Werteebenen
Wir möchten diejenigen Werte, die wir als besonders interessant und weiterführend einschätzen, in eine vielleicht auf den ersten Blick ungewöhnlich scheinende Ordnung bringen. Hierbei betonen wir, dass es sich um kein starres System handelt, sondern eher um eine Aufteilung und Gliederung. Keinesfalls soll hier der Versuch unternommen werden, die Werte in eine Taxonomie zu zwängen. Es ist eher dem Bedürfnis entsprungen, die Werte in Ebenen zusammenzuführen. Zum besseren Verständnis verwenden wir die Bilder Sonne, Planeten und Erde, und zwar um zum Ausdruck zu bringen, dass diese Ebenen höherer und individueller Natur, also dem Menschen näher liegend sind. Aufgrund dieser Ebenen ergibt sich eine Art bewegliches Werteschema, das wir in verschiedenen Ebenen abbilden wollen:
• Höhere Werte (Sonne)
• Mittlere Werte (Planeten)
• Irdische Werte (Erde)
1 von griech. ax
2 Schumacher, E.F.: Rat den Ratlosen, rororo, 1977
7. „SONNEN“-WERTE FÜR UNTERNEHMEN
Sonnenwerte
Die Werte I. Ordnung führen wir im Bild der Sonne zusammen. Die Sonne ist unser Energiespender und unsere Quelle, damit Ressource des Lebens und allen irdischen Seins. Wenn wir im übertragenen Sinn ihre Strahlen in uns aufnehmen und sie lebendig werden lassen, bilden sie die Grundlage unserer Energie. Die Sonnenwerte haben Ewigkeitscharakter. Sie unterliegen kaum einem sich wandelnden Werteverständnis. Sie zeigen Größe in Bezug auf ihre Bedeutungsfülle und Dimensionen. Die Werte I. Ordnung sind die Basis für florierende Unternehmen und eher mittelbar in ihrer wertschöpfenden Wirkung. Sie sind Grundlage unseres gemeinsamen Zusammenlebens – und damit auch relevant für unser derzeitiges und zukünftiges Wirtschaften. Sie bilden den Rahmen für wirtschaftliches Werden und Wachsen. Die Energie der Sonne nutzen wir für unser unternehmerisches Schaffen. Das damit verbundene Wachstum und das daraus resultierende Vermögen ist einseitig verteilt. Leider auch auf Kosten unserer natürlichen Ressourcen. Wir haben es geschehen lassen und dem Wohlstand zuliebe in Kauf genommen. Wir realisieren allerdings, wenn auch viel zu langsam, dass es nicht so bleiben kann. Zu lernen, unsere Umwelt auch als Mitwelt zu begreifen und zu erleben, ist eine der größten Aufgaben unseres Jahrhunderts.
Es gibt keine Mehrzahl von Erde, Welt oder Globus. Wir wirtschaften allerdings so, als wären die Ressourcen unserer Erde unbegrenzt. Dieser irrigen Annahme müssen wir mit einer anderen Form des Wirtschaftens begegnen. In diesem Zusammenhang kommt der Messbarkeit von Werten und ihren Wirkungen eine zentrale Rolle zu. Erst dann, wenn Fakten und Vorgänge überprüfbar sind, können wir Erkenntnisse gewinnen, angemessen agieren und reagieren. So werden auch skeptische Unternehmer erkennen, dass nur ein neues Denken die Überlebensfähigkeit ihres Unternehmens à la longue sichern kann. Und sobald wir auf die Werte II. und III. Ordnung zu sprechen kommen, wird klarer, welchen Einfluss diese Werte auf Mitarbeitende, Unternehmen und Unternehmer haben.
WÜRDE
Würde hat drei Dimensionen: nach innen gerichtet, auf andere Menschen gerichtet sowie die Menschheit betreffend. Die Achtung vor der Natur, der Erde und dem Kosmos gehört zu einem würdevollen Umgang. Interessanterweise entstammt Würde aus der ‚wierde‘ im Mittelhochdeutschen und bedeutet werde und Wert. Wir können einen individuellen Kern in uns beobachten, der uns „Ich“ sagen lässt. Er ist der Ort der persönlichen Würde. Diese ist einzigartig. Denn jedes Individuum repräsentiert sich in seinem Ich. Niemand kann „Ich“ zu einem anderen Menschen sagen. Diese Einzigartigkeit bedarf des Schutzes, der Unabhängigkeit und der Achtung, so wie sie in den UN-Menschenrechten verfasst ist.
