2. Aber die Tätigkeit des Verkündens (des göttlichen Wortes) hat es immer mit einer Botschaft zu tun, und sie ist heilsam, auf welche von den beiden Weisen sie auch wirken mag, sei es mit der Hand (bei der Schrift) sei es mit der Zunge (bei der Rede). „Denn wer auf den Geist sät, wird aus dem Geist ewiges Leben ernten; laßt uns aber nicht müde werden, das Gute zu tun!“22
3. Wer dank der göttlichen Vorsehung mit der Botschaft bekannt wird, dem verleiht sie jedenfalls die höchsten Güter: den Anfang des Glaubens, den Vorsatz, einen richtigen Wandel zu führen, das Streben nach Wahrheit, den regen Eifer im Forschen, die Wegspur zur Erkenntnis; sie eröffnet ihm, um es kurz zu sagen, den Weg zum Heil. Wer aber rechtmäßig in den Lehren der Wahrheit aufgezogen wurde, erlangt die Wegzehrung für das ewige Leben und wird für die Fahrt zum Himmel beflügelt.23
4. In ganz bewundernswerter Weise sagt daher der Apostel: „Indem wir uns in jeder Hinsicht empfehlen als Gottes Diener, als Arme, die aber viele reich machen, als solche, die da nichts haben und doch alles besitzen. Unser Mund ist euch gegenüber aufgetan.“24 Und in einem Brief an Timotheus sagt er: „Ich beschwöre dich vor dem Angesicht Gottes und Christi Jesu und der auserwählten Engel, daß du solches ohne Vorurteil beobachtest und nichts nach Gunst tust.“25
5.
1. Diese beiden müssen sich also selbst prüfen, der eine, ob er würdig ist, zu reden und Schriften zu hinterlassen, der andere, ob er befugt ist, zu hören und zu lesen. So gestatten auch manche bei der üblichen Verteilung des Herrenmahles, daß sich jeder einzelne vom Volk selbst seinen Teil nimmt.
2. Denn die beste Hilfe für das richtige Wählen und Meiden ist das Gewissen; dessen sicherer Grundstein aber ist ein rechtschaffenes Leben zusammen mit der geziemenden Lehre; und ebenso ist der Anschluß an andere, die sich bereits bewährt und Treffliches geleistet haben, die beste Hilfe für die Erfassung der Wahrheit und für die Erfüllung der Gebote.
3. „Wer daher unwürdig das Brot ißt und den Becher des Herrn trinkt, wird sich an dem Leib und Blut des Herrn versündigen. Es prüfe sich aber ein Mensch selbst, und sodann esse er von dem Brot und trinke von dem Becher!“26
6.
1. Für den, der sich die Förderung seiner Nächsten vorgenommen hat, dürfte es nun folgerichtig sein, zu erwägen, ob er sich nicht vorschnell und in eifersüchtigem Streben, anderen zuvorzukommen, an das Unterrichten herangemacht hat, ob er nicht durch die Mitteilung des Wortes eigene Ehre erstrebt, ob er nur den einen Lohn gewinnen will, die Rettung seiner Zuhörer. Wer27 aber durch Schriften spricht, ist von vorneherein nicht der Vermutung ausgesetzt, daß er nach Gunst rede,28 und ebenso wenig dem Verdacht der Bestechlichkeit.
2. „Denn wir haben es weder jemals auf Schmeicheleien abgesehen, wie ihr wißt“, sagt der Apostel, „noch ließen wir uns von Habgier leiten, Gott ist des Zeuge, noch suchten wir Ehre von seiten der Menschen, weder von euch noch von anderen; wir hätten als Christi Apostel Anspruch auf Ehre erheben können; wir traten aber unter euch so liebevoll auf wie eine Mutter, die ihre Kinder pflegt.“29
3. In gleicher Weise muß man auch bei denen, welche an den göttlichen Lehren Anteil nehmen wollen, sorgfältig darauf achtgeben, ob sie nicht aus Neugierde dazukommen, nur um sie kennenzulernen, so wie man die Gebäude einer Stadt anschaut; ob sie sich nicht heranmachen, um weltliche Vorteile dadurch zu erlangen, da sie wissen, daß diejenigen, die sich ganz Christus geweiht haben, freigebig von dem, was zum Leben nötig ist, austeilen. Aber solche Leute sind Heuchler, und wir wollen nicht weiter von ihnen reden. Wenn aber jemand „gerecht nicht scheinen, sondern sein will“,30 so muß er sich der edelsten Beweggründe bewußt sein.
7.
