Pflasterflächen im öffentlichen Raum. Peter Nowotny. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Peter Nowotny
Издательство: Bookwire
Серия: Baustellenhandbücher
Жанр произведения: Математика
Год издания: 0
isbn: 9783963140877
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der Investition zu optimieren, da diese direkte Auswirkungen auf Kommunen und Erhalter sowie indirekt auf die Gesellschaft haben.

      Bei relativ hohen Herstellungskosten durch Handarbeit kann die Pflasterbauweise durch nachhaltige Wirtschaftlichkeit aufgrund der langen Lebensdauer bei geringem Instandhaltungsaufwand bestehen. Die Wiederverwendung bei Aufgrabungen macht den Einsatz von Pflastersteinen über einen langen Zeitraum besonders wirtschaftlich, wobei neben den Kosten der Herstellung auch Erhaltungs- und Instandsetzungsaufwand über die gesamte Lebensdauer zu berücksichtigen sind. Regelmäßige Fugenpflege macht richtig geplante, bemessene und ausgeführte Pflasterflächen nahezu unbegrenzt haltbar.

      Der wahre Wert eines Pflasters zeigt sich erst nach langjährigem Gebrauch.

       Lebenszyklus

      Eine Fläche durchläuft von ihrer Entstehung bis zum Abbruch am Ende der Lebensdauer verschiedene Abschnitte, die bei der Planung beginnen, nach der Errichtung in die Nutzungsphase übergehen und beim Rückbau enden. Die Gesamtnutzungsdauer von der Errichtung bis zum Ende der wirtschaftlich vertretbaren Nutzung hängt im Wesentlichen von der Bauart, der Bauweise, der Nutzungsart sowie der technischen Entwicklung ab.

      Mit der Übergabe an den Bauherren beginnt die Nutzungsphase, die i. d. R. die längste Lebensphase ist. Diese ist jedoch wesentlich von der Wahrnehmung der Instandhaltungspflicht abhängig.

       (5) Phasen im Lebenszyklus: je höher die Qualität des Bauprozesses, desto länger die Nutzungsdauer (Bild: © Forum Qualitätspflaster)

      Aber nicht nur die Fläche als Ganzes unterliegt einer gewissen Lebensdauer und einem Lebenszyklus, sondern auch die einzelnen Materialien: Pflastermaterial selbst hat eine drei- bis viermal höhere Lebensdauer als die Pflasterfläche in ihrer Gesamtheit und kann beim Rückbau der Fläche wieder bei anderen Gestaltungen zum Einsatz kommen.

       (6) Wiederverwendung der Granitplatten aus Altbestand in der Felberstrasse in Wien (Bild: © Strabag AG)

       Lebenszykluskosten

      Den verschiedenen Lebenszyklen werden Lebenszykluskosten zugeordnet: Bei einer Fläche, deren Nutzungsdauer auf rund dreißig Jahre ausgelegt ist, sind auch Folgekosten, wie der Erhaltungs- und Instandsetzungsaufwand, zu berücksichtigen und die Investition auf zwanzig oder dreißig Jahre zu rechnen. Durch eine konsequente Instandhaltung wird die Lebensdauer einer Pflasterfläche verlängert und der Anteil der Planungs- und Errichtungskosten an den Gesamtkosten wird dadurch geringer.

       Kostenvergleich

      In einem Forschungsprojekt der Technischen Universität Wien zur Pflasterbauweise wurden am Beispiel der Einheitspreise der Stadt Wien folgende Lebenszykluskosten für einen Standardaufbau gemäß RVS 03.08.63, Bautype AS1 und PF 6, berechnet:

       (7) Kostenvergleich Lastklasse 1,3, Forschungsprojekt Pflasterbauweise, Technische Universität Wien, ISTU (Bild: © Forum Qualitätspflaster)

      Während die Herstellungskosten bei Betonverbundsteinen um 5 % höher sind, ist der Barwert der Lebenszykluskosten inklusive Instandhaltungskosten bei einer Nutzungsdauer von 30 Jahren um 2 % niedriger (sogar ohne Berechnung von Aufgrabungen).

      Bei Aufgrabungen und Wiederverwendung des Pflastermaterials verringern sich die Lebenszykluskosten mit jeder Aufgrabung zugunsten des Betonverbundsteins, da Kosten durch die Wiederverwendung des eingesetzten Materials eingespart werden.

