Als ich Louie das nächste Mal besuchte, war ich gefühlsmäßig in einer besseren Verfassung und es ging wieder vorwärts in meinem Leben. Zu dieser Zeit war Louies Mensch nicht da und so konnten wir klarer und ungestörter kommunizieren. Ich fragte ihn, wie er sich fühle und er antwortete, dass er aus der Arena herauswolle. Ich legte ihm ein Halfter um und führte ihn den Auffahrtsweg auf und ab, so dass er die Aussicht genießen konnte und frische Kräuter am Wegesrand fraß. Als wir wieder in der Arena angekommen waren, fragte ich ihn, was er als Nächstes tun wolle und er ging zu dem Punkt im Kreis, wo wir normalerweise unsere Arbeit beginnen und machte alleine Achter-Figuren, so als wolle er sagen: „Du hast mich machen lassen, was ich wollte und jetzt ist es Zeit, an die Arbeit zu gehen.“ Begebenheiten wie diese bereichern das Leben, das wir mit unseren Freunden, den Tieren, teilen.
Marta Williams mit ihrer wunderbaren Begabung des intuitiven Zugangs zu den Tieren gibt uns mit diesem Buch eine Möglichkeit, unsere Beziehung zur Tierwelt zu vertiefen. Mit einfachen Worten und leichten Übungen hilft sie uns, eine Verbindung zwischen unserem inneren Wesen und dem Wesen der Tiere herzustellen und führt uns so zu spirituellem Wachstum. Sie bringt Hoffnung und Liebe in unsere Beziehungen zu den Tieren. Seien Sie bei der Lektüre dieses Buches bereit, Ihren Geist und Ihr Herz zu öffnen und lernen Sie so die Sprache der Tiere.
Cheryl Schwartz Tierärztin und Autorin von „Traditionelle Chinesische Medizin für Hunde und Katzen“
Anmerkung der Autorin zum Text
Tiere sind keine unbelebten Objekte, sie besitzen ein Geschlecht, aber welches Geschlechtspronomen sollte ich wählen, wenn beide gemeint sein könnten? Landläufig ist es üblich, im Zweifelsfall das Pronomen „er“ zu benutzen. Ich habe mich bemüht, Tiere nicht zu einem Objekt zu degradieren, indem ich von ihren „Besitzern“ sprach. Den menschlichen Teil einer Tier-Mensch-Beziehung bezeichne ich deshalb als „die Person des Tieres“ oder „die Menschen des Tieres“.
Einleitung
In Beziehung mit Allem sein
Als ich die junge schwarze Mustang Stute Whiskers zum ersten Mal traf, hatte sie vor allem Angst und es war schwer, mit ihr umzugehen. Es war unmöglich sie zu waschen, ihr einen Fliegenschutz am Kopf anzubringen oder sie einfach nur gefahrlos im Stall herumzuführen. Niemand wusste genau, was sie erlebt hatte, doch von ihrem Verhalten her zu urteilen, musste sie grausam misshandelt worden sein. Als ich in der stillen Sprache der Intuition mit ihr sprach, erzählte sie mir ihre Geschichte. Sie zeigte mir Bilder von ihrer Mutter, die von den Männern, die sie beide eingefangen hatten, getötet wurde. Dann sah ich Bilder, wie diese Männer Whiskers ärgerten und verhöhnten, weil sie so verängstigt und verstört reagierte. Ich empfing Gefühle von großer Angst, Einsamkeit und tiefer Trauer über den Verlust ihrer Mutter. Sie erklärte mir, dass sie Menschen nicht mehr vertrauen könne und ich verstand sehr gut, warum das so war.
Was konnte ich für diese kleine Stute, die so viel Schlimmes von Menschen erfahren hatte, tun? Ich schickte ihr Gefühle der Liebe und Bilder einer möglichen Zukunft, in der sie in Glück und Sicherheit leben konnte. Ich sagte ihr, dass es nicht richtig war, wie sie behandelt worden sei und dass kein Pferd ein solches Verhalten ertragen müsse. Ich versprach ihr, dass sie immer bei ihren jetzigen Menschen bleiben könne und nie mehr schlecht behandelt werden würde. Sie bat um einen neuen Namen und mir fiel der Name „Sadie“ ein und so heißt sie nun.
Sadie brauchte, ähnlich wie ein Mensch in dieser Situation, jemanden, der ihr zuhört, der sie unterstützt und ihr hilft, ihre Zukunft mit Zuversicht zu sehen, so dass sie nach und nach ihre Angst, ihre Trauer und ihren Schmerz loslassen konnte. Erst dann konnte sie den Menschen, die für sie sorgten, erlauben, ihr ein neues Leben anzubieten. Nach unserer Unterhaltung begann Sadie wieder zu vertrauen. Am nächsten Morgen schon durfte ihr Betreuer ihr zum ersten Mal einen Fliegenschutz anlegen. Weil ich gelernt hatte, Sadies Sprache zu sprechen, war es mir möglich, ihr zu helfen - es ist die Sprache der intuitiven Kommunikation, die Sprache allen Lebens.
