anderen Medien schafft und erhält Kultur. Wir können in Wissensarten unterscheiden und auch die Haltbarkeit des Wissens feststellen. Es gibt komplexes und weniger komplexes, wanderndes und verankertes Wissen. „Das UNESCO-Weltaktionsprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) 9 fördert Dialogfähigkeit und Orientierungswissen, kreatives und kritisches Denken sowie ein ganzheitliches Lernen unter Berücksichtigung religiöser Orientierung und kultureller Werte. Sie zielt auf die Bereitschaft, Verantwortung für eigenes Handeln zu übernehmen, mit Unsicherheiten und Widersprüchen umzugehen, Probleme zu lösen und an der Gestaltung einer demokratischen und kulturell vielfältigen Gesellschaft mitzuwirken.“ Wissen kann interner oder externer Natur, fragmentiert oder integriert sein. Je mehr Menschen Wissen erlangt haben und zu eigenen Erfahrungen haben werden lassen, desto mehr herrscht Gewissheit oder Validität über dieses Wissen. Dies gilt allerdings unter Vorbehalt.
Wissen hat seine Zeit und wenn diese abgelaufen ist, verliert es an Substanz und Wert. Prozedurales Wissen ist von der Fertigkeit, dem Können der Menschen abhängig und gebunden an Prozesse. Dies spielt im unternehmerischen Kontext eine bedeutende Rolle. Automatisierung und Robotik gäbe es ohne diese Wissensart nicht. Künstliche Intelligenz (KI) bemüht sich unter anderem mittels semantischer Netze, Wissen zu modellieren. Einmal erkannte Muster oder Prozesse werden zu intelligenten Einheiten. So wird explizites Wissen in Maschinenkraft oder digitale Macht verwandelt. Mittels Quantencomputern und KI gelang es bereits, Schach- und Go-Weltmeister zu schlagen. Der Weg zur Industrie 4.0 wird ganz maßgeblich davon abhängen, ob es gelingt, die Wertschöpfung und Vorgänge im Unternehmen so aufzuarbeiten, dass kodifiziertes Wissen daraus generiert werden kann. Explizites Wissen lässt sich einfacher bewerten als implizites. Dass Daten, Analysen und KI neue Werte entstehen lassen, ist heute nicht mehr von der Hand zu weisen.10
Hierzu werden wir im weiteren Verlauf noch intensiver auf den Wert der Daten eingehen. Wie diese in die Buchhaltung gelangen, ist bisher ungeklärt. Die Verantwortung dafür haben die Unternehmen in der Hand. So wie der Staat, der Ausgleiche zu schaffen hat. Hochleistungs-IT und KI werden große Verschiebungen der Arbeitswelt zur Folge haben. Arbeitsplätze werden wegrationalisiert. Der Mensch wird immer weniger die ihm bekannte Arbeit zu leisten haben, wenn KI ihm diese abnimmt. Dafür wird es vielleicht und hoffentlich andere und neuartige Tätigkeiten geben.
Indikatoren Weisheit: Erfahrung, Praxis, Wissen, Liebe, Menschenbildung,
Wissenschaft, Technik, Kunst, Fortschritt, Kultur, Haltbarkeit, nachhaltige Entwicklung, Dialogfähigkeit, Orientierungswissen, ganzheitliches Lernen, Verantwortung, Gestaltung, Diversität, Gewissheit, Validität, Fertigkeit, Können, Verantwortung, Künstliche Intelligenz
MUT
Mut und Tapferkeit würdigen wir als den derzeitigen Favoriten. Zusammen mit der Mäßigung waren beide bereits den Griechen als Kardinaltugenden wohlbekannt. Heute sind sie mehr denn je von großer und existenzieller Bedeutung: Wer Mut oder Wagemut zeigt, traut sich in Gefahrenzonen, in unkalkulierbare Situationen oder aus der zivilisatorischen Komfortzone. Mut ist nicht angeboren, sondern erlernbar. Tapferkeit und Mut werden gerne in Zusammenhang gebracht. Tapferkeit oder Heldenmut ist eine der vier platonischen Kardinaltugenden und erklärt sich mit Standhaftigkeit, sich dem Furchtbaren trotz Furcht entgegenzustellen um des guten Willens wegen.
Im unternehmerischen Zusammenhang benötigt es neben Initiative und Können auch Stärke und den Raum und die Möglichkeit, diese zu zeigen und jenes zu erwirken. Mut im Unternehmen zu entwickeln, bedarf der Beharrungskraft und eines inneren Kompasses. Sich für das Richtige zur passenden Zeit einsetzen heißt die Devise. Tatkraft ist eine Doppelung: die Fähigkeit zu handeln, gepaart mit Energie. Wagemut trägt Hoffnung und Zuversicht in sich, die Zukunft in eine sinnvolle Richtung wenden zu können. Zentraler Aspekt ist der freie Wille. Wille, der zu mutigen Handlungen und Eigenwilligkeit führt. Dieser ist ungebunden und entspringt dem individuellen Kern des Menschen. Die vielfältigen Probleme unserer Zeit sind sicherlich nur durch großen Mut zu lösen. Wegducken, Ignorieren und das Zuweisen von Schuld sind klassische mutlose Verhaltensweisen. Es erfordert einen gewissen Wagemut, bestehende Prozesse im Unternehmen zu verändern. Oder jene Wege zu verlassen, die in die Irre führten. Dazu gehört zum Beispiel das Festhalten an Traditionen, die u. U. nicht mehr zeitgemäß sind. Mut bedeutet auch, sich neuen Themen zu stellen. Wie kann Verantwortung neu begriffen werden im Umgang mit den natürlichen, menschlichen und sozialen Ressourcen?
