Die Lovecraftschen Traumländer (ich empfehle die Lektüre von Die Traumsuche nach dem unbekannten Kadath) wird von vier Aufsehern geschützt: Nemus, Dacos, Cabid und Leebo. Um die Traumwelt betreten zu können, müssen sie angerufen werden, damit sich das Tor zu den versteckten Dimensionen öffnet. Um dies tun zu können, muss der Ring des Hypnos hergestellt werden, auf dem die Namen der Wächter eingraviert sind. Der Ring ist auch der Schlüssel zu den Träumen anderer Menschen. Auch hier sind die Details im R’lyeh Text beschrieben, der in Buchläden und im Internet weithin verfügbar ist; deshalb will ich hier nicht weiter darauf eingehen. Einige andere Aspekte der Traummagie werden jedoch in späteren Kapiteln dieses Buches weiter entwickelt.
Astralreisen
Das Necronomicon beschreibt viele Welten, entfernte Sterne und Planeten, unterirdische und unterseeische Reiche, vergessen und verborgen vor den Menschen. Wir können durch Träume und durch Astralreisen Zugang zu ihnen erlangen. Der Cthulhu-Mythos präsentiert viele Methoden für Astralreisen zu diesen verborgenen Orten. Eine von ihnen besteht darin, in Kontakt mit den Mi-Gos, Wesen vom Planeten Yuggoth (der manchmal mit Pluto gleichgesetzt wird) zu treten. Sie können das menschliche Bewusstsein über unbegrenzte Entfernungen in den äußeren Raum tragen, der die Domäne der Großen Alten ist. Es gibt auch besondere Formeln, die das freie Reisen zwischen den Welten ermöglichen. So gibt es beispielsweise die Formel des Silbernen Schlüssels oder die Dho-Hna-Formel. Wir können auch das Netz der Winkel verwenden. Die Formel von Dho-Hna öffnet das Tor der Winkel mit passenden Anrufungen und Zeichen. Auf diese Weise öffnet ein Magier das Tor zu Welten, die in den Dimensionen zwischen den Winkeln versteckt liegen.
Und so kann der Magier in die unendlichen Welten reisen, die im Cthulhu-Mythos beschrieben werden: auf den schwarzen Planeten Yuggoth, das Kalte Ödland von Kadath, das große Plateau von Leng, die Welt Abbith, Cykranosh, Yaddith, die verlorene Bibliothek von Caleano und viele, viele andere. Die Städte der Großen Alten werden durch eine spezifische Struktur charakterisiert – merkwürdige Formen und Linien, die in keinster Weise menschlicher Geometrie gleichen, wie es etwa im Falle des Labyrinthes von Zin ist, das in die versunkene Stadt R’lyeh führt. Das Tor zu diesem Labyrinth wird durch den Silbernen Schlüssel geöffnet. Es ist ein Netzwerk von Korridoren und Kammern, die in Form eines gigantischen Labyrinthes angelegt sind. Unterhalb gibt es Tunnel, die nach R’lyeh führen. Um den Weg nicht zu verlieren, ist es ratsam, einen Führer zu rufen – einen seiner Bewohner.
Ein anderes Beispiel für astrale Techniken, die verwendet werden können, um vergessene Welten zu erforschen, ist eine Reise auf den Shantak-Vögeln, den Reittieren der Dunkelheit. Wie im Fall der Mi-Gos, wird der Kontakt zu ihnen an wilden und verlassenden Orten, dunklen Wäldern und Höhlen hergestellt. Die Shantak-Vögel tragen den Magier hinaus in den unendlichen Raum, an den gewünschten Ort in den Sternen.
Scrying
Scrying ist eine Technik, bei der die Astralebene beobachtet wird, indem man mental ein gewähltes Objekt betritt, von dem erwartet wird, dass sich in ihm astrale Energien manifestieren. Bei dieser Praktik können wir alle Arten von Spiegeln, Kristallen oder Glaskugeln verwenden. Dieser Vorgang findet jedoch in beide Richtungen statt – wir beobachten die Bilder, die die astralen Wesen im Spiegel reflektieren, und zur gleichen Zeit sind sich diese Wesen einem Beobachter bewusst und kommunizieren mit ihm, indem sie Impulse, Visionen und Botschaften schicken. Im Necronomicon gibt es verschiedene mythische Artefakte, die für diese Praxis verwendbar sind. Eines davon wird Der leuchtende Trapezoeder genannt, ein Kristall, der von den Mi-Gos auf die Erde gebracht wurde. Durch diesen Kristall kann man in die Tiefen des Abyss schauen und der eigene Verstand kann in die Dunkelheit fallen, die durch ihn hindurchfließt. Der leuchtende Trapezoeder wird auch bei Kontakten mit Nyarlathotep verwendet.
