Seewölfe Paket 20. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397792
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stinken würden“, röhrte er und zog dabei jeweils eine Grimasse, die den Kerl zusammenzucken ließ. „Da könnte einem schon der Appetit für den ganzen Tag vergehen. Mir macht’s ja nicht mehr viel aus, weil er mir ohnehin schon vergangen ist.“

      „Warum denn das?“ wollte der Seewolf wissen. „Du bist doch sonst nicht so appetitlos, Ed?“

      „Aber heute bin ich es, Sir. Heute ist nämlich jener schwarze Tag, an dem es dicken Hirsebrei gibt.“

      Hasard schüttelte verwundert den Kopf.

      „Dicken Hirsebrei?“

      „Jawohl, Sir, das hat mir der Kutscher schon gestern im Vertrauen gesagt. Und das soll ein echt englisches Essen sein. Daß diese klebrige Pampe einem echten Engländer wie mir schon tagelang im voraus den Magen umkrempelt, das interessiert den Töpfeschwenker überhaupt nicht. Warum auch, er hat ja stinkende schwarze Salben und anderen Schweinkram mit dem er einem wieder aufpäppelt, wenn etwas schiefgelaufen ist. Ich als Profos nenne das verantwortungslos, jawohl.“

      Obwohl Hasard nicht wußte, welche Ereignisse der üblen Laune Eds vorausgegangen waren, konnte er sich doch ein Grinsen nicht verkneifen.

      „Wart’s ab, Ed, und laß dich überraschen. Vielleicht hat sich der Kutscher das längst anders überlegt.“

      „Glaub’ ich nicht, Sir. Dem ist es gleichgültig, ob man von dem Zeug krank wird oder nicht. Ich bin es nämlich schon.“

      „Du siehst aber noch ganz gesund aus“, mischte sich Pete Ballie ein.

      „Was verstehst du schon von Krankheiten, du triefäugiger Sumpfhahn“, fauchte ihn der Profos an. „Ich fühle mich hundeelend. Dicker Hirsebrei und dann noch so ein stinkendes Rübenschwein an Bord – da soll man noch bei Gesundheit bleiben!“

      Noch bevor der Profos aufzählen konnte, welche üblen und vor allem äußerst ansteckende Krankheiten man von dickem Hirsebrei kriegen konnte, meldete Luke Morgan, der in den Großmars aufgeentert war, einen schwarzen Strich an der Kimm.

      „Das wird die Insel sein“, sagte der Seewolf, und der Pirat nickte eifrig. Auch die Männer, die als Notbesatzung die „Caribian Queen“ übernommen hatten, schienen bereits bemerkt zu haben, daß Land in Sicht war.

      Der große Augenblick stand also nahe bevor – jetzt sollte auch mit der Black Queen selber abgerechnet werden – und hoffentlich auch mit Caligula.

      Der Lotse schnitt ein ängstliches Gesicht, als fürchte er sich jetzt noch vor der Queen. Offenbar malte er sich aus, was mit ihm geschehen würde, wenn er ihr jemals in die Hände fiel.

      „Wir verfahren so, wie wir das besprochen haben“, sagte Hasard. „Wir werden unter äußersten Vorsichtsmaßnahmen auf der entgegengesetzten Seite der Schlupfwinkelbucht vor Anker gehen, damit sich das Gesindel nicht vorzeitig verkriecht.“

      „Das Schnapphühnchen soll sich nur verkriechen“, sagte Ed, der jetzt seine schlechte Laune vom Hirsebrei auf die Queen übertrug. „Man wird es über die ganze Insel gackern hören, wenn ich es von der Stange fege!“

      Nach mehr als einer Stunde erreichten die beiden Schiffe ihr Ziel. Nachdem die Anker Grund gefaßt hatten, wurde je ein Boot von der „Pommern“ und der „Caribian Queen“ abgefiert, denn zwei Suchtrupps sollten sich von verschiedenen Seiten her an die Bucht heranpirschen. Ein Kommando übernahm der Seewolf selbst, das andere Renke Eggens.

      Die Boote erreichten die Insel mühelos und wurden dort an einer geschützten Stelle vertäut. Zwei Männer blieben als Wache zurück.

      Das Eiland sah malerisch aus. Hohe Palmen und Farnbäume gaben ihm das Gepräge und boten Schutz vor der flirrenden Hitze. In den Baumwipfeln lärmten Scharen von bunten Vögeln, viele davon hoben sich erschreckt in die Luft, als sie die Männer sahen.

      „Ich kann mir vorstellen, daß es hier genug Trinkwasser, Früchte und vielleicht sogar jagdbares Wild gibt, um eine Weile zu überleben“, sagte Hasard. „Trotzdem wird die Black Queen nicht darauf erpicht sein, hier ihren Lebensabend zu verbringen.“

      Da pflichteten ihm die Männer grinsend bei.

