Nr. 2: Erschlagene Juden in Kaunas/Kowno
7 Hans-Joachim Tesmer, geb. 1901, 1919 Grenzschutz Ost, Jurastudium, 1930 Staatsanwalt, 1932 NSDAP, 1934 Gestapa, Leiter II 1 D (Schutzhaft, Konzentrationslager), 1936 Leiter V 3 (Personal I), 1936 SS, 1939 Staf., Mai 1940 Wehrmacht, 1941 Kriegsverwaltungschef HGr. Mitte; BAB, BDC, SSO Hans-Joachim Tesmer; Vern. v. 25.8.1967, BAL, B 162/5414; Graf: Politische Polizei, S. 386.
8 Das SK 7b stand anfangs unter Führung von Günther Rausch, geb. 1909, 1924–1927 völkischer Jugendverband Reichsknappenschaft, Jurastudium ohne Abschluß, 1930 NSDAP, 1931 SS, 1933 HilfspolIzei, Okt. 1933 Referent SD-OA Ost, 1934 SS-Führerschule Tölz, Jan. 1936 Leiter Hauptabt. II 21 im SD-HA, danach Stabsfhr. SD-OA Nord, 1939 Stubaf., Nov. 1939–Febr. 1940 im Umsiedlungskdo. GalIzien-Wolhynien, Chef SK 7b bis Febr. 1942, danach als Ostubaf. Fhr. SD-LA Königsberg, 1944 KdS Lille, 1945 KdS Stuttgart, gest. 1964; BAB, BDC, SSO u. RuSHA Günther Rausch; BAL, ZK: Günther Rausch.
9 1931 lebten in Brest-Litowsk (Brzéć/Brisk) 21440 Juden, 44% der Gesamtbevölkerung. Die Stadt wurde zwar bereits am 23.6.1941 eingenommen, doch die Verteidiger der Zitadelle konnten sich dort noch ein halbes Jahr halten; EdH, Bd. 1, S. 241.
Chef der Sicherheitspolizei und des SD | Berlin, den 1. Juli 1941 |
IV A I – B.Nr. 1 B/41 g.Rs. | [Stempel: Geheime Reichssache!] |
25 Ausfertigungen, 24. Ausfertigung
Ereignismeldung UdSSR Nr. 9
I) Politische übersicht:
a) Im Reich:
Nichts Wesentliches zu berichten. Stapo Köln meldet die Festnahme von weiteren 7 Kommunisten aus präventivpolizeilichen Gründen.
b) Im Generalgouvernement: Ohne Neuigkeit.
c) übrige besetzte Gebiete:
EK Saloniki meldet die Verbreitung kommunistischer Flugblätter, in welchen zum bewaffneten Aufstand, zur Zerstörung von Anlagen und Eisenbahnen und zu Terrorakten aufgefordert wird. In Saloniki befindliche Truppenteile befinden sich mit Unterbrechungen im Alarmzustand. Streifendienst durch die Standorte wird von Panzerwagen durchgeführt. Bis zum 1.7.1941 keine besonderen Ereignisse.
II) Meldungen der Einsatzgruppen und -kommandos:
Einsatzgruppe A:
Leiter der Einsatzgruppe SS-Brif. Stahlecker.1 Am 30.6.1941 unterwegs nach Riga. Stab befindet sich nach wie vor in Gumbinnen, Artillerie-Kaserne. EK 1a: Standort: Am 28.6. Mitau, am 29.6. Vorausabteilung nach Riga, die anderen Teile des EK in Schaulen und Libau. Sicherheitspolizeiliche Maßnahmen durchgeführt in Prekoln, Skuodas, Robin, AsItes und Durben. EK 1b: Standort: Am 28.6. Kowno.
Einsatzgruppe B:
EK 4a: Standort: Am 1.7. Sokal-Luzk. EK 4b: Standort: Am 29.6. in Krakowice, am 30.6. mit Vorkommando bereits in Lemberg.2 In Lemberg Zentralstelle des NKWD besetzt. Gefängnisse voller Ermordeter, größte Scheußlichkeiten.3 EK 5 und EK 6 befinden sich auf dem Wege nach Lemberg.
