Seewölfe Paket 11. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954395002
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rollte sich weiter nach rechts ab und geriet neben Ferris Tucker, der gerade seine Muskete auf einen heranstürmenden Spanier abgedrückt hatte. Der Spanier brach zusammen und blieb dicht vor ihnen liegen.

      „Her mit den Flaschenbomben, Ferris!“ rief Hasard ihm zu.

      Tucker schob ihm zwei Flaschen zu. Hasard stopfte sie sich unter die Lederweste, robbte ein Stück voran, richtete sich dann halb auf und hetzte geduckt voran. Er befand sich jetzt etwas außerhalb der eigentlichen Kampflinie und hielt auf die kleinen, fahrbaren Geschütze zu, die er unmittelbar vor den Hütten entdeckt hatte.

      Einige Soldaten trafen unter den gebrüllten Befehlen ihrer Offiziere und Unteroffiziere gerade Anstalten, diese Geschütze auf die Angreifer abzufeuern.

      Hasard schlug einen Haken nach rechts, als jemand ihn mit einer Muskete niederzuschießen versuchte, hastete auf die Anhöhe zu, die zum Festungsbau hinaufführte, schlug wieder einen Haken, zückte seine Reiterpistole und drückte auf einen von zwei Soldaten ab, die jetzt von dem einen Geschütz – einem Falkon – abliefen und auf ihn zuliefen.

      Er traf, der Soldat fiel und überschlug sich zweimal auf dem Boden. Hasard feuerte auch die zweite Ladung der Doppelläufigen ab und sah den zweiten Widersacher hinsinken. Dann war er mit zwei Sprüngen an dem Falkon, zog eine Flaschenbombe aus der Weste hervor und beugte sich über das kleine Kupferbecken, in dem Holzkohle zum Entzünden der Geschützlunten glühte.

      Rasch setzte er die Zündschnur der Handbombe in Brand. Funken sprühten, es knisterte, und der Sturmwind blies die Glut nicht wieder aus, sondern fachte sie nur noch mehr an.

      Hasard mußte zumindest fünf, sechs Sekunden warten, bis die Lunte weit genug abgebrannt war. Er wollte, daß die Flasche sofort hochging, wenn er sie seinen Gegnern zwischen die Beine warf.

      Aber nun rückten wieder Soldaten auf ihn zu und hoben ihre Musketen, um ihn zu töten. Hasard duckte sich hinter das Geschütz, entging auf diese Weise einer heransirrenden Kugel, hatte aber keine Handfeuerwaffe mehr, mit der er sich zur Wehr setzen konnte.

      Mit der linken Hand hielt er die Flaschenbombe fest, mit rechts zückte er seinen Degen. Einen mit Geschrei heranspringenden Spanier konnte er stoppen, bevor dieser seine Pistole auf seinen Kopf abfeuerte, aber im nächsten Moment wurde es außerordentlich brenzlig für ihn.

      Mehrere Soldaten waren hinter dem nächsten Geschütz, einem Minion, in Deckung gegangen und legten über dessen Rohr mit ihren Musketen auf ihn an. Ein ganzes Peloton!

      Hasard ließ sich fallen, aber er hatte keine Deckung.

      Plötzlich krachte es, aber es waren nicht die Spanier, die abgedrückt hatten. Der Schuß kam von der anderen Seite, war hinter Hasards Rükken gefallen und pfiff jetzt als geballte Ladung über ihn weg. Hasard wandte den Kopf und sah Dan O’Flynn. Der junge Mann hatte mit dem Blunderbuss auf die Spanier geschossen, und auf die kurze Distanz war die Wirkung der Ladung verheerend. Das gehackte Eisen und Blei, durch die trichterförmige Mündung des Tromblons weit gestreut, hatte genügt, um die Gruppe Spanier von dem Minion wegzufegen.

      Hasard schleuderte jetzt die Flaschenbombe. Sie fiel mitten zwischen die Geschützführer des guten Dutzends leichter Kanonen, explodierte sofort und verursachte einen Feuerblitz, der Minions, Falkons, Falkonetts und Männer auseinandersprengte. Schreie gellten in den Morgen, fetter schwarzer Rauch wälzte sich in Schwaden auf die Hütten zu.

      Hasard schwenkte das Falkon herum, Dan war neben ihm und griff sich den Luntenstock. Sie zielten auf die Soldaten, die auf Shane, Carberry, Blacky, Luke, Ferris und Smoky losrückten, zündeten das Geschütz und warfen sich zur Seite.

      Das Falkon spie Feuer, Eisen und Rauch aus und rollte zurück. Hasard hatte gut genug gezielt, wie er feststellte: Die Kugel war in die vorderste Linie der Feinde geschlagen und hatte sie regelrecht vom Boden weggerafft. Ehe sich die anderen Soldaten zu einem neuen Sturm sammeln konnten, sprangen Hasards sechs Männer vom Boden auf und unternahmen einen wilden Ausfall.

