Reilly und Sunfrost: Chronik der Sternenkrieger 8 Romane. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783956179884
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Dienstes an Bord tragen musste. „Ich hatte ganz vergessen, dass ich eine Extra-Schicht übernommen hatte und jetzt augenblicklich in den Maschinenraum gehen muss.“

      „Sie vertreten den L.I., nicht wahr?“, fragte Bruder Padraig.

      Catherine White war völlig perplex. Sie sah den Olvanorer-Mönch erstaunt an. „Woher wissen Sie das?“

      „Ich beobachte vieles. Unter anderem meine Gesprächspartner.“

      „Und das können Sie dadurch sehen?“

      „Ich bin kein Hellseher oder dergleichen, sondern ziehe nur meine Schlüsse aus dem, was mein Bewusstsein an Informationen intuitiv aufnimmt. Das ist alles. Bei Ihnen ist mir aufgefallen, dass Sie offenbar ein weiches Herz haben. Sie können Gorescu nichts abschlagen – und das hängt mit seiner familiären Situation zusammen.“

      „Wie auch immer, Bruder Padraig. Wir können unsere Unterhaltung gerne in Kürze fortsetzen, aber ich habe mich nun mal in den Dienstplan eingetragen und das bedeutet für einen Raumsoldaten des Space Army Corps auch, dass er pünktlich ist und man sich auf ihn verlassen kann!“

      „Sicher. Aber gestatten Sie mir dennoch eine Frage, Fähnrich!“

      „Ganz bestimmt nicht jetzt, Bruder Padraig. Ich muss jetzt los!“

      White bemerkte den Captain und nahm Haltung an.

      „Wegtreten und rühren, Fähnrich“, sagte Willard Reilly.

      Innerhalb weniger Augenblicke hatte sie den Raum verlassen.

      Dann wandte sich Reilly an Bruder Padraig. „Darf ich mich zu Ihnen setzen?“

      „Natürlich.“

      „Ich möchte Ihnen eine Frage stellen, die mich im Moment tief bewegt.“

      „Nur zu! Ich bin Ihr Berater und damit Ihr erster Ansprechpartner.“

      „Trotzdem ist es nicht ganz einfach für mich, diese Sache anzusprechen“, erklärte Commander Reilly.

      „Dann handelt es sich um ein privates Problem?“

      „Ja, Bruder Padraig.“

      „Sofern ich helfen kann, tue ich das gern.“

      Commander Reilly nippte an seinem Syntho-Drink und beugte sich dann etwas vor, um nicht so laut sprechen zu müssen. „Stimmt es, dass der Orden seine Mitglieder nach bestimmten Kriterien aussucht und sie bereits lange zuvor daraufhin beobachtet, in wie fern sie für den Orden geeignet sind?“

      „Würden Sie nicht auch jeden Gast erst eingehend prüfen, bevor Sie ihn in Ihre Wohnung lassen?“

      „Das ist keine Antwort auf meine Frage!“

      „Entschuldigen Sie. Es war nicht meine Absicht, Ihnen auszuweichen, Captain!“

      Was denn sonst?, fragte sich Reilly unwillkürlich. Diese Kunst habt ihr Olvanorer doch perfektioniert. Ihr nennt das dann Diplomatie.

      Reilly erklärte: „Meine Frage ist nun, nach welchen Kriterien Ihre Ordensmitglieder den Nachwuchs auswählen?“

      „Das ist nicht wirklich die Frage, die Sie mir stellen wollen. Sie dient nur dazu, eine andere Frage zu verdecken!“, erwiderte Bruder Padraig.

      „Was meinen Sie damit?“

      „Ihr Bruder ist Mitglied unseres Ordens, nicht wahr?“

      „Ja“, nickte Reilly.

      „Sie haben Schwierigkeiten damit, dass nicht Sie es waren, den unsere Scouts beobachtet und erwählt haben. Sie können nicht akzeptieren, dass an Ihrem Bruder etwas sein soll, das Ihnen zu fehlen scheint.“

      „Nein. Sie missverstehen mich.“

      Bruder Padraig lächelte nachsichtig.

