Seewölfe Paket 9. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954394982
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      Smoky, Batuti, Luke, Jeff und Stenmark schlugen sich mit den drei anderen herum, während sich der Seewolf ein erbittertes Duell mit Corona lieferte. Hasard hatte auch einen Schiffshauer von Bord der „Isabella“ mitgenommen. Ein Degen wäre zu schwach gegen das riesige Entermesser des Piraten gewesen, er wäre unter den wütenden Hieben glatt zerbrochen. Deswegen war Hasard jetzt froh, entsprechende Vorsorge getroffen zu haben.

      Der Zweikampf ging hin und her, ohne zu einer Entscheidung zu führen. Corona war ein durchaus ebenbürtiger Gegner, das mußte Hasard ihm lassen.

      Eben schickten Shane, Ferris und die anderen auch die drei letzten Gegner zu Boden. Corona sah es und wurde nervös. Jetzt vergaß er jede Fairneß im Kampf und versuchte, Hasard durch hinterhältige Ausfälle, die meist alle auf die Unterleibsgegend des Seewolfs gerichtet waren, niederzustechen.

      Hasard gab sich zum Schein eine Blöße, ließ den Kerl weit genug auflaufen, drehte sich halb und ließ die Klinge seines Schiffshauers durch die Luft sensen. Coronas Entermesserstich stieß ins Leere. Hasard indes holte ihm den breitkrempigen Hut vom Kopf. Die Klinge zischte dem Freibeuter dabei so scharf über die Kopfhaut weg, daß er fast seiner Haarpracht beraubt wurde.

      Corona erschrak und geriet ins Stolpern. Dieser Moment genügte dem Seewolf, sich erneut zu drehen und dem Kerl die Faust so in den Nacken zu rammen, wie er es auch bei Pablo, dem Pirat mit dem roten Kopftuch, getan hatte.

      Corona brach bewußtlos zusammen.

      Hasard schaute auf und stellte fest, daß seine Männer bereits damit begonnen hatten, die ohnmächtigen Mitglieder der Bande zu fesseln und zu knebeln. Florinda kehrte zögernd von den Holzhäusern an den Punkt zurück, an dem sie vorher gestanden hatte.

      Sie hatte Hasard als den Anführer der Gruppe Männer erkannt und wandte sich jetzt an ihn. „Wer sind Sie, Senor? Wie kommt es, daß Sie sich so für mich einsetzen? Sind Sie Spanier?“

      „Philip Hasard Killigrew ist mein Name“, entgegnete Hasard. „Meine Freunde nennen mich Hasard. Aber wir dürfen keine Zeit verlieren. Ich habe auf der zweiten Lichtung vom Steilpfad hierher eine Serpentine entdeckt. Haben Sie eine Ahnung, ob es noch mehr von diesen Geschützen gibt?“

      „Ja“, sagte sie hastig. „Barbante und seine Bande haben von fünf Serpentinen gesprochen, die hier oben alle auf Lichtungen aufgebaut worden sind. Man kann mit ihnen in die Bucht schießen.“

      „Wir werden sie alle finden.“ Hasard drehte sich zu seinen Männern um. „Dan!“

      „Sir?“

      „Du begleitest das Mädchen und mich. Die anderen folgen uns, sobald sie die Piraten verschnürt haben.“

      „Aye, aye, Sir“, antworteten Shane, Ferris und die anderen fast gleichzeitig.

      Hasard nahm Florindas Hand, lief los und zog sie mit sich. Dan O’Flynn eilte ihnen nach. Als sie auf der Lichtung mit der Serpentine anlangten, zog Dan sofort seinen Kieker auseinander und richtete die Optik auf die Bucht.

      „Dort“, sagte er. „Der Kapitän der Galeone ‚Gran Duque‘ hat ein Boot abfieren lassen. Ich kann es erkennen, weil die Besatzung der Jolle Lichter angezündet hat, die jetzt wie bei der Suche nach dem Mädchen hin und her bewegt werden. Offenbar wollen sie sich ein Bild von dem verschaffen, was am Ostufer vorgeht.“

      „Sie geben eine großartige Zielscheibe ab“, meinte der Seewolf. „Himmel, wenn das bloß nicht ins Auge geht.“

      „Das Licht reicht aus, um auch die Bugpartie der ‚Gran Duque‘ zu erkennen“, meldete Dan, ohne den Kieker auch nur einen Moment sinken zu lassen. „Für uns ist das immerhin ein Vorteil, denn wir riskieren es nicht, dem Falschen einen Schuß vor den Bug zu setzen.“

      „Ja, natürlich. So gesehen, hat das Laternengefunkel etwas für sich.“ Der Seewolf untersuchte die Serpentine und stellte fest: „Sie ist frisch gereinigt und geladen. Wir brauchen jetzt nur noch Feuer für die Lunte, dann kann es losgehen. Der erste Schuß wird nur eine Warnung sein – für die Piraten und auch für die Spanier der Galeone, die hoffentlich begreifen werden, in was für eine Falle sie gelaufen sind.“

      Big Old Shane und Batuti stürmten auf die Lichtung. Sie trugen in ihrer Mitte ein großes kupfernes Becken mit glühender Holzkohle.

