M. Dietz-Lenssen
Die »Rotweinstadt« Ingelheim am Rhein und das Weingut J. Neus
F. Ringhoffer / H. Decker / W. Horn
Die Entstehung und Entwicklung des Mainzer Weinsenates
Ausblick in eine neue Weinwelt
S. Fleischer
Von Mainz nach China und wieder zurück – Beobachtungen zu einem neuen Weinmarkt (Interview)
M. Christmann
Die Zukunftsthemen in der Weltweinproduktion
Vorwort
Ein neues Buch über Wein. Es gibt schon viele Bücher zu diesem Thema: Weshalb ein weiteres?
Weil Wein ein unerschöpfliches Thema ist, das viele Aspekte, Zusammenhänge und ständig neue Erkenntnisse umschließt.
Den Herausgebern und Autoren dieses Werkes über Wein ist es wirklich gelungen, viele neue Blickwinkel dieses großen Themas zu erarbeiten und dem interessierten Leser sehr anschaulich zu vermitteln. Der Bogen ist weit gespannt, angefangen bei Geschichte und Religion über Medizin und Weinbau, bis hin zu Weingütern und den Perspektiven für die Zukunft. Dies war nur dadurch möglich, dass sich viele Experten zusammengefunden haben.
Für Freunde des Weins ist es ein sehr in die Tiefe gehendes Werk, für »nur« Weintrinker eine Chance, sich die Welt des Weins zu erschließen: So vielfältig, wie die Welt, Kulturen und Philosophien sind, sind auch die Facetten des Weins.
Der erfahrene Weintrinker kann bei einem Schluck Wein, wenn er die Augen schließt, vor seinem inneren Weinauge aufgrund verschiedener Geschmackskomponenten (verursacht durch Mineralstoffe, Säure, Restsüße, Tannine, Enzyme und vieles mehr) Bilder von Landschaften, Menschen und Gebräuchen erkennen. Er kann außerdem, je nach emotionaler Situation, bei einem Glas Wein Entspannung, Inspiration und Motivation erfahren. Wein trinken kann aber auch immer wieder ein Erlebnis sein. Es führt Menschen zusammen, wirkt Frieden stiftend und stärkt die Gemeinschaft.
In diesem Buch lernt man aber, dass Weinkonsum mit Maß und Vernunft erfolgen muss, damit sich positive gesundheitsfördernde Wirkungen des Weins entfalten können.
Nach der Lektüre des Buches weiß der Leser: Wein ist nicht nur ein Wirtschaftsgut, sondern ein Kulturgut – es spiegelt etwas aus unserer Geschichte und unserer Zeit wider.
Ein lohnenswertes Buch, ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen!
Rainer Brüderle
Einführung
Wo aber der Wein fehlt, stirbt der Reiz des Lebens! Diese Worte des griechischen Tragödiendichters Euripides (* ca. 480 v. Chr.– 406 v. Chr.) geben eine wichtige Lebenserfahrung wieder: Wein war besonders im antiken Griechenland und ist dort noch heute ein wesentlicher Bestandteil des Lebens. Diese auf das Weinland Griechenland bezogene Aussage hat jedoch eine viel breitere Relevanz: Schon vor vielen Jahrtausenden wurde vom Nahen Osten bis China Wein als ein grundlegendes Lebenselixier angebaut und getrunken.
Doch Wein ist nicht nur das wichtigste Getränk der Vergangenheit im Mittelmeerraum, er hat auch eine hohe gegenwärtige Relevanz. Hierbei spielen Mainz und Rheinland-Pfalz eine für Deutschland hervorragende Rolle. Mehr als 60 % des deutschen Weins werden in den rheinland-pfälzischen Anbaugebieten Ahr, Mittelrhein, Mosel, Nahe, Pfalz und Rheinhessen hergestellt. Im Juni 2008 wurde die Stadt Mainz als einzige deutsche Stadt in das internationale »Great Wine Capitals Global Network (GWC)« aufgenommen, einem Zusammenschluss der zehn exklusivsten und bekanntesten Weinbaustädte weltweit. Aber nicht nur deshalb kann Mainz als (heimliche) Weinhauptstadt Deutschlands angesehen werden. Mainz ist auch der Standort bedeutender Weininstitutionen wie des Deutschen Weininstituts, des Deutschen Weinfonds und der Deutschen Weinakademie.