      Die beiden Suchtrupps trennten sich bald, um die Bucht in die Zange zu nehmen. Sie gelangten gut voran, und das üppige Grün verhinderte, daß man sie vorzeitig entdeckte.

      Bald fiel das Gelände etwas ab, das Grün wurde spärlicher und ließ die riesigen Palmen noch höher erscheinen.

      Hasard hob plötzlich die Hand und stoppte seine Schritte – die Bucht lag vor ihnen.

      „Von jetzt an wird nur noch geflüstert!“ befahl er. „Wir haben von der Queen und den paar Kerlen zwar nicht mehr viel zu befürchten, aber ich möchte trotzdem ein Versteckspiel vermeiden.“

      Nachdem man den Strand fast erreicht hatte, verteilte man sich und pirschte sich vorsichtig an die Palmgruppen heran.

      Aber es war nirgends jemand zu sehen, und das ließ die Männer stutzig werden. Der Profos blickte besonders grimmig drein. Er gehörte zur Gruppe des Seewolfs und hielt wie alle anderen eine schußbereite Steinschloßpistole in der Hand.

      Da plötzlich deutete Hasard auf eine windschiefe Blätterhütte, die sich, etwas versteckt, zwischen den Palmstämmen befand.

      Dort wurde die Baumgruppe umzingelt, und der Seewolf sowie Ed und Ferris nahmen die Hütte in Augenschein. Wie sie fast schon erwartet hatten, war sie leer.

      „Eine Notunterkunft“, sagte Hasard. „Es sieht ganz danach aus, als seien die Vögel ausgeflogen.“

      „Verdammt, das wäre aber ärgerlich, Sir“, sagte der Profos. „Das Schnapphuhn kann doch unmöglich zur nächsten Insel geschwommen sein.“

      „Das sicherlich nicht“, sagte Hasard, „aber es liegt immerhin im Bereich des Möglichen, daß es Caligula gelungen ist, ein Fahrzeug aufzutreiben und hierher zu segeln. Er kannte ja den Schlupfwinkel.“

      Renke Eggens, der inzwischen ebenfalls mit seiner Gruppe eingetroffen war, bestätigte die Vermutung des Seewolfs. Der sichtbare Beweis für ihre Richtigkeit sollte den Männern gleich geliefert werden.

      Sie fanden nämlich deutliche Fußspuren im Sand, die erkennen ließen, daß sich mehrere Personen zwischen der Hütte und dem Wasser hin und her bewegt hatten. Auch mußte an jener Stelle, an der die Fußspuren endeten, ein Boot gelandet sein, das war deutlich festzustellen. Da niemand weggeschwommen sein konnte, mußte also doch Caligula die Hand im Spiel gehabt haben. Mit ziemlicher Sicherheit hatte er die Queen und die paar Kerle an Bord genommen und war mit ihnen davongesegelt. Aber wohin?

      Der Seewolf war nahe daran, einen wüsten Fluch vom Stapel zu lassen, doch er verkniff sich diese menschliche Erleichterung.

      „Es hat keinen Sinn, daß wir uns darüber ärgern“, sagte Hasard schließlich. „Wenn wir auch keinen totalen Sieg verbuchen können, haben wir doch auf jeden Fall einen ganz beachtlichen Erfolg errungen. Vor allem scheint der Versuch der Queen, den Bund der Korsaren durch die Spanier vernichten zu lassen, vorerst gescheitert zu sein. Die Bande der Queen existiert so gut wie nicht mehr, und sie und Caligula werden in absehbarer Zeit ihre Machtgier kräftig zügeln müssen. Die Königin ist von ihrem Thron gestürzt, und zwar ganz schön tief.“

      „Hoffentlich hat sie sich dabei kräftig ihren schwarzen Hintern verstaucht“, sagte Ed boshaft.

      Die Männer sahen ein, daß es zwecklos war, weiter nach der schwarzen Piratin zu suchen. Sie kehrten deshalb auf kürzestem Weg zu ihren Booten und dann auf ihre Schiffe zurück. Auf der „Pommern“ wurde anschließend Rat gehalten über das, was weiter zu tun sei.

      Bald war man sich darüber einig, daß man zunächst einmal zur Schlangen-Insel zurücksegeln würde. Die „Caribian Queen“, dieses kampfstarke Schiff, sollte künftig unter der Flagge des Bundes der Korsaren segeln – vielleicht sogar wäre Siri-Tong, die Rote Korsarin, bereit, das Schiff ihrer bisher härtesten Gegnerin zu übernehmen.

      „Und was soll mit den drei stinkenden