Schön leucht´ die Sonne,
schöner leucht der Monde
und die Sternlein allzumal;
Jesus leucht schöner,
Jesus leucht´ reiner
als alle Engel im Himmelssaal.
Schön sind die Blumen,
schöner sind die Menschen
in der frischen Jugendzeit;
sie müssen sterben,
müssen verderben,
doch Jesus lebt in Ewigkeit.
Alle die Schönheit
Himmels und der Erden
ist verfasst in dir allein;
nichts soll mir werden
lieber auf Erden
als du, der schönste Jesu mein.14
Wovon das Alte Testament durchdrungen ist
Und wie ist es mit der Heiligen Schrift? Jesus selbst hat die Frage beantwortet, indem er behauptete, die hebräischen Schriften handelten und zeugten von ihm:
Ihr forscht in der Schrift, weil ihr meint, durch sie das ewige Leben zu finden. Aber gerade die Schrift weist auf mich hin (Joh 5,39).
Dann ging er mit ihnen die ganze Schrift durch und erklärte ihnen alles, was sich auf ihn bezog – zuerst bei Mose und dann bei sämtlichen Propheten … Da wurden ihnen die Augen geöffnet, und sie erkannten ihn (Lk 24,27.31).
Dann sagte er zu ihnen: „Nun ist in Erfüllung gegangen, wovon ich sprach, als ich noch bei euch war; ich sagte: Alles, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich geschrieben ist, muss sich erfüllen.“ Dann öffnete er ihnen den Sinn, sodass die die Schrift verstehen konnten (Lk 24,44-45).
Jesus Christus macht die Heilige Schrift verständlich, denn er ist der Schlüssel, der uns den ganzen biblischen Kanon aufschließt. Dies wird aus der sorgfältigen Lektüre des Neuen Testaments ersichtlich. So ist beispielsweise die gesamte Geschichte Israels im Grunde die Geschichte des Messias Jesus. Christus ist das neue Israel, der neue Jakob.
Dort blieb er bis zum Tod des Herodes. So erfüllte sich, was der Herr durch den Propheten vorausgesagt hatte: „Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen“ (Mt 2,15; vgl. Hos 11,1).
Genauso verhält es sich mit den Zusagen, die Abraham und seiner Nachkommenschaft gemacht wurden. Übrigens sagt Gott nicht: „… und deinen Nachkommen“ – als würde es sich um eine große Zahl handeln. Vielmehr ist nur von einem Einzigen die Rede: „deinem Nachkommen“, und dieser Eine ist Christus (Gal 3,16; vgl. Jes 49).
Jakob hatte zwölf Söhne, aus denen die zwölf Stämme Israels hervorgegangen sind. Auch Jesus berief zwölf Jünger als seine Nachfolger.
Israel wurde vierzig Jahre lang in der Wüste versucht. Jesu Versuchung in der Wüste dauerte vierzig Tage. Ja, die gleichen Versuchungen, mit denen Israel während der Wüstenwanderung konfrontiert war, erlebte auch Christus in der Wüste. Um den Versuchungen zu begegnen, zitierte Jesus gegenüber Satan interessanterweise dieselben Worte, die Mose dem Volk Israel zugesprochen hatte, als dieses versucht worden war.15
Das 1. Buch Mose macht überdies deutlich, dass die Heilige Schrift Christus zum Inhalt hat. Die ersten beiden Kapitel waren nie dazu gedacht, der Auseinandersetzung zwischen Kreationisten und Evolutionisten ein Schlachtfeld zu bieten. Vielmehr sind sie dazu bestimmt, Christus und seine Gemeinde zu enthüllen: Jesus ist der neue Adam, die Gemeinde ist die neue Eva, und das Johannesevangelium ist das neue 1. Buch Mose (vgl. 1. Mose 1–2 mit Johannes 1–2).16
Der Tod herrschte bereits in der Zeit von Adam bis Mose über die Menschen, selbst wenn sie … nicht auf dieselbe Weise sündigten wie Adam. Adam nun steht dem, der kommen sollte, dem Messias, als Gegenbild gegenüber (Röm 15,14).