       Pflastern schafft Beschäftigung

      Der hohe Anteil an händischer Arbeit sichert Arbeitsplätze und hat einen positiven Beschäftigungseffekt mit höheren Sozialabgaben zur Folge.

      Zeitaufwand für die Herstellung von 100 m2 Fläche:

      image Verlegen Betonstein: 50 Mannstunden

      image Herstellung Asphaltbeton: 29 Mannstunden

      image Herstellung Gussasphalt: 43 Mannstunden

       Literatur

      [1] Verband für Bauwerksbegrünung: Leitfaden Grüne Bauweisen für Städte der Zukunft, Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt GrünStadtKlima,

      [2] Magistrat der Stadt Wien (2015): Wiener Umweltschutzabteilung – Magistratsabteilung 22: Urban Heat Islands, Strategieplan Wien

      [3] Magistrat der Stadt Wien (2011): Richtlinie Bodenbeläge im Freiraum – Planung, Wien

      Ein lokal begrenzter heftiger Niederschlag wird als Starkregen bezeichnet. Er tritt plötzlich auf und reißt mit seiner hohen Strömungskraft in Bächen und auf Straßen und Wegen alles mit sich, loses Material wie Holz und Geröll werden fortgespült. Das Wasser kann sich in Rohren, an Brücken, Stegen und Zäunen aufstauen und in Senken zu Überflutungen führen. Ein Wassereintritt mit schweren Gebäudeschäden ist typisch für Starkregen. Erhebliche Folgeschäden ergeben sich durch überflutungsbedingte Vermischungen mit Mineralölen, Chemikalien oder Fäkalien. Die Versicherungsfälle i. V. m. Starkregen sind in den letzten Jahren überdurchschnittlich angestiegen.

      Mit dem Thema „Jahrhundertregen“ hat sich der Straßen- und Tiefbau schon immer beschäftigen müssen. Die Berechnungsmodelle sahen seltene Starkregenereignisse vor und mit hydraulischen Berechnungen ermittelten die planenden Ingenieure und Ingenieurinnen die Durchmesser der Rohrleitungen. Durch die mittlerweile nicht mehr zu leugnende Klimaerwärmung haben sich jedoch altbewährte Berechnungsmodelle als nicht mehr allgemeingültig erwiesen, bzw. das bislang angenommene „außergewöhnliche Regenereignis“ ist zum Starkregen, zur Sturzflut bzw. zum sintflutartigem Regen mutiert.

      Die Planenden von Infrastrukturmaßnahmen müssen sich zwangsläufig auf die drohenden Unwetterereignisse einstellen. Für die Ursachen sind die Ingenieure nicht verantwortlich, die Symptome der Klimaveränderung müssen jedoch beachtet und abmildernde Maßnahmen sollten getroffen werden. Der Straßen- und Tiefbau steht vor einer großen Herausforderung. Alle jetzt bereits vorhandenen Möglichkeiten zur Eindämmung einer Schadenslage sollten insbesondere bei Neuplanungen Berücksichtigung finden. Hierbei ist auch die geografische Lage mit einzubeziehen. Eine erhöhte Gefährdung liegt vor, wenn das zu bebauende Gelände in einer Tallage liegt. Dann könnten sich aus benachbarten Bereichen Wassermassen zusätzlich in die neu zu erstellende Bebauung ergießen. Gleiches gilt für Flächen oberhalb neuer Baumaßnahmen. Alle diese Fragen gilt es zu berücksichtigen und weiträumiges Denken ist nötig, um Wasserschäden weitestgehend zu verhindern. Das reine Abarbeiten von Vorgaben aus Regelwerken oder alten Berechnungsmodellen führt nicht mehr zum Ziel. Es muss zwingend mit Weitsicht oder vorausschauend geplant und gebaut werden. Die Verantwortung zur Vorsorge ist sehr groß und Wirtschaftlichkeit darf hierbei nicht die erste Priorität haben.

      Das Regenwassermanagement bedarf also erhöhter Aufmerksamkeit aufgrund folgender Ursachen:

      image Klimawandel: Meist wird in der Diskussion über den Klimawandel lediglich der Anstieg der jährlichen Durchschnittstemperaturen besprochen. Wesentlicher für die Sicherheit, Gesundheit und Lebensqualität der Menschen sind jedoch die damit einhergehenden Wetterextreme und Veränderungen der Niederschlagsverteilung. Simulationsmodelle für ganz Europa zeigen eine deutliche