Seewölfe Paket 20. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397792
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habe. Dazu gehören natürlich Bohnen, Erbsen, Möhren, Schwarzwurzeln, Weißkraut, Sellerie, Ogra, Yam-Wurzeln und Pigstail. Im Gemüse werden prächtige Fleischstücke vom Rind, Hammel und Schwein mitgekocht, dann wird das Ganze noch mit Langustenschwänzen verfeinert.“

      Dem Profos gingen fast die Augen und Ohren über.

      „Himmel, Arsch und Ziegenkäse“, sagte er schließlich fast andächtig. „Da hast du dir wirklich was besonderes Gutes einfallen lassen, Kutscher.“ Wieder leckte er sich genüßlich über die Lippen. „Wie lange – ich meine, dauert es noch lange bis zum Backen und Banken, was, wie?“

      „Wir können gleich damit anfangen“, versprach der Kutscher.

      Der dankbare Blick, den der Profos ihm jetzt zuwarf, sollte ihm noch lange in Erinnerung bleiben.

      Die Nacht senkte sich mit tropischer Schnelligkeit über die Karibik. Die Mannschaft der „Pommern“ hatte es gerade noch vor dem Dunkelwerden geschafft, mit dem Backen und Banken fertig zu werden, und der Kutscher sah überall nur zufriedene Gesichter.

      Vor allem Edwin Carberry lächelte das Lächeln der Glückseligen, als er seinen vollen Magen betastete.

      Der Kutscher beugte sich zu ihm hinunter, weil er auf einer Taurolle hockte.

      „Da du ja keine Vorurteile hast, Mister Carberry“, flüsterte er, „sage ich dir im Vertrauen, daß es morgen zu Mittag ein deutsches Gericht mit viel gutem Fleisch geben wird, denn wir haben ja auch viele Deutsche an Bord.“

      „Ah, das ist sehr gut, Kutscher, wirklich“, lobte der Profos. „Die deutschen Blondschöpfe verstehen ja fast schon soviel von gutem Essen wie wir Engländer.“

      Der Kutscher nickte.

      „Damit jedoch niemand benachteiligt wird“, fuhr er fort, „wird es am Abend ein echt englisches Essen geben.“

      „Ausgezeichnet“, sagte der Profos begeistert und klopfte dem Koch anerkennend auf die Schulter. „Das wird natürlich ein richtiger Festtag. Was gibt es denn?“

      „Einen schönen dicken Hirsebrei“, verkündete der Kutscher, und da dem Profos augenblicklich die Kinnlade nach unten klappte und er einen verdammt wilden Blick draufkriegte, zog er es vor, samt den kichernden Zwillingen in der Kombüse zu verschwinden.

      Dem schockierten Edwin Carberry blieb jedoch nicht viel Zeit, sich verulkt zu fühlen, denn Dan O’Flynn, dem Mann im Ausguck, war aufgefallen, daß etwas nördlich des Kaps mehrere große Feuer loderten, und zwar direkt am Ufer einer Bucht. Sofort hatte er die Crew gewahrschaut.

      Einige Männer eilten zum Schanzkleid und blickten hinüber, obwohl es sich dabei nicht um ein außergewöhnliches Vorkommnis handelte, das Anlaß zur Besorgnis gegeben hätte.

      Das, was jedoch in erster Linie die Blicke der Männer anzog, war nicht das Feuer, sondern ein großer Dreimaster, dessen Konturen sich gestochen scharf vor den Feuern abhob und der offenbar in der Bucht vor Anker lag.

      Die Stimme Dan O’Flynns aus dem Großmars ließ erneut alle aufhorchen.

      „Das ist die ‚Caribian Queen‘!“ rief er.

      „Irrst du dich auch nicht?“ wollte der Seewolf wissen.

      „Nein, es gibt keinen Zweifel. Die ‚Queen‘ liegt dort mit aufgetuchten Segeln vor Anker.“

      Jeder glaubte ihm jetzt, denn es war bekannt, daß er die schärfsten Augen unter den Arwenacks hatte.