1. Wenn nun „die Ernte groß, der Arbeiter aber nur wenige sind“, dann muß man in der Tat darum bitten, daß uns das Glück möglichst zahlreicher Arbeiter zuteil werde.31 Die Arbeit aber auf diesem Ackerfeld ist doppelter Art: die eine geschieht ohne die Schrift, die andere mit der Schrift. Mag aber der Arbeiter des Herrn auf die eine oder die andere Weise die edlen Weizenkörner aussäen und das Wachsen der Ähren fördern und die Ernte einfahren, so wird er als wahrhaft göttlicher Ackersmann erfunden werden.
2. „Schaffet“, sagt der Herr, „nicht die Speise, die vergeht, sondern die Speise, die zu ewigem Leben bleibt!“32 Mit Speise ist sowohl die materielle (die mit Brot) als auch die geistige (die mit Worten) gemeint.33 Und wahrhaft „selig sind die Friedensstifter“;34 sie belehren diejenigen, die hier in diesem Leben und auf ihrem Irrweg von ihrer Unwissenheit bekriegt werden, eines Besseren und führen sie zu dem Frieden, der in einem gottgemäßen Reden und Leben besteht,35 und speisen die nach Gerechtigkeit Hungernden36 durch die Verteilung des Brotes.
3. Denn auch Seelen haben ihre eigene Nahrung; die einen gedeihen durch Erkennen und Wissen, die anderen finden ihre Weide in der griechischen Philosophie, von der freilich wie von den Nüssen nicht alles eßbar ist.
4. „Der Pflanzende aber und der Begießende“ beides Gehilfen dessen, der wachsen läßt, „gehören zusammen“ entsprechend ihrer Dienstleistung, „aber jeder von ihnen wird seinen besonderen Lohn erhalten entsprechend seiner besonderen Arbeit. Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld, Gottes Bauwerk“37 nach den Worten des Apostels.
8.
1. Man darf es daher den Hörern auch nicht gestatten, die Prüfung auf Grund von Vergleichung vorzunehmen; ebensowenig darf man die Lehre denen zur Musterung ausliefern, die in mannigfaltigen Redekünsten und in der machtvollen Wirkung großartiger rhetorischer Schlußfolgerungen aufgezogen sind, denen, deren Seele bereits in Vorurteilen befangen und nicht (für Aufnahme des Neuen) zuvor freigemacht ist.
2. Wenn sich aber jemand auf Grund seines Glaubens dazu entschließt, zum Gastmahl zu kommen, so ist er zuverlässig geeignet zur Aufnahme göttlicher Lehren, da er als vernünftigen Entscheidungsmaßstab den Glauben besitzt. Daraus folgt für ihn zum Überfluß noch die Überzeugung. Und dies ist füglich der Sinn jenes Prophetenwortes: „Wenn ihr nicht glaubet, so versteht ihr auch nicht.“38 „Da wir also noch Zeit und Gelegenheit haben, lasset uns das Gute an allen tun, am meisten aber an den Glaubensgenossen!“39
3. Ein jeder von diesen lasse mit den Worten des seligen David das Danklied erschallen: „Du wirst mich mit Ysop besprengen, und ich werde gereinigt werden; du wirst mich waschen, und ich werde weißer werden als Schnee. Du wirst mich Freude und Wonne hören lassen; es werden die gedemütigten Gebeine frohlocken. Wende weg dein Antlitz von meinen Sünden und tilge meine Missetaten!
4. Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir in meinem Innern einen neuen , festen Geist! Verwirf mich nicht von deinem Angesicht und nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir! Gib mir wieder das Frohlocken über dein Heil und mache mich stark durch den führenden Geist!“40
9.
1.41 Wer nun zu Anwesenden spricht, der nimmt bei der Prüfung (der Hörer) Rücksicht auf die Zeit und trifft seine Entscheidung auf Grund seiner Urteilskraft und sondert so von den übrigen den aus, der zu hören fähig ist, indem er dabei achtet auf die Worte, die Sitten, die Sinnesart, die Lebensweise, die Bewegungen, die Haltung, den Blick, die Stimme, den Kreuzweg, den Felsen, den Weg, auf dem alles zertreten wird, die fruchtbare Erde, die mit dichtem Gestrüpp bewachsene Gegend, das ergiebige und gute und wohlangebaute Land, das die Aussaat vielfältig wiedergeben kann.42
2. Wer dagegen in Schriftwerken spricht, der sucht sich ein reines Gewissen Gott gegenüber zu schaffen, indem er in seiner Schrift folgendes laut bezeugt, daß er nicht um Gewinnes willen,