Manuka-Honig. Detlef Mix. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Detlef Mix
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Здоровье
Год издания: 0
isbn: 9783948097554
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dass Kapitän Cook auch Botaniker wie den Naturforscher Sir Joseph Banks an Bord hatte. Auch in Australien lernten Cook und Banks einen Teebaum (Mela-leuca alternifolia) kennen und schätzen. Banks nahm einige Exemplare davon mit nach Hause, und das daraus gewonnene Teebaumöl soll sie fortan auf ihren Reisen begleitet haben. Bei einer späteren Expedition hatte Cook den Botaniker Reinhold Forster und dessen Sohn Georg mit an Bord. Da Kapitän Cook dieses Mal auf einen längeren Aufenthalt eingerichtet war, konnte Forster sich entsprechend ausgiebig mit der Manukapflanze beschäftigten. Während Cook ihr den überaus originellen Namen »tea tree« (Teebaum) gab, verpasste Forster ihr einen ordentlichen botanischen, also lateinischen Namen: Leptospermum scoparium. Scoparium heißt übrigens besenartig, und wer das Gestrüpp in seiner typischen Wuchsform gesehen hat, wird das verstehen. Ebenfalls Leptospermum wurde zunächst auch der Kanukastrauch getauft, nämlich Leptospermum ericoides. Später stellte sich wohl heraus, dass die Verwandtschaft doch nicht so eng ist, und heute trägt Kanuka den botanischen Namen Kunzea ericoides. Die beiden sehen sich schon ziemlich ähnlich und werden dementsprechend häufig verwechselt. Kanuka wird ebenfalls als Teepflanze und Öllieferant genutzt. Dass der Engländer Cook einen Ersatz für seinen geliebten indisch-ceylonesischen Tee zu schätzen wusste, spiegelt sich in folgender Aussage wider, die er selbst niederschrieb: »[…] die Blätter gebrauchten viele von uns als Tee, der einen sehr angenehmen bitteren Geschmack und aromatischen Duft hat, wenn er aus frischen Blättern zubereitet wurde, jedoch etwas von beidem verliert, wenn die Blätter getrocknet wurden. Wenn der Aufguss stark gemacht wurde, erwies er sich für einige als Brechmittel, in gleicher Weise wie grüner Tee.« Mittlerweile hat man wohl schon ein Verfahren gefunden, um Geschmack und Duft für längere Zeit zu konservieren.

       Schnitzkunst der Ureinwohner

       Manuka ist eine sogenannte Pionierpflanze

      Sie haben sicher bereits gemerkt, dass ich vorzugsweise vom Manukastrauch und nicht so sehr vom Manukabaum spreche. Die Manukapflanze gibt es jedoch vom fünf Zentimeter hohen Bodendecker bis zum 15 Meter hohen Baum, meistens als Buschwerk von zwei bis fünf Metern Höhe. Manuka ist eine sogenannte Pionierpflanze, vergleichbar mit unserer Brombeere. Das bedeutet, dass sie am Start ist, wenn Flächen brachliegen. Sobald die Konkurrenz das Feld geräumt hat, beginnt Manuka sich auszubreiten und festzusetzen. Landwirte, die versuchen, dieses zähe »Unkraut« loszuwerden, können ein Lied von seiner schier unausrottbaren Vitalität singen. Ach, was sag ich – seufzen trifft es wohl eher, denn das kleinste im Boden verbliebene Wurzelstück wird erneut austreiben und wuchern. Besonders auf der Nordinsel finden sich ausgedehnte hügelige Flächen, die von einem besenartigen Gestrüpp aus Manuka überzogen sind. Sie verströmen einen angenehm aromatischen Geruch, und während der lang andauernden Blütezeit verwandeln sie die Hügel in ein Meer aus weiß-rosa Blüten. Entscheidend für die Farbintensität der Blüten soll der Chromgehalt des Bodens sein.

      Die Maori brachten als frühe Siedler Pflanzen und Tiere aus ihrer polynesischen Heimat mit. Schließlich will man in der Fremde nicht auf lieb gewonnene Ernährungsgewohnheiten verzichten. Dummerweise standen auch Ratten auf ihrem Speiseplan, die leider eine ziemliche Verwüstung unter der einheimischen Tierwelt anrichteten. Zur Urbarmachung von Ackerland wurde Brandrodung betrieben, und auch nach der späteren Besiedlung durch Europäer wurden beispielsweise die mächtigen Kauriwälder stark gelichtet, da das Kauriholz sehr begehrt für Schiffs- und Hausbau war. Manuka und anderes Buschwerk übernahmen das kahl geschlagene Terrain, das heute einer Vielzahl von Tieren einen adäquaten Lebensraum bietet. Dazu gesellen sich nun auch die Honigbienen, die aus dem Nektar des Manukastrauches einen außergewöhnlich guten Honig produzieren. Die Imker stellen zu diesem Zweck ihre Bienenstöcke in der Nähe der Manukabüsche inmitten einer weitgehend unberührten Natur ab.