Mut wird zumeist mit bevorstehender Gefahr in Verbindung gebracht. Bedrohungen und Gefahren wurden seit der Antike durch mutige Taten überwunden oder abgewendet. Wir sehen uns derzeit durch viele Gefahren bedroht: Wir rechnen mit Klimakatastrophen, Kriegen und einer weiteren Weltwirtschaftskrise. Bringen wir Mut mit Klugheit und den zu gewinnenden Erkenntnissen zusammen, statt mit dem Rücken an der Wand stehen zu bleiben. Damit ist der Schulterschluss zur Mäßigung geschaffen. Nur wer Maß und Mitte wahrt, handelt in Weisheit 11. Sinngemäß sagte dies Konfuzius bereits vor etwa 2.500 Jahren. Ein guter Haushaltsplan operiert mit Augenmaß und Verhältnismäßigkeit. Dazu gehören Für- und Vorsorge für das Unternehmen, die Mitarbeitenden und die Natur. Ressourcen verlangen den richtigen Umgang mit ihnen. Die Natur ist auf Fülle ausgelegt. Den Mangel erzeugen wir Menschen und damit auch die Gewinnmaximierung für die Befriedigung der Gier von Wenigen. Die Polarität von Übermaß und Mangel führt zu sozialen Verwerfungen. Stünde es nicht an, mit mehr Genügsamkeit zu wirtschaften? Aber auch die Konsumierenden tragen Verantwortung. Schon Aristoteles brachte die individuelle Note der Nachhaltigkeit in der Nikomachischen Ethik 12 auf den Punkt: „Um die Mitte (mesotes) zu verstehen und nachzuvollziehen, sollte man das irrationale und triebhafte Treiben der menschlichen Seele erlebt haben.“
Indikatoren für Mut: Tapferkeit, Standhaftigkeit, Initiative, Können, Stärke, Beharrungskraft, Tatkraft, Hoffnung, Zuversicht, Eigenwilligkeit, Weisheit, Für- und Vorsorge, Gewinnmaximierung, Übermaß, Verhältnismäßigkeit
MÄßIGUNG
Die Mäßigung beinhaltet bereits im Wort das Maß. Maßhalten und Haushalten mit seinen notwendigen seelischen Kräften gilt auch für den Konsum des Einzelnen. Eine innere Waage in sich zu entwickeln, welche die ‚Mitte finden‘ aufzeigt, ist hilfreich. Weder das Zuwenig noch das Zuviel erlangen zu wollen ist ratsam. Nachhaltigkeit und Maßhalten zeugen und erzeugen Gesundheit. Das Gefühl für das Maß der Dinge scheinen die Menschen weitestgehend verloren zu haben. Sich zu mäßigen oder sich besonnen zu verhalten, erfordert einen Wesenskern, eine Instanz im Menschen, der die Realität der Außenwelt mit der Innenwelt in Beziehung zu setzen weiß.
Der Egoismus, Neid und die Gier dürfen als Antipode oder Entgleisung zur Mäßigung angesehen werden. Ungezügelte Begierden und Leidenschaften verführen uns zu übermäßigen und unkontrollierten Taten; ohne oder mit wenig Rücksicht auf Verluste. Die Mäßigung oder das Maßhalten hängt mit der Fähigkeit zusammen, zwischen Polaritäten des Zuviels und des Zuwenigs eine Verortung vornehmen zu können. Dazu benötigen wir Werte und die Fähigkeit des Messens und Bewertens derselben. Die Besonnenheit steht in Konjunktion zur Mäßigung. Nur durch ein gesundes Denken erlangen wir die Entschlusskraft. Dem Gewinn ein Maß zu setzen tut not.13 Kosten bürden wir nur allzu oft den Armen oder der Natur auf. Diese Kosten werden bei der Preiskalkulation nicht herangezogen. Sie sind externalisiert, sollten jedoch internalisiert werden, d.h. in die Verantwortung der Unternehmen und der Wertschöpfungskette geführt werden. Nur hier sind sie auch erfass- und messbar. Mäßigung und Besonnenheit sollten nicht als Beharrungsvermögen in Traditionen verstanden werden. Eher als aus innerer Ruhe und Gelassenheit entstandene Erkenntnis, das Richtige zum richtigen Zeitpunkt zu tun;