Das Apophenion. Peter J Carroll. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Peter J Carroll
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Философия
Год издания: 0
isbn: 9783944180342
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die sich auf das beziehen, was sie „sind“, in einem Fehlschlag.

      Bestenfalls können wir darauf hoffen, sie auf der Basis zu beschreiben, was sie unserer Meinung nach getan haben und was wir erwarten, dass sie tun werden. Wird strikte Logik angewendet, so gilt das für jedes einzelne Phänomen im Universum.

      Die Annahme, ein Elektron müsse entweder eine Welle oder ein Teilchen „sein“, ja dass es überhaupt irgendetwas „sein“ müsse, verhindert jedes Verständnis für Quantenphysik.

      Das Konzept des „Seins“ impliziert in einem Phänomen eine Art metaphysische Essenz oder Qualität, die eine gewisse Unabhängigkeit von seinem Tun aufweist, wie wir es beobachten können.

      Diese Dualität zwischen Sein und Tun führt direkt zum Irrtum des Dualismus zwischen Körper und Geist, der fast allen Religionen zugrunde liegt. Und sie führt auch zum Dualismus zwischen Geist und Materie oder Geist und Körper, was zu unlösbaren, dabei aber zugleich auch völlig illusionären Problemen und Paradoxien in der Philosophie, der Psychologie und unseren Vorstellungen über Bewusstsein geführt hat.

      Und so ermuntert die auf den ersten Blick harmlose Idee des „Seins“ zu schlampigem, unrichtigem Denken und zu Vorurteilen. Sie erlaubt es uns, idiotische religiöse Ideen zu erschaffen, die uns von einem wirklichen Verständnis abhalten, wie das Universum funktioniert, und verhindert auch, dass wir uns selbst verstehen.

      Die Sprache strukturiert Gedanken mindestens im gleichen Grad wie sie Gedanken reflektiert. Nur mit allergrößten Schwierigkeiten können wir einen Gedanken formulieren, der ein Konzept beinhaltet, für das uns ein passendes Wort fehlt. Jedes Wort, das man nicht versteht, repräsentiert eine Idee, der man nicht leicht habhaft werden kann. Andererseits können Worte aber auch Konzepten eine großspurige Realität verleihen, die überhaupt keinen Bezug zur realen Welt hat.

      Insbesondere die Satzstruktur bestehend aus Subjekt – Prädikat – Objekt, die im Englischen und in den meisten anderen Sprachen verbreitet ist, verleitet die Anwender dazu in Begriffen zu denken, in denen Subjekte ein getrenntes „Sein“ von dem haben, was sie tun.

      Die Exegese, die in diesem Buch vorgestellt wird, vermeidet den Gebrauch von Worten wie „bin“, „ist“ und „sind“ außer in Anführungszeichen mit dem Zweck der Illustration. Es vermeidet das Wort „war“ aus Gründen, die in Kapitel 5 zum Vorschein kommen.

      Das Aufgeben von „Sein“ in der Sprache und in den Konzepten führt zu einem strikten Monismus, was jede Art von Geist-Materie- oder Körper-Geist-Dualismus eliminiert.

      Wenn wir die Realität von sowohl Geist wie auch Materie oder von Spirituellem und Weltlichem ausdrücken, dann sollten wir dies nur mit Begriffen tun, die beschreiben, was diese Phänomene tatsächlich tun, und nicht, was wir vermuten, dass sie „sind“.

      Wenn wir uns ansehen, welche Art von Ereignissen tatsächlich auftreten, dann stellen wir fest, dass wir nur eine einzige Klasse von Phänomenen brauchen, um ihnen Rechnung zu tragen; und es macht keinen Unterschied, ob wir etwas „spirituell“ oder „geistig“ oder „materiell“ nennen.

      Lasst uns für eine Weile das Spirituelle aus der Argumentation heraushalten, denn es scheint, als habe dieses überhaupt nichts zu tun, außer dass es angeblich als der Geist von mutmaßlich übermenschlichen Wesen agiert.

      Jetzt, wo wir eine Menge darüber wissen, wie der Körper funktioniert, haben wir keinen Grund mehr anzunehmen, dass der Körper aus irgendetwas anderem als Materie besteht. Daher müssen wir nur die Geist-Materie-Dualität in unsere Betrachtungen mit einbeziehen.

      Die meisten Menschen erleben die Aktivitäten des Geistes als etwas, das von den Aktivitäten der Materie völlig getrennt ist, auch wenn unsere Vorfahren und unsere Kindheitsselbste oft keine so rigiden Trennungen vornahmen und das personifizierten, was wir normalerweise als Naturkräfte ansehen.

