Seewölfe Paket 29. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954399970
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war die Frage sehr willkommen.

      „Wir möchten Lebensmittel einkaufen, um unseren Proviant zu ergänzen“, ließ er Philip junior antworten.

      Der Dicke schien wieder verwirrt zu sein. Warum, das mochte der Teufel wissen. Aber dann wurde er plötzlich sehr lebhaft. Ja, natürlich könnten die „Inglis“ hier einkaufen. Am besten beim Kaufmann Kymet, der habe alles, was das Herz begehre, auch Hartproviant für längere Reisen, gute Räucherware, getrocknetes Obst, Dörrgemüse, erstklassiges Olivenöl und so weiter.

      „Na, das ist doch was“, sagte Hasard lächelnd. „Und wo finden wir den Kaufmann Kymet?“

      Er werde sich erlauben, den „Inglis“ einen Boten zu schicken, einen Jungen, der sie hinführen würde, bitte sehr, wenn’s recht ist, übersetzte Hasard junior. Und der Junge heiße Achmed, er werde sich beim englischen Kapitän melden.

      Hasard bedankte sich sehr herzlich. Zwar interessierte ihn noch eine ganze Menge – zum Beispiel die Frage, wo denn die Leute von Burgas seien, und vor allem das Problem, ob es eine Verbindung zum Mittelmeer gebe –, aber er verschob diese Fragen. Morgen war auch noch ein Tag. Er sagte nur, er würde sich freuen, den Hafenkommandanten zu einem Umtrunk einladen zu dürfen. Vielleicht morgen?

      Ja, das sei ihm recht, erwiderte der Dicke. Über die Zeit könne man sich ja noch einigen.

      Verbeugung hier, Verbeugung dort, und der Dicke schritt mit seiner Eskorte wieder zurück. Sie verschwanden in dem größeren Gebäude, offenbar der Hafenkommandantur.

      Hasard und die Zwillinge flankten übers Schanzkleid an Bord. Sie freuten sich, daß alles so gut geklappt hatte. Auch der Kutscher strahlte. Zwar hatte er zusammen mit Mac den Stör bereits portioniert, und das würde für zwei Tage reichen, aber ihm war als dem Verantwortlichen für den Schiffsproviant doch wohler, wenn er genügend Vorräte hatte und nicht zu geizen brauchte.

      Er wußte, wie wichtig eine gute Verpflegung war, und er wußte auch, daß sie ausnahmslos alle seine Kochkünste anerkannten. Er hatte einen besonderen Status an Bord – im Gegensatz zu den Köchen auf den meisten anderen Schiffen, auf denen der Koch entweder der bestgehaßte Mann oder der Prügelknabe der Mannschaft war. Aber das waren dann auch Typen, die man mitnichten als Köche ansprechen konnte. Wildsäue waren das, und vom Kochen hatten sie soviel Ahnung wie ein Kamel vom Kuchenbacken.

      Einer teilte die allgemeine gute Stimmung nicht, aber das wunderte niemanden, weil Old Donegal Daniel O’Flynn sowieso der Unker vom Dienst war.

      „Dieser Dünger führt was im Schilde!“ verkündete er und hatte den finsteren Blick drauf.

      „Der was?“ fragte Carberry.

      „Der Dünger, dieser türkische Dickbauch.“

      „Der heißt Selim Güngör, Granddad“, sagte Jung Philip feixend.

      „Mir egal, wie der heißt, bei mir heißt er Dünger“, erklärte Old Donegal obstinat, „und das Feixen wird dir schon noch vergehen, wenn dir der Dünger die Ohren abschneidet.“

      „Warum sollte er?“ fragte Jung Philip. „Wir sind höflich gewesen, haben mit ihm ein freundliches Gespräch geführt, und Dad hat ihn für morgen an Bord eingeladen. Er meint also auch, daß man ihm trauen kann.“

      „Papperlapapp, alles dummes Zeug!“ polterte Old Donegal. „Ich weiß genau, daß der Dünger was ausgeheckt hat. Das ist ein ganz windiger Bursche, ein türkisches Schlitzohr, ein durchtriebener Halunke! Weißt du, warum er so dick ist?“

      „Vermutlich ißt er zuviel“, meinte Philip junior.

      „Ha! Er lebt wie die Made im Speck! Alle müssen für ihn arbeiten. Alle! Darum siehst du hier niemanden.“

      „Ach ja? Wo arbeiten die denn alle?“ fragte jetzt Jung Hasard.

