Seewölfe Paket 16. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397747
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hart an den Wind und stellte fest, daß sie da sehr gute und vorzügliche. Eigenschaften entwickelte. Sie konnte sehr hoch am Wind gesegelt werden.

      „Wir gehen auf den anderen Bug“, entschied der Seewolf nach einer Weile. „Alle Mann klar bei Halsen!“

      Ben Brighton und Shane blickten Hasard verblüfft an.

      „Halsen? Dann laufen wir ja genau in das Geschwader hinein.“

      „Natürlich, der gute Marquess hat sich schon viel zu weit von uns entfernt oder wir von ihm, egal wie man das sieht. Wir behalten aber die Luvposition, und zwar in einem Abstand von mindestens vierhundert Yards, also gute zwei Kabellängen, denn seine Kanonen schaffen bestensfalls dreihundert Yards.“

      „Das wird ein Spaß“, sagte Shane. „Wir segeln ihm entgegen, und dann kehren wir wieder zurück?“

      „Dann folgt die nächste Halse auf den alten Kurs, wieder auf der Luvposition und wieder in der gleichen Entfernung. Er wird Schreikrämpfe kriegen, wenn er das sieht.“

      „Das hört sich sehr gut an“, sagte Dan O’Flynn. „Wir gehen allerdings ein Risiko ein, Sir. Nur mal angenommen – und bei einem Neubau kann immer mal etwas schiefgehen, weil er noch nicht erprobt worden ist –, aber nehmen wir mal an, uns bricht die Ruderkette oder einer der Bolzen. Dann sehen wir ganz schön dumm aus, und die Krämpfe, die der Marquess kriegt, werden Freudenoder Lachkrämpfe sein.“

      „Hm, kein schlechter Einwand. Was meint Mister Ramsgate?“

      „Ich muß Mister O’Flynn recht geben“, erwiderte der Baumeister. „Nichts ist perfekt auf dieser Welt, und es liegt durchaus im Bereich des Möglichen, daß etwas passieren kann.“

      Hasard sah nachdenklich von einem zum anderen. In seinem Gesicht stand ein verstecktes Lächeln, er wollte wieder mal etwas herausfordern.

      „Stimmen wir doch ab, wie wir es immer getan haben“, sagte er. „Wer ist dagegen, daß wir es tun?“

      Keine einzige Hand rührte sich, alle starrten nur zum Achterdeck und grinsten erwartungsvoll.

      „Dan O’Flynn?“ fragte Hasard.

      „Ich hatte nur einen Vorschlag eingebracht, Sir, gewissermaßen einen Hinweis, aber ich habe nichts davon gesagt, daß ich dagegen bin.“

      „Dann halsen wir. Profos, klar bei Manöver.“

      „Aye, aye, Sir!“ brüllte Ed.

      Dann brüllte er noch weiter, weil es ihm einfach Spaß bereitete, seine Freude in die Welt zu brüllen, und er tat das sehr lange und sehr ausgiebig und mit einer gewissen Andacht.

      Die Halse wurde vorbildlich, als die „Isabella“ ihr Heck durch den Wind drehte und auf den neuen Kurs ging, der sie um hundertachtzig Grad wieder zurückführte. Dann segelte sie über Backbordbug dem Geschwader des Marquess entgegen.

      Hasard sah, daß Thorfin in gut einer Meile Abstand ebenfalls wieder mit richtig gesetzten Segeln lief. Ob er sich darüber im klaren war, was der Seewolf beabsichtigte, wußte niemand. Er blieb jedoch auf dem alten Kurs, folglich hatte er das Manöver durchschaut.

      Durch das Spektiv sah Hasard, daß auf den Schiffen des Geschwaders nun Verwirrung herrschte. Der Verband war leicht auseinandergezogen und mußte sich am langsamsten Schiff orientieren.

      „Sie signalisieren etwas“, meinte Hasard. „Der Allerwerteste hat zwei weiße Lappen aufziehen lassen, aber das kann alles Mögliche bedeuten. Ich weiß nicht, was sie abgesprochen haben.“

      „Feuer frei für alle Schiffe vielleicht“, meinte Dan.

      „Möglich, werden wir ja sehen.“

      Der Gefechtsrudergänger Pete Ballie übernahm jetzt wieder. Er stand am Ruder und kniff die Augen schmal. Himmel, ist das ein Schiff, dachte er begeistert. Er hätte tagelang hier am Ruder stehen können, ohne abgelöst zu werden, und er kostete das Gefühl aus, wie die „Isabella“ wie ein edles arabisches Pferd leichtfüßig und schnell durch die ruppige See stob.

