Der Hüter der Sphären. Chris Vandoni. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Chris Vandoni
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783939043737
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      Chris Vandoni stammt aus dem Tessin, lebt aber seit der Kindheit in der deutschen Schweiz und ist in der IT-Schulung tätig. Der langjährigen Freundschaft mit dem 2005 verstorbenen Perry-Rhodan-Autor Walter Ernsting (Clark Darlton) entsprang die Inspiration zum Schreiben. Erste unveröffentlichte Romane entstanden bereits in den 1980er-Jahren.www.vandoni.ch

      Für meine Mutter

      Marisa Vandoni

      Ein leises, gleichmäßiges und einschläferndes Plätschern erfüllte die Umgebung. Ähnlich eines Echos schien es sich in gleichen Abständen aus verschiedenen Richtungen und in unterschiedlichen Entfernungen zu wiederholen. Es wirkte beinahe hypnotisch, auf jeden Fall entspannend. Eine Idylle zum Ruhen, Vergessen, Abheben. Andere Geräusche, Wind, Vogelgezwitscher, zirpende Insekten, menschliche Stimmen oder Zivilisationslärm, gab es nicht. Ein perfekter Ort, wie er sonst auf der Erde fast nirgends mehr zu finden war.

      Die Ränder der mattblauen Plattformen wurden in gleichbleibenden Abständen von sanften Wellen überspült. Sie verliehen ihnen in regelmäßigen Abständen den Glanz, in dem sich das Licht der Kuppel spiegeln konnte, welches sich auch durch die sanften Wellen auf der glitzernden Wasseroberfläche bemerkbar machte.

      Der Junge saß am Rand einer dieser Plattformen und hielt seine Beine ins temperierte Wasser, dessen Tiefe durch die dunkle Farbe, die sich zwischen dem Glitzern zeigte, nicht auszumachen war. Bedächtig bewegte er seine Füße hin und her und durchbrach dabei das regelmäßige Wellenspiel. Sein schwarzes, leicht gewelltes Haar bedeckte Ohren und Nacken und bildete einen starken Kontrast zu seiner von Geburt an auffallend hellen Haut. Diese hatte nie eine andere Farbe gehabt, da er in seinem bisherigen Leben noch keiner Sonne ausgesetzt gewesen war.

      Über ihm erstreckte sich das leuchtende Firmament, dessen Lichtquelle nicht auszumachen war. Es bestand aus einer Halbkugel aus reiner Energie. In einiger Entfernung stachen spitze, bizarre und ebenfalls blaue Türme in die Höhe und veränderten fortwährend ihre Form. Manche reichten so weit hinauf, dass sie der Kuppel bedrohlich nahe kamen. Im Gegensatz zu den Plattformen besaßen einige von ihnen einen seidenen Glanz. Doch auch dies änderte sich immer wieder. Bei diesen Türmen handelte es sich um gigantische Speicher für Daten, die sich fortwährend veränderten und bearbeitet, analysiert, priorisiert, sortiert, gefiltert und visualisiert wurden. Doch davon hatte kein Mensch Kenntnis. Nicht einmal die Freunde des Jungen, die er in seiner Vergangenheit schon mehrmals hierher eingeladen hatte, wussten davon.

      Für ihn war dieser Anblick nichts Ungewöhnliches. Er lebte seit jeher inmitten dieser Umgebung. Andere Welten kannte er nur aus den Mentalarchiven, aus denen er ständig sein Wissen erweiterte. Dieses Wissen war sein Lebensinhalt, der Sinn seiner Existenz, die er bisher noch nie hinterfragt hatte.

      Das Geräusch eines kurzen, spontanen Atemzugs ließ ihn aufhorchen. Langsam drehte er seinen Kopf nach rechts. Das kleine Mädchen saß mit angezogenen Beinen, die Arme darum geschlungen und das Kinn auf die Knie gestützt unmittelbar neben ihm und starrte mit großen Augen zu ihm herauf.

