sich frei außerhalb des Schiffes bewegen konnte.

      »Gus, was machst du da?«

      Die Gestalt auf dem Monitor reagierte nicht, sondern strebte entschlossen dem hinteren Schacht zu, der für personelle Ausstiege ohne Fahrzeuge vorgesehen war.

      »Gus! Mach sofort Meldung!«

      »Er hat seine Kommunikationsautomatik abgeschaltet; er kann uns weder hören noch mit uns sprechen.« Theresa versuchte, das Programm zu aktivieren, das in Notfällen den Kontakt zu handlungsunfähigen Astronauten ermöglichte. »Er hat den Empfänger manipuliert. Ich kann seine Blockade nicht durchbrechen.«

      »Er wird sich etwas antun!« Groenewold hatte sich an Silesio gehängt, der als Letzter die Brücke betrat und mühsam versuchte, die Situation zu erfassen.

      »Verdammt noch mal, was hat er vor?« Carlssen verfolgte, wie Gus schwerfällig den Schacht erkletterte. Er hatte einen armlangen Gegenstand dabei, den er jetzt an einer Schnalle seines Anzugs befestigte.

      »Er blockiert die Kommunikation.« Theresa warf einen illusionslosen Blick zu Silesio hinüber, der sich an der Automatik zu schaffen machte.

      »Aber er steht in Kontakt mit dem Hauptcomputer.« Silesio hatte die Benutzeroberfläche verlassen und betrachtete interessiert die kilometerlangen Directorys, die auf seinem schwarzen Schirm herunterratterten.

      »Was macht er jetzt?« Groenewold beugte sich über Theresa. Die Erste Offizierin schaltete auf die Außenkameras um, die die Backbordansicht der Dorset zeigten. Die Luke des hinteren Schachtes wurde geöffnet. Gus stieß sich hinaus und schwebte einige Meter vom Schiff weg. Dann zündete er das Triebwerk auf seinem Rücken und beschleunigte rasch in einer weiten Kurve.

      »Er will zum Opak!« Theresas Stimme hatte den hysterischen Klang einer Mutter, die um ihr Kind fürchtet.

      »Sonst ist ja auch nicht sehr viel los hier draußen.« Carlssen fügte sich in sein Schicksal der Untätigkeit und sah harmlos zu, wie Silesio sich durch die virtuellen Innereien der zentralen Automatik wühlte.

      »Um Himmels willen, es wird etwas Schreckliches geschehen!« Groenewold plumpste auf einen freien Sessel und starrte ergeben vor sich hin.

      »Er ist in Kontakt mit dem Bordcomputer.« Silesio sprach leise durch die konzentrierten Zähne. »Er lässt sich permanent irgendetwas überspielen.«

      »Er ist fast da.« Theresa hatte Gus auf seiner zielbewussten Flugbahn mit dem Zoom der Außenkamera verfolgt.

      »Was hat er da bei sich?«

      »Geh mal näher ran.«

      »Dieses Ding da, oberhalb seiner rechten Hüfte.«

      »Er wird es attackieren und es wird ihn verschlingen.«

      »Da ist nichts, Groenewold, was er attackieren könnte. Geh noch dichter dran!«

      »Siehst du es, dieses lange schwarze … Scheiße!«

      »Er hat den Kilowattlaser! Automatik: Backbordabschirmung auf höchste Leistung. Wenn er mit dem Ding herumfuchtelt, macht er uns hässliche Löcher in die Außenhaut.«

      »Vielleicht kann ich seine Blockade überlagern.« Silesio grub sich ungerührt in den Softwaresalat ein. Auf den Monitoren hatte Gus seinen Antrieb gedrosselt und leicht gegengesteuert. Er bremste ab und löste den schwarzen Zylinder von seinem Hüftgurt.

      »Er will es pulverisieren, der Idiot!«

      »Theresa, ich vermute, bis du mit dem Shuttle draußen bist, ist es zu spät. Können wir eine Drohne an ihn heransteuern, dass sie ihm einen Klaps auf den Hinterkopf gibt?«

      »Momang.«

      »Jetzt!« Silesio klang freudig erregt. »Er ist raffinierter, als ich dachte. Er lässt sich die aktuellen Erfassungsdaten auf das Visier projizieren. So kann er es sehen, auch wenn er es nicht so wie Theresa sieht.«

      »Schlaues Kerlchen. Das muss ihn einige Nachtarbeit gekostet haben.«

      »Oh Gott, er wird uns alle umbringen!« Evchen starrte auf den Videoschirm. Gus hatte sich mit kurzen, magnesiumblau aufblitzenden Triebwerksstößen einige Meter vorwärts geschoben. Jetzt hob er den ausmontierten Laser und stellte etwas an einem seitlichen Schalter ein.

