Seewölfe Paket 18. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397761
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wir ihn irgendwo an Land!“ rief Ed Carberry. „Dann kann er eine harmonische Crew von Abergläubischen gründen. O Mann, stellt euch das mal vor: Ein Dutzend Leute auf einem Haufen, und die faseln alle nur so ein wirres Zeug!“

      Old Donegal Daniel O’Flynn hatte wieder seinen Platz an der Verschanzung eingenommen, kehrte ihnen allen den Rücken zu und konzentrierte sich darauf, in die Dunkelheit hinauszustarren.

      Von neuem mußte der Seewolf die Lacher zur Ruhe bringen.

      „Wir werden der Sache jetzt auf den Grund gehen“, sagte er entschlossen, „ich will wissen, woran wir sind. Wer ist der gleichen Meinung?“

      Es gab keinen auf der Kuhl, der nicht sofort die Hand erhob. Und auf dem Achterdeck war es nur der alte O’Flynn, der nicht ebenfalls für Hasards Vorschlag stimmte.

      Alles Weitere spielte sich im Handumdrehen ab. Auf Hasards Anordnung wurde die kleine Jolle abgefiert. Als Bootsbesatzung teilte er Big Old Shane, Dan O’Flynn, Roger Brighton, Smoky, Stenmark und Ed Carberry ein. Wenig später enterte er gemeinsam mit den Männern über die Jakobsleiter ab.

      Aus den Augenwinkeln heraus sah der Seewolf noch, wie Old Donegal ihnen mit entsetztem Gesichtsausdruck nachsah. Hasard konnte sich leicht vorstellen, daß der Alte fest davon überzeugt war, sie würden mitten in die Hölle pullen.

      Für den Seewolf und die anderen war es indessen die einzig richtige Entscheidung. Sie brauchten klare Verhältnisse. Wo Mummenschanz getrieben wurde, konnten kaum die rechten Voraussetzungen bestehen, um die Fieberkranken zu heilen.

      Dazu brauchte man vor allem Ruhe.

       8.

      Die „Santa Teresa“ schien ein bedrohliches Eigenleben entwickelt zu haben. Denn tief im Innern des Schiffes ächzte und knackte es an allen Ecken und Kanten, obwohl sich die See längst beruhigt hatte.

      Gemeinsam mit seinem Ersten Offizier und dem Teniente, der die Seesoldaten befehligte, unternahm Don José Isidoro einen Inspektionsrundgang über die Decks.

      Im untersten Stauraum waren die von den Deserteuren eingeschlossenen Männer inzwischen befreit worden. Isidoro gewährte ihnen indessen keine Pause. Er hatte ihnen lediglich ein halbes Dutzend weitere Decksleute zur Verstärkung geschickt damit sie weiter pumpten.

      „Es muß einen Weg geben, die ‚Santa Teresa‘ flottzukriegen“, sagte Isidoro, während er sich mit dem Ersten zurück auf das Achterdeck begab. Der Teniente blieb bei dem Rest seiner Leute auf der Kuhl. „Die Sturmschäden an Deck können wir mit Bordmitteln beheben. Damit wird beim ersten Tageslicht begonnen.“

      „Und dann, Capitán?“ entgegnete der Erste mit einem Anflug von Spott. „Ist Ihnen klar, daß wir bei Flut auf das Riff gebrummt sind? Was meinen Sie, was passiert, wenn die Ebbe einsetzt!“

      „Das weiß ich selber“, fauchte Isidoro. „Wenn ich sage, daß wir einen praktikablen Weg finden müssen, dann vor Einsetzen der Ebbe.“

      „Das wird aber bereits vor der Morgendämmerung der Fall sein“, sagte der Erste beharrlich. Beinahe klang es, als fände er Gefallen daran, daß die „Santa Teresa“ dem Untergang geweiht war. Zumindest gefiel es ihm, seinem stets besserwisserischen Kapitän in diesem Punkt um eine Nasenlänge voraus zu sein.

      „Na und?“ Isidoro starrte ihn an. „Wozu haben wir die Männer an den Pumpen? Wozu haben wir einen Schiffszimmermann, der Lecks abdichten kann? Und wozu haben wir Leute, die ein Beiboot bemannen können?“

      „Stimmt alles“, sagte der Erste trocken, „nur haben wir kein Beiboot mehr.“

      Don José Isidoro verschluckte sich fast. Der Denkfehler war ihm in der Aufregung unterlaufen, und, verdammt noch mal, er gönnte dem Ersten diesen Triumph nicht. Er setzte zu einer Erwiderung an.

      Doch ein warnender Schrei von der Kuhl ließ ihn stumm bleiben.

