Seewölfe Paket 10. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954394999
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Was meinst du, Ed?“

      Der Profos grinste über sein ganzes narbiges Gesicht. In seinen Augen stand ein Wetterleuchten, das Blitz und Donner verkündete.

      „Ganz deine Meinung, Shane. Diese spanischen Affenärsche werden bald zum Trocknen in den Wanten hängen. Ich bin auch dafür, daß wir uns vorerst zurückhalten. Hasard weiß, daß er sich auf uns verlassen kann. Wir sind schon im richtigen Augenblick zur Stelle.“

      Auch Ferris Tucker war der gleichen Meinung. Sein Grinsen stand dem des Profos in nichts nach.

      „Ruhe“, sagte er. „Hasard ruft etwas!“

      Sie schwiegen wieder und blickten auf das heranpullende Boot.

      „Nicht schießen!“ rief der Seewolf. „Unser Schiff ist vorübergehend requiriert worden. Diese Männer werden jetzt an Bord gehen. Laßt Tampen und Trossen an der Bordwand hinunter. Keinem von uns wird ein Haar gekrümmt. Anschließend Arwenack!“

      Sinona sah den Seewolf bei seinem letzten Wort an. Er hatte es nicht verstanden, dafür aber kapierten die Seewölfe um so schneller.

      „Jawohl Arwenack“, sagte der Profos grinsend. „Das ist ein Wort, das gilt etwas bei uns.“

      Arwenack, das war der Schlachtruf der Seewölfe, und wenn der ertönte, dann gab es Kleinholz, dann drehten die Seewölfe auf wie tausend wilde Teufel.

      „Na also“, sagte Shane gelassen. „Das eine Boot wird gleich anlegen, und wenn die Kerle dann weiterhin mit ihren Musketen herumfummeln, lassen wir sie in die Mündung blikken, während die anderen aufentern. Sie werden sich bei uns so richtig heimisch fühlen.“

      „Ist auch alles in Ordnung?“ fragte Brighton und gab seiner Stimme einen leicht ängstlichen Klang. „Wird man uns wirklich nichts tun?“

      Sinona fiel bei diesen Worten ein Stein von der Seele. Die Komplikationen, die er insgeheim befürchtet hatte, waren schneller als erwartet ausgeräumt.

      „Ganz bestimmt nicht“, versicherte Hasard. „Und jetzt laßt die Tampen an der Bordwand runter.“

      Sinona sah sich immer noch die Kerle hinter dem Schanzkleid an. Nein, keiner war bewaffnet, und er sah auch nicht mehr als höchstens ein Dutzend Leute. Wenn er also Capitan Morena und seinen zweiten Mann weiterhin mit der Waffe bedrohte, konnten zwanzig seiner Leute gleichzeitig aufentern und an Deck springen. Damit war jede weitere Gefahr gebannt.

      „Laßt noch mehr Tampen hinunter!“ rief er Ben Brighton zu. „Die Leute aus dem einen Boot entern gleichzeitig auf.“

      „Wie Sie wünschen!“ rief Ben zurück.

      Die Tampen wurden ausgelegt, gleich darauf hatte das eine Boot die Bordwand der „Isabella“ erreicht.

      „Jeder Mann an einen Tampen!“ befahl Sinona. „Und ich warne noch einmal ausdrücklich vor jeder Unbesonnenheit.“

      In Hasards Augen blitzte es auf, als die ersten acht Männer die Tampen ergriffen, das Boot ein Stückchen weiter pullte, und die nächsten folgten. Jetzt hingen sie wie eine dunkle Traube an der Bordwand, bereit zum Aufentern.

      „Man könnte die Tampen jetzt durchschneiden“, überlegte der Profos, „aber dafür sind sie zu schade, und die Kastanienfresser würden nur ins Wasser fallen. Nein, nein, anders ist es besser, dann können wir jedem einzeln die Haut in Streifen von seinem karierten Affenarsch ziehen.“

      „Zurücktreten!“ brüllte Sinona den Seewölfen zu und registrierte zufrieden, daß sie alle höflich zurücktraten.

      „Aufentern!“ befahl er und fühlte sich hervorragend in seiner Rolle als Oberbefehlshaber.

      Während die Meute wieselflink aufenterte, blickten sich Dan und Hasard unauffällig an. Sie wußten, was sie zu tun hatten, sobald die ersten Kerle an Deck waren. Sie waren so gut aufeinander eingespielt, daß sie sich auch ohne Worte verstanden.