Einsatzgruppe C:
SS-Brif. Nebe meldet die Schaffung neuer Grenzübergänge für den Bereich der Heeresgruppe Mitte: 1) an der Straße Biala–Brest-Litowsk, 2) an der Straße Suwalki–Augustowo, 3) an der Straße Suwalki–Kalwarija, 4) an der Straße Warschau–Bialystok. Grenze dürfen nunmehr überschreiten: Angehörige der Wehrmacht und der Waffen-SS, Angehörige des Wehrmachtsgefolges (Zollgrenzschutz, Technische Nothilfe, Reichsarbeitsdienst, Organisation Todt, Krankenpflege, Reichsbahn, Reichspost, NSKK, NSFK und NSV), Angehörige der Sicherheitspolizei und des SD, Angehörige der Mitarbeiter der Höheren SS- und Polizeiführer und der Ordnungspolizei, Inhaber von Durchlaßscheinen „Ost“. EK 7a: Standort: Am 30.6. Wilna. Weiteres Vorgehen nach Minsk vom AOK 9 noch nicht zugelassen, da Wälder voll russischer Verbände und russischer Soldaten in Zivilkleidern sind. Wilna wenig zerstört, Häuser mit Nationalfahnen geschmückt, Bevölkerung freundlich. Litauer bestrebt sich selbständig zu organisieren. Diese erfährt Unterstützung durch die Wehrmacht, da sie Truppen litauischer Nationalität zur Aushebung von Wäldern von in Zivil gesteckten Russen verwenden muß. Führer des EK hat Standortkommandanten gebeten, stärkste Zurückhaltung zu wahren. Gruppenleiter SS-Brif. Nebe wird mit Heeresgruppe sprechen. Selbstreinigungs-Bestrebungen antikommunistischer und antIjüdischer Kreise werden intensiviert. NKWD-Gebäude in Wilna besetzt. EK 7b: Standort: Am 28.6. Chachee, am 30.6. Pruzana. EK 7b konnte in Brest-Litowsk (27.6.41) sämtliche Akten des Prokurators und des Personalsachbearbeiters der NKWD-Stelle in Brest-Litowsk erfassen. EK 8: Standort: Am 1.7. Bialystok. EK 9: Standort: Am 1.7. Varina (70 km südwestlich Wilna).
Einsatzgruppe D:
Gruppe hat am 30.6. Engerau-Kittsee erreicht und ist am gleichen Tage nach Arad (Ungarn) aufgebrochen.4
III) Militärische Ereignisse.
Lage am 29.6.1941:
Stolpce erreicht, Libau in deutscher Hand. Das Gros der slowakischen Armee tritt im Raume von Sanok-Sambor an. Seit 27.6.41 ziehen sich die russischen Truppen auf der karpatho-ukrainischen Grenze zurück. Ungarische Truppen seit 27.6.41 ohne Widerstand. Sianki und Tunnel bei Wolce besetzt. Heeresgruppe Mitte: Bobruisk genommen sowie Minsk nach schweren Kämpfen. Kessel um Wolkowysk durch Angriff von Südwesten, Westen und Norden stark verengt. 4. und 9. Armee: Bobruisk und Smolewicze erreicht. Heeresgruppe Nord: Jakobstadt erreicht. Feind weicht weiter aus.
Lage am 30.6.41:
Rückläufige Bewegungen des Feindes aus dem Raum Lemberg halten an. Gegner scheint zu versuchen neue Front aufzubauen hinter Nowograd, Wolynski-Polonne, Chelmnik, Winniza zur Verteidigung von Kiew. Heeresgruppe Mitte: Panzer weiter vorgestoßen. Jakobstadt, Mitau, Libau und Riga in deutscher Hand. Panzer von Dünaburg aus gegen Petersburg vorgestoßen, haben Rositten erreicht. Vorausabteilungen befinden sich 400 km vor Leningrad, 600 km vor Moskau, 250 km vor Kiew. Slowakische motorisierte Abteilungen bis Ustrzyki. An der Beresina bei Bobruisk und Borissow Brückenköpfe gebildet. Um Dünaburg werden Brückenköpfe weitervorgetrieben. Um Jakobstadt und Kreuzburg ebenfalls Brückenköpfe gebildet.
Verteiler:
RFSS und Chef der Deutschen Polizei
Chef der Sicherheitspolizei und des SD
Amtschefs I, II, III, V, VI und VII
IV (Gesch.Stelle) 3 Stück
IV D, IV D 1, IV D 2, IV D 3, IV D 4
IV E, IV E 5
IV A 1 (SS Reserve)
Aus: BAB, R 58/214
1 Dr. Franz Walther Stahlecker, geb. 1900, 1919/20 als Angehöriger des Tübinger Studentenbtl. u. a. im Ruhrkampf im Einsatz, danach Organisation Escherich, Organisation Consul u. DSTB, Jurastudium, 1923 NSDAP bis zum Verbot, 1924 Referendarexamen, 1927 Dr.jur. u. Assessorexamen, danach im württembergischen Landesdienst, 1930 Arbeitsamtsdirektor in Nagold, 1932 SS, 1933 erneut NSDAP, zurückdatiert auf 1932, Mai 1933 stellv. Leiter des Württembergischen Politischen Landespolizeiamtes, Mai 1934 dessen Leiter, Okt. 1936 Chef Stapo-Leitstelle Stuttgart, Mai 1937 dto. Stapo-Leitstelle Breslau, 1938 SD-Fhr. im SS-OA Donau, März 1939 als Staf. Kdr. EG II Brünn, anschließend BdS Böhmen u. Mähren, Mai 1940 als Oberf. BdS