Drogenparty. Dankmar H. Isleib. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dankmar H. Isleib
Издательство: Bookwire
Серия: münchenMAFIAmord
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783969020012
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      Angeblich ist die Stadt Nummer Eins in Deutschland. Jobs, Attraktivität, Einkommen, Sauberkeit, Zukunftsaussichten, Museen, Gaststätten, Grundstücks- und Immobilienpreise.

      Auf jeden Fall sind wir Nummer Eins im Abzocken.

      Und bei Baustellen mindestens auch.

      Aktuell über 70 im Innenstadtbereich. Wo man hinschaut, wird gebuddelt und gemacht, von der neuen U-Bahn bis hin zu Straßenerweiterungen, vom Hauptbahnhof ganz zu schweigen.

      München lobt sich selbst als sicherste Großstadt in Deutschland. 128.141 Straftaten im Jahr 2016 bei einer Aufklärungsrate von 71,7 Prozent heißt, dass 36.264 Fälle unaufgeklärt blieben.

      Das sind genau 36.264 zu viel!

      Die 1.298 Kolleginnen und Kollegen bei der Münchener Kriminalpolizei machen einen guten Job, sind aber ziemlich überlastet. Gewaltdelikte sind zwar um 1,7 Prozent auf 4.123 gesunken, aber in einer bestimmten Bevölkerungsgruppe um 21,7 Prozent innerhalb eines Jahres gestiegen. Im Amtsdeutsch heißt das, „… es ist ein eklatanter Anstieg von Straftaten nach dem Aufenthaltsgesetz zu verzeichnen …“.

      Es gab 58 Tötungsdelikte.

      Rauschgiftdelikte nahmen um sieben Prozent zu. Dazu kamen 2016 62 Drogentote. Wie viele davon durch ‚Fremdeinwirkung‘?

      Es wird leider noch immer fröhlich gemordet. Mehr als man es glaubt!

      Deshalb mache ich weiter und mein Credo bleibt unverändert:

      DIE GERECHTIGKEIT IST UNSTERBLICH. (Buch der Weisheit 1,15 – um 50 v. Christus)

       I

      „DANIEL Richter: Du bist ein Mega-V.I.P. Willkommen heute Abend 21 Uhr zum Mega-Event im MEGA. Eine Überraschungsparty des Tierschutzvereins Starnberg. Lass dich überraschen. Gäste willkommen.“

      Die dämlich verfasste SMS erreichte mich kurz nach dem Aufstehen. Also um 12:28, um genau zu sein.

      Wir, Anna und ich, hatten einen harten Tag hinter uns. Gestritten, versöhnt, erneut gezofft, wieder versöhnt und dann die halbe Nacht schweißtreibend, laut und wild rumgemacht, bis wir nicht mehr konnten.

      Liebe ist was Anstrengendes.

      Und schön!

      Was wären wir ohne Liebe?

      Nur gut, dass den Lärm keiner mitbekam. Das Gästehaus, das wir nun schon seit mehr als drei Jahren mit Unterbrechungen bewohnen, liegt halt prima. Niemand hört uns, keiner stört uns. Wir hätten längst ins Haupthaus der Fischers umziehen können, aber der Schock über die Ermordung ihres Vaters saß Anna noch zu tief in den Knochen. Es war ja erst zehn Wochen her. Also zofften wir uns im Gäste-/Gartenhaus. Ich war noch ganz schön fertig, so hatte mich Anna rangenommen und meine Stimme war rau wie 45er Schmirgelpapier. Woher hat sie nur diese Kondition beim Streiten wie beim Lieben!

      Alles ging gut aus.

      Die Versöhnung war herrlich.

      Meine Anna. Ein Prachtstück …

      »Fischer. Mach dich fertig. Wir sind zu ‘ner Party eingeladen!«, rief ich ins Haus, da ich nicht wusste, wo Anna sich gerade aufhielt.

      »Was für eine Party?«

      Schön, ihre Stimme zu hören. Die war genauso kaputt wie meine. Klang nach Zigarren, Suff und Oktoberfest. Wir hatten es aber auch krachen lassen. Es geht doch nichts über eine gute Nummer, oder?!

      Anna wurstelte in der Küche rum. Wollte uns wohl ein spätes Frühstück machen, damit wir wieder zu Kräften kommen. Ein paar Eier, gebraten mit Schnittlauch oder Petersilie – das wäre jetzt nicht schlecht.