      „Seht mal, was wir in einer der Hütten gefunden haben!“ rief Shane.

      „Setzt ab“, sagte Hasard. „Wir fangen an, bevor alles zu spät ist. Dan, nimm den Luntenstock und steck schon mal die Zündschnur an.“

      Dan O’Flynn tupfte grinsend das Luntenende in das Kohlebecken. Sofort begann die trockene Lunte zu glimmen. Shane und Batuti grinsten ebenfalls wie die Teufel, die Verwegenheit schien in ihren Augen zu glitzern.

      Florinda stand etwas ratlos dabei, weil sie keins der englischen Wörter verstanden hatte, die die Männer gewechselt hatten. Irgendwie spürte sie aber doch, daß sie Vertrauen zu diesen Fremden haben durfte und kein zweites Mal vom Regen in die Traufe geraten war.

      Der Seewolf hatte die Serpentine justiert, soweit es ihm in der Dunkelheit möglich war. Die Mündung wies auf einen imaginären Punkt zwischen der spanischen Galeone und dem Südufer der Tropfenbucht. Hasard hoffte inständig, der Einschlag der Kugel werde so nah bei der Pinasse mit Anselmo und dem zweiten Freibeuter an Bord liegen, daß die beiden Kerle zumindest einen gehörigen Schreck kriegten.

      Er stellte den 4-Pfünder-Hinterlader in seiner Gabellafette fest, rückte ein Stück zur Seite und nickte Dan zu. „Jetzt.“

      Dan senkte den Luntenstock mit der knisternden Zündschnur auf das Bodenstück der Serpentine. Die Glut griff auf das Pulver im Zündkanal über, fraß sich bis aufs Zündkraut durch – und dann wummerte die Kanone los. Florinda hielt sich entsetzt die Ohren zu.

      Mit dumpfem Geräusch raste die Kugel aus dem Lauf und heulte zur Bucht hinunter. Dan lief vor zum Abbruch des Plateaus, aber er war nicht sicher, ob er den Einschlag in der Finsternis sehen würde.

      Ferris, Smoky, Luke, Matt, Jeff und Stenmark stürmten auf die Lichtung.

      „Die Gefangenen sind gefesselt und sitzen auf Nummer Sicher“, rief Smoky. „Wir haben sie in eine der Hütten gesperrt.“

      „Gut“, erwiderte Hasard. „Lauft gleich weiter und sucht nach den vier anderen Serpentinen, die sich bestimmt in der Nähe befinden. Nehmt ein paar Stückchen Holzkohle mit, damit ihr die Lunten anzünden könnt.“

      Die Männer befolgten seine Befehle. Wenig später hatten Ferris Tukker und Smoky die zweite Serpentine auf einer etwa zwanzig Yards entfernt liegenden Lichtung entdeckt. Auch sie war schußbereit. Ferris Tucker stellte ihren Lauf so ein, daß der Schuß östlich an der „Gran Duque de Almeria“ und deren ausgesetztem Beiboot vorbeirasen mußte. Smoky brachte die Lunte zum Glimmen und senkte sie auf den Zündkanal.

      Wieder rollte das Krachen eines Geschützes über die Bucht.

      Die Kanonen von Sao Miguel hatten ihr tödliches Lied angestimmt.

      Ferris wies plötzlich auf ein Licht, das ganz hinten am nördlichen Ufer der Bucht aufgeflammt war. „Das ist die Achterlaterne der ‚Isabella‘!“ rief er. Er lachte und hieb Smoky auf die Schulter. „Ho, Ben Brighton gibt sich lieber zu erkennen, ehe wir ihm aus Versehen eine Kugel vor den Bug setzen.“

      „Recht so“, sagte Smoky grinsend. „Ich bin auch für klare Fronten.“

      Die „Isabella“ hatte die Passage hinter sich gebracht und lief in die Tropfenbucht ein, um der „Gran Duque“ im Kampf gegen die Piraten beizustehen.

      Der Plan, den Barbante sich ausgedacht hatte, war ebenso einfach wie wirkungsvoll: Er wollte mit einer Handvoll Männer im Dickicht warten, bis eine Abordnung Spanier von der Galeone mit einem ihrer Boote landete. Wenn die Seeleute ausstiegen, um nach dem Mädchen zu forschen, gaben sie auf dem freien Stück Sandstrand hervorragende Zielscheiben für die Musketen und Tromblons der Bande ab.

      Die Jolle, in der die Männer mit den Laternen saßen,