      »Wer bist du?«, fragte es nach einer Weile. Dem Gesicht entsprang große Neugier. »Und wo bin ich?«

      Bedächtig hob er seine Beine aus dem Wasser und wandte sich dem Mädchen zu. »Mein Name ist Ahen«, antwortete er lächelnd. »Ich habe dich in meine Welt geholt.«

      »Was ist das für eine Welt? So etwas habe ich noch nie gesehen.« Das Mädchen sah nach oben zur Kuppel, dann zu den Türmen.

      »Du befindest dich in einer Sphäre.«

      »Sphäre?« Das Mädchen sah ihn verwirrt an. »Was ist eine Sphäre?«

      »Das ist eine riesige, durchsichtige Kugel mitten im Weltraum.«

      »Wo ist der Weltraum?«, fragte das Mädchen weiter.

      »Weit weg von deiner Heimat.«

      »Auf der anderen Seite der Erde?«

      »Nein, noch viel weiter weg. Außerhalb der Erde.«

      »Und wie komme ich wieder nach Hause?«

      »So, wie du hierhergekommen bist. Ich werde dich zurückbringen.«

      »Ich habe aber gar nicht bemerkt, dass ich hierhergekommen bin. Wie hast du das gemacht?«

      »Das ist eine lange Geschichte. Ich erzähle sie dir ein anderes Mal.«

      Das Mädchen runzelte nachdenklich die Stirn. »Werde ich dich wiedersehen?«

      »Bestimmt wirst du das. Es wird aber noch eine Weile dauern.«

      »Wie lange denn?«

      »Das kann ich dir nicht sagen.«

      »Ich habe bald Geburtstag. Kommst du mich besuchen?«

      »Das geht leider nicht.«

      Wieder schwieg das Mädchen. Nach einer Weile löste es einen Arm von den Beinen und betrachtete seine Handfläche.

      Ahen erkannte eine kleine Narbe am Ansatz des Zeigefingers. »Hast du dich dort geschnitten?«

      »Einmal bin ich gestolpert, habe mein Trinkglas verloren und bin mit der Hand auf eine Scherbe gefallen. Das hat sehr wehgetan.«

      »Das glaube ich dir.«

      »Hast du auch schon mal eine Verletzung gehabt?«

      »Zum Glück nicht.«

      »Du bist nie gestolpert oder hingefallen?«

      »Nein, bisher nie.«

      »Du Glückspilz!«

      Ahen konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Gleichzeitig erinnerte er sich an die vielen Unfälle der Menschen, die er aus den Mentalarchiven kannte.

      »Warum hast du mich hierhergeholt?«, fragte das kleine Mädchen nach einer Weile.

      »Du bist ein ganz besonderer Mensch. Eines Tages wirst du etwas Wichtiges tun müssen.«

      »Was denn?« Das Mädchen streckte seine Beine von sich und berührte mit den Zehenspitzen das Wasser. »Es ist gar nicht kalt.«

      »Ja, es passt sich uns an.«

      »Wie geht das?«

      »Es geschieht einfach.«

      »Du bist komisch.«

      Ahen lachte unwillkürlich und sah das Mädchen eine Weile an. Die Haut war wesentlich dunkler als seine. Das schwarze Haar schien im Glanz des Lichts leicht bläulich zu schimmern.

      »Wann bringst du mich wieder nach Hause?«, fragte das Mädchen und zog die Beine wieder an sich. »Ich langweile mich.«

      »Bald.«

      »Du hast mir immer noch nicht gesagt, warum ich hier bin.«

      »Du würdest es nicht verstehen. Aber vor allem, weil ich dich unbedingt kennenlernen wollte.«

      »Ich will nach Hause.«

      Ahen erhob sich und streckte dem Mädchen die Hand entgegen. »Komm, wir gehen ein Stück.«

      Geschickt balancierte Ahen über einen der unzähligen Stege, welche die vielen