      „Achtung! Fremde Schiffe! An Steuerbord!“

      Isidoro und der Erste Offizier wirbelten herum. Ihnen gefror das Blut in den Adern.

      Wie Schemen tauchten sie aus dem Nebel auf.

      Sieben Einmaster waren es, die in gestaffelter Formation heranglitten – lautlos und siegessicher wie Schakale, die sich auf einen todkranken und hilflosen Tiger stürzen.

      Und sie waren so nahe, daß sie fast schon herüberspucken konnten.

      „Alarm!“ brüllte Isidoro. „Klar Schiff zum Gefecht!“

      Auf der Kuhl gerieten die Seesoldaten in Bewegung. Doch ihre Zahl war erbärmlich, verglichen mit der Übermacht, die von Steuerbord herannahte. Zwei Männer hasteten zu den Luken, um die anderen aus dem Stauraum zu holen.

      Der Erste Offizier zog seinen Säbel.

      „Sie sind ein Optimist“, sagte er grimmig, „das Pulver in den Kartuschen ist feucht geworden. Glauben Sie, wir schaffen es noch, die Geschütze zu entladen und nachzuladen?“

      Er sollte recht behalten.

      Nicht einmal die Musketen und Pistolen konnten sie noch einsetzen. Und es blieb keine Zeit, trockenes Schwarzpulver aus der Pulverkammer herbeizuschaffen.

      Die Männer, die an den Pumpen geschuftet hatten, stürzten in panischer Hast an Deck. Der Stückmeister warf ihnen Säbel und Entermesser zu, die sie im Vorbeilaufen auffingen, während sie an die Steuerbordverschanzungen eilten.

      Unterdessen gingen die beiden ersten Einmaster bereits auf Enterkurs. Wildes Gebrüll ertönte an Bord der Piratenschiffe.

      Don José Isidoro, der ebenfalls seinen Säbel gezogen hatte, beobachtete zähneknirschend das Geschehen. Er fluchte auf sich, daß er die Deckslaternen hatte anzünden lassen. Eine bessere Orientierungshilfe hatte er diesen Küstenhaien nicht geben können. Aber jetzt war es für solche Überlegungen zu spät. Es half auch nichts mehr, die Laternen noch zu löschen. Im bevorstehenden Enterkampf war es da schon besser, wenn man den Gegner sehen konnte.

      Auch die übrigen Offiziere hatten sich mittlerweile auf dem Achterdeck versammelt und die Säbel blankgezogen. Wie es ihrem Rang entsprach, würden sie nicht gemeinsam mit den Mannschaften auf der Kuhl und auf der Back kämpfen.

      Immer lauter brüllten sich die Piraten ihren vorzeitigen Triumph aus dem Leib, und sie trafen damit die Verteidiger an Bord der „Santa Teresa“ auf den entscheidenden Nerv.

      Mit killenden Segeln glitten die beiden ersten Schaluppen auf die Steuerbordseite der spanischen Galeone zu. Capitán Isidoro und seine Männer konnten bereits das Weiße in den Augen der Piraten sehen – und ihre blitzenden Zähne, während sie ihr siegessicheres Gebrüll ausstießen.

      Und noch eins wurde deutlich: Die Übermacht der Schnapphähne war erdrückend. Den zwei Dutzend Männern, über die Isidoro – einschließlich der Seesoldaten – noch verfügte, standen mehr als doppelt so viele Piraten gegenüber.

      Mit dumpfem Dröhnen stießen die beiden ersten Schaluppen nacheinander gegen die Bordwand der „Santa Teresa“. Mit gellenden Angriffsschreien und blitzenden Blankwaffen enterten die Kerle, indem sie mit federnden Sprüngen aus den Wanten der Schaluppen über das Schanzkleid der Galeone schnellten.

      Heftige Kämpfe Mann gegen Mann entbrannten auf der Kuhl der „Santa Teresa“. Noch waren Isidoros Decksleute und Seesoldaten in der Überzahl. Doch das änderte sich innerhalb von wenigen Minuten.

      In kurzen Abständen, schon fast gleichzeitig, legten sich die restlichen Schaluppen Bordwand an Bordwand, und die gesamte wilde Meute der Piraten stürmte grölend über die Decks.

      Als waffenstarrende Woge flutete dann die Masse der Angreifer über das Schanzkleid der Galeone.

      Don José Isidoro schloß für eine Sekunde entnervt die Augen. War dies das Ende?

      Nein, es durfte nicht sein. Er war entschlossen, zu kämpfen. Ebenso die anderen Offiziere, die mit angespannten