Französisch war die Sprache des Hofes, und als der später geruhte, in Deutsch zu parlieren, blieb es die Sprache der Diplomaten. Übrigens bin ich ziemlich sicher, das etwas näselnde Deutsch, das in Adelskreisen gesprochen wurde und teilweise bis jetzt in Kreisen des heute ehemaligen Adels gesprochen wird und das man Schönbrunner-Deutsch nennt nach der Kaiserlichen Sommerresidenz Schloss Schönbrunn, dass also dieser spezifische Tonfall, der in vielen Facetten das Wienerische prägt, daher rührt, dass man Intonationen des Französischen auf das Deutsche übertragen hat. Doch in Sachen Schmäh ist Französisch Fehlanzeige. Chamelier kommt klanglich noch am nächsten – aber das bedeutet Kameltreiber, und cheminer heißt, seines Weges ziehen.
Mein Favorit ist indessen Ungarisch, nicht nur, weil das Wort Schmäh für mich einen ungarischen Beigeschmack hat, sondern auch, weil die Ungarn, wenn sie erzählen, und die Wiener, wenn sie schmähführen, ganz nahe Verwandte sind. Bloß gibt es kein ungarisches Wort, aus dem sich der Schmäh sinnvoll ableiten ließe. Oder doch? „Sumer“ (s wird im Ungarischen wie sch gesprochen) heißt „sumerisch“. Und ob am Hof des Königs Gilgamesch Geschichten und G’schichterln mit allerhand Übertreibungen und Unwahrheiten erzählt worden sind! Damals hat man es als Epos aufgezeichnet, später ist daraus, halt über das ungarische „sumer“, der Schmäh geworden, also die Verballhornung eines ungarischen Wortes, das in diesem Zusammenhang soviel bedeutet wie eine Erzählung in der Art der Sumerer.
Ich geb’ ja zu, den Schmäh von „sumer“ abzuleiten, ist ein Ansaschmäh. Aber ich mag ihn.
Schmähohne9.
INTERMEZZO: BEIM WÜRSTELSTAND
Beim Würstelstand auf dem Platz unter dem Ahornbaum. Später Sommerabend, wenig los.
- A Haaße mit an Gschissanan, a Semmö und a Sechzehnablech.
- Do, bittschee.
- Daunke.
- …
- Au weh! Ui jeh, naa, des deaf do net woa sei!
- Wos hom S? Is eana schlechd? Is de Wuaschd z haaß?
- Naa, z haaß is net, owa schlechd is ma scho! Ruafns de Rettung, sogns, den Josef Kocourek hom s vagift, den miassn S den Mogn auspumpn. Wos is denn des fia r a Zeig fia r a grauslichtes? Des kau jo kana essn! Des is do ka Haaße net!
- Owa jo, kloa des is a Haaße, owa a vegedarische.
- Moch kane Schmäh!
- Schmähohne. Wissen S des net? Mia woan do groß in Beziaksblod: Der erste vegetarische Würstelstand von Wien. Gö, da schaun S.
- Na, hea auf! I wü a Haaße, net an Spinod, dea ausschaugt wia r a Haaße.
- Des is jo goa ka Spinod. Des is Weizn, Reismöö, Eadapfö und no so a Zeix.
- I wüü a Wuaschd, kan Reisauflauf!
- Des is owa xinda! Weu Fleisch unxund is, wissen S. Des haaßt s de gaunze Zeid. Neilich hom s as sogoa in Feansehn brocht. Drum hob i ma docht, mox d an vegedarischn Wiaschdlstaund auf. No, und Feadarungan hod s aa gem.
- Fia r an vegedarischn Wiaschdlstaund?
- Kloa. Fia n „Bioniageist“, hod’s ghaaßn. Und do is s a jetzt, mei vegedarischer Wiaschdlstaund. Do schaun S auffe aufs Schüüdl, da steht Vürstel mit Vau wie vedschie, des haaßt vegedarisch. Hom S des net gsegn?
- Schoo, owa i hob glaubt, Sie hom sie vaschriam.
- Naa, des haaßt, bei mia kriang S Wiaschdl, owa xunde, vastengan S mi?
- Xund scho, owa draurich is des trotzdem, sea draurich. Wia bei eanare Viaschdl mit Vau. Den Vau, den fööd a Hakal fia r a We, daun warat n s richtige Wiaschdl, owa wia den Vau des Hakal zu n We fööd, fööd Eanare Viaschdl mit Vau des Fleisch fia r a Wiaschdl mit W.
- Owa xund san s.
- Jo eh. Xund san s, weu ma s net essn kau. Und wos ma net isst, des kau an aa net kraunk mochn.
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