      „Guten Abstand halten, Pete“, erinnerte Hasard den Rudergänger noch einmal. „Falls einer aus dem Verband ausschert, gehst du augenblicklich auf Nordwestkurs.“

      „Aye, aye, Sir“, sagte Pete grinsend und erwartungsvoll.

      Hasard griff erneut zum Spektiv. Der heransegelnde Verband, der sich jetzt schnell näherte, war feuerbereit. Auf einer der spanischen Beutegaleonen gingen jetzt noch die Stückpforten hoch, und kleine Geschütze wurden ausgerannt.

      „Was hier abläuft, ist ein Witz“, meinte Ben. „Da jagt so ein verbohrter Trottel mit einem ganzen Geschwader ein englisches Schiff, als ob es nichts anderes zu tun gäbe. Und dann bläst der Kerl sich auf mit seinem königlichen Geheimauftrag, unternimmt aber nichts anderes, als uns Tag und Nacht zu jagen. Unsere neue Lady muß ihn ja mächtig jukken.“

      „Die hat ihm ins Auge gestochen“, sagte Hasard. „Aber stell dir diesen Schnösel nur auf unserem Achterdeck vor, wie er einen falschen Befehl nach dem anderen gibt. Das wäre doch ein Jammer, das würde ihm die Lady nie verzeihen.“

      „Ganz sicher nicht.“

      Die Entfernung schrumpfte weiter zusammen. Neben den Geschützen lauerten die Soldaten auf ihren Befehl zum Feuern. Eine der Galeonen schor ein wenig aus und ging höher an den Wind.

      Hasard blieb auf dem Kurs. Für die kleine Galeone war es schlecht, ihr Ziel zu erfassen, denn dazu war die See zu ruppig, und sie legte sich immer wieder hart über.

      „Es würde mir Freude bereiten“, meinte Dan, „diesen eingebildeten Kerlen einen eisernen Gruß hinüberzuwinken. Einen der Fünfundzwanzig-Pfünder, der gerade mal so den Mast aus den Planken rupft. Aber das ist wohl nicht drin, Sir?“

      „Nein, wir begnügen uns damit, die Kerle ein wenig zum Narren zu halten, das erzeugt beim Marquess sicher den gleichen Effekt und wird ihn in noch größere Wut versetzen.“

      Jetzt waren sie fast auf gleicher Höhe mit dem Schiff des Marquess. Die Entfernung betrug geschätzt gut zwei Kabellängen auf der Luvposition, die Hasard nach Möglichkeit immer beibehielt, um dem Gegner überlegen zu sein.

      Drüben blitzte es auf, genau wie Hasard das erwartete. Aus der zweiten Stückpforte zuckte ein orangefarbener Blitz, dann aus der dritten und vierten.

      Mit den gleichen Verzögerungen gingen die Eisenkugeln auf die Reise. Die erste kleine Fontäne stieg geschätzt sechzig Yards vor ihnen aus der See. Die Dünung riß sie auseinander und verschluckte sie.

      Die zweite lag weiter zurück, die dritte wieder auf der gleichen Höhe wie die erste, nur die letzte Fontäne entstand in einer Entfernung von knapp vierzig Yards.

      „Sehr gut“, höhnte Carberry von der Kuhl aus und winkte dem Marquess einen freundlichen Gruß mit beiden Händen zu. „Wenn du Rübenschwein so dein Pulver verschießt, wirst du bald mit leeren Händen nach Plymouth zurückkehren.“

      „Er kann tatsächlich nicht weiter feuern“, sagte Ferris Tucker. „Er hat so hart unterlegt, daß er die Möwen aus den Wolken schießt: Na, Hauptsache, er: ärgert sich kräftig.“

      Das tat der Marquess mit Sicherheit. Er schien sich grün und blau zu ärgern, aber er mußte seine Wut loswerden, und das konnte er wohl nur, wenn er aus allen Rohren feuerte, in der falschen Hoffnung, vielleicht doch noch einen Treffer zu erzielen.

      Die Begegnung mit der zweiten Galeone erfolgte. Hasard griff wieder nach dem Spektiv und blickte hindurch.

      Diesmal blitzte es dreimal auf, dreimal gleichzeitig. Mehr hatte das Schiffchen auf einer Seite nicht zu bieten. Drei lumpige Stücke mit vermutlich je sechs Pfund.

      Drei Fontänen entstanden wieder im Wasser. Kleine, mickrige Dinger, die nur ein wenig das Wasser ankratzten, Nadeln, die in die See pieksten.

      Die dritte Breitseite. Hasard lachte nur.

      „Die weißen Streifen bedeuten