      Moderne Erwachsene machen das immer noch, indem sie Säugetiere, Vögel und Reptilien weiterhin personifizieren. Viele schließen auch die Insekten in die Kategorie von Phänomenen mit ein, die einen Geist besitzen. Aber die meisten Menschen geben auf, wenn es sich um Ozeane und Berge und Bäume handelt, und sie ordnen diese Phänomene ausschließlich der Materie-Kategorie zu.

      Menschen, die derzeitig über die Natur des Geistes in nicht-theologischen Begriffen theoretisieren, scheinen meistens zu der Schlussfolgerung zu gelangen, dass er entsteht, sobald die biologischen Nervensysteme eine bestimmte Schwelle an Komplexität und Entwicklung überschritten haben. Ein solcher Emergentismus beschreibt den Geist als ein bloßes Epiphänomen der Materie, etwa so wie wir Regenbögen als überraschende Nebeneffekte der planetaren Wetterlage beschreiben können. Darwins Theorie von der Evolution der Arten hat der Idee des Emergentismus beträchtliche Unterstützung geliefert, da sie eine allmähliche Zunahme an Komplexität zeigt, die als Resultat zu Wesen führte, die denken, dass sie einen Geist hätten.

      Ein radikal anderer Blickwinkel bleibt jedoch möglich. Vielleicht konstituiert der Geist eine fundamentale Eigenschaft von Materie, und jede Materie vollzieht irgendeine Art von geistiger Aktivität; entsprechend sollten wir sie nicht als tot und bewegungslos betrachten.

      In den alten Tagen, als die Denker Angst davor hatten, ihren Atheismus offen zuzugeben, fand die Idee von Materie als belebte Substanz ihren Ausdruck in der Idee des Pantheismus. Für einen Pantheisten konstituiert das Universum selbst den Geist Gottes. Jeder Stern und jedes Atom konstituieren eine Komponente des göttlichen Geistes, der nicht von dem Universum getrennt existiert, das als ein Ganzes wie ein lebendiges Wesen funktioniert. Wir selbst können uns als die Gedanken im Inneren eines Geist-Universums sehen.

      Nach und nach wurde der Theismus aus dem Pantheismus herausgewaschen, und es wurde offensichtlich, dass das Universum nicht so agiert, als wäre sein Geist der eines rachsüchtigen, ältlichen Herren, der eine rigide und autoritäre moralische Agenda verfolgt.

      Die Geist-Materie-Dualität umfasst lediglich eine moralische Unterscheidung. Egal ob das gesamte Universum aus Geist oder ausschließlich aus Materie besteht; für uns gäbe es keine Möglichkeit zu unterscheiden, woraus es wirklich zusammengesetzt ist, denn Geist oder Materie hätten auf eine identische Weise zu agieren, um das Universum zu erzeugen, wie wir es wahrnehmen. Religionen hängen zum größten Teil von der Annahme ab, dass das Universum aus einem guten Geist und böser Materie besteht, und sie erzeugen dann noch mehr Verwirrung in dieser Angelegenheit mit bösen Geistern und einigen akzeptablen Formen von Materie oder zumindest akzeptablen Formen von Verhalten auf materiellen Ebene.

      Wenn also der denkende Pantheist den Theismus aufgeben muss und nach einem strikt monistischen Paradigma zu streben hat, in dem das Spirituelle, das Geistige und die Materie aus den gleichen Phänomenen bestehen – wohin führt uns das? Es führt uns zum Panpsychismus.

      Der Panpsychismus hat eine lange Geschichte. Manche Anthropologen entdecken panpsychische Ideen in animistischen und schamanischen Systemen. Verschiedene Arten von panpsychischen Ideen lassen sich in den Arbeiten vieler Philosophen entdecken: angefangen bei Thales im antiken Griechenland, Cardano und Giordano Bruno in der Renaissance, bis später in den Arbeiten von Spinoza, Leibniz und Schopenhauer und schließlich in den jüngeren Arbeiten von Whitebread1 und Chalmers2.

      Panpsychismus löst das Körper-Geist-Problem auf einen Streich. Wenn Materie ganz natürlich Geist mit einschließt, dann sollte die Gegenwart von Geist im Universum weder überraschen noch ein metaphysisches Paradoxon erschaffen, denn Geist tritt überall auf. Panpsychisten weisen den offensichtlichen Mangel von mentalen Aktivitäten bei Teetassen, Tischen und Stühlen auf der Basis zurück, dass diese entweder so langsam stattfinden, dass wir sie nicht wahrnehmen können, oder dass solche Phänomene ausschließlich auf die mehr oder weniger inkohärente Ansammlung ihrer konstituierenden Teile beschränkt bleibt und deshalb nicht sehr viel mehr mentale Aktivität zeigt, als diese konstituierenden Teile demonstrieren.

      Die Allgegenwart des Geistes, die von diesen Philosophen vorgeschlagen wurde, fand allerdings nicht den Gefallen von christlichen Theologen, die eine strikte Trennung von Materie