Einsatzgruppe C:
Einsatzgruppenleiter (SS-Brif. Nebe) meldet sein Eintreffen in Minsk am 5.7. Sowjetgebäude mit umfangreichem wichtigen Material sichergestellt. Beim Vorgehen nach Minsk im Waldgebiet bei Koidonow war Einsatzgruppe dem Artillerie- und Infanteriefeuer noch kämpfender russischer Truppen ausgesetzt. Bevölkerung in Minsk noch völlig untätig. Noch kein Rundfunk. Minsk selbst stark zerstört.
III) Militärische Ereignisse: Neuer Bericht liegt noch nicht vor.
Verteiler:
RFSS und Chef der Deutschen Polizei
Chef der Sicherheitspolizei und des SD
Chef der Ordnungspolizei
Amtschefs I, II, III, V, VI und VII
SS-Oberstubaf. Rauff
IV D, IV D 1, IV D 2, IV D 3, IV D 4
IV E, IV E 5
IV (Gesch.Stelle) 3 Stück
IV A 1 d (5 Reserve)
Aus: BAB, R 58/214
1 Vgl. Taras Hunczak (Hrsg.): The Ukraine, 1917–1921: A Study in Revolution, Cambridge 1977.
2 Hitler u. die NSDAP-Führung schätzten die politische Bedeutung der OUN, zumal nach dem innerparteilichen Zurückdrängen der alten Offiziersclique, als nur gering ein. Die früheren Militärs galten als berechenbarer u. leichter zu steuern als die Jungfunktionäre der Bandera-OUN. Der SD umschrieb dies bereits in seiner „Meldung aus dem Reich“ Nr. 106 v. 18.7.1940: „Da die gegenwärtige Führung der OUN nicht mehr aus ehem. Offizieren besteht, also auch die Möglichkeit eines (bei den Ukrainern immer noch sehr wirksamen) Appells an die soldatische Disziplin zum Wegfall kommt, besteht die Gefahr, daß die Radikalisierung des ukrainischen Nationalismus zu einer allgemeinen Zersetzung u. zur Gefährdung der Lage in den Grenzgebieten führt“, Heinz Boberach (Hrsg.): Meldungen aus dem Reich. Die geheimen Lageberichte des Sicherheitsdienstes der SS 1938–1945, Bd. 5, Herrsching 1984, S. 1396f.
3 Der Oberst a.D. der ukrainisch-galizischen Armee Alfred Bisanz leitete in der Administration des Generalgouvernements das Referat für ukrainische Fragen in der Abt. Inneres. Später fungierte er als Leiter der Unterabt. Bevölkerungswesen u. Fürsorge; vgl. Grelka: Die ukrainische Nationalbewegung unter deutscher Besatzungsherrschaft, S. 130, 195, 206, 259.
4 Zu den Geiselerschießungen: Browning/Matthäus: Die Entfesselung der „Endlösung“, S. 481–490. Zum Beginn der Aufstandsbewegung: Klaus Schmider: Partisanenkrieg in Jugoslawien 1941–1944, Hamburg u. a. 2002, S. 54ff.; im größeren Kontext: Mark Mazower: Hitlers Imperium. Europa unter der Herrschaft des Nationalsozialismus, München 2009, S. 438ff.
5 Woldemars Weiss, geb. 1899, Oberstlt., 1940 lettischer Militärattaché in Finnland u. Estland, 1941 Organisator der Schutzmannschaften in Riga, dann Kdr. der Lettischen SS-Freiwilligen-Brigade, gest. 1944; biographisch: Seidler: Die Kollaboration 1939–1945, S. 547–549.