Mit der Gründung des Instituts für Mikrobiologie und Weinforschung an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in den 60er-Jahren wurde auch die akademische Weinforschung in Rheinland-Pfalz etabliert. Einige Hochschullehrer der hiesigen Universität sind auch Mitglieder im Mainzer Weinsenat, der sich besonders gesellschaftlichen und kulturellen Aspekten des Weins widmet.
Die vielfältige und wichtige Bedeutung, die Wein in nahezu allen Bereichen des menschlichen Lebens seit Jahrtausenden spielt, werden an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz in einer Breite untersucht, wie es möglicherweise an keiner anderen wissenschaftlichen Institution weltweit der Fall ist. Dazu wurde vor mehreren Jahren ein interdisziplinärer Arbeitskreis (IAK) »Rebe und Wein« an der Johannes Gutenberg-Universität gegründet, in dem kulturgeschichtlich und önologisch relevante Themen aus so vielfältigen Bereichen wie Archäologie, Archäobotanik, Literatur-, Religions- und Profangeschichte, Theologie, Psychologie, Sprachwissenschaft, Mikrobiologie, Biophysik, Genetik, Chemie, Medizin, Pharmakologie, Recht sowie Wirtschaft bearbeitet werden. Die Ergebnisse wurden in den vergangenen Jahren in jedem Sommersemester in der Vorlesungsreihe »Weinwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz« einem lokalen weininteressierten Publikum vorgestellt. Einige Vorträge wurden 2012 in dem Band »Kulturgut Rebe und Wein«. (Springer-Verlag, Heidelberg) einer breiteren Öffentlichkeit auch außerhalb von Mainz präsentiert.
Wegen des anhaltend großen Interesses haben wir uns entschlossen, weitere Vorträge zum Thema Rebe und Wein in dem vorliegenden Weinbuch herauszugeben. Der Bogen ist auch hier wieder weit gespannt. Die Kulturgeschichte des Weins wird von den ältesten Weinfunden in China über die nahöstlichen und biblischen Referenzen bis hin zum römischen Weinanbau an der Mosel exemplarisch dargestellt. Die drei ausgewählten Regionen sind ausgezeichnete Beispiele für die Geschichte des Weinanbaus in der Antike. Die Bedeutung des Weins hat sich dabei in religiösen und liturgischen Handlungen unterschiedlichster Religionen Asiens und Europas niedergeschlagen. In einem zweiten Abschnitt werden die gesundheitlichen Aspekte des Weins behandelt. Ist Weinkonsum eher gesundheitsgefährdend oder -fördernd? Hier werden aktuelle medizinische Forschungen auf einem allgemein verständlichen Niveau auch für Nichtmediziner präsentiert. Der Weinbau schreitet ständig voran und führt zu völlig neuen Entwicklungen, die von Laien oft nicht wahrgenommen werden (können). Einige Beiträge zur aktuellen Weinforschung erlauben es dem nichtfachkundigen Weintrinker, besser zu verstehen, was mit seinem Glas Wein beim Winzer geschah und welche Anstrengungen die Winzer unternehmen müssen, um den gestiegenen Anforderungen an die Weinqualität gerecht zu werden. Hier wird ein breites Spektrum möglicher Verbesserungen der Weinqualität aufgezeigt, von Züchtungserfolgen über Optimierungen bei der Weinherstellung bis hin zum möglichen Einfluss unterschiedlichster Musikrichtungen auf den Geschmack des Weins. Ein vierter Abschnitt widmet sich zwei sehr traditionsreichen