Seewölfe Paket 28. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954399963
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waren gebratene Fischfilets etwas Leckeres. Und außerdem betonten der Kutscher und Mac Pellew immer wieder, daß „Meeresfrüchte“ gesund seien, nichts kosteten und vor allem den Vorrat an Schiffsproviant nicht belasteten.

      Nein, der Kutscher und Mac Pellew hatten überhaupt nichts gegen eine Bereicherung der Bordkost, noch dazu „taufrisch“ aus der See. Das war bei allen Arwenacks so, nur bildete sich da natürlich sofort wieder eine Gilde von Klugscheißern, die alles besser wußte und rundweg erklärte, die Methode mit dem Blinkern sei Käse, weil kein Fisch nach einem Fisch aus Metall schnappen werde.

      Der Wortführer dieser Besserwissergilde war Smoky.

      Er tönte: „Ihr glaubt doch wohl nicht im Ernst, daß ein Fisch so dusselig ist, auf den Schummel hereinzufallen. Das riecht der doch schon auf ’ne halbe Meile Entfernung, daß da was faul sein muß.“

      „Ob Fische einen so feinen Geruchssinn wie Plymmie haben, ist uns nicht bekannt, Mister Smoky“, sagte Hasard junior reserviert. „Das Blinkern ist ein Versuch. Wenn er nicht klappt, haben wir eben Pech gehabt. Aber besser, wir blinkern, als daß wir in der Nase bohren.“

      Smoky blinkerte auch, mit den Augen.

      „Wie bitte?“ fragte er, weil er nicht kapierte, was die Ersatzhandlung – nämlich das Bohren in der Nase – für einen Sinn haben sollte.

      Der Profos feixte.

      „Hasard meint das mehr symbolisch, mein lieber Smoky“, sagte er. „Sein Bruderherz und er finden es besser, zu angeln und mit der Beute die Kombüse zu versorgen, als dumm an Deck herumzustehen und sich in der Sonne das verlauste Fell anzuwärmen. Im übrigen stimme ich mit den beiden überein. Sie sind wenigstens tätig, was man von dir nicht gerade behaupten kann. Du siehst nämlich schon so aus wie eingeschlafene Füße. Und deinen Affenarsch habe ich bereits schnarchen hören! Oder waren das Winde? Dann solltest du dich schämen.“

      Die beiden Junioren kicherten. Das „Schnarchen“ hatten sie auch gehört. Smoky hatte heute morgen wohl zu viele Zwiebeln gefressen.

      „Wetten, daß die Blinkerei nichts wird?“ fragte er wütend.

      Der Profos überlegte und erwiderte: „In Ordnung, wetten wir! Ich sage, die Blinkerei wird was. Um was wetten wir?“

      Smoky war immer noch wütend. Ohne lange nachzudenken, sagte er: „Wenn ich verliere, kannst du mir ’ne Glatze scheren!“ Und geradezu tückisch fügte er hinzu: „Das gilt auch umgekehrt. Wenn du verlierst, hobel ich dir das Gestrüpp ab, das bei dir Haare darstellen soll – wie vor vier Jahren in Wiborg, als du deine Wette gegen Luke Morgan verloren hattest!“

      Bei den Arwenacks ging das Grinsen um, als sie an die damalige Geschichte dachten. Richtig, damals hatten sie in Wiborg, der Hafenstadt am Finnischen Meerbusen, Pelze und Felle einkaufen wollen, aber keiner der Arwenacks hatte einen blassen Schimmer von der „Rauchware“, bis sich Luke Morgan – ganz gegen seine sonstige Art – klein und bescheiden gemeldet hatte.

      Carberry hatte in seiner üblichen Freundlichkeit herumgemotzt, Luke könne noch nicht mal ein Kuhfell von einer Roßhaarmatratze unterscheiden, und er würde sich eine Glatze von Luke scheren lassen, wenn der was von Pelzen verstände. Das wurde eine Wette, und Luke gewann sie, denn er hatte bei seinem Vater, einem Kürschnermeister, das Kürschnerhandwerk gelernt, bevor er zur See fuhr.

      Smoky war damals der große Wettmacher gewesen, hatte auf Carberry gesetzt – und verloren. Jetzt wollte er gewinnen und dem Profos ein zweites Mal zu einer Glatze verhelfen.

      Carberry runzelte die Stirn. Das Gelächter von damals, als ihm Luke die Haare absäbelte, klang ihm heute noch in den Ohren.

