3. Aber wer in den Stand der Männer aufgenommen sein (wer als Mann gelten) will, der darf nicht nach Belohnung streben. Denn hat nicht der, der sich einer guten Tat rühmt, die Belohnung bereits durch die ihm zuteilgewordene Ehre erhalten,45 und ist nicht andererseits der, der eine Pflicht nur wegen der damit verbundenen Belohnung erfüllt (sei es, daß er als Rechtschaffener sie zu erhalten bestrebt ist, sei es, daß er als Übeltäter die Strafe zu vermeiden sucht) in der weltlichen Gewohnheit befangen? Man muß aber soviel wie möglich den Herrn nachahmen.
4. Das wird aber bei dem der Fall sein, der den Willen Gottes zu erfüllen beflissen ist, der umsonst gibt, wie er umsonst empfangen hat46 und als ansehnlichen Lohn das Bürgerrecht selbst empfängt. „Nicht soll in das Heiligtum Hurenlohn kommen“47 heißt es.
10.
1. Verboten ist jedenfalls, „das für den Verkauf eines Hundes gewonnene Geld“ zum Altar herzuzubringen48 Wem aber durch schlechte Erziehung und Lehre „das Auge der Seele“49 gegen das ihr eigentümliche Licht stumpf geworden ist, der gehe zu der Wahrheit, die in Schriften das Ungeschriebene offenbart! „Ihr Dürstenden, geht zum Wasser“50 sagt Jesaias, und „Trinke das Wasser aus deinen eigenen Wasserbehältern!“51 mahnt Salomon.
2. Und in den Gesetzen z.B. befielt Platon, der von den Hebräern beeinflußte Philosoph, den Landleuten, kein Wasser von anderen zur Bewässerung herzuleiten oder zu nehmen, wenn sie nicht zuvor bei sich selbst bis zu der sogenannten jungfräulichen Erde nachgegraben und den Boden ohne Wasser gefunden haben52
3. „Denn dem Mangel abzuhelfen, ist billig, dagegen Faulheit zu unterstützen, ist nicht gut“53 So sagte auch Pythagoras, es sei vernünftig, beim Aufnehmen einer Last mitzuhelfen. dagegen gezieme es sich nicht, beim Ablegen der Last zu helfen54
4. Die Schrift facht aber den Funken der Seele an und lenkt das dieser eigentümliche Auge auf das Schauen hin, wobei sie vielleicht auch etwas einsetzt, so wie es der Landmann beim Pfropfen tut, und die in ihr vorhandene Anlage anregt.
5. „Denn unter uns sind“, nach dem Wort des göttlichen Apostels, „viele Schwache und Kranke, und viele sind schon entschlafen. Wenn wir uns selbst richtig beurteilen, würden wir nicht gestraft“55
11.
1.56 Was nun dieses Werk betrifft, so ist es keine Schrift, die mit großer Kunst ausgearbeitet wurde, um damit zu prunken; sondern ich mache mir Aufzeichnungen und hebe sie für das Greisenalter auf, ein Hilfsmittel gegen das Vergessen57 geradezu ein Bild und Gemälde jener anschaulichen und lebensvollen Reden und jener seligen und wahrhaft bedeutenden Männer, die zu hören ich gewürdigt wurde.
2. Von ihnen war der eine in Griechenland, der Ionier, die anderen in Großgriechenland (von diesen beiden stammte der eine aus Kölesyrien, der andere aus Ägypten) andere aber im Osten; und hiervon war der eine aus dem Lande der Assyrer, der andere, in Palästina, war seiner Abstammung nach ein Hebräer. Als ich aber einen letzten angetroffen hatte, (seiner Wirkung nach war er jedoch der erste) da gab ich weiteres Suchen auf, nachdem ich ihn in Ägypten, wo er verborgen war, aufgespürt hatte. Er war58 in der Tat eine sizilische59 Biene, indem er aus den Blumen der prophetischen und apostolischen Wiese Honig sog und in den Seelen seiner Zuhörer ein lauteres Erkenntnisgut erzeugte.60
3. Jene Lehrer aber, die die wahre, unmittelbar von den heiligen Aposteln Petrus und Jakobus, Johannes und Paulus stammende Überlieferung der seligen Lehre61 unversehrt bewahrten, indem immer ein Sohn sie von seinem Vater übernahm (nur wenige sind es, die ihren Vätern ähnlich sind),62 kamen in der Tat mit Gottes Hilfe auch zu uns, um jene von den Vätern ererbten und apostolischen Samenkörner (in uns) niederzulegen.63
12.
