Bestimmt, aber sprechen können wir noch nicht. Warum eigentlich?
Provokativ sage ich mal, wir wissen noch nicht, welche Sprache sie sprechen, die sich Eltern, Oma und Opa und Geschwister nennen. Das kommt später.
Ist nicht dies schon die erste Etappe der Rolltreppe?
Mit der Verniedlichung der Töne oder Sprache wie du du, da da, tüt tüt, schnie schna usw. drücken die anderen aus und wollen uns sagen, dass wir etwas gut gemacht haben, dass wir niedlich sind und so etwas.
Eltern lesen sogar Bücher über Kindererziehung. Leider machen sie oft daraus ein Dogma als Gebrauchsanleitung und verkennen, dass es ein Individuum ist und eine Persönlichkeit, egal wie groß, wie klein oder wie alt.
Es ist der Beginn der Rolltreppe.
Irgendwann können wir diese Rolltreppe verlassen, aussteigen an einer Station. Etwas austesten an dieser Station, bleiben dort oder springen wieder auf die Rolltreppe bis zur nächsten oder übernächsten Station. Bis wir uns bewusst entscheiden.
Dazu gehört auch: Wie definiere ich mein Ego?
Wir haben ja Fragen. Warum stehen wir auf der Erde, wo man uns doch etwas von Gravitation und Erdanziehung erzählt?
Warum können wir nicht fliegen wie die Vögel? Fragen über Fragen. Erst später begreifen wir, dass wir es glauben.
Das sind die 85 Prozent unseres Wissens, dass wir es glauben. Erde ist rund, der Sonnenstrahl braucht acht Minuten, bis er bei uns ist, 2x2 ist 4 usw. usw.
Wir glauben es und fühlen uns schlau.
Der Glaube darf aber nicht zur Unselbständigkeit führen, wie es oft geschieht. Das meine ich mit dem Titel.
Jedenfalls behaupte ich und wir sollten uns sehr bewusst davor hüten und aufpassen, dass, wenn wir am Ende der symbolischen Rolltreppe sind, wir nicht sagen müssen wie Faust bei Goethe:
„Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor“
Das heißt, wenn wir unsere Rolltreppe des Lebens und die Stationen, wo wir aussteigen und danach weiterfahren, nur dazu benützen, um alles Mögliche zu studieren, um volkstümlich genannt schlau zu werden.
Wir müssen nur aufpassen, dass nicht und nie das wahre einfache Leben und das Privatleben an uns vorbei zieht. Dann haben wir etwas falsch gemacht.
Wie oft und eigentlich immer, der Goethe hat uns was zu sagen mit dieser von ihm bewussten Nennung … armer Tor.
Wir müssen es nur richtig begreifen, verarbeiten und Ja sagen zum normalem Leben, unabhängig von der Wissenschaft.
Der Beginn der Reise auf dieser Treppe
Beginnt nicht alles im Kindesalter?
Diese Rolltreppe des Lebens, die sich für uns bewusst anfängt zu bewegen, wenn wir so um die fünf Jahre alt sind. Wir beginnen neugierig auf das Leben zu werden und können abspeichern, welche Eindrücke wir gewinnen.
Wir können denken in Bildern, die Sprache lässt es uns ausdrücken. Beginnen da Probleme?
Ja und nein.
Unsere Gedankenrichtung wird durch die Erwachsenen versucht, in eine Richtung zu lenken. Auch das nennen wir Erziehung, auch wenn es oft pädagogisch, geschichtlich, oft unvernünftig der Grundwerte der Spezies Mensch entgegen steht.
Nehmen wir doch mal an, ein Kind wird in eine Familie geboren, die sich Neturei Karta nennen. Es werden dort viele Kinder geboren.
Ich erläutere, möchte aber auch benennen, dass es ein Extrembeispiel ist!
Man schätzt, dass es 300 Familien sind. Sie wohnen im Stadtviertel Mea Shearim („zu den hundert Toren“) von Jerusalem. Der Führer heißt Amram Blau und ist unbarmherzig gegen sozusagen Abtrünnige.
Welche Chance hat dieses Kind in der Zivilisation? Keine Chance sage ich.
