Die neue Heiligsprechung der Natur
Mathers autokratische Ordensführung
Magische Symbolik des Golden Dawn
Dion Fortune und das Innere Licht
Gerald Gardner & die Wiedergeburt des Hexentums im 20. Jahrhundert
Feminismus und die Spiritualität der Göttin
Aleister Crowley und der Ordo Templi Orientis
Pfad der Linken/Pfad der Rechten Hand
Aleister Crowley und das Magick des Neuen Äons
Crowleys Thelemische Offenbarung
Der Argenteum Astrum und Victor Neuburg
Der Aufstieg des Ordo Templi Orientis
Crowleys Schriften zur Sexualmagie
Sexualmagie vor der Zeit des O. T.O
Magie und der Pfad der Linken Hand im Tantra
Transkript eines Gesprächs zwischen Rosaleen Norton und L.J. Murphy
Vorwort
Aus einem Gedicht in The Art of Rosaleen Norton:
I drink living silver in moon-quickened streets,
And star-voices ringing:
All Strangeness is with me
Towering, invisible, changing the Earth.
(Ich trinke lebendes Silber in Mond-belebten Straßen,
und Sternenstimmen klingen:
Alle Andersartigkeit ist mit mir
Hoch aufragend, unsichtbar, die Welt verwandelnd.)
Wir sollten dieses Vorwort stilvoll beginnen. Hier geht es um Kunst; um gute, inspirierende und magische Kunst. Es geht um Rosaleen Norton, eine der wichtigsten Magierinnen des zwanzigsten Jahrhunderts. Doch wie beschreiben wir eine Person, die den meisten Menschen noch nicht einmal als Künstlerin bekannt ist? Es wäre schön, wenn Rosaleen hier selber über ihr Leben sprechen könnte. Sie hätte, um ihr Leben und Werk zu beschreiben, erst einmal eine längere Zeit in der Badewanne verbracht. Nach Sonnenuntergang, oder vielmehr, reichlich spät nach Sonnenuntergang, hätte sie sich in ihrem Kämmerchen vor einem der vielen Pan-Bilder, an denen ihr Herz so hing, niedergesetzt. Pan hat sie ihr Leben lang begleitet. Wir könnten zudem annehmen, dass sie Räucherwerk verbrannt und aus einem stilvollen Gefäß Wein getrunken hätte. Aber vielleicht wäre es auch eine Kaffetasse gewesen, denn für stilvolle Gefäße reichten ihre Finanzen nur selten. Sie hätte sich auf sich selbst besonnen, oder sich selber aufgelöst – doch worauf sie dabei gestoßen wäre, ist schwer zu sagen. Rosaleen Norton verbachte ihr ganzes Leben damit, diesen unergründlich tiefen Brunnen auszuloten. Wenn sie versucht hätte, ihre Persönlichkeit selbst darzustellen, wäre das Ergebnis entschieden schwieriger zu verstehen, als es dieses wundervolle Buch ist. Nevill Drury hat geschafft, was Rosaleen Norton selbst ihr Leben lang unmöglich war. Er hat ihre Persönlichkeit und ihr Werk in immer tieferer und prägnanterer Weise erkundet, bis aus dem multidimensionalen Portrait ein magisches Hologramm entstand, in dem sich nicht nur Rosaleen, sondern auch die Leser spiegeln.
Rosaleen drückte sich auf so vielen Ebenen und auf so viele Weisen aus, dass ihr Selbst, wie auch immer sie es zu einem beliebigen Zeitpunkt ihres Lebens hätte beschreiben wollen, stets über alles hinausging, was sich erkennen, beschreiben und wissen lässt. Doch dort wo Worte versagen, können Bilder erschüttern und erwecken. Die Bilder kommen von ihr – das Erleben ist unsere Sache.
Als ich in den frühen neunziger Jahren ein Exemplar von Nevill Drurys Pan’s Daughter. The Magical World of Rosaleen Norton erhielt, fühlte ich mich zutiefst erschüttert. Mogg Morgan hatte das Buch gerade neu aufgelegt und wollte wissen, was ich davon hielt. Die Frage erschien mir ein wenig sonderbar, denn wenn man auch nur einen kleinen Augenblick die ungeheure Kraft und Inspiration von Rosaleen Nortons Bildern erfühlt, erübrigt sich jeder Kommentar.
Pan’s Daughter ist ein erfrischendes, aber viel zu kurzes Buch. Im Gegensatz zu dem wunderschönen und wesentlich detaillierterem Buch, welches du jetzt in den Händen hältst, umschreibt Rosaleens Leben wie eine flüchtige Skizze. Viele bedeutsame Aspekte von Rosaleens Magie, wie z. B. ihre sexualmagischen Experimente, werden darin kaum erwähnt. Doch es war ein Anfang, ein bedeutender Anfang, und Nevill Drury hat seit dem viel Zeit damit verbracht, Rosaleen Norton weiter zu erforschen. Dem heutigen, deutschsprachigen Leser ist Drury möglicherweise nur wenig bekannt. Schon in den siebziger Jahren gehörte er zu den wichtigsten englischsprachigen Autoren, welche bemüht waren, über das klassische Okkultismus-Denken hinauszugehen und neue Perspektiven zu eröffnen. Damals gab es in Deutschland zum Glück noch eine lebendige Hippiekultur, die sich für die Schriften indischer und chinesischer Mystiker begeisterte, doch über die neuere magische Bewegung war herzlich wenig bekannt. Wenn ich ein paar gute Bücher wollte, musste ich nach London fahren, wo ich dann nächtelang im Regen auf dem Campingplatz hockte, um tagsüber die großartigen