Ein anderes Artefakt, das verwendet wird, um in die Äußere Leere zu starren, ist Der Spiegel des Nitocris. Er muss mit besonderen Symbolen bedeckt werden und dann in einem Kreis platziert werden, sonst zieht er unerwünschte Kreaturen an. Formen und Schatten erscheinen auf dem Spiegel, indem Tinte darüber verschüttet oder das Pulver von Ibn Ghazi darauf verstreut wird.
Wir können auch mit Hilfe von Daoloth, dem Öffner der Schleier, auf die andere Seite blicken. Er kann herbeigerufen werden, indem man ein Bild von ihm anfertigt und ihn dann in einen Kreis ruft, der Pentakel der Ebenen genannt wird. Dann wird er erscheinen und Geheimnisse über die verborgenen Seiten des Universums enthüllen. An späterer Stelle in diesem Buch werde ich eine Arbeit mit Daoloth vorstellen, die den Schleier zwischen der Realität und der anderen Seite lüftet.
Evokationen
Evokationen sind nicht der beste Weg der praktischen Arbeit mit den Kräften des Necronomicons. Ich habe bereits an früherer Stelle erklärt, dass sie für die menschliche Wahrnehmung als zu unfasslich und zu fremdartig sind, um sie in eine konkrete Form zu evozieren. Natürlich können wir das versuchen, aber wir werden ihre unermessliche Natur auf einen einzigen Aspekt einschränken, der sich dann im Evokationskreis oder –dreieck manifestiert, oder die Situation wird uns als zu schwierig zum Kontrollieren erscheinen und in einem vollkommen unerwarteten Ereignis resultieren oder wir bekommen überhaupt keine Resultate. Die traditionellen Methoden der Evokation, d. h. die Herbeirufung eines Geistes in einen Kreis, ein Dreieck, einen Kristall usw. um für uns eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen, ergibt häufig wenig Sinn, wenn wir mit der Necronomicon-Gnosis arbeiten.
Eine der wenigen Necronomicon-Gottheiten, die in einer sichtbaren und konkreten Form erscheint, ist Nyarlathotep, der Botschafter der Großen Alten. Und es gibt Texte, die versuchen seine Masken/Avatare anhand seiner Funktion zu klassifizieren – und diese Klassifikationen können bei Evokationspraktiken verwendet werden. Eine solche Liste findet sich im Grimoirium Imperium, ein weiterer Text, der im Netz weithin verfügbar ist. Der Text zählt einundzwanzig Namen/Gesichter Nyarlathoteps auf, die zu besonderen Stunden beschworen werden können. Zu jedem Namen wird auch ein Zeichen geliefert, das in einem Ritual verwendet werden kann.
Invokationen
Invokationstechniken sind sehr viel effektiver als Evokationen. Unter Invokationen verstehen wir normalerweise einen Zustand, in dem das Bewusstsein angerufen Kräften, normalerweise Gottformen, unterstellt wird. Bei der Arbeit mit dem Necronomicon verschmilzt unser Verstand mit einer Gnosis ursprünglicher Ekstase. Es gibt zahlreiche Beispiele solcher Praktiken, die in den dem Necronomicon verwandten Texten und auch in den Geschichten um den Cthulhu-Mythos weithin verfügbar sind.
Der Schlüssel für eine erfolgreiche Invokation liegt im Eintreten in einen Trancezustand, der einen in die Lage versetzt, den eigenen Geist gegenüber dem Einfluss eines fremden Bewusstseins zu öffnen, den Geistern der Kräfte, die in der Äußeren Leere wohnen. Ich habe schon kurz einige Trancetechniken aufgeführt. Einige von ihnen stimulieren Körper und Geist und erlauben einen Zustand der Ekstase, in dem der Geist des Magiers frei ist und bereit von den Übermittlungen von außen erfüllt zu werden – Stimmen, Visionen und andere Botschaften, die aus den Tiefen des Unterbewussten hervorströmen. Zu diesen Methoden können wir ekstatisches Tanzen, Hyperventilation oder starke sexuelle Stimulation zählen. Andere Techniken erlauben die Erlangung von Trance durch eine Verzerrung des Egobewusstseins und der Wahrnehmungsgrenzen. Dazu gehören beispielsweise Reizentzug, längerfristiger Schlafmangel, Fasten oder Blutverlust, was den Organismus schwächt. All diese Techniken erzeugen einen Geisteszustand, der die Kommunikation mit einer Gottheit ermöglicht sowie die Manifestation der Kraft und der Qualitäten dieser Gottform, was durch eine temporäre Besessenheit geschieht.
Sexualmagie
Der Cthulhu-Mythos enthält viele sexuelle Elemente. Eine davon ist die Heilige Hochzeit oder der Geschlechtsverkehr, der zwischen einem Alten Gott und einem menschlichen Partner stattfindet. Eine solche Situation wird in der Lovecraft-Geschichte Das Grauen