      »Das Ding braucht zwanzig Sekunden zum Aufheizen, so lange haben wir noch Zeit. Silesio?«

      »Gleich hab ich ihn.«

      Ein mehrmaliges Krachen in den Lautsprechern, das nicht nur Groenewold zusammenschrecken ließ, ging in lautes Keuchen und Stöhnen über. Gus schien verbissen vor sich hin zu sprechen. Fetzen wie »Scheißding« und »Ins All blasen« waren zu hören. Der Ingenieur fühlte sich »seit Monaten terrorisiert«.

      »Kann er uns hören?« Carlssen wartete das indifferente Kopfnicken seines Chefprogrammierers nicht ab. »Gus! Ich wünsche sofortige Meldung!«

      Der Astronaut, der vor den Weiten des leeren Raumes mit der Bedienung des zylindrischen Gerätes kämpfte, hielt inne.

      »Ingenieur der Dorset, ich befehle Ihnen, Meldung zu machen und an Bord zurückzukehren!«

      »Lasst mich bloß in Ruhe!« Jetzt war die verzerrte Stimme deutlich zu vernehmen. »Ihr könnt mich alle am Arsch lecken.« Er wandte sich wieder dem Laser zu und hob ihn auf Brusthöhe. Obwohl das Gerät schwerelos war, handhabte er es, als wäre es von großem Gewicht.

      »Kannst du diese Projektion unterbinden? Vielleicht hält ihn das auf.«

      »Bin schon dabei.«

      Die Alarmanlage jaulte wieder auf. Theresa zuckte zusammen, fasste sich aber und aktivierte den Monitor, der hektisch um Aufmerksamkeit blinkte.

      »Was ist passiert?«

      »Er hat gefeuert. Eine der Drohnen hat den Lichtblitz registriert.«

      »Modul III/2, um genau zu sein.« Theresa vergrößerte die Anzeige. »Er ist durchgedreht. Er knallt im luftleeren Raum rum.«

      »So, jetzt müsste der Datenfluss unterbrochen sein.« Silesio ließ seinen Schirm wieder auf die normale Oberfläche zurückspringen.

      »Scheiße!«, hörte man aus den Lautsprechern. »Ihr Schweine … werd euch …« Dann erstickte seine Wut in einem Gurgeln.

      »Er hat den Laser auf höchster Leistung. Ich kann ihn über die Außensensoren abtasten.«

      »Ingenieur der Dorset!« Carlssen versuchte es emotionslos weiter. »Dies ist ein Befehl.«

      Und sie erschraken doch und sahen von ihren Monitoren auf. Eine lautlose, permanganatfarbene Explosion glühte in der Nacht des entweihten Himmel auf. Ein fahl umzackter Blitz, der zu kalten Funken verrieselte.

      »Was war das?«

      »Er hat eine der Drohnen getroffen, Modul III/3.«

      »Vermutlich reiner Zufall. Er kann es ja nicht einmal sehen.«

      »Carlssen, unternimm was! Wir müssen dieses wahnwitzige blindwütige Geballere beenden.«

      Theresa hatte jeglichen Humor verloren und sah besorgt zur Backbordscheibe hinaus. Wo man das im luftleeren Raum unsichtbare Lasergemetzel nicht vermutete. Aber plötzlich ging es sehr schnell. Über die Lautsprecher hörte man ein animalisches Keifen. »Kugel in der … Stein …« Sein ergebnisloser Grimm schien mit Gus durchzugehen. Er zündete sein Tornistertriebwerk und stürzte sich mitten in das reglose Opak hinein, wie wild aus der schweren Laserwaffe um sich feuernd. Dann verlor er die Kontrolle und überschlug sich. Für einen Sekundenbruchteil erfüllte tiefrotes Rubinlicht die Brücke, als ein Strahlenbündel an der Abschirmung des Schiffes detonierte und