„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen. Jeder hat als Mitglied der Gesellschaft das Recht auf soziale Sicherheit ... in den Genuss der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte zu gelangen, die für seine Würde und die freie Entwicklung seiner Persönlichkeit unentbehrlich sind. Jeder, der arbeitet, hat das Recht auf gerechte und befriedigende Entlohnung, die ihm und seiner Familie eine der menschlichen Würde entsprechende Existenz sichert, gegebenenfalls ergänzt durch andere soziale Schutzmaßnahmen.“
Menschenrechte sind universell. Sie bekräftigen die Würde und den Wert der menschlichen Persönlichkeit. War Cicero noch der Ansicht, dass man sich Würde durch sittliche Lebensführung erst erwerben müsse, ging Kant einen Schritt weiter und definierte die Würde als das Merkmal eines jeden Menschen. Dies sei unvergänglich, unveräußerlich und unbedingt. Zur Würde gehören auch Anmut, Freiheit, Respekt, Selbstachtung, Souveränität, Stolz und Unantastbarkeit. Artikel 1 unseres Grundgesetzes lautet: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ .1 Schiller differenziert in seinen philosophischen Schriften: „Beherrschung der Triebe durch die moralische Kraft ist Geistesfreiheit, und Würde heißt ihr Ausdruck in der Erscheinung.“ 2 Heute stellt sich mehr denn je die Frage, ob wir Menschen die einzigen Lebewesen sind, die eine Würde haben. Der erste Artikel des Grundgesetzes sollte erweitert werden. „Die Würde des Menschen und der Natur ist unantastbar.“ Die Würde des Menschen ist nicht gegeben, sondern wird allein durch das menschliche Streben erreicht. Der Mensch kann die Würde auch verlieren, wenn er seiner eigenen individuellen Bestimmung nicht gerecht wird. Sprichwörtlich kann sie mit Füßen getreten werden. Würde lebt und entsteht, wenn Menschen an der Entfaltung ihrer einzigartigen, individuellen Fähigkeit nicht gehindert werden. Sie wächst auch durch wechselseitiges Geben und Nehmen. Wir empfinden eine Situation als unwürdig, wenn wir uns als Individuum in unseren Grundwerten oder in unserer Andersartigkeit nicht gesehen oder angemessen behandelt fühlen. Achtung vor der anderen Kreatur, damit fängt alle Würde an. Etymologisch ist Würde mit Werden und Werten verwandt.
Die Würde schlägt eine Brücke zur Gleichheit und Gemeinschaft. Der Mensch kann sich unwürdig sich selbst gegenüber verhalten. Die Würde beinhaltet ebenso das Verhältnis von Menschen zur Gesellschaft oder Gemeinschaft. Den gleichen Wortstamm verbindet Würden, von Amt und Würden, mit der Würde. Nur wer sich als würdig zeigt, sollte in einer Gesellschaft Verantwortung für andere übernehmen dürfen. Die Würde spielt in jedem Unternehmen bewusst oder unbewusst eine zentrale Rolle. Der Mensch und Mitarbeitende haben eine Würde. Im Unternehmen bildet sie sich darin ab, dass die Mitarbeitenden in menschenwürdigen Verhältnissen arbeiten können. In der Würde kommt auch die Haltung zur Geltung, die in einem Unternehmen gelebt wird. Die Würde ist gelebte Form, sich in Freiheit mit eigenen und fremden Grenzen, innen und außen, zu arrangieren. Die Entwicklung von Mitarbeitenden oder den Gesundheits- und Arbeitsschutz zu fördern, zählt zu den ehrwürdigen Errungenschaften moderner Unternehmen.
Indikatoren Würde: Achtung, Einzigartigkeit, Unabhängigkeit, Brüderlichkeit, Freiheit, Entlohnung, Sicherheit, Gemeinschaft, Haltung, Güte, Anmut, Haltung, Respekt, Selbstachtung, Souveränität, Stolz, Unantastbarkeit, Andersartigkeit, Entwicklung von Mitarbeitenden, Schutzmaßnahmen
FREIHEIT
Freiheit gehört zu den höchsten Idealen einer zivilisierten Gesellschaft. Autonomie wie Selbstbestimmung sind Errungenschaften einer freiheitlichen Grund- und Werteordnung. Sich über Grenzen hinweg bewegen zu können, verlangt von Staaten eine freiheitliche und grenzüberschreitende Auffassung derselben, sich ohne Zwang zwischen Alternativen entscheiden zu können oder die Meinung Andersdenkender zu tolerieren. Freiheit hat ein starkes individuelles Gepräge und einen geistigen Ursprung. Freiheit ohne Grenzen ist ein Idealzustand. Grenzen nahezu ohne