      Hasard rappelte sich wieder auf, lief an den jetzt unbemannten Geschützen vorbei und stieg über die Leiber der Toten weg. Dan folgte ihm.

      Hasard warf einen Blick zur Festung hinauf, die sich an der östlichen Seite der Bucht auf der gerodeten Kuppe eines flachen Hügels majestätisch erhob. Die Westmauer war bereits fertiggestellt, und dort oben, zwischen den Zinnen, ragten Kanonenrohre hervor. Sie waren dafür vorgesehen, im Falle eines Angriffes durch Segelschiffe die Hafenbucht mit Feuer zu belegen. Für den Kampf an Land waren sie relativ ungeeignet, dann man konnte ihre Rohre sicherlich nicht so weit neigen, daß die Kugeln im Ostufer einschlugen.

      Die Festung konnte man also vorerst unbeachtet lassen. Hasards Ziel war immer noch die Hütte des Lagerkommandanten.

      Mit Dan stürmte er hinter der Linie der jetzt mit Säbeln und Piken kämpfenden Soldaten vorbei, und wie durch ein Wunder wurden sie nicht mehr aufgehalten. Im Wirbel der Ereignisse konnten sie das entstehende Durcheinander ausnutzen. Ungehindert langten sie bei der größten Hütte an – und erst hier vertraten ihnen Offiziere den Weg.

      „Attacke!“ rief der Seewolf und ging mit erhobenem Degen auf den vordersten in der Reihe der Gegner los, und Dan hatte jetzt ebenfalls seinen Degen gezückt. Gemeinsam fochten sie gegen die insgesamt sechs Männer an, die sich ihnen säbelschwingend entgegenstellten.

      Die Spanier glaubten, leichtes Spiel mit diesen beiden „englischen Bastarden“ zu haben, Überlegenheit und Siegesgefühl standen in ihren Mienen zu lesen. Sämtliche Warnungen Don Felix’ schlugen sie in den Wind, sie glaubten nicht daran, daß dieser schwarzhaarige Riese, der „El Lobo del Mar“ zu sein schien, und der blonde junge Mann, der auf den ersten Blick nicht sehr widerstandsfähig wirkte, in diesem Kampf siegen würden.

      Aber dann erlebten sie zwei mit geradezu unheimlicher Schnelligkeit fechtende Männer, zwei Derwische, die mit einemmal mitten zwischen ihnen waren und Schnitte und Stiche austeilten. Zwei Offiziere brachen getroffen zusammen. Einen dritten verletzte Hasard tödlich, indem er ihm die Degenklinge in den Hals trieb.

      Dan überwältigte einen vierten Mann, und so hatten sie nur noch zwei Mann gegen sich.

      Aber jetzt erschien Don Felix Maria Samaniego auf der Szene, groß, hager, mit harter Entschlossenheit in seinen asketischen Zügen.

      Er ließ seinen Degen zweimal durch die Luft pfeifen, dann trat er vor Hasard hin und rief: „Jetzt zu uns, Lobo del Mar!“

      Hasard riß sich den Helm des Teniente Leandro Moratin vom Kopf und schleuderte ihn zur Seite. Der Sturmwind fuhr in seine schwarzen Haare und zerzauste sie. Wild sah er jetzt aus, und in seinen eisblauen Augen tanzten jene tausend Teufel, die seinen Männern nur allzu bekannt waren.

      Der Seewolf nahm das Duell mit Don Felix auf.

      Dan O’Flynn durchbrach mit seinem Degen die Verteidigung des einen Offiziers, senste den Mann zu Boden und hatte es jetzt nur noch mit einem Gegner zu tun. Es stand zwei gegen zwei, und beide Parteien kämpften mit vollem, erbittertem Einsatz.

      9.

      Big Old Shane und dem Profos war der Durchbruch gelungen. Sie stürmten auf die Palisaden zu, vorbei an den toten Spaniern, vorbei an Hasard und Dan O’Flynn, die mit Don Felix und dem einen Offizier im Zweikampf lagen, und hinter ihnen fochten und kämpften Ferris Tukker, Blacky, Luke Morgan und Smoky weiter gegen die Soldaten.

      Carberry hatte noch eine geladene Pistole im Gurt stecken, und die riß er jetzt heraus. Vor dem Tor der Palisade stand ein einsamer Posten, der die Gefangenen offenbar in bedingungsloser Pflichterfüllung bis zum letzten bewachen wollte.

      Der Soldat hob die Muskete und zielte auf Shane, der neben dem Profos herlief, aber Carberry blieb jetzt stehen, hob die Pistole und drückte auf den Gegner ab. Beide Schüsse brachen gleichzeitig. Shane ließ sich jedoch fallen. Die Kugel strich über ihn weg.

      Der Posten hingegen fing Carberrys Kugel mit seiner ungeschützten Halspartie auf. Mit einem röchelnden Laut brach er zusammen.

      Carberry und Shane