Manuka-Honig. Detlef Mix. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Detlef Mix
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Здоровье
Год издания: 0
isbn: 9783948097554
Скачать книгу
noch viele ausgedehnte Gebiete, in denen Manuka völlig unbeeinflusst und somit natürlich biologisch wächst. Wenn die Imker auch noch in der Bienenhaltung ökologisch arbeiten, dann handelt es sich bei dem so gewonnen Manuka-Honig um ein reines Bio-Produkt. Doch auch ohne das Bio-Siegel erhalten Sie ein hervorragendes, natürliches Lebensmittel. Welche Faktoren dazu beitragen, dass daraus ein »aktiver« Manuka-Honig wird, wird derzeit noch eifrig untersucht. Der dafür verantwortliche Wirkstoff im Honig und eine offensichtliche Vorstufe im Nektar sind bereits entdeckt. Welche Standortbedingungen, genetischen Besonderheiten oder klimatischen Stressfaktoren den Manukastrauch zur Anreicherung dieser Stoffe in seinem Blütennektar veranlassen, ist noch nicht vollends geklärt. Besonders interessant scheint für unternehmerisch denkende Wissenschaftler, wie man dies gewinnbringend gezielt beeinflussen kann.

      Auf jeden Fall ist Manuka-Honig ein kolossaler Gewinn für die Gesundheit unzähliger Menschen, wie wir noch in den nachfolgenden Kapiteln sehen werden.

       Geöffnete Manukablüte – Einladung an fleißige Nektarsammlerinnen

      Manuka-Honig – ein Breitbandprobiotikum par excellence

      Beim Begriff »Breitband« denken Sie vielleicht zuerst an Ihren Internetanschluss und die Surfgeschwindigkeit, die bei entsprechender Verkabelung erfrischend schnell sein kann. Als »probiotisch« werden Ihnen Joghurtdrinks mit Designerbakterien verkauft, die angeblich Ihr Immunsystem flott machen sollen. Der Ausdruck ist somit durchaus positiv besetzt und wird gern als Gegenpol zu »antibiotisch« benutzt. Als »Breitband-antibiotika« bezeichnet man diejenigen antibakteriellen Arzneimittel, die sich unspezifisch gegen eine Vielzahl verschiedener Krankheitserreger wenden. Dabei müssen Totalausfälle unserer physiologischen Darmflora mit den Nützlingen unter den Bakterien wohl oder übel in Kauf genommen werden.

      Ganz anders verhält sich da unser Manuka-Honig. Er erweist sich auf breiter Front als lebensfördernd, also probiotisch. Dabei unterstützt er körpereigene Prozesse, die für einen gesunden Zellaufbau und ein starkes Immunsystem sorgen. Er hemmt oder beseitigt Schadbakterien, bereinigt das Einsatzgebiet und bremst überschießende Entzündungsreaktionen ab. Seine antimikrobielle Breitbandwirkung richtet sich zwar gegen einige Spezies besonders gründlich, dezimiert andere krankmachende Bakterien aber ebenfalls ausreichend. Dafür, dass ich hierbei eher den Begriff »antimikrobiell«, also gegen Mikroben (Kleinstlebewesen) gerichtet, anstatt »antibakteriell« verwende, gibt es einen guten Grund. Im Gegensatz zu üblichen Antibiotika wirkt Manuka-Honig sogar artenübergreifend, nämlich auch gegen Pilze und Viren. Bei letzterer Aufgabe ist eine Wirkungsverstärkung durch Propolis-beimengung hilfreich.

      Honig wird nachweislich seit Jahrtausenden erfolgreich als Medizin eingesetzt. Das Wissen um seine antimikrobiellen Eigenschaften ist ansatzweise erst etwa hundert Jahre alt. Bakterien, Pilze oder Viren, als Auslöser von Infektionskrankheiten, sind ebenfalls erst seit dem späten neunzehnten Jahrhundert bekannt. 1847 beschrieb Ignaz Semmelweis den Zusammenhang zwischen mangelnder ärztlicher Hygiene und dem Kindbettfieber (Puerperalsepsis), an dem viele Wöchnerinnen erkrankten und verstarben. Semmelweis begrün-dete die Aseptik, eine klinische Vorsichtsmaßnahme, die heute absolut selbstverständlich ist. Er wusch sich vor dem Betreten des Krankenzimmers die Hände mit einer Chlorkalklösung. Semmelweis hatte lediglich eine ungefähre Ahnung von den Ursachen der Wundinfektion, seine Maßnahmen zu deren Vermeidung waren allerdings ein epochaler Fortschritt in der Medizin. Es sollte jedoch noch einige Jahrzehnte dauern, bis sich seine Erkenntnisse auch unter seinen Kollegen durchsetzten. Selbst ein medizinischer Titan wie Rudolf Virchow stellte sich noch 1879 gegen die Lehre Semmelweis. Dessen Auffassung wurde jedoch letztendlich durch die Arbeiten von so großen Forschern wie Robert Koch bestätigt. Für Semmelweis selbst reichte seine Prophylaxe offensichtlich nicht aus. Er verstarb bereits 1865 an einer Sepsis (Blutvergiftung).

