Seewölfe - Piraten der Weltmeere 572. Fred McMason. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Fred McMason
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954399796
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sprang Mustafa dem Schützen mit einem schnellen Satz von hinten ins Kreuz, preßte ihm die Beine um die Hüften und drosch mit einem harten Stock wild auf ihn ein.

      Giafar brüllte seine Angst laut hinaus und versuchte vergeblich, die Last, die ihm im Kreuz hing, abzuschütteln. Der Alte hatte sich in ihn regelrecht verbissen und prügelte weiter drauflos. Links und rechts prasselten die Hiebe an seinen Körper, bis er jaulend zusammenbrach und auf den Planken liegenblieb.

      „Hundesohn!“ schrie der Alte erregt und erbost. „Dreimal verfluchter räudiger Hundesohn! Hamrud sollte dich auf der Stelle köpfen lassen!“

      Bei jedem Wort, das der Alte ausstieß, prasselten weitere Hiebe auf den Mann ein. Er hatte schützend die Hände über seinen Kopf gelegt, doch der Alte kannte genügend andere, sehr empfindliche Stellen, auf die er nun in seiner Wut losdrosch.

      Es dauerte eine Ewigkeit, bis er von seinem wimmernden Opfer endlich abließ.

      „Bastard“, sagte er verächtlich. „Vorbeigeschossen, obwohl das Ziel zum Greifen nahe lag. Jetzt sind die Giaurs weg.“

      „Er war aufgeregt“, entgegnete Hamrud, „weil er Angst vor dir hatte. Wenn du ihm etwas sagst, dann ist er immer gehemmt. Er hat schon zu oft deine Fäuste zu spüren gekriegt. Sonst ist er ein guter und zuverlässiger Schütze.“

      „Widersprich mir nicht!“ fuhr der Alte seinen Sohn an. „Er ist ein miserabler Hundling, der nichts kann. Du solltest ihn über Bord werfen lassen, damit die Haie ihn fressen.“

      „Du hast ihn schon bestraft, aber er wird trotzdem noch ein paar Hiebe erhalten.“

      Der Alte konnte sich kaum beruhigen. Obwohl er die meiste Zeit nur auf dem Achterdeck herumlungerte, ging er jetzt selbst an eine der Drehbassen und feuerte blindlings in den Nebel – dorthin, wo er die französische Karavelle vermutete.

      Als der Schuß verhallt war, glaubte er, in weiter Ferne ein hohnvolles Lachen zu hören. Das brachte ihn noch mehr in Rage.

      Wie ein wildgewordener Derwisch verteilte er wahllos kräftige Ohrfeigen an die Kerle, die an Deck standen und in den Nebel stierten.

      Dann hörten sie eine Stimme aus dem Wasser.

      Der Alte fuhr herum und starrte auf die feinen Schleiergespinste, die über das Meer zogen. Dann grinste er, als er den Mann im Wasser treiben sah. Es war ein böses und hinterhältiges Grinsen, das nichts Gutes versprach.

      Der Mann im Meer schrie laut und gellend um Hilfe.

      „Ja, wir werden dir helfen!“ schrie der alte Mustafa.

      Jetzt hatte er endlich einen, an dem er seine Wut auslassen konnte.

      Den anderen Kerlen kam der hilflose Mann ebenfalls recht. Auch sie konnten sich jetzt abreagieren. An den Alten selbst traute sich sowieso niemand heran, weil der völlig unberechenbar und hinterhältig war. So gaben sie das weiter, was sie meist von ihm empfingen, wenn er seine Wutanfälle hatte. Zudem war der Schiffbrüchige noch ein Giaur, ein ungläubiger Christenhund.

      Auf der Schebecke wurden die Segel geborgen. Eine Verfolgung in der Nebelbank war ziemlich aussichtslos.

      Der Mann trieb an die Bordwand heran und klammerte sich verzweifelt an einen Tampen, den man ihm grinsend zuwarf.

      Als er die verschlagenen Galgenvogelvisagen aus der Nähe sah, kriegte er es mit der Angst zu tun. Er ließ den Tampen wieder los und blickte sich gehetzt um.

      Aber da war niemand, der ihm helfen konnte. Sein Schiff war fort, und er wußte genau, daß sie nicht das Risiko eingingen, um nach ihm zu suchen. Sie hatten ihn abgeschrieben, als er über Bord gefallen war.

