Sind unsere Augen erst einmal für die unausforschlichen Reichtümer und die fesselnde Schönheit Jesu geöffnet worden, werden wir alle unsere anderen Bestrebungen entweder auf die hinteren Bänke verweisen, oder wir sehen sie neu „im Glanz seiner Herrlichkeit und Gnade“.26 Wie Paulus werden wir „ergriffen“, und von Christus „überfallen“ und „verhaftet“ (vgl. Phil 3,12).
Genauso ist es einem der größten Denker ergangen, den das Christentum hervorgebracht hat. Wie wir bereits in der Einleitung schrieben, hatte der großartige Theologe Thomas von Aquin eine Offenbarung Jesu Christi. Im Anschluss an jene Offenbarung schrieb er Folgendes: „Ich kann nicht mehr schreiben. Verglichen mit dem, was ich gesehen habe, kommt mir alles, was ich verfasst habe, wie Stroh vor.“ 27
Eine atemberaubende Begegnung mit Jesus in unserem Herzen wischt alles andere vom Tisch. An Christus kommt nichts heran. Im direkten Vergleich sind alle seine Konkurrenten mickrig. Wer von Christus ganz erfasst und erfüllt ist, ihn gut kennt und aus der täglichen Gemeinschaft mit ihm lebt, kann kühn behaupten: „Christus ist alles, was ich brauche. Nimm mir alles weg, und dennoch bleibt mir Christus. Nimm mir meine Gaben und meinen Dienst, nimm mir Zeichen und Wunder, nimm mir das Gefühl seiner Gegenwart, nimm mir mein Augenlicht, sodass ich nicht mehr lesen kann, und nimm mir alles weg, was mich geistlich und religiös interessiert – ich werde immer noch Christus haben. Und wenn ich ihn habe, habe ich alles.“
Ein durch eine Person motiviertes Leben
Wir bitten Sie eindringlich: Rücken Sie den Herrn Jesus Christus wieder in Ihr Blickfeld, machen Sie ihn zum Leuchtturm Ihres Lebens und räumen Sie ihm seinen rechtmäßigen – nämlich den zentralen, höchsten und unumschränkten – Platz in Ihrem Leben ein. Wir flehen Sie an: Machen Sie Christus zum Mittelpunkt, räumen Sie ihm sämtliche Außenbezirke Ihres Lebens ein und füllen Sie dann die Zwischenräume mit ihm aus.
Wenn Sie dieses Buch nun weiterlesen, ist es unser Gebet, dass Gottes Geist Sie mit einer sich stets weitenden, unaufhaltsam dem Himmel zustrebenden Offenbarung des Herrn Jesus beschenken möge, sodass Sie sich ganz in ihn verlieben und völlig von ihm eingenommen sind. Wir glauben, dass „Gott über eine geheime Treppe zu jedem Menschenherzen verfügt“,28 und in diesem Buch haben wir versucht, so viele Schlüssel wie möglich zu schmieden, um Sie zu ermutigen, über diese Stufen nach Hause zu gelangen.
1 Dietrich Bonhoeffer [Christologie-Vorlesung] in: Gesammelte Schriften III, Chr. Kaiser Verlag, München 1958, S. 199 f.
2 Im Englischen ein Wortspiel: History is His story [Anm. d. Übers.].
3 Ein häufig zitierter, H. G. Wells zugeschriebener Ausspruch, möglicherweise aus einer späteren Lebensphase.
4 Phil 3,10; Joh 14,9; Hebr 8,11; 1 Joh 2,20.27.
5 1 Kor 1,9 (ELB). Unser Glaube wurde von den Kirchenvätern als pistis Christou, als „Glaube an Christus“ bezeichnet oder – in anderer Übersetzung: „die Treue Christi“.
6 Vgl. 1 Joh 5,9.
7 Joh 1,1.14; 1 Joh 1,1-4.14; vgl. dazu Joh 17,5.24; Phil 2,6.
8 Joh 1,18 (NL); vgl. dazu Hebr 1,1-2.
9 Im Neuen Testament lesen wir gelegentlich, dass der Geist die Berufung eines Menschen oder zukünftige Ereignisse offenbart. Doch auch hinter solchen Enthüllungen verbergen sich letztlich Offenbarungen über Christus. Jesus Christus ist nämlich das Omega: Er selbst ist die Zukunft. Eine Berufung bedeutet lediglich die Enthüllung, welche geistliche Rolle jemand im Leib Christi spielt, um damit Christus selbst zum Ausdruck zu bringen.
10 Auch der „Geist der Weissagung“ (Offb 19,10), den viele als Hinweis auf den Heiligen Geist verstehen, bezeugt Jesus.
11 Vgl. auch Lk 2,12-14; 4,10; Mk 1,13; Joh 1,51; 1 Petr 3,22; 2 Thess 1,7.
12 Vgl. auch Joh 1,3; 1 Kor 8,6; Röm 11,36.
13 Tod bedeutet Trennung.
14 Hoffmann von Fallersleben 1842.
15 Vgl. 5 Mo 8,3; 6,13.16.
16 Zu Einzelheiten siehe Frank Viola, Ur-Schrei. Gottes Herzensanliegen seit ewigen Zeiten, GloryWorld, Bruchsal 2010, Kap. 1–20.
17 Hervorh. d. Verf.; vgl. Hebr 8,4; 1 Petr 1,10-11.
18 Eine wissenschaftliche Erörterung jeder ntl. Stelle, die sich auf einen atl. Text bezieht oder diesen zitiert, finden sich im umfangreichen Kommentar von G. K. Beale und D. A. Carson, Commentary on the New Testament Use of the Old Testament, Baker Academic, Grand Rapids, MI 2007.
19 Zur Vertiefung vgl. Frank Viola, „Beyond Bible Study: Finding Jesus Christ in Scripture“, www.ptmin.org/beyond.pdf
20 Johannes Calvin, Commentary on the Gospel According to John [Johannes-Kommentar]. Eerdmans, Grand Rapids, MI 1956, 1:218.
21 Charles Spurgeon, „Christ Precious to Believers“, Predigt 23 in: Sermons Preached and Revised by Rev. C. H. Spurgeon, 6. Reihe. New York: Sheldon, 1860, 357.
22 Der Stein von Rosette (oder Rosettastein), eine halbrunde Stele mit drei antiken Schriften, trug maßgeblich zur Übersetzung der ägyptischen Hieroglyphen bei [Anm. d. Übers.].
23 Einer von uns beiden recherchiert in geradezu zwanghafter Manier in einschlägigen Büchern nach Hinweisen auf Jesus; dabei interessiert ihn besonders, ob Jesus im Stichwortregister überhaupt vorkommt.
24 Mt 12,34 (LUT); vgl. Lk 6,45.