      »Das MEGA lädt ein und so ein Tierschutzverein. Also müssen wir Fanny mitnehmen, Geburtstag nachfeiern, was meinst du?«

      »Au ja. Das klingt gut. Wann geht das los?«

      »Irgendwie um neun.«

      »Und da soll ich mich jetzt schon fertigmachen? Lass uns doch lieber noch ‘ne Runde drehen oder kannst du nicht mehr?«

      Unersättlich die Fischer!

      »Vergiss es. Ich muss vorher mit Fanny noch zum Friseur.«

      Meine Art, Anna zu verarschen. Als ob der riesige Köter geföhnt werden wollte. Aber wenn der Tierschutzverein Starnberg schon zum Schaulaufen ruft, dann sollte ein Kampfhund wie Fanny auch in Hochform sein.

      Die Konkurrenz schläft nicht.

      Wir sahen das illustre Völkchen vor dem MEGA schon von weitem. Bevor ich meinen F-Type SVR und seine 575 PS gebändigt und den Boliden in der Garage des Hotels Vier Jahreszeiten für unglaubliche 28 Euro für den Rest des Abends einparken würde, ließ ich Anna schon mal geräuschvoll direkt vor dem Club aussteigen. Sie hatte wohl eine Freundin in dem Pulk entdeckt und war selbst schon in voller Partylaune.

      Was ein guter Streit bewirkt.

      Meine Anna …

      Ich weiß, ich komme aus dem Schwärmen nicht raus. Aber sie ist auch eine Prachtbraut, alles was Recht ist.

      Als ich zu der Meute stieß, kam ich mir vor wie eine Blindschleiche im Tigerkäfig. Die waren vielleicht gut drauf!

      Ich versuchte, meine Stimmung in den Griff zu bekommen, und wie ich so um mich schaute: Niemand außer mir hatte ein Tier dabei.

      Blöd.

      Ich dachte, es lädt der Tierschutz ein.

      Wo waren die Hunde und Katzen, die Affen und Schafe, die Kaninchen und Löwen?! Da hatte ich wohl die Arschkarte gezogen. Nur Partylöwen und sanfte Miezekätzchen auf Mäuserichfang.

      Mindestens fünfzig übermäßig aufgezäumte In-People lachten sich gleich mal über mich scheckig. Hatte ich den Eindruck. Meine Klamotten passten nicht, das sah ich den Damen der Gesellschaft an – und dann noch Fanny! Am liebsten wäre ich sofort umgekehrt. Aber als harter Knochen, als der ich in der Branche verschrien war, gab es kein Entweichen vor Münchens It-Girls und It-Boys. Anwälte, Werbefuzzis, die üblichen Möchtegern-Models, Schnippelärzte, die ich aus Annas Erzählungen kannte und noch mehr Mädels, die hofften, einen Typen abzubekommen, der ihnen die Angst vor einer geregelten Arbeit abnimmt. Denn mit Arbeit kann man sich ja den ganzen Tag versauen.

      Klunker ohne Ende, dass man sofort Klunkerzoll würde verlangen können. Echt/unecht. Klunker und Anwesende …?

      Die ganze Gesellschaft. Irgendwie nicht mein Revier.

      Und alle waren so gut drauf, dass ich glaubte, die würden jetzt schon fliegen können.

      Fanny schaute mich entsetzt an. So, als ob er sagen wollte: „Was machen wir denn hier? Alter, das ist nichts für uns!“ Und schon schleckte er Anna die Füße ab.

      Liebe ist halt vielseitig.

      Was für ein Aufwand!

      Es öffnete sich die Tür zum Edelschuppen. Livrierte Kleiderschränke mit Knöpfchen im Ohr, wie bei der Inauguration von Trump. Typen, die megamäßig versuchten, einen geregelten Einlass zu der Mega-Party des Mega-Tierschutzvereins megacool im MEGA hinzukriegen. Die nahmen sich verdammt wichtig. Dabei ging es nur um eine lächerliche Party.

      Saufen, abtanzen, anmachen.

      Der rote Teppich blieb rot und trocken, denn wir hatten Sommer und unverschämtes Glück mit dem Wetter. Zum Kotzen war es noch zu früh – alles megapaletti.

      Der Tierschutzverein, den ich wirklich nicht kannte, hatte Glück: Sonne bis in den späten Abend bei 27 Grad. Die In&It-People dachten vermutlich, es gehe zur Oscarverleihung.

      Ehrlich.

      Ein Tamtam war das, mitten in der Woche! Die hatten sich auch alle aufgezäumt! Klar, dass Anna locker mithalten konnte. Sie weiß immer, was für welchen Anlass richtig ist und sah