      „Nur zu!“ rief der Alte höhnisch. „Wenn du nicht an Bord steigst, wirst du elend ersaufen. Such dir was aus!“

      Der Franzose war ein schlechter Schwimmer und schon jetzt am Ende seiner körperlichen Kräfte. Vielleicht, so dachte er, hatten sie Mitleid mit ihm. Aber dann sah er wieder die Gesichter, die ihn böse anstarrten.

      Dennoch griff er wieder nach dem Tampen wie nach einem Strohhalm, der seine letzte Rettung war.

      Sie hievten ihn an Bord, wo er tropfnaß und erschöpft auf die Planken fiel. Sein Atem ging schwer und keuchend.

      Die meisten Kerle hatten sich um den Franzosen versammelt und blickten ihn unverhohlen feindselig an.

      Hamrud riß den Mann mit einem Ruck hoch.

      „Verdammter Giaur!“ brüllte er. „Ihr wolltet uns zum Narren halten und versteckt euch in der Nebelbank.“

      „Wir sind geflohen“, sagte der Franzose leise, „wir dachten …“

      „Piraten, was?“ Der Schnapphahn lachte. „Da habt ihr richtig gedacht, ihr Bastarde. Aber wir erwischen euch noch.“

      Offenbar hielt es der Tunesier für eine Unverschämtheit, daß ein Schiff vor angreifenden Piraten geflohen war.

      Er klatschte dem Franzosen die Hand ins Gesicht.

      „Was habt ihr Bastarde geladen?“

      Die Angst des Franzosen wurde größer, als die Kerle näher zusammenrückten und fast einen Kreis um ihn bildeten.

      „Nicht viel“, stammelte der Mann, „Spezereien, Duftwässer, Keramik und Stoffe. Etliche Fässer Rotwein und Alkohol.“

      „Das nennt er nicht viel“, sagte Hamrud lachend. „Das ist doch eine lohnende Beute, die wir uns nicht entgehen lassen sollten. Was meinst du, verehrter Vater?“

      „Natürlich lassen wir uns das nicht entgehen. Frage den Hundesohn, welchen Hafen die Giaurs anlaufen. Und sage ihm auch, daß ich ihm persönlich die Ohren abschneide, wenn er lügt.“

      „Wir sind auf dem Weg nach Venedig“, murmelte der Franzose.

      Die Kerle grinsten bis zu den Ohren. Hamruds steinalter Vater zog einen spitzen Dolch aus seinem Gewand und hielt ihn dem Franzosen unter das Kinn. Er drückte ein wenig, bis ein Blutstropfen austrat. Dabei grinste er diabolisch.

      „Womit bezahlt ihr die Ware, die ihr in Venedig einkauft? Ihr habt doch sicher Silber oder Gold an Bord?“

      Der Franzose hatte den Kopf in den Nacken gelegt und blickte in den Himmel, denn die Messerspitze begann wieder zu drücken. Als er sprach, war seine Stimme wie ein Hauch und kaum zu hören.

      „Mit dem Erlös der Waren, die wir bringen.“

      „Wein und Keramik nach Venedig“, höhnte Hamrud. „Dabei wird wohl nicht viel herausspringen. Aber du Bastard hast die Frage noch nicht beantwortet. Habt ihr Gold und Silber an Bord?“

      „Das weiß nur der Kapitän“, stammelte der Franzose.

      „Was sollen wir mit ihm tun, verehrter Vater?“ fragte Hamrud. „Seine Leute haben ihn schmählich im Stich gelassen und sich nicht mehr um ihn gekümmert. Aber an Bord will ich ihn auch nicht haben, diesen Christenhund, der unsere Planken beschmutzt.“

      „Ganz richtig“, sagte der Alte. „Erst hatte ich vor, ihn aufzuhängen, aber ein Giaur am Mast bringt nur Unglück.“

      „Wollen wir ihn als Geisel verwenden, wenn wir die Karavelle wieder sichten?“

      Der Alte winkte verächtlich ab.

      „Die haben ihn längst aufgegeben. Sie würden sich auf einen solchen Handel nicht einlassen. Als Geisel ist er nichts wert. Ich denke, wir werfen ihn wieder über Bord.“

      „Bitte nicht“, sagte der Franzose entsetzt. „Ich bin ein schlechter Schwimmer und kann mich nicht lange über Wasser halten. Wenn ihr wollt, dann arbeite ich für euch.“

      Die Kerle grinsten noch mehr. Selbst der Alte verzog für Augenblicke das zerfurchte Gesicht zu einer schrecklichen Grimasse, die ein Lachen andeuten sollte.

      „Werft ihn über Bord!“ befahl er mit herrischer Stimme.

      Er steckte den