1. Und ich weiß gewiß, daß sie frohlocken werden, nicht, meine ich, weil sie über diese meine Darstellung erfreut wären, sondern nur weil die Überlieferung durch die Aufzeichnung erhalten wurde. Denn eine derartige Darstellung ist, wie ich glaube, das Werk einer Seele, die das Verlangen in sich trägt, die selige Überlieferung unverlierbar zu bewahren. „Wenn aber ein Mann Weisheit liebt, so wird sich sein Vater freuen.“64
2. Die Brunnen, aus denen man schöpft, geben klareres Wasser,65 dagegen wird das Wasser in denen schlecht, die niemand benützt. Auch das Eisen erhält der Gebrauch blank, der Nichtgebrauch dagegen läßt Rost an ihm entstehen. Denn überhaupt bewirkt Übung gesundes Befinden bei Geist und Körper.
3.„Niemand zündet ein Licht an und stellt es unter den Scheffel“,66 sondern vielmehr auf den Leuchter, damit es denen leuchtet, die des nämlichen Gastmahls gewürdigt sind.67 Denn was ist eine Weisheit wert, die den nicht weise machen kann, der fähig ist zu hören? Ferner bringt auch der Heiland immer Heil und wirkt immer, wie er es den Vater tun sieht;68 wenn man lehrt, so lernt man selbst dazu, und wenn man redet, so hört man oft zusammen mit seinen Zuhörern.69 „Denn einer ist der Lehrer“70 sowohl für den Redenden wie für den Hörenden, er, der das Verständnis und das Wort hinzuströmen läßt.
13.
1. Darum hat der Herr auch nicht davon abgehalten, mit Gutestun den Sabbat zu feiern,71 sondern erlaubt, an den göttlichen Geheimnissen und an jenem heiligen Licht denen Anteil zu geben, „die imstande sind, es zu fassen“.72
2. Er offenbarte ja nicht vielen, was nicht für viele bestimmt war, sondern nur wenigen, von denen er wußte, daß es ihnen zukam, denen, die es aufzunehmen und sich darnach gestalten zu lassen imstande waren. Die Geheimnisse aber wie (die Lehre von) Gott werden nur dem Worte anvertraut, nicht der Schrift.
3.Und wenn jemand sagt, es sei doch geschrieben: „nichts ist verborgen, was nicht wird offenbart werden, und nichts verhüllt, was nicht wird enthüllt werden“,73 so möge er auch von uns hören, daß der Herr durch dieses Wort weissagte, das Verborgene werde dem im Verborgenen Hörenden offenbart werden, und daß das Verhüllte wie die Wahrheit dem kundgetan werden wird, der imstande ist, das ihm Übergebene in verhüllter Weise zu erfassen, und daß das der großen Masse Verborgene das ist, was den wenigen offenbar werden wird.
4. Denn warum kennen nicht alle die Wahrheit, wenn alle die Wahrheit erfassen können?74 Und warum wurde die Gerechtigkeit nicht (von allen) geliebt, wenn die Gerechtigkeit eine Sache aller ist? Aber die Geheimnisse werden ja im geheimen weitergegeben, damit sie nur im Munde des Sprechenden und dessen seien, zu dem gesprochen wird, vielmehr nicht in ihrer Sprache, sondern in ihrem Denken.75
5.„Gott hat aber“ der Kirche „die einen als Apostel gegeben, die andern als Propheten, wieder andere als Evangelisten oder als Hirten und Lehrer, um die Heiligen zur Dienstleistung auszurüsten, zur Auferbauung des Leibes des Christus.“76
14.
1. Nun ist freilich, wie ich wohl weiß, die schriftliche Aufzeichnung dieser meiner Erinnerungen kraftlos im Vergleich mit jenem begnadeten Geiste, den zu hören wir gewürdigt wurden; aber vielleicht ist sie doch ein Bild, das den an das Urbild erinnert, der vom Schlag des Thyrsos getroffen ist.77 Denn „sprich mit einem Weisen“, so heißt es, „und er wird noch weiser werden“,78 und „dem, der hat, wird noch dazu gegeben werden“.79
2. Meine Schrift macht sich nicht anheischig, die Geheimnisse vollständig zu verkünden, weit gefehlt, sondern nur zu erinnern, sei es sooft wir etwas vergaßen, sei es, damit wir gar nicht vergessen. Aber viel ist uns, wie ich wohl weiß, entfallen,