An dem Tag als Sadie und ich miteinander sprachen, tauschten wir Gedanken, Gefühle und Bilder aus, denn so funktioniert intuitive Kommunikation. Ich verlasse mich vollkommen auf meine Intuition und mein inneres Wissen, wenn ich Informationen auf mentalem Weg sende und empfange. Im Allgemeinen wird der Begriff „Tierkommunikation“ verwendet, um die Fähigkeit der stillen Zwiesprache zu beschreiben. In diesem Buch jedoch wähle ich den Terminus „intuitive Kommunikation“, denn dieser schließt nicht nur die Fähigkeit der Kommunikation mit Tieren ein, sondern bezieht sich auch auf die stille Kommunikation mit allen Lebewesen. Es ist möglich, sich in der Stille mit allem auszutauschen, mit Glühwürmchen und Berglöwen, aber auch mit Flüssen, Bergen, den Elementen und den Kräften der Natur.
Ich weiß, das alles klingt etwas unwahrscheinlich und ich erwarte nicht, dass Sie mir blind Glauben schenken. Doch ich habe schon für mich selbst genügend überprüfbare Beweise vor allem in Anekdoten und Fallbeispielen aus meiner Arbeit mit Tieren zusammengetragen, dass ich von der Existenz dieser Fähigkeit überzeugt bin. Ich habe mir selbst die Realität dieser Kommunikation bewiesen und so hoffe ich, auch Sie zu überzeugen.
Menschen in ursprünglichen Kulturen betrachten intuitive Kommunikation als normales menschliches Verhalten. Tiere, Pflanzen und die besonderen Merkmale einer Landschaft sind für sie wie Verwandte, für sie besitzt jegliche Lebensform Gefühle, Intelligenz, Geist und die Fähigkeit zu kommunizieren. Eine weise Frau des kalifornischen Wintu Stammes verdeutlicht diese Haltung. Sie findet folgende Worte, um die Zerstörung der Natur durch den Goldrausch in Kalifornien zu kommentieren:
Dem weißen Mann war das Land, das Wild oder der Bär gleichgültig. Wenn wir Indianer ein Tier töten, essen wir alles auf. Wenn wir nach Wurzeln graben, machen wir kleine Löcher. Wenn wir Häuser bauen, graben wir kleine Löcher. Wenn wir wegen der Heuschrecken das Gras abbrennen, zerstören wir nicht. Wir schütteln die Eicheln und Pinienkerne von den Bäumen, wir hacken die Bäume nicht ab. Wir verwenden nur totes Holz. Aber die Weißen pflügen den Boden um, reißen die Bäume nieder, sie töten alles. Der Baum sagt: „Nein! Du tust mir weh, verletze mich nicht!“ Aber sie schneiden ihm die Zweige ab und hacken ihn um. Der Geist des Landes hasst die Weißen. Sie schlagen auf die Bäume ein und wühlen sie auf bis zu ihren Wurzeln. Sie sägen die Bäume um, das verletzt sie. Die Indianer verletzen niemals ein anderes Wesen, doch die Weißen zerstören alles. Sie sprengen die Felsen und zerstreuen sie über die Erde. Der Felsen spricht zu ihnen: „ Hört auf damit. Ihr verletzt mich!“ Doch sie beachten ihn nicht. Wenn die Indianer Steine verwenden, nehmen sie nur die kleinen runden für ihre Kochstelle. Wie kann der Geist der Erde den weißen Mann mögen? Überall wo er die Erde berührt hat, ist sie wund.1
Walking Buffalo (Tatanga Mani) vom Stamm der Stoney Indianer in Alberta (Kanada) erhielt seine Schulbildung bei den Weißen, doch er gab seine enge Beziehung zur Natur niemals auf. Im Alter von 87 Jahren hielt er Ende der 1960er Jahre eine Rede, in der er seine Fähigkeit, mit Bäumen zu sprechen, beschrieb:
Wussten Sie, dass Bäume reden? Sie tun es wirklich. Sie unterhalten sich untereinander und sie sprechen auch mit Ihnen, wenn Sie zuhören. Das Problem ist nur, die Weißen hören nicht zu. Sie haben niemals gelernt, den Indianern zuzuhören und so nehme ich an, dass sie auch anderen Stimmen der Natur nicht zuhören werden. Aber ich habe sehr viel von den Bäumen gelernt, manchmal etwas über das Wetter, manchmal über die Tiere und manchmal etwas vom Großen Geist.2
Um Beispiele von Menschen zu finden, die sich auf diese Weise mit der Natur verbinden können, müssen wir nicht in frühere Zeiten zurückgehen. Die Überzeugungen von Walking Buffalo und der weisen Frau der Wintu sind auch in unserer Zeit noch in den Kulturen der Ureinwohner in der ganzen Welt verbreitet. Auch wenn der moderne Mensch sich von der Natur entfremdet hat, scheint diese stille Kommunikation mit anderen Formen des Lebens unser wahres Erbe