Das Neue Testament ist von Christus durchdrungen. Jesus ist natürlich das Thema der vier Evangelien. In ihnen geht es im Wesentlichen um Jesu erstaunliches Leben, seine grausame Kreuzigung und das Wunder seiner Auferstehung.
In der Apostelgeschichte breitet sich die Gegenwart des inzwischen erhöhten Jesus durch seinen Leib, die Gemeinde, aus. Zunächst erklärt Lukas, er habe in seiner ersten Schrift (dem Lukasevangelium) berichtet „von allem, was Jesus angefangen hat, zu tun und auch zu lehren“ [Hervorh. d. Verf.]. Die Apostelgeschichte ist dann die Fortsetzung davon: Was Jesus nunmehr durch seinen Leib tat und lehrte.
Die Botschaft der Apostel in der gesamten Apostelgeschichte ist weder ein „Heilsplan“ noch eine Theologie noch eine systematische Glaubenslehre. Sie ist vielmehr eine Person: Christus.
… damit er den sende, der euch zuvor verkündigt wurde, Jesus Christus (Apg 3,20 SLT).
Philippus kam hinab in eine Stadt von Samaria und verkündigte ihnen Christus (Apg 8,5 SLT).
Und sogleich verkündigte er in den Synagogen Christus, dass dieser der Sohn Gottes ist (Apg 9,20 SLT; vgl. Apg 17,3).
In Apostelgeschichte 2,42 lesen wir von der sogenannten „Lehre der Apostel“. Nach dem Pfingstereignis blieb die Jerusalemer Gemeinde beständig in dieser Lehre. Doch worum handelte es sich dabei genau?
Bevor wir diese Frage beantworten, möchten wir sie umformulieren und in ihren Zusammenhang stellen. Führen Sie sich folgende Situation vor Augen: Gerade haben die zwölf Apostel etwa dreitausend Neubekehrte getauft. Am folgenden Tag sollen diese unterwiesen werden. Was werden sie ihnen beibringen?
Schauen Sie sich in der zeitgenössischen christlichen Szene um und fragen Sie sich dann, welche Inhalte man jungen Christen heute vermitteln würde. Mit Sicherheit gehören folgende Themen dazu:
• Wie man ein untadeliges Leben führt
• Strategien für Gemeindemultiplikation
• Das Zeichen des Antichristen und der Endzeitfahrplan
• Die 613 Gesetze des Mose, welche genauestens zu befolgen sind
• Das 614. Gebot: „Du sollst nichts vergessen.“
• Die Visionen und Träume in Daniel und Hesekiel
• Zeichen und Wunder
• Wie man eine Bewegung startet
• Göttliche Heilung
• Wie man aus dem Glauben lebt
• Wie man Verlorene rettet
• Schöpfung oder Evolution?
• Prinzipien effektiver Leiterschaft
• Wie man die Bibel auswendig lernt
• Soziale Gerechtigkeit
• Wie man im Glauben visualisiert und manifestiert
• Positives Bekennen
• Geistliche Kampfführung
• Wie man jüdische Feste feiert
• Segen und Wohlstand
• Systematische Theologie
Vergleichen Sie diese Liste nun mit dem, was die Apostel die Neubekehrten tatsächlich gelehrt haben. Johannes, einer aus dem Apostelkreis, berichtet:
Von allem Anfang an war es da; wir haben es gehört und mit eigenen Augen gesehen, wir haben es angeschaut und mit unseren Händen berührt – das Wort des Lebens. Ja, das Leben ist erschienen; das können wir bezeugen. Wir haben es gesehen, und wir verkünden es euch – das ewige Leben, das beim Vater war und unter uns erschienen ist. Und warum verkünden wir euch das, was wir gesehen und gehört haben? Wir möchten, dass ihr mit uns verbunden seid – mehr noch: dass ihr zusammen mit uns erlebt, was es heißt, mit dem Vater und mit seinem Sohn, Jesus Christus, verbunden zu sein (1 Joh 1,1-3).
Die Lehre der Apostel war Jesus Christus:
Sie hörten nicht auf, jeden Tag im Tempel und in den Häusern zu lehren und Jesus als den Christus zu verkündigen (Apg 5,42).
