Der Hüter der Sphären. Chris Vandoni. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Chris Vandoni
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783939043737
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Varnowski vor längerer Zeit den Konzern übernommen und Zachary erfahren hatte, dass ein früheres Forschungsprojekt reaktiviert wurde, bei dem außerirdische Nanopartikel erforscht werden sollten, bewarb er sich sofort. Er war einer der Ersten gewesen, der eingeweiht und ins Projekt involviert worden war. In den Nanopartikeln sah er großes Potenzial bezüglich des bevorstehenden Weltuntergangs.

      Nachdem Derek Varnowskis Machenschaften aufgedeckt und er in der Kolonie Tongalen verhaftet worden war, wurde das Projekt erneut eingestellt, die Konzernleitung den Behörden unterstellt und Zachary mit anderen, unbedeutenden Aufgaben betraut.

      Aber Zachary hatte vorgesorgt. Als die ersten Schwierigkeiten auftauchten und Beamte begannen, im Betrieb herumzuschnüffeln, hatte er wichtige Bestandteile des Projekts beiseitegeschafft, ohne dass es jemandem aufgefallen wäre. Dann brauchte Zachary nur noch zu warten. Der Zeitpunkt, an dem er seine Experimente weiterführen konnte, würde kommen.

      Und dieser Zeitpunkt kam schneller, als er erwartet hatte.

      Nach wenigen Monaten wurde eine neue Geschäftsleitung eingesetzt, die das Vertrauen der Regierung besaß. Die Kontrolle durch die Behörden war vorüber.

      In Tuba City, einem kleinen Ort etwa dreihundertfünfzig Kilometer östlich von Las Vegas, in dem vor vielen Jahrzehnten bereits Experimente durchgeführt worden waren, ließ Zachary den unterirdischen Laborkomplex neu einrichten und heimlich das gesamte Material des eingestellten Projekts dorthin verfrachten. Mittlerweile bekleidete er im Konzern eine Führungsposition und konnte seine Untergebenen zur Verschwiegenheit verpflichten. Unter dem Deckmantel eines geheimen Regierungsprojekts ließ er die Forschung und die Experimente an den Nanopartikeln weiterführen. In regelmäßigen Abständen besuchte er die Niederlassung in der Wüste, um den Wissenschaftlern das Gefühl zu geben, dass ihre Arbeit wichtig war.

      Bei seinem jüngsten Besuch schien der entscheidende Moment gekommen zu sein. Ihm war bei seinen letzten Besuchen aufgefallen, dass eine bestimmte Sachbearbeiterin öfter abends länger arbeitete. Auf seine Frage hin, warum sie nicht zeitig nach Hause gehen würde, hatte sie jedes Mal geantwortet, eine dringende Arbeit müsse noch zu Ende gebracht werden.

      Jennifer Rosenberg, eine Frau in den Sechzigern, besaß genau das Pflichtbewusstsein, das viele Menschen vermissen ließen. Dass auch Fürsorge zu ihren Tugenden zählte, hatte sie bewiesen, indem sie ihm bei seinen Besuchen jedes Mal Kaffee und Gebäck brachte.

      An diesem Abend hatte Zachary mit Jennifer jedoch etwas ganz Besonderes vor. Er war davon überzeugt, dass der Zeitpunkt für den ersten richtigen Versuch gekommen war. Um sicherzugehen brauchte er jedoch einen Beweis, den er den Anführern der Sekte präsentieren konnte.

      Einen lebenden Beweis.

      Er wusste, dass seine geplante Aktion illegal war. Und äußerst gefährlich. Doch der Gebäudekomplex mit den unterirdischen Labors, die in verschiedene Schutzzonen unterteilt waren, konnte im Notfall von der Außenwelt völlig abgeriegelt werden. Da seine übliche Arbeit eher theoretischer Natur war, hatte er sich bislang nur in der Zone mit der niedrigsten Sicherheitsstufe aufgehalten. Die Labors, in denen mit den richtigen Partikeln experimentiert wurde, befanden sich in der innersten Zone. Um dahin zu gelangen, musste man insgesamt vier Schleusen passieren. In den letzten beiden Zonen war der Aufenthalt nur in luft- und wasserdichten Schutzanzügen erlaubt.

      Sein ursprünglicher Plan bestand darin, sich zusammen mit Jennifer in die innerste Zone zu begeben. Doch sie besaß keine Autorisierung für diesen Bereich. Also musste er sie von der Notwendigkeit ihrer Assistenz überzeugen.

      »Jennifer?« Leise erschien er in der Tür zu ihrem Büroraum.

      Die Frau fuhr zusammen und starrte ihn an. »Kann ich etwas für Sie tun?« Ein verlegenes Lächeln umspielte ihre Lippen.