      »Seeing is believing« ist ein Paradoxon, von dem auch ernsthafte Wissenschaftler nicht verschont bleiben. Vielleicht hat für sie die Aussage, dass sie nur glauben, was sie auch sehen, sogar besondere Gültigkeit. Bereits der niederländische Naturforscher Antony Leeuwenhoek, der als Pionier der Mikroskopie gilt, fand in seiner Zeit (1632–1723) Hinweise auf das Vorhandensein von Mikroben. Louis Pasteur gelang erst 1857 der Nachweis, dass Fermentationsprozesse durch Mikroorganismen verursacht werden, welche durch Hitzeanwendung (Pasteurisierung) abgetötet werden können.

      Was Medizinkundige oder unsere Vorfahren allgemein schon vor vielen Jahrhunderten veranlasste, Honig auf Wunden zu schmieren, können wir nur erahnen. Wir wissen, dass man beispielsweise im alten Ägypten manchmal recht eigenartige Mixturen aus Schlamm und sogar Exkrementen verwendete, über die wir heute zumindest die Nase rümpfen, wenn uns nicht gar das schiere Entsetzen packt. Irgendwer muss dann wohl seinem Forscherdrang gefolgt sein und einfach mal Honig statt Schlamm benutzt haben. Und siehe da, die Heilung erfolgte offensichtlich ungehindert und erstaunlich schnell. Die Entdecker der heilenden Wirkung von Honig haben zum Glück ihre Erkenntnis nicht für sich behalten, und deren Anwendung kam unzähligen Menschen und vielleicht auch Tieren im Laufe der Jahrtausende zugute, ohne dass man erst eingehende wissenschaftliche Studien abgewartet hätte. Davon profitieren wir noch heute. »Verachtet keine empirischen Wahrheiten«, ermahnte der berühmte Wissenschaftler Martin H. Fischer seine Kollegen, »vieles funktioniert in der Praxis, für das es keinen Laborbeweis gibt.« Doch wenn unsere Wissenschaftsgläubigkeit schon so weit geht, dass wir alle Praxisbeweise ignorieren, solange sie nicht durch endlose Laboruntersuchungen und Doppelblindstudien belegt wurden, dann haben wir, wenn es um die Heilkraft des Honigs geht, keine Entschuldigung mehr. Das, was seit ewigen Zeiten empirisch bewiesen ist, wurde durch die Honigforschung eindrucksvoll bestätigt. Wahrscheinlich sind heute die meisten antimikrobiellen Wirkmechanismen von Honigen entschlüsselt. Die dafür maßgeblich verantwortlichen Wirkstoffe werden Inhibine (Hemmstoffe) genannt. Auf einige werde ich im Folgenden näher eingehen. Als Erstes wäre da der osmotische Effekt zu nennen.

      Honig besteht zum überwiegenden Teil aus Zucker, und zwar hauptsächlich aus Glukose (Traubenzucker) und Fruktose (Fruchtzucker) sowie aus diversen anderen Zuckern. Honige mit hohem Glukoseanteil sind cremig bis fest, Honige mit hohem Fruktosegehalt bleiben dagegen lange flüssig. Honig enthält zudem Wasser. Im reifen Honig ist der Wasseranteil unter 20 Prozent. Wir haben es also hier mit einer extrem gesättigten Zuckerlösung zu tun. Bakterien benötigen Wasser, um sich zu vermehren und zu überleben. In reifem Honig können sich keine Mikroorganismen vermehren. Honig entzieht ihnen dieses Überlebenselixier. Nur in stark wasserhaltigem Honig können sich beispielsweise Hefepilze halten, die zu einer Fermentation führen können, was lediglich im Fall der Metproduktion wünschenswert wäre.

      Osmose bewirkt auch, dass Lymphflüssigkeit zu den Zellen in einem Wundareal gezogen wird. Dies unterstützt die Wundtoilette und die rasche Entsorgung der anfallenden Zelltrümmer. Ein feuchtes Wundklima hat zudem den Vorteil, dass eine Verletzung sich nicht lediglich oberflächlich verschließt, während darunter weiter ein entzündlicher Prozess schwelt. Darüber hinaus verklebt der Verband nicht mit dem Granulationsgewebe, so dass ein Verbandswechsel kaum Schmerzen und keine Verzögerung des Heilungsprozesses verursacht.

      Osmolarität ist ein Faktor, der zu den antibakteriellen Eigenschaften des Honigs beiträgt, jedoch erklärt sie nicht, wieso Honig dabei anderem Zucker deutlich überlegen ist.

      Die Eigenschaft des Honigs, Wasser zu ziehen, zum Beispiel aus Wundflüssigkeit (Wundexsudat), bewirkt bei den meisten Honigen, dass das in ihnen enthaltene Enzym Glucose-Oxidase eine chemische Reaktion auslöst.

      Auf