Annähernd vier Jahre lebten die Zwölf mit dem Sohn Gottes. Sie beobachteten, wie er schlief, aß, Dämonen austrieb, die Angefochtenen tröstete und die Bequemen aufrüttelte. Aber noch wichtiger war, dass ihnen die Quellen von Jesu Leben greifbar vor Augen geführt wurden. Sie beobachteten, wie er mit seinem Vater Gemeinschaft pflegte.
Zusammengefasst können wir sagen: Die Schreiber des Neuen Testaments waren völlig von Christus eingenommen. Er war ihre Botschaft, ihre Lehre, ihre Verkündigung; er selbst war ihr Leben. Alles andere war ein Ausfluss ihrer innigen Gemeinschaft mit ihm.
Die Botschaft und der Dienst des Paulus von Tarsus
Wir beide haben uns zur Gewohnheit gemacht, nachzuzählen, wie oft in einer Predigt der Herr Jesus erwähnt wird.23 Bedauerlicherweise schaffen es heute viele Prediger und Lehrer, eine Stunde lang über ein Thema zu referieren, ohne den Herrn mehr als nur ein- oder zweimal zu erwähnen. Manchmal geschieht es auch gar nicht. Vergleichen Sie im Gegensatz dazu, wie oft sich Paulus in den ersten Kapiteln seiner Briefe auf Christus bezieht:
• Kolosser 1 (29 Verse): 30-mal
• Epheser 1 (23 Verse): 26-mal
• Philipper 1 (30 Verse): 20-mal
• Römer 1,1-9: 11-mal
• 1. Korinther 1,1-10: 13-mal
• 2. Korinther 1,1-5: 5-mal
• Galater 1,1-4: 4-mal
Sollten Sie einmal nachzählen, wie häufig Paulus in jedem seiner Briefe von Christus spricht – Sie kämen aus dem Staunen nicht heraus. Gleiches gilt für die anderen neutestamentlichen Verfasser.
Bedenken Sie auch, dass Paulus die Mehrzahl der neutestamentlichen Briefe verfasst und die meisten der heidenchristlichen Gemeinden im ersten Jahrhundert gegründet hat. Dass es ihm dabei immerzu um Christus ging, spricht Bände. („Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.“24) Paulus war geradezu besessen von seinem gekreuzigten, auferstandenen und regierenden Herrn. Ist erst das Herz mit Christus beschäftigt, wird auch aus Mund und Feder Jesus fließen. Jede Pore wird dann Jesus Christus verströmen.
Mit einem Wort: Beim neutestamentlichen Dienst geht es darum, Jesus Christus weiterzugeben:
Mir, dem Allergeringsten von allen, die zu Gottes heiligem Volk gehören, hat Gott in seiner Gnade den Auftrag gegeben, den nichtjüdischen Völkern zu verkünden, was für ein unermesslich großer Reichtum uns in der Person von Christus geschenkt ist (Eph 3,8).
Ihn [Christus] verkünden wir, indem wir jeden Menschen ermahnen und jeden Menschen in aller Weisheit lehren, um jeden Menschen vollkommen in Christus darzustellen (Kol 1,28 (ELB).
… damit ich [seinen Sohn] unter den Nationen verkündigte … (Gal 1,16 ELB).
Bei unserer Verkündigung geht es schließlich nicht um uns, sondern um Jesus Christus, den Herrn (2 Kor 4,5).
Weil die Heilige Schrift vom Vater und vom Geist inspiriert ist, ist es logisch, dass jedes Wort in ihr eine Offenbarung über den Herrn Jesus Christus verströmt, denn Gott der Vater ist leidenschaftlich eingenommen vom Sohn, und das gilt auch für den Geist.
Wir fassen zusammen: Der Vater, der Heilige Geist, die Engel, die gesamte Schöpfung, die Schriften und der Dienst der ersten Apostel deuten alle auf Jesus. Die Scheinwerfer von Himmel und Erde sind immerzu auf Christus gerichtet. Er ist die Melodie, die Harmonie, der Rhythmus, das Tempo und die Musik hinter allen Dingen. Der