      »Nun ja«, begann er unsicher. »Das könnten Sie tatsächlich. Ich müsste in der innersten Zone ein kleines, aber wichtiges Experiment durchführen.«

      »Aber Sie haben doch Zugang zu diesem Bereich.«

      »Das schon. Doch ich kann den Versuch nicht alleine machen, und außer Ihnen ist niemand mehr hier.«

      »Soll ich für Sie jemanden anrufen, der gleich herkommen kann?«

      »Nein, müssen Sie nicht. Das Problem ist, dieser Versuch muss möglichst schnell durchgeführt werden. Bis jemand hier ist, wäre es zu spät.«

      »Sie haben etwas entdeckt?«

      »Ja, so ist es«, log er und versuchte, seinen Unmut über Jennifers Neugierde zu verbergen. »Was ich heute Abend herausgefunden habe, ist von großer Bedeutung. Es muss sofort erprobt werden, weil meine Mitarbeiter heute die Partikel in einen Zustand versetzt haben, der es in ein paar Stunden verunmöglichen würde, mein Experiment durchzuführen.«

      Jennifer schien ihm jedes Wort zu glauben. »Was wollen Sie nun machen?«, fragte sie interessiert.

      »Wenn ich dieses Experiment nicht in den nächsten zwanzig Minuten durchführe, war alles umsonst.«

      »Ich würde Ihnen gern helfen. Aber leider bin ich für die inneren Zonen nicht autorisiert.«

      »Ich könnte Ihnen für heute Abend ausnahmsweise die Erlaubnis geben. Und wir könnten es einfach für uns behalten.«

      Jennifer machte es ihm nicht leicht. Doch dann hörte er endlich die Worte, auf die er so lange gewartet hatte.

      »Wenn das so ist, helfe ich Ihnen natürlich sehr gerne. Welchen Anzug soll ich nehmen?«

      Als sie sich kurz darauf tief unter der Erde in der innersten Zone befanden, begann Zachary mit seiner Arbeit. Er stellte sich vor einen luftdichten Panzerglaskasten und steuerte über die beiden zugehörigen Sticks zwei kleine Roboterarme. Diese zogen aus einem Nebenfach eine mit grauer Flüssigkeit gefüllte Luftdruckampulle heraus, legten sie in einen Edelstahlbehälter und verschlossen diesen. Kurz darauf wurde der Behälter desinfiziert und durch eine kleine Schleuse aus dem Glaskasten geführt. Zachary entnahm ihm die Ampulle und legte sie neben sich auf ein Tablett.

      Eine Weile lang beschäftigte er sich mit verschiedenen, unbedeutenden Dingen und wartete die günstigste Gelegenheit ab.

      Als sich Jennifer von ihm abwandte, griff er blitzschnell zur Ampulle, hob seinen Arm und wollte die Injektion durch den Schutzanzug in ihren Hals schießen. Doch genau in diesem Moment drehte sich Jennifer wieder um. Der Schuss der Druckampulle ging daneben und streifte stattdessen ihren Schutzanzug, auf dem sich sofort ein grauer Fleck bildete, der sich rasch vergrößerte.

      Als die Alarmsirenen losgingen, geriet Zachary in Panik. Er packte Jennifer am Arm und zerrte sie mit sich zur ersten Schleuse. Kaum hatten sie sie passiert, erschütterte die erste Explosion die innerste Zone.

      »Wir müssen sofort raus!« Blitzschnell rannte er, dicht gefolgt von Jennifer, zur Dekontaminationsschleuse, in der beide mit einer trüben Flüssigkeit besprüht wurden.

      »Was ist passiert?«, schrie sie.

      »Eine defekte Ampulle!«, rief er zurück, während ihn das rot blinkende Warnlicht noch nervöser machte.

      Als der Sprühregen aufhörte und Jennifer sich umdrehte, blieb ihm vor Schreck beinahe das Herz stehen. In ihrem Schutzanzug klaffte auf Halshöhe ein Loch. Der Anzug war kontaminiert!

      »Sie müssen sofort den Schutzanzug ablegen!«, brüllte er. »Los! Machen Sie schon! Verlassen Sie auf keinen Fall die Schleuse mit dem Schutzanzug! Legen Sie ihn ab und lassen Sie ihn hier liegen.«

      Jennifer wandte sich von ihm ab und schien die Schleuse verlassen zu wollen. Er hatte nicht den Mut, sie anzufassen und zurückzuhalten.

      »Bleiben Sie stehen und ziehen Sie den Schutzanzug aus!«, rief er noch einmal mit Nachdruck.

      Doch Jennifer beachtete ihn nicht mehr.

      Ich muss sie aufhalten! Sie könnte auch kontaminiert sein!

      Zachary rannte ihr hinterher, packte sie von hinten und achtete darauf, das Loch im Schutzanzug nicht zu berühren. Dann riss er sie zurück. Jennifer stürzte zu Boden.