Seewölfe Paket 16. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397747
Скачать книгу
dürfte interessant sein“, meinte Dan. „Wer weiß, was er da wohl reinschreibt. Er muß das doch begründen.“

      Sie schenkten dem Feuer schon gar keine Beachtung mehr und blickten nur einmal kurz auf, als wieder Donner über die See rollte und lange Flammenzungen aus der Bordwand der letzten Galeone zuckten.

      Die Wirkung war wieder gleich null. Viel zu kurz lagen die Schüsse.

      Shane zeigte mit dem Daumen höhnisch hinter dem weitersegelnden Geschwader her.

      „Nicht mehr lange, und die werden Krach mit den Fischern kriegen. Die knallen ja noch die letzten Seehechte und Heringe ab.“

      „Bleiben wir auf Kurs, Sir?“ erkundigte sich Pete Ballie.

      „Ein paar Meilen noch, der Marquess braucht schließlich Zeit zum Nachladen, und wir wollen ihm die Freude ja nicht verderben.“

      Auf dem Kurs wurde noch etwa zwei Meilen weitergesegelt, bis das Geschwader achteraus wieder kleiner wurde. Durch den Kieker sah Hasard, daß jetzt grüne Signalwimpel im Topp flatterten.

      Marquess Henry of Battingham ließ ebenfalls halsen, und so wie er das auszudrücken pflegte, würde er jetzt wohl sagen: „Wir drehen um!“

      Die Schande, so hereingelegt und genarrt worden zu sein, schien ihm doch mächtig in den Knochen zu stecken. So begann er ein umständliches Manöver, das ihm gar nichts einbrachte, es sei denn, er wollte wieder nach Plymouth zurückkehren und gab die Verfolgung auf, weil er doch noch einsichtig wurde.

      „Und so was vertritt England nun zur See“, meinte Ben kopfschüttelnd, als der Gänsetrott achteraus sich im Krebsgang durch die See bewegte und die Halse einleitete.

      „Sicher nimmt er an“, sagte Shane, „daß wir jetzt nach Plymouth zurücksegeln. Dann wird er unten den Hafen sperren und glaubt uns in der Falle.“

      „Dann muß er nicht nur ein Blödmann, sondern ein ausgesprochener Idiot sein, Shane. Für so absolut dumm halte ich ihn eigentlich nicht. Er will uns nur hinterher, um zu zeigen, daß er keinesfalls gewillt ist, aufzugeben.“

      „Das ist auch möglich. Vielleicht glaubt er, viele Hunde seien des Hasen Tod, und einmal begehen auch wir einen Fehler.“

      „Da wird er noch verdammt lange warten müssen.“

      Durch die eingeleitete Halse blieb der Verband noch weiter zurück, weil er viel Zeit verlor. Da ertönte aus dem Großmars Philips Stimme, der als Ausguck aufgeentert war.

      „Deck!“ meldete er laut. „Ein Strich Steuerbord voraus ein Dreimaster.“

      Vater Hasard zeigte verstanden und suchte nach dem Dreimaster, den Dan jetzt auch mit bloßen Augen erkannte. Aber von der Kimm her wurde es wieder trübe und dunkel. Von Nord zog erneut ein Schneeschauer heran, der die Kimm verdüsterte. Das Schneegestöber würde sie in spätestens einer Viertelstunde erreichen.

      Kaum gesichtet, entschwand der Dreimaster auf Gegenkurs auch schon wieder ihren Blicken.

      „Sollen wir zur Sicherheit ein paar Kanonen ausrennen, Sir?“ fragte der Waffenmeister Al Conroy vom Quarterdeck herauf. Den guten Al Conroy juckte es schon lange, eins dieser kräftigen und mattschimmernden Geschütze auszurennen. Nicht nur ausrennen, er hätte auch zu gern einmal damit ein bißchen geballert, um zu sehen, ob sie auch gut schossen.

      Leider nahm der Seewolf ihm diese Hoffnung.

      „Notfalls weichen wir aus, Al“, sagte er. „Wir besetzen für den Fall der Fälle nur die Drehbassen.“

      „Schade“, sagte Al bedauernd. „Über die Eigenschaften dieser Kanonen wissen wir noch so gut wie nichts, Sir.“

      Der „Sir“ grinste und hob die breiten Schultern.

      „Ich bin sicher, daß wir das noch herausfinden, Al. Demnächst werden wir mal ein Probeschießen veranstalten. Zufrieden?“

      „Zufrieden, Sir.“

      Böartig fiel nun der Wind ein. Die ersten Schneeflocken trieben über die See, und der Wind peitschte sie vor sich her, schliff sie zu scharfen Nadeln und jagte sie den Männern in die Gesichter.