      „Bestimmt in einem Silberbergwerk“, erklärte Old Donegal. „Dorthin hat sie der Dünger zwangsverschleppt.“

      „Aha“, sagte Jung Hasard.

      „Du glaubst mir wohl nicht?“ fuhr ihn Old Donegal an.

      „Nein“, erwiderte Jung Hasard, ohne mit der Wimper zu zucken. Er wußte, „Granddad“ konnte ziemlich rabiat werden, wenn man so keck war, ihm zu widersprechen. „Nach dem Betrieb eines Silberbergwerks sieht das hier überhaupt nicht aus. Wie mir scheint, wird hier Weinanbau und Fischfang betrieben.“

      Old Donegal wollte zu einer geharnischten Antwort ansetzen, aber da sagte Vater Hasard: „Dem pflichte ich bei. Du behauptest zwar etwas, Old Donegal, aber beweisen kannst du es nicht. Oder?“

      „So was weiß man eben, oder man weiß es nicht“, sagte Old Donegal unwirsch. „Und ich weiß es, weil mich die schwarze Katze gewarnt hat.“

      „Welche schwarze Katze?“

      „Als wir anlegten, saß eine schwarze Katze dort hinten auf dem Schuppendach!“ Old Donegal deutete zu dem Schuppen rechts des Kais.

      Hasard holte tief Luft, um dem alten Zausel den Marsch zu blasen, einen flotten Marsch mit Pauken und Trompeten.

      Doch da sagte Philip junior grinsend: „Stimmt, da saß ’ne schwarze Katze! Die war aber nicht damit beschäftigt, Granddad zu warnen – wie denn auch, nicht wahr? Nein, die war scharf auf einen Piepvogel, der auf dem anderen Ende des Daches herumhüpfte und zwischen den Schindeln nach Insekten pickte. Als sie zum Sprung ansetzte, flog das Vögelchen davon, und die schwarze Katze stand ziemlich bescheuert da!“

      Diese letztere Formulierung traf auch für Old Donegal zu.

      „Ähem!“ äußerte er sich.

      „Jaja“, sagte Vater Hasard mit Spott. „Da haben wir also eine Katze, die zufällig schwarz ist, und sie geht auf die Pirsch, wie das eben bei Katzen üblich ist. Daraus abzulesen, daß sie dich warnte, ist nicht nur absurd, sondern geradezu hirnverbrannt.“

      „Schwarze Katzen sind Vorboten von Unheil!“ verkündete Old Donegal wütend.

      „Das ist Altweibergewäsch“, sagte Hasard grob. „Hör auf, uns hier Quatsch zu erzählen. Schluß der Debatte!“

      Die wäre sowieso beendet gewesen, denn der Junge tauchte auf, etwa zehn Jahre alt, ein pfiffiges Bürschchen mit schwarzen Igelhaaren und einer Stupsnase.

      „Ich bin Achmed“, sagte er ohne Scheu, „und soll die Inglis zum Kaufmann Kymet bringen.“ Er sprach türkisch, und Philip junior übersetzte wieder.

      „Schon mal einer, der offenbar nicht ins Silberbergwerk verschleppt wurde“, sagte Dan O’Flynn und grinste seinen Alten an.

      Philip junior griff das Stichwort auf und fragte Achmed: „Gibt es hier ein Silberbergwerk?“

      Achmed blinzelte verdutzt. „Silberbergwerk? Was ist das?“

      Philip erklärte es ihm sehr genau und exakt.

      Aber da lachte das Bürschchen und schüttelte den Kopf. „So was haben wir hier nicht. Zu was auch? Wir haben alles, was wir brauchen.“

      Old Donegal hörte Philips Übersetzung und sagte giftig: „Der Lümmel lügt!“

      „Leg dich schlafen, Old Donegal“, sagte Hasard, „und träum von Silber und schwarzen Katzen.“

      „Ich will aber nicht schlafen“, sagte Old Donegal störrisch, „und was ich träume, bestimme ich selbst. Das lasse ich mir von niemandem vorschreiben, auch von dir nicht!“

      Hasard wurde scharf: „Und ich verbitte mir dein dummes Geschwätz, alter Mann! Allmählich reicht’s mal wieder. Man sollte meinen, du seist nicht mehr ganz richtig im Kopf!“

      Natürlich schnappte Old Donegal ein. Seine hellen Augen funkelten vor Zorn, aber er sagte nichts mehr.

      Hasard teilte die Mannen ein, die den Kaufmann Kymet aufsuchen sollten: der Kutscher, Mac Pellew, Stenmark und die Zwillinge als Dolmetscher. Philip erkundigte sich, ob es weit bis zu dem