So steht auch geschrieben: „Der erste Mensch, Adam, wurde zu einer lebendigen Seele“, der letzte Adam zu einem lebendig machenden Geist. Der erste Mensch ist von der Erde, irdisch; der zweite Mensch vom Himmel (1 Kor 15,45.47 ELB).
Deswegen wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und die zwei werden ein Fleisch sein. Dieses Geheimnis ist groß, ich aber deute es auf Christus und die Gemeinde (Eph 5,31-32 ELB).
Ist Ihnen schon aufgefallen, wie häufig das Neue Testament die hebräischen heiligen Schriften zitiert? Schlagen Sie das Alte Testament auf und lesen Sie die zitierten Stellen. Dabei werden Sie feststellen, dass die neutestamentlichen Schreiber sich einer Interpretationsmethode bedienten, die heute den meisten wissenschaftlichen Auslegern größtes Kopfzerbrechen bereiten würde, ist doch dieser Ansatz ganz und gar nicht zeitgemäß. Es kommt einem vor, als würden sie sämtliche Texte aus ihrem Zusammenhang reißen.
Genau das taten sie aber nicht. Vielmehr lasen sie das Alte Testament durch eine einzige Brille: durch Christus. Nehmen wir als Beispiel Kolosser 2,16-17: „So richte euch nun niemand wegen Speise oder Trank oder betreffs eines Festes oder Neumondes oder Sabbats, die ein Schatten der künftigen Dinge sind, der Körper selbst aber ist des Christus.“17
Beachten Sie, wie Jesus die Schrift auslegte und auf sich bezog. Und dann kombinieren Sie das mit der Art und Weise, wie die vier Evangelisten, Paulus von Tarsus und der Verfasser des Hebräerbriefes Christus in den hebräischen Schriften entdeckten.18 Wenn Sie diesem Ansatz folgen, ist das, wie wenn Sie das Alten Testaments mit einer neue Brille lesen würden. Christus wird Ihnen auf nahezu jeder Seite begegnen. Mit Jesus Christus als Deutungsvorlage ersteht das Alte Testament zu einem lebendigen Kunstwerk und verwandelt sich zum Bilderbuch Gottes, das uns den einzigartigen Christus vor Augen führt.19
In seinem Kommentar zum Johannesevangelium schreibt Johannes Calvin: „Beim Lesen der Heiligen Schrift sollten wir in ihr bewusst nach Christus Ausschau halten. Wer sich von diesem Ziel abbringen lässt, wird nie zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen, mag er sich ein Leben lang noch so sehr darum bemühen; denn welche Weisheit lässt sich ohne die Weisheit Gottes erlangen?“20
Charles Spurgeon kommt zum gleichen Ergebnis: „Aus jedem Text der Bibel führt eine Straße in ihre Mitte: Christus. Lieber Bruder, wenn du dich mit einem Bibelwort befasst, besteht deine vornehmliche Aufgabe darin, danach zu fragen: ‚Welcher Weg führt zu Christus?‘ … Mir ist noch nie ein Wort der Heiligen Schrift begegnet, aus dem kein Weg zu Christus führte.“21
Beachten Sie bitte, dass wir von religiösen Juden nicht erwarten, dass sie Jesus im Alten Testament entdecken – obwohl wir uns freuen würden, wenn es so wäre. Für den jüdischen Glauben ist es allerdings kein Problem, wenn Jesus nicht entdeckt wird. Der christliche Glaube nimmt jedoch Schaden, wenn Christen beim Lesen des Alten Testaments Jesus dort nicht finden. Entweder ist das Alte Testament – die hebräische Bibel – Teil der christlichen Heiligen Schrift oder nicht.
Kurz gesagt: Die volle Bedeutung des Alten Testaments erschließt sich einem Christen erst dann, wenn er die Geschichte, die mit Christus beginnt, von ihrem Ende her liest. Die Anfänge bleiben ohne das Ende verborgen. Ohne die Offenbarung lässt sich die Genesis (das erste Buch Mose) nicht begreifen. An uns liegt es deshalb, das Alte Testament im Lichte Jesu Christi zu deuten. Er ist der Rosettastein der Bibel.