      Eine dichte Wolke hüllte die „Isabella“ ein. Minutenlang war die Sicht so schlecht, daß man vom Achterdeck aus kaum noch die Back erkennen konnte.

      „Zwei Strich Backbord, Pete!“ befahl der Seewolf, denn der Dreimaster voraus lag fast auf ihrem Kurs, und sie konnten sich gegenseitig nicht sehen. Ein Ramming auf der Jungfernfahrt war das letzte, was sie noch brauchen konnten.

      „Neuer Kurs liegt an“, sagte Pete ruhig.

      Dan O’Flynn starrte in das Schneetreiben voraus. Ben hielt einen Kieker vor dem Auge. Im Großmars versuchte Philip, etwas zu erkennen, und der Ausguck im Fockmast mühte sich ebenfalls verzweifelt ab.

      An der vorderen Beting standen Smoky und Sam Roskill und versuchten, ebenfalls etwas zu erkennen.

      Eine Weile raste es in dichten Schauern auf die „Isabella“ zu. Kompakt wie dicker Nebel hüllte der Schnee sie ein und nahm den Männern die Sicht.

      Dann begann es überraschend schnell aufzuklaren. Die Schneewolke verschwand achteraus so schnell, wie sie erschienen war.

      Der Dreimaster war jetzt gut zu erkennen. Dan O’Flynn war wieder einmal der erste, der fassungslos den Kopf schüttelte und das Schiff auf Anhieb erkannte. Er erkannte es nur einen Bruchteil früher als die anderen Männer.

      „Das ist die gute alte ‚Hornet‘“, sagte er verblüfft.

      „Kein Zweifel, tatsächlich“, murmelte Hasard. Allgemeines Staunen herrschte jetzt, Verblüffung malte sich in den Gesichtern.

      Die „Hornet“ pflügte durch die See mit hochgezogenen Stückpforten und ausgerannten Kanone. Das gab es doch gar nicht.

      „Näher ran, das muß ich mir ansehen“, sagte Hasard kopfschüttelnd. „Wer hat die denn bemannt? Sollen die Kerle sich etwa befreit und das Schiff in Fahrt gebracht haben? Ein Unding!“

      Ja, das war es wirklich. Niemand konnte sich vorstellen, daß die seemännisch unerfahrenen Soldaten die „Hornet“ in Fahrt gebracht hatten.

      Im Spektiv ließen sich Gesichter unterscheiden.

      „Da sind andere an Bord“, sagte der Seewolf nach kurzer Überlegung. „Wahrscheinlich hat der gute Marquess ein Boot mit Leuten abgestellt, die etwas von der Seefahrt verstehen. Die haben zusammen mit den Soldaten tatsächlich geschafft, das Schiff zu besegeln.“

      „Ein Boot krebste weit von uns entfernt durch die Nacht“, entsann sich Dan O’Flynn, „das weiß ich noch. Aber es war dunkel, und wir haben ihm weiter keine Beachtung geschenkt. So und nicht anders muß es gewesen sein. Ich frage mich allerdings, warum die Kerle die Kanonen ausgerannt haben. An Bord befindet sich keine einzige Kugel oder besser gesagt, es befand sich keine in den Magazinen.“

      „Pulver war auch nicht mehr an Bord“, warf Shane ein, „das weiß ich ebenfalls ganz genau.“

      „Also bluffen die Kerle nur“, sagte Hasard. „Daß sie mit dem Schiff klarkommen, verstehe ich ja noch. Aber daß sie in der kurzen Zeit Pulver und Kugeln beschafft haben, das halte ich für ausgeschlossen.“

      „Es ist trotzdem ein Risiko, noch dichter aufzusegeln, Sir“, warnte der immer etwas vorsichtige Ben Brighton. „Hin und wieder geschieht auch mal ein Wunder, selbst wenn man nicht daran glaubt.“

      „Das ist ein Bluff“, beharrte der Seewolf. „Sie haben uns erkannt und im Schutz des Schneetreibens nichts weiter getan, als die Kanonen auszurennen. Da ist keine Kugel, und da ist auch kein Pulver in den Stücken. Dafür verwette ich meinen Kopf.“

      Sein Lächeln wurde hart, als auf der „Hornet“ ein paar Seesoldaten am Schanzkleid Aufstellung nahmen und ihre Musketen ausrichteten.

      Auch der lädierte Hauptmann war zu erkennen.

      „Schießt