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dieses Bild vor mir, ... Deshalb ging es mir lange nicht gut.

      Aber ich ließ mich nicht unterkriegen, suchte mir neue Hobbys wie „Doppelkopf“ in der „Anger-Crotte“ oder den Chor der Volkssolidarität in der Grunerstraße. Ich war dabei. Aber vor allem tat mir die Arbeit im Garten gut.

      Bis dann in mir wieder der Wunsch aufkam: Mit Hund war das Leben doch eigentlich schön und abwechslungsreich.

      Deshalb schaffte ich mir ein Jahr später wieder einen Dackel an.

      Doch das ist eine neue Geschichte.

      Haase, Isolde

      Geboren 1922 in Leipzig, Deutschland

      Erinnerungen an meine Kindheit

      Es war am 21.12.1922. Vaters Schwester Lotte war aus Braunschweig gekommen, um Mutter zu unterstützen. Damals gab es nur Hausgeburten. Die Hebamme, Frau Bornschein, war schon da und um 11 Uhr war es soweit. „Ein Mädchen“ – und was für ein zerbrechliches, zartes!

      „Das wird es nicht weit schaffen“, meinte die Hebamme zu Tante Lotte … Aber es schaffte die nächsten Tage, Wochen, Monate und viele, viele Jahre.

      Wie weit reicht die Erinnerung zurück?

      Mit 1 ½ ein Foto im Hühnerhof hinterm Haus mit Bruder Hans. Mit etwa 2 Jahren ein Foto mit der Jugend des Hauses Portitzer Straße 2: Irma Schmidt, Erika und Traudel Lange, Heinz Wolff. Vorn saß Dina, des Hauswirts schwarze Hündin, und neben ihr die kleine Isolde, wie immer mit einem weißen Schürzchen bekleidet. Bruder Hans hatte die Masern und musste das Bett hüten. Ich durfte mit Hans spielen. „Die kriegt die Masern sowieso“, meinte der gute, alte Dr. Liebmann, der so oft mit Absicht vergaß, eine Rechnung zu schreiben. Aber Vaters „Soldchen“ war zäh und bekam sie nicht!

      Dina war unser treuer Freund. Er kratzte früh an unserer Wohnungstür (die Spuren sieht man heute noch). Mutti ließ ihn ein. Er kam sofort an mein eisernes Gitterbettchen, stellte die Vorderpfoten auf den Rand und wartete. Wenn es ihm zu lange dauerte, kam ein vorsichtiges „Wuff“, dann aber raus aus den Federn!

      Dina war ein guter Wächter. Kam ein Hausierer, Bettler oder auch ein Straßensänger in den Hof, ging er auf ihn los. Er biss jedoch nicht zu, doch das Hosenbein wurde zerfetzt. Hauswirt Lange hat so manche alte Hose den armen Leuten gegeben.

      Wir Kinder spielten gerne im Hof mit den Bananenkisten von Langes Lebensmittelladen, bauten daraus Schiffe und Häuser. Dina war immer dabei. Alles musste wieder ordentlich aufgeräumt werden. Frau Lange achtete sehr darauf.

      Onkel Walter, Mutters Bruder, wohnte, seit er aus dem ersten Weltkrieg heimgekehrt war, bei uns im großen Zimmer (16 qm). Er fand in Leipzig Arbeit als Werkzeugmacher bei Lampenschneider (Hugo-Schneider-AG) in der Hugo-Schneider-Straße. Der Zuschuss zur Wirtschaftskasse war willkommen und Onkel bei uns Kindern ganz besonders.

      Meine Erinnerung an den dunkelblauen Korbpuppenwagen – ich war etwa 2 Jahre. Hans musste mich suchen. Onkel versteckte mich im Puppenwagen, er packte Kissen darauf. Hans suchte und suchte in jedem Winkel; da musste ich so lachen, dass der Wagen wackelte und schließlich umfiel samt Kind und Kissen. Bei den damals üblichen, großen Rädern war das kein Wunder.

      Unsere lieben Nachbarn waren Vater und Mutter Schumann, unsere Ersatzgroßeltern. Mutter Schumann rief zum Baden in die große Wanne. Der große, kupferne Badeofen wurde immer sonnabends angeheizt, um die Zinkbadewanne mit schönem warmem Wasser zu füllen.

      Soldi kam als Erste dran – großes Theater, denn sie wollte nicht ins Wasser. Aber dann war es so schön – also wieder Theater, weil sie nicht mehr herauswollte.

      Bei allen Feierlichkeiten durften wir Kinder dabei sein und saßen mit in der Runde. Wir bekamen ein winziges Likörglas, darin halb Wasser, halb Erdbeerwein – und stießen mit an. Den schönen, roten Erdbeerwein machte Vater selber. Die großen Glasballons interessierten mich sehr. Mein fachmännisches Urteil lautete „Vater, der Wein kullert immer noch!“ Das waren die Bläschen in dem gebogenen Glasaufsatz durch den großen Korken.

