In dem oben angeführten Beispiel ist sehr deutlich das Prinzip Vorbild/Gegenbild erkennbar. Der gut geschulte Zeuge Jehovas kann nicht anders als für sich die Aufforderung abzuleiten, mit vermehrtem Predigteinsatz Gott zu preisen. Es gibt kein Limit nach oben. Wer schon sehr viel tut, wird daraus ableiten: Ich muss noch mehr tun.
Die Manipulation besteht in der Verhaltenskontrolle durch das Prinzip Belohnen und Bestrafen. Es wird gelehrt, dass man sich die Belohnung verdienen muss.
„An unserem Einsatz im Predigtwerk zeigt sich, wie sehr wir Jehova lieben und wie viel uns daran liegt, dass er sich über uns freut. […] Gehörst auch du zu denen, die Gott solche annehmbaren Opfer darbringen? Falls noch nicht, dann lass dich bitte anspornen, die nötigen Voraussetzungen zu erfüllen, damit du Jehova öffentlich preisen kannst. Treibt dich dein Glaube dazu an, mit dem Predigen der guten Botschaft zu beginnen, wird dein Opfer Jehova ‚mehr gefallen als ein Stier’. […] Die Freude, die du dann empfindest, wird mit nichts zu vergleichen sein. Jehova wird jeden Gerechten segnen.“
Immer wieder wird dies wiederholt, um es tief ins Unterbewusstsein zu verankern. Der Einsatz im Predigtwerk ist ein Liebesbeweis. Man kann den Widerspruch nicht auflösen. Liebe als Emotion kann man nicht beweisen, nur fühlen. Niemand könnte vor Gericht „Liebe“ als „Beweismittel“ vorlegen, um eine Schuld oder Unschuld zu beweisen.
Gleichzeitig verwirrt die Darstellung, dass wir für die unverdiente Güte, die wir geschenkt bekommen, eine Gegengabe bringen müssen. Wir wären das unsererseits schuldig und zwar „freiwillig“ und „freudig“ zu predigen. Eine wirklich unauflösbare, gegensätzliche Botschaft, die einfach deshalb geglaubt wird, weil man keine andere Lösung dafür findet.
Manipulation durch paradoxe Aussagen oder widersprüchliche Botschaften. Sie sind nicht aufzulösen. Sie bewirken, dass unser Unterbewusstsein aufhört nach einer Lösung zu suchen und sich der Anweisung der Leitung unterwirft. (Antrainierte Hilflosigkeit)
[…] „Es war der Teufel, der Eva damals einredete, das wunderbare Leben, das Jehova ihr in Aussicht stellte, sei nichts wert, und sie könne gut auf seine Anerkennung verzichten. Auch heute bombardiert Satan die Menschen mit der Propaganda, Gottes Willen zu tun sei der Mühe nicht wert. Doch Eva und ihr Mann mussten feststellen: Wer Gottes Wohlwollen verliert, verliert sein Leben. Mit derselben bitteren Wahrheit werden bald alle konfrontiert werden, die heute ihrem schlechten Beispiel folgen.“
Manipulation durch Gefühlskontrolle mit der Angst. Eine sehr bedrohliche Formulierung, die sogar Phobien triggern kann. Die Immunisierung erfolgt über die Gedankenstopp-Technik. Kritik, negative Gedanken werden abgeblockt, da sie dem Satan zugeschrieben werden. Alles Positive, Gruppenkonforme kommt angeblich von Gott. Der Dank gebührt auch Gott. Niemand soll sich selbst loben oder wichtig nehmen. Ein gutes Mitglied ist demütig und gehorsam. Es glaubt allen Aussagen der Leitung.
Sublim also die Drohung: Wenn Du Dich nicht auf das ewige Leben freust und auf den Lohn, den Jehova den Predigern gibt (nicht die Wachtturm-Gesellschaft wird die Versprechungen einlösen müssen), dann bist Du mit dem Teufel im Bunde. Zur Sicherheit wird jetzt noch eine Drohbotschaft angehängt.
„Menschen, die seine Anerkennung haben, überlässt er nie sich selbst, das beweisen auch unzählige Erlebnisse von Zeugen Jehovas unserer Zeit (Ps.34 : 6,7, 17_79). 22 Sehr bald wird Gottes Gerichtstag, ‚über alle die kommen, die auf der ganzen Erdoberfläche wohnen’. (Luk. 21 : 34, 35). Niemand kann ihm entkommen. Kein Reichtum und kein Komfort wird dann auch nur annähernd so wertvoll sein wie die Einladung des von Gott eingesetzten Richters: ‚Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet worden seid, erbt das Königreich, das … für euch bereitet ist.’. (Mat. 25 : 34).“
Wer so ausreichend in seinem Unterbewusstsein die Drohbotschaften gespeichert hat und nun auch noch den Hinweis bekommt, dass „sehr bald“ Gottes Gerichtstag kommt, wird sich vielleicht auch dazu veranlasst fühlen, Häuser zu verkaufen, eine Karriere zu beenden oder eine Lebensversicherung vorzeitig zu kündigen, um das zu tun, was eine Leitende Körperschaft als Gottes Willen darstellt.
„Wir kennen bestimmt das gute Gefühl, das sich einstellt, wenn man das Richtige tut.“
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