      „Sofort alle Lichter löschen!“ befahl der Seewolf, der inzwischen wieder seinen Platz als Kapitän übernommen hatte. „Unsere Suche nach der ‚Caribian Queen‘ ist damit beendet.“

      „Dann ist das sicherlich der Schlupfwinkel der Black Queen“, meinte Renke Eggens, „und wir brauchen gar nicht erst die Islas de Mangles abzusuchen. Das erspart uns eine Menge Zeit.“

      „Wir werden der Sache gleich auf den Grund gehen“, entschied Hasard und wandte sich an Pete Ballie, der das Ruder übernommen hatte. „Wir fallen hart nach Backbord ab, Pete, dann gehen wir unmittelbar östlich des Kaps vor Anker. Wir sind noch weit genug von der Bucht entfernt, so daß man uns bei einigen Vorsichtsmaßnahmen nicht vorzeitig entdeckt.“

      „Merkwürdig“, sagte Big Old Shane, der mit seinem langen grauen Haar und dem dichten grauen Vollbart an den Meeresgott Neptun erinnerte. „Ich anstelle der Black Queen hätte mir ein besseres Versteck ausgesucht. Es gibt doch hier so viele stille und abgelegene Buchten.“

      Hasard nickte zustimmend.

      „Da hast du nicht unrecht, Shane. Irgendwie paßt das nicht so recht zu diesem raffinierten Frauenzimmer. Trotzdem ist das Schiff dort drüben die ‚Caribian Queen‘, daran ist nicht zu rütteln.“

      „Was willst du unternehmen?“ fragte Shane.

      „Es darf uns jetzt kein Fehler unterlaufen“, sagte Hasard. „Also werden wir zunächst einmal die große Jolle aussetzen. Dann pullen wir vorsichtig in die Bucht, um auszukundschaften, was da los ist. Die zurückbleibende Crew kann inzwischen die ‚Pommern‘ gefechtsklar machen.“

      So geschah es auch. Die deutschenglische Crew arbeitete Hand in Hand. Die große Jolle wurde abgefiert, und Hasard selber ging zusammen mit zehn Männern an Bord. Renke Eggens übernahm zusammen mit Big Old Shane das Kommando an Bord der „Pommern“ und sorgte dafür, daß die Galeone rasch und ohne unnötigen Lärm gefechtsklar gemacht wurde.

      Zu der Jollenbesatzung gehörten vier „Kolberger“, wie die Deutschen von der „Wappen von Kolberg“ meist genannt wurden, sowie sechs Arwenacks – Gary Andrews, Stenmark, Blacky, Smoky, Luke Morgan und Ed Carberry. Philip Hasard Killigrew führte das Kommando.

      Die Nacht war angenehm kühl, der Wind wehte immer noch aus westlicher Richtung. Die Luft war klar, und der Mond schien hell. Nur zeitweise verschwand der goldgelbe Ball am Himmel hinter vorbeiziehenden Wolkenfetzen.

      Die Jolle gelangte gut voran, die Rudergasten legten sich kräftig in die Riemen. Besonders Ed als Steuerbordschlagmann packte zu, als müsse er einen Wettkampf gewinnen.

      Je näher sie dem Zweidecker rückten, desto deutlicher hörten sie das laute Gebrüll und Gejohle, das der Wind vom Ufer her über die kabbelige Wasserfläche trug.

      Etwas später hob Ed schnuppernd die Nase in den Wind.

      „Braten!“ stellte er fest. „Der Duft weht bis hierher. Ich glaube, Sir, dort drüben wird mächtig gefressen und gesoffen. Ich wüßte nur zu gern, was die Affenärsche da feiern.“

      Die Männer grinsten sich an.

      Die Jolle wurde ziemlich dicht an die „Caribian Queen“ herangepullt. Doch dort rührte sich nichts, es war nichts zu hören und zu sehen. Auch eine brennende Lampe gab es nicht.

      „Entweder ist niemand an Bord“, sagte Smoky leise, „oder die Ankerwache pennt.“

      „Beides wäre in unserem Sinne“, meinte der Seewolf, dann traf er eine schnelle Entscheidung. „Ich werde das Schiff mit vier Mann entern und besetzen. Gelingt das, pullt der Rest mit der Jolle zurück zur ‚Pommern‘. Ed, du sorgst dafür, daß von dort aus mindestens zwanzig Mann unter dem Kommando von Dan und Ferris zum Land übersetzen und die Horde angreifen. Aber bitte ohne Pardon! Renke und Shane sollen die Gefechtsbereitschaft auf der ‚Pommern‘ auf jeden Fall beibehalten, sie können dann – falls es nötig wird – eingreifen.“

      „Was soll mit der Black Queen und Caligula geschehen, Sir?“ fragte Ed.

      „Sie dürfen nicht entwischen“, erwiderte Hasard. „Nach Möglichkeit sollen sie gefangengenommen werden. Vorausgesetzt natürlich, daß Caligula schon im Schlupfwinkel eingetroffen ist.“

      Ohne weitere Zeit zu verlieren, gingen die Männer ans Werk. Die Jolle wurde so geräuschlos wie möglich ans Heck des Zweideckers gepullt. Das Plätschern des Wassers ging im Lärm der Piraten unter.

      Das weitausladende Heck bot