      Von den Maori, insbesondere von deren Heilern, den Tohungas, erfuhren die Siedler, die im Gefolge von Cook und Co. nach Neuseeland kamen, von den vielfältigen Möglichkeiten, Manuka zu Heilzwecken zu nutzen. Blätter und auch Samenkapseln wurden als Umschläge bei Verbrennungen, Entzündungen und Insektenstichen angewendet. Als praktisch erwies sich auch die Verfügbarkeit dieser Medizin an vielen Orten, besonders wenn die Maori bei ihren kriegerischen Auseinandersetzungen Verletzungen davon trugen, die an Ort und Stelle aus der Manuka-Apotheke versorgt werden konnten. Aufbereitungen aus der Rinde, den Blättern oder den Samenkapseln finden in Form von Abkochungen und Aufgüssen, zur Inhalation und in Dampfbädern, sowie als Saft oder als Pflanzenasche zur Behandlung von diversen Verdauungsbeschwerden, Erkältungen mit Rachenentzündung und Fieber, Harnwegsinfekten, Rückenbeschwerden und als Beruhigungsmittel Verwendung. Eventuell haben die Ureinwohner sich manches von der einheimischen Fauna abgeschaut. Kakariki (Ziegensittiche) benutzen zum Beispiel die Blätter und Rinde von Manuka und Kanuka, um Parasiten loszuwerden, indem sie diese kauen und verschlucken oder die gekauten Pflanzenteile mit dem Öl ihrer Putzdrüsen vermengen und mit dieser Mischung dann ihr Gefieder behandeln.

      Die Gewinnung des kostbaren ätherischen Öls aus den Manukablättern durch Destillation und die Nutzung des ebenso kostbaren Manuka-Honigs haben die Maori wiederum erst in der Neuzeit dazu gelernt.

      Neuseeland bietet trotz seiner überschaubaren Gesamtfläche, die in etwa der von Japan oder Großbritannien entspricht, ganz unterschiedliche klimatische Bedingungen von gemäßigt bis subtropisch.

      Schneebedeckte Gebirgsketten bilden eine Klimascheide mit ergiebigen Niederschlägen und üppiger Vegetation im Westen und trockenen, weitgehend unbewaldeten Gebieten im Osten.

      Manuka wächst zum einen sehr rasch und zeigt sich zum anderen keinesfalls wählerisch, was die Bodenbeschaffenheit angeht. Die Pflanze gedeiht sowohl auf morastigem Grund als auch auf Geröll und auf trockenen Hügeln. Sie zeigt sich genügsam auf kargem Boden und kann auch Staunässe verkraften. Sie verträgt Schatten genauso wie direkte Sonne. Wenn sie dem zarten Jugendalter entrückt ist, verträgt sie anhaltende Trockenheit genauso wie starke Winde und Frost. Kein Wunder also, dass wir Manuka praktisch überall auf der Nord- und Südinsel wie auch auf Stewart Island antreffen – im Flachland genauso wie bis an die Vegetationsgrenze in knapp 1400 Metern Höhe.

       Manukasträucher wachsen überall auf der Nord- und Südinsel

      In wissenschaftlichen Veröffentlichungen wurde eine besondere Variante des Manuka-Teebaums beschrieben, die fast ausschließlich in der Ostkap-Region der Nordinsel wächst, und deren Öl beachtliche antibakterielle und antimykotische Eigenschaften besitzt. Genauso gibt es Überlegungen bezüglich der antimikrobiellen Eigenschaften von Manuka-Honig. Da der Hauptwirkstoff von der Pflanze und nicht von der Biene gebildet wird, liegt die Vermutung nahe, dass die Sorte und die Standortbeschaffenheit darüber entscheiden, ob die Bienen daraus einen »aktiven« oder nur einen wohlschmeckenden Honig herstellen. Schon in den 1990er-Jahren gab es Bestrebungen der neuseeländischen Regierung, den Anbau von Manuka durch Fördergelder anzukurbeln. Aufgrund der ständig steigenden weltweiten Nachfrage gibt es mittlerweile erste Plantagen.

      Selbst wenn Manuka in großem Stil angebaut werden sollte, könnte man auf konventionellen Pflanzenschutz verzichten, da die Pflanze die Stoffe, die auch wir zur Bekämpfung von Bakterien, Viren oder Pilzen nutzen, ja zu ihrem eigenen Schutz produziert. Der bei der Ölgewinnung anfallende Trester wird, als Mulch verwendet, wieder in den natürlichen Kreislauf eingebracht und dient so zusätzlich als Dünger. Eventuell standortabhängig können Manukasträucher von einem spezifischen Mehltau befallen werden, den man an einem rußigen Belag erkennt und der die Pflanze erheblich schädigen kann.

      Neuseeland hat knapp 5 Millionen Einwohner, von denen allein 1,5 Millionen im Großraum Auckland leben. Verteilt auf eine Gesamtfläche von circa 270 000 Quadratkilometern,