      Mutter Schumann hatte in der Wohnung eine Weißnäherei, die für mich sehr interessant war.

      Es gab Knopflochmaschinen, eine Hohlsaummaschine und weitere, die für mich wunderbar waren, ganz besonders ein Gerät, das die Knöpfe mit Stoff überzog. Schneiderinnen gaben Stoffreste ab; und so wurden Knöpfe in verschiedensten Größen hergestellt. Das Unterteil war ein Metallteil mit Löchern zum Annähen des Knopfes. Darauf wurde das Oberteil mit dem Stoff gepresst. Den Hebel durfte ich sogar manchmal bewegen, zuschlagen.

      Recht gut kann ich mich noch an die Hochzeit von Onkel Walter und Tante Lisbeth erinnern.

      Wir Geschwister streuten Blumen; Hans war 7 und ich 3 Jahre alt. Hans trug einen weißen Matrosenanzug, ich ein weißes Spitzenkleidchen, das Mutti aus Gardinenrestchen genäht hatte. Die Hochzeit fand in der Lutherkirche statt. Ein schönes Bild vom Fotografen ist noch erhalten.

      Nun hieß Tante Lisbeth auf einmal Jacob und nicht mehr Schmidt, wie Vater und Mutter Schmidt, die beiden gütigen Altchen. Alle wohnten in der Alexanderstraße 3 im Hinterhaus, wo Vater seine Schuhmacherwerkstatt in der Küche auf einem Podest am Fenster hatte. Es nahm die halbe Küche ein. Da stand die Ledernähmaschine; er saß auf einem Schemel, hämmerte und nähte. Es roch so gut nach Leder! Unsere Schuhe reparierte er auch und besohlte sie mit dem guten „grünen Leder“, das haltbar war.

      Dann bekamen Onkel und Tante vom Bauverein in Paunsdorf in der Brückwaldstraße eine Wohnung: Stube, Kammer und Küche mit Elektroherd. Tante musste extra einen Kochkursus bei den Stadtwerken besuchen, um zu lernen, wie er zu benutzen war. Im Keller gab es für jede Etage ein Gemeinschaftsbad; das war schon Komfort. Für die Wohnung hatten beide fleißig jeden Monat Geld eingezahlt. Damit waren sie Mitglied des Bauvereins.

      Zum Dorf Sellerhausen gibt es viel zu erzählen. Der Bauer „Luft“ hatte nicht den besten Ruf.

      Es war dort nicht so gepflegt und ordentlich wie bei Zschorns. Beim Stellmacher „Stück“ im Grundstück gab es keinen Bauern mehr, dafür eine Auto-Fahrschule mit Autoreparatur. Unser Vater bekam dort eine schöne, große Werkstatt. Die Bauern hatten ihre Felder auf der Fläche hinter der Rietzschke, dem Flüsschen, das bis zum Stünzer Park floss. Es wurde dort meist Kohl angebaut und auch Milchwirtschaft betrieben.

      Sonntags unternahmen wir mit Onkel und Tante Ausflüge. An manchen Sonntagen spazierten wir zu Schilles Gelände. Dahinter waren Bahnanlagen. Züge fuhren dort nicht mehr; so konnte man herrlich spielen, weil es auch große Sandhaufen gab. Ich spielte im Sand und baute Burgen. Müllers Sohn Günther übte sich indessen im Steine werfen – je weiter, desto besser. Auf einmal traf mich ein großer Stein am Kopf. Ich fasste mit der Hand an die Stelle; es blutete stark. Tante Berta nahm mich schnell auf den Arm und ab ging es zur Pumpe. Dort wurde der Sand aus meiner Kopfwunde gespült und ein Verband angelegt. Ich wurde mit Schokolade getröstet.

      Bei der Schulanmeldung wurde ich vom Direktor, Herrn Dr. Drescher, befragt: „Was ist das?“ Er wies auf eine Schere. Ich wusste es natürlich und zwei weitere Dinge auch. Damit war ich schon schulfähig. Unser guter Papa Lüttich weihte uns in die Anfänge ein. Es gab noch die Schiefertafel, und ich schrieb das „I“ so kräftig, dass es richtig ausgekratzt war. Auch gab es noch den Kasten mit Zahlen und Buchstaben, um damit ein Wort zusammen zu stellen. Papa Lüttich führte uns mit Güte und Verständnis durch die ersten 4 Schuljahre. Schläge gab es keine; aber bei anderen Lehrern waren sie durchaus noch üblich.

      Dann kam im Januar 1933 die Sprachklassenprüfung und am nächsten Tag war ich krank. Der gute Doktor Liebmann behandelte mich. Ich hatte Scharlach. Ich schälte mich wenig, aber die Augen litten. Hans wurde zu Onkel und Tante ausquartiert. Er war ja schon Realschüler in der Lessingschule, einem Realgymnasium