Diese Familien können wir sozusagen mit unserem modernen Verstand zu Geheimbünden, Sekten zählen. Dieses Wort Neturei Karta kommt aus dem aramäischen und bedeutet „Wächter der Stadtmauer“ und ist eigentlich ein Ehrentitel für besonders strenggläubige Israeliten, die den Unverstand der modernen Welt zu einem sozusagen Familiengeheimbund machen.
Diese Naturei Karta wurde 1935 gegründet.
Darum geht es ja eigentlich. Sie erkennen die Regierung Israels nicht an und empfinden alles, was von der Obrigkeit kommt als ungesetzmäßig. Komisch, nicht wahr? Diese Familien nehmen nicht einmal Dokumente des Staates Israel an und weigern sich sogar Unterschriften zu leisten.
Fragen wir uns nicht, wie so etwas geht, wie kann das möglich sein?
Sie bekommen nur Unterstützung von Verwandten aus den USA und sogar von der PLO unter Arafat (alles was gegen Israel ist, erklärt die PLO als gut) was sie so zum Leben brauchen.
Hier wird nun ein Kind hineingeboren.
Die Eltern arbeiten nie, weil der Glaube dahingehend ist, dass sie sehr fest davon überzeugt sind, dass das Reich des Messias kommen wird und sie dürfen nichts anderes tun, als in den heiligen Schriften zu lesen und die Kinder zu „erziehen“, sich zu vertiefen in den Schriften.
Der Talmud (jüdische Schriftenlesung) ist höchstes Gesetz. Seltsam, nicht wahr?
Dieses hineingeborene Kind als Junge darf nichts lernen als die Bibel und den Talmud.
Ein Mädchen darf vor der Verheiratung nie das Haus verlassen.
Wie soll da ein vernünftiges Aufwachsen des Kindes, sogar ein normales Leben wirtschaftlich und sozial möglich sein?
Gut, es ist ein Extrembeispiel einer Lebensart.
Ich nenne es im Tenor, wie abhängig wir sind, wo wir geboren werden. Eine Genlotterie der Menschheit.
Damit meine ich keinesfalls, dass es Unglück bedeutet. Eventuell nur, wie seltsam wir Menschen sind, wie bunt in den Anschauungen und das auch wieder Gott herhalten muss.
Ob ER das weiß?
Hat ER dies gewollt oder gar weg gesehen?
Wir müssen uns aber überlegen, ob und wie wir das eventuell kritisieren. Haben wir überhaupt mit unseren Anschauungen des Westens das Recht dazu? Kritik heißt oft, ich habe da meine Wahrheit, sag du mir, was deine Wahrheit ist?
Aber nie, meine Wahrheit über allem stellen.
Es gibt diese absolute Wahrheit nicht.
Die Welt ist bunt. Jeder hat nur seine Wahrheit.
Da hat der Relativismus recht und wir müssen und sollten es beachten.
Zuhören, nicht absolut verurteilen.
Das meine ich ja mit dem Titel des Buches.
Die Rolltreppe des Lebens bewegt sich hierhin, dahin und auch woanders hin, je nachdem, welche Eltern wir bekommen, die uns in die Welt setzen und wir uns … nie wehren können.
Damit sage ich keinesfalls, dass ich es verurteilen darf. Ich kenne kein Kind aus diesem Familienbund und kann nicht sagen, ist es unglücklich, ist das Kind gar zufrieden, kennt es die andere bunte Welt oder was auch immer.
Ich denke einfach, diese Leute sind so sehr überzeugt, dass sie irgendwie ein Geheimwissen besitzen, dass der Messias doch noch kommt und sozusagen aufräumt.
Also ein Königreich ohne menschliches Zutun und ohne Waffengewalt und hierbei die Grundlage der göttliche Dienst ist.
Seltsam ist jedoch, dass man von … ohne Waffengewalt spricht und dieses Stadtgebiet Mea Shearim in Jerusalem von Taxifahrern gemieden wird, da z. B. am Sabbat (hebr.: der 7. Tag der jüdischen Woche, also Samstag) es des Öfteren vorgekommen ist, das diese Taxis mit Steinen beworfen werden, da es ein sehr strenger religiöser Ruhetag ist. Gefährdet es