6 Fhr. war Viktor Bernhard Arajs, geb. 1910, Jurastudium, nach sowjetischem Einmarsch in den Untergrund, Chef einer Partisanengruppe, aus der Anfang Juli 1941 das Sonderkdo. Arajs hervorging, nach Kriegsende unter falschem Namen in Deutschland bis zur Festnahme 1975, 1979 vom LG Hamburg zu lebenslanger Haft verurteilt; Anklage Staw Hamburg v. 10.5.1976, BAL, B 162/3076; Urteil LG Hamburg v. 21.12.1979, BAL, B 162/14607; Martin Knop: Viktor Arajs – Kollaboration beim Massenmord, in: Barbara Danckwort/Thorsten Querg/Claudia Schöningh (Hrsg.): Historische Rassismusforschung. Ideologen–Täter–Opfer, Hamburg-Berlin 1995, S. 231–245; vgl. Katrin Reichelt: Kollaboration und Holocaust in Lettland 1941–1945, in: Kaiser: Täter im Vernichtungskrieg, S. 110–124; Curilla: Die deutsche Ordnungspolizei, S. 908–915.
7 Zu den Erschießungen durch SK 1a, EK 2 u. lettische Helfer: Waite: Kollaboration und deutsche Besatzungspolitik in Lettland 1941 bis 1945, S. 217–237; Angrick/Klein: Die „Endlösung“ in Riga, S. 73 ff.
Chef der Sicherheitspolizei und des SD | Berlin, den 8. Juli 1941 |
IV A 1 – B.Nr. 1 B/41 g.Rs. | [Stempel: Geheime Reichssache!] |
[Stempel: Lagezimmer] |
30 Ausfertigungen, 19. Ausfertigung
Reg.Rat Paeffgen – o.V.i.A. – im Hause
Ereignismeldung UdSSR Nr. 16
I) Politische Übersicht:
a) Im Reich: Keine besonderen Ereignisse.
b) Übrige besetzte Gebiete:
Einsatzgruppe Belgrad meldet: 813 Kommunisten wurden in der Zeit v. 22.–29.6.1941 im Bereich des Einsatzkommandos festgenommen. Eine zweite Aktion ist in Vorbereitung, da noch eine Reihe maßgeblicher Funktionäre, welche durch rechtzeitige Warnung sich der Festnahme entziehen konnten, sich auf freiem Fuß befinden. Da der Kommunismus in Serbien eine starke panslawistische Note hat, ist anzunehmen, daß mit dem Fall der roten Moskauzentrale auch die kommunistische Gefahr in Serbien gebannt sein wird. Von Seiten des Einsatzkommandos der Sicherheitspolizei Belgrad sind in allen wichtigen Ortschaften Serbiens V-Leute eingesetzt, so daß eine ständige Information über die Tätigkeit der Kommune gewährleistet ist.
II) Meldungen der Einsatzgruppen und -kommandos:
Einsatzgruppe A:
Gruppenstab, EK 1a, EK 2 befinden sich in Riga und EK 3 in Kowno, EK 1b in Dünaburg.1 Von EK 2 z. Zt. Teilkommandos in Schaulen, Libau und Mitau stationiert.
Einsatzgruppe B: Standort Lemberg.
Die Ungarn brandschatzen das von ihnen neu besetzte Gebiet, rauben in Skole, Dolina und Czalucz Fabrikmaterial und zerstören Fabriken. Sie verfolgen die Ukrainer und sympathisieren offen mit den Polen. Sie erklären das besetzte Gebiet als einen Bestandteil Ungarns. Ihre eigene Polizei und Verwaltung haben sie bereits mitgebracht.2
Einsatzgruppen C und D:
Von beiden Einsatzgruppen liegen keine besonderen Meldungen vor.
III) Militärische Ereignisse:
Heeresgruppe Süd:
Feind vor ganzer Heeresgruppe auch nördlich Rowno im Rückzug. Widerstand der Nachhuten schwächer. 11. Armee: Im Kampfe gegen Nachhuten erreichten die Vorausabteilungen Gegend Kornesti, Targ, Balti, Useni, Edimita. Ungarische Truppen erreichten Kolomea und Stanislau. Panz.Gr.1 setzte auf ganzer Front Vorstoß nach Osten fort. Durch schlechten Zustand der Straßen Vormarsch stark behindert. Erreichte