      Da räusperte sich Hasard junior und sagte: „Keine Sorge, Mister Carberry, Sir. Du gewinnst die Wette!“

      Bruder Philip bestätigte das und sagte: „Stimmt, Mister Smoky hat schon jetzt keine Haare mehr, so sicher verliert er die Wette.“

      Der Profos grinste jetzt. „Hast du gehört, Smoky? Du verlierst die Wette. Stell dir vor, Gunnhild oder Klein-David sehen dich mit deinem nackten Kürbis! Dein Windelpisserchen wird vor Schreck seinen Schnuller verschlucken!“

      „Quatsch!“ fauchte Smoky. „Die Wette gilt!“

      „Topp!“ rief der grinsende Carberry. „Die Wette gilt! Aber ich habe dich gewarnt!“

      „Halt du lieber deine Haare fest, Mister Carberry!“ blaffte Smoky. „Und schau sie dir noch mal im Spiegel an, bevor der Kahlschlag beginnt!“

      So nahm das Ereignis seinen Lauf. Alle waren gespannt.

      Hasard und Philip traten ans Schanzkleid der Steuerbordseite. Hasard sollte den ersten Blinkerwurf haben. Gelassen sortierte er sein „Geschirr“, das heißt, er spulte mehrere Fadenlängen der Angelschnur ab und schoß sie in sauberen Buchten wie eine Wurfleine auf.

      Dann klemmte er die Handrolle unter den linken Fuß, nahm den aufgeschossenen Teil in die rechte Hand, holte weit nach hinten aus und schleuderte das mit Bleikugeln beschwerte Ende samt Blinker und Haken nach querab in die Luft.

      Wie bei der Wurfleine liefen die Buchten aus, ohne zu verheddern, der Blinker sauste etwa knapp vierzig Yards querab ins Wasser. Hasard hatte die Handrolle blitzschnell aufgenommen und ließ den Rest Angelschnur abspulen. Die Schnur zeigte straff nach querab, wanderte aber gleich darauf nach achtern. Hasard holte sie jetzt – ab und zu anruckend – mit der Handrolle ein.

      Und da erfolgte der Biß. Die Schnur stand auf der Hälfte des Winkels zwischen Querschiffs- und Längsschiffsrichtung.

      Hasard gab wieder Lose, aber nur kurz, und spulte die Schnur erneut auf. Sie stand verdammt unter Zug. Hasard verzichtete auf die Handrolle, nahm die Schnur in beide Hände und zog sie Hand über Hand näher heran.

      Etwas durchbrach schäumend und wirbelnd die Oberfläche des Wassers – ein Brocken von Zackenbarsch! Ein richtiger Kaventsmann!

      Die Brüllerei an Bord!

      Am lautesten röhrte der Profos. Der kriegte sich überhaupt nicht mehr ein, klatschte sich auf die Schenkel und dröhnte: „Ich glaub’, mich knutscht ein Meerweib! Seht euch das an, Leute! Seht euch das an! So einen Molly hat noch keiner von euch an Land gezogen! Keiner!“

      Smoky stand da wie bestellt und nicht abgeholt – mit dem Gesicht einer Miesmuschel. Und bei jedem Urschrei Carberrys zuckte er zusammen, als würden ihm bereits jetzt die Haare geschoren, aber mit einem stumpfen, schartigen Messer.

      Mit einem Schwung landete inzwischen Hasard den zappelnden Zackenbarsch auf den Planken der Kuhl. Mac Pellew sprang hinzu und hieb dem Zappler die Handkante ins Genick. Plymmie jachterte hin und her und verbellte den Kaventsmann, beschnüffelte ihn dann und verzog sich beleidigt. Der Fischgeruch war wohl nichts für ihre empfindliche Nase.

      Der grämliche Mac Pellew grinste wie ein Honigkuchenpferd. Es sah zum Heulen aus. Er zählte im Geist bereits die Portionen. Und dann deklamierte er, weil sich’s so schön reimte: „Das ist ein Superriesenzackenbarsch – und Smokys Haare sind im Arsch!“

      Da ging das Gejohle wieder los.

      „Nein!“ brüllte Smoky. „Das gilt nicht! Einmal ist keinmal. Das ist überhaupt kein Beweis! Das war Zufall, daß der Arsch – äh – Barsch angebissen hat. Reiner Zufall, da geh’ ich jede Wette ein!“

      Der Profos stemmte die Fäuste in die Hüften und pumpte sich derart auf, daß ihm ein Knopf vom Hemd wegsprang.

      „Sag mal, spinnst du?“ donnerte er. „Bist du noch zu retten? Willst du hier bescheißen, was, wie? Da hört sich doch alles auf! Na warte, dir zieh’ ich die Haut in Streifen von deiner Rübe …“

      „Mister Carberry, Sir“, sagte Philip junior freundlich, „ich muß Mister Smoky zustimmen. Vielleicht war es wirklich Zufall.“

      „Die Wette hat gegolten!“ schnaubte Carberry. „Dieser Windmacher namens Smoky hat nichts davon gesagt, daß zweimal gebunkert werden soll, verdammt noch mal!“

      „Nein,