      „Sie wollen wissen, was es ist, das Ihren Bruder zu einem Olvanorer macht. Ich hingegen versuche Ihnen klar zu machen, dass es darauf nicht ankommt. Jeder Mensch hat seinen Wert aus sich selbst heraus und nur ein Narr sucht sein Maßstab bei einem anderen Individuum.“

      „Sie wollen mir die Kriterien nicht nennen, nach denen Olvanorer erwählt werden!“, stellte Commander Reilly fest. „Es scheint sich also um eine Art Ordensgeheimnis zu handeln, habe ich recht?“

      „Es spielt für Sie keine Rolle, Captain. Schließlich sind Sie ja kein Olvanorer und obgleich Sie viel Zeit damit vergeudet haben mögen, darüber zu rätseln, was Ihr Bruder Ihnen voraushaben mag, so hatten Sie doch im Inneren Ihrer Seele niemals vor einer zu werden.“

      „Das mag sein“, gab Reilly zu.

      „Sie haben Ihren Platz gefunden, Commander Reilly. Sie genau so wie Ihr Bruder. Und damit sollten Sie es bewenden lassen.“

      Vielleicht hat er recht!, dachte Willard Reilly schließlich. Wahrscheinlich ist es sehr viel einfacher, einen Pudding an die Wand zu nageln als von einem Olvanorer eine Information zu entlocken, die dieser nicht preisgeben will!

      Kapitel 4: Ein Eissegler namens STURMTROTZER

      Magoon stand zusammen mit den anderen Männern am Ruder des gewaltigen Eisseglers. Die Aufbauten bestanden aus mehreren Gebäuden. Aus den Schloten quoll dunkler Rauch, den der unbarmherzige Wind zerstob, der eisig über die endlose Ebenen pfiff.

      Nur mit vereinten Kräften konnten die Männer das Ruder herumreißen. Es knarrte. Die aus sehr harten Karbonfasern bestehenden, halmartigen und innen hohlen Stämme, die den Zusammenhalt des gesamten Gefährts sicherten, ächzten. Manchmal verzogen sie sich auch, aber man konnte eigentlich immer sicher sein, dass sie den Belastungen standhielten, die das Klima von Arakor – wie die einheimischen Humanoiden ihre Welt nannten – bereithielt.

      Langsam begann der wie ein surrealer Koloss über das Eis dahin gleitende Segler mit der optimistischen Bezeichnung STURMTROTZER die Richtung zu ändern. Die Segel bewegten sich und schlugen schließlich unruhig hin und her, als Wind von vorn kam. Die, aus Algen, geflochtenen Taue verloren die Spannung und wurden hin und her geschlagen.

      Die Ankerwerfer standen am Bug an den Seiten vor der Reling des Eisseglers, bereit ihre an dicken geflochtenen Algenseilen befestigten Metallhaken zu schleudern. Das Metall stammte aus Erzknollen, mit denen der Grund des Meeres übersäet war, das sich unter dem Eispanzer befand. Die Ankerhaken waren zuvor in der Feuerkabine rot glühend gemacht worden, sodass sie schneller in das Eis einsanken und sich dort verkanteten. Der Eissegler hatte trotz der Tatsache, dass er jetzt gegen den Wind gewendet hatte, eine erhebliche Geschwindigkeit drauf. Der Wind hatte an Kraft zugenommen und es war bei den derzeitigen Wetterverhältnissen einfach unmöglich, den Eissegler allein durch das Lenken in den Wind schnell genug zu stoppen.

      Davon abgesehen beabsichtigte Magoon ein Lager zu errichten. Sturm kündigte sich an. Es gab gute Wetterpropheten unter dem Volk von Arakor, aber im Augenblick waren die Zeichen des Himmels so deutlich, dass jeder einfache Ankerwerfer ebenso gut eine zutreffende Vorhersage liefern könnte.

      Magoon, der Kapitän des Eisseglers STRURMTROTZER, gab das Zeichen.

      Er löste den Griff um das Ruder.

      Ein halbes Dutzend andere starke Männer hatte ihre Arme um den Holm gelegt, mit dem die Ruderkufen bewegt wurden. Normalerweise war die Bedienung des Ruders nicht so schwer und lief über ein System von Flaschenzügen, die dafür sorgten, dass während der Fahrt die Steuerkufen mit einem minimalen Kraftaufwand über ein mit Greifholmen bestücktes Rad bedient werden konnten. Aber während der Fahrt war einer dieser aus karbonhaltigem Flechtwerk bestehenden Riemen gerissen, was zur Folge gehabt hatte, dass der STURMTROTZER beinahe mit einem anderen Eissegler gleicher Größe kollidiert wäre. Es hatte eine Weile gedauert, bis die Männer an Bord des STURMTROTZERS die Lage mit Hilfe purer Körperkraft letztlich doch wieder einigermaßen unter Kontrolle gebracht hatten.

      Ein Dauerzustand war