      An Deck der „Isabella“ hatte man es längst verstanden. Zwanzig Seesoldaten erreichten gleichzeitig den Handlauf des Schanzkleides, zogen sich hinauf und sprangen flink an Deck.

      Was dann folgte, war ein Geschrei aus zwanzig Kehlen, so laut und gellend, wie man es in dieser Bucht noch nie gehört hatte.

      Auf den Planken der Kuhl lagen Ferris Tuckers Piratenschuhe, die Nagelbretter, deren Sinn der alte O’Flynn nicht begriffen hatte. Ferris hatte sie schon lange anfertigen wollen, aber es immer wieder hinausgeschoben.

      Jetzt lagen sie säuberlich ausgerichtet auf den Planken, und zwanzig brüllende Spanier sprangen genau in die Nagelbretter hinein.

      Bei denen, die noch Stiefel trugen, war das Geschrei nicht so groß. Aber einige waren barfuß, und nachdem sie in den Nägeln gelandet waren, brüllten sie wie am Spieß und hüpften schreiend und kreischend herum.

      Die anderen konnten sich nicht bewegen, denn ihre Stiefel steckten in den Nagelbrettern. Sie empfanden den Schmerz genauso übel, doch sobald sie einen Schritt taten, um sich aus den höllischen Dingern zu befreien, fielen sie der Länge nach hin.

      Der Profos sah es mit sichtlichem Wohlbehagen.

      Er hatte einen Belegnagel in der Hand und gab den Seewölfen ein Zeichen.

      „Ar-we-nack!“ schrie er zornig.

      Dann ging es los. Zur Sache, wie Smoky sagte.

      Carberry knöpfte sich den ersten vor. Es war ein bärtiger Spanier, der wie besessen auf einem Bein herumhüpfte und seinen Schmerz in die Bucht überlaut hinausbrüllte.

      „Ein lausiger Tag für dich, mein schmieriges Söhnchen“, sagte der Profos, aber gleich sind deine Schmerzen weg!“

      Er hatte Spanisch gesprochen, so gut er konnte, und der Don verstand ihn auch. Er heulte noch lauter.

      Als Ed ihm jedoch den hölzernen Belegnagel an den Schädel drosch, empfand der Don gar keinen Schmerz mehr. Er verdrehte die Augen und streckte sich der Länge nach auf die Planken.

      Carberry war schon bei dem nächsten. Er packte den schreienden und total überraschten Mann am Hosenboden und mit der anderen Hand am Genick, drehte ihn in die Waagerechte und rammte ihn ans Schanzkleid, daß die ganze „Isabella“ erzitterte.

      Old O’Flynn ließ sich den Spaß auch nicht entgehen. Der Alte griff zu einem Fall, stieß sich mit dem Holzbein von den Planken ab und segelte in einem eleganten Bogen dicht am Schanzkleid in einem Yard Höhe entlang.

      Vor vielen Jahren hatte er das Holzbein immer auf dem Rücken seines Sohnes tanzen lassen. Diesmal sah er die Sache internationaler und mähte die immer noch in den Nagelbrettern steckenden Spanier reihenweise um.

      Ein unbeschreibliches Geschrei herrschte auf der Kuhl. Die hilflosen Spanier brüllten ihre Wut und ihren Schmerz hinaus und waren kaum in der Lage, sich zu wehren.

      Matt Davies hielt einem unrasierten Seesoldaten seine scharfgeschliffene Hakenprothese unter die Nase.

      „Jetzt gibt’s gespickten Braten“, versprach er dem schreienden Mann. „Spanischen Satansbraten, verstehst du!“

      Der Unrasierte kreischte voller Angst. Unten stand er in den verdammten Nagelbrettern, und vor seinem Gesicht stand noch mal ein so scharfgeschliffenes Ding.

      „Ob du verstehst, habe ich gefragt?“ brüllte Matt Davies.

      „Si Senor, si caballero!“ schrie der Spanier.

      „Was bin ich, ein Caballero?“ schrie Matt. „Nimm das für deine Beleidigung!“

      Dem Spanier krachte das umgedrehte runde Ende des Eisenhakens genau unter das unrasierte Kinn, und er steckte sich mit einem tiefen Seufzer auf den Planken aus.

      Matt Davies war schon beim nächsten und sah voller Anerkennung, wie die Spanier einer nach dem anderen dezimiert wurden.

      Smoky haute rein, der Schmied von Arwenack drosch seine gewaltigen Fäuste auf die Köpfe der Spanier. Sam Roskill, Luke Morgan, Pete