Seewölfe Paket 13. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954395026
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findet sich ein mitleidiges Herz und schiebt den Riegel zurück.“

      „O Mann, hast du fromme Wünsche“, sagte Luke Morgan halblaut. „Halte die Burschen nur nicht für dümmer, als sie ohnehin schon sind. Sieh lieber zu, daß du vorher deine Fesseln loskriegst.“

      „Sag nur, du hast deine schon mit elegantem Schwung von den schlanken Händen gestreift“, entgegnete Al Conroy. „Dann kannst du deinen Zauberspruch ruhig auch mal bei mir anwenden. Ich verspreche sogar, daß ich ganz stillhalte.“

      „Da mußt du dich noch ein bißchen gedulden“, ertönte es aus der dunklen Ecke. „Mir ist gerade was dazwischen geraten.“

      Wieder füllte leises Gelächter das feuchte Verlies.

      „Möchte nur gern wissen, wo die drei Jungs abgeblieben sind“, bemerkte nun eine tiefe Stimme, die eindeutig Ferris Tucker, dem rothaarigen Schiffszimmermann, zuzuordnen war. „Die bärtigen Buschgespenster haben ganz schön dumm aus ihren langen Röcken geschaut, als sie ihr Verschwinden bemerkt haben.“

      „Das macht nichts“, antwortete Hasard. „Hauptsache, daß die Häscher Salihs unverrichteter Dinge zurückgekehrt sind. Die Jungs sind frei, und das ist ein Pluspunkt für uns. Sobocan kennt sich sehr gut aus in dieser Wildnis, er wird einen passenden Unterschlupf gefunden haben.“

      „Vielleicht sind sie längst auf der ‚Isabella‘“, meldete sich Luke Morgan wieder zu Wort.

      „Das glaube ich nicht, Luke“, sagte der Seewolf. „Den Weg zur Bucht hat Salih sicherlich sofort abriegeln lassen. Schließlich handelt es sich da um den naheliegenden Fluchtweg. Aber den Gefallen, ihnen schnurstracks in die ausgebreiteten Arme zu laufen, haben die drei den Derwischen bestimmt nicht getan.“

      „Solange Dan und Batuti auf freiem Fuß sind, besteht für uns Hoffnung“, meinte Stenmark, der Schwede. „Und Sobocan scheint ja auch ein recht zuverlässiger Bursche zu sein. Was die Derwische wohl mit uns vorhaben?“

      „Wenn man bedenkt, wie die Burschen mit der Besatzung des venezianischen Handelsschiffes umgesprungen sind, dann können wir zumindest nicht damit rechnen, mit einem warmen Händedruck zur ‚Isabella‘ zurückgeschickt zu werden“, stellte der Seewolf fest.

      „Verdammt! Und ich bin schuld an dieser ganzen Misere“, sagte Stenmark. „Hätte ich dem Kerl, der mir an den Kragen wollte, schneller eins auf die Rübe gegeben, dann hätten mich die anderen gar nicht erst von hinten packen können.“

      „Ho, du Stint!“ knurrte der Profos. „Willst du wohl die Kullertränchen etwas zurückhalten, was, wie? Das hätte jedem von uns passieren können. Und hätten wir vielleicht zusehen sollen, wie dir dieser Affenarsch von einem Scheich den ungewaschenen Hals durchsäbelt, he? Rübenschweine von deiner Sorte werden immer noch an Bord der ‚Isabella‘ gebraucht.“

      „Der Profos hat recht“, setzte Philip Hasard Killigrew hinzu. „Du hättest auch die Waffen gestreckt, wenn sich einer von uns in deiner Situation befunden hätte. Oder etwa nicht?“

      „Natürlich, Sir.“

      „Na also. Dann möchte ich hiermit den allgemeinen Vorschlag unterbreiten, daß jeder versucht, seine Fesseln, so gut es geht, durchzuscheuern. Erstens liegen wir damit nicht auf der faulen Haut, und zweitens wird es uns dabei vielleicht etwas wärmer.“

      „Eine gute Idee“, sagte Edwin Carberry. „Und wer zu faul zum Scheuern ist, der kann’s ja mal mit den Zähnen versuchen.“

      Augenblicke später waren die Seewölfe an der Arbeit. Schließlich zählten sie nicht zu jener Sorte von Männern, die bei Schwierigkeiten die Flinte ins Korn warfen.

      Der trübe Schein einer Öllampe tauchte den Raum in spärliches Licht. Auf den dicken, handgeknüpften Teppichen, die den Steinboden bedeckten, hockten drei Männer, die die Tracht der Mewlewija-Derwische trugen. In ihrer Mitte standen flache Tonschalen, in denen stark duftender, heißer Tee dampfte. Es handelte sich um Ibrahim Salih, seinen engsten Vertrauten, den kleinen, rundlichen Naci, und um Abdullah, einen jener Männer, die dem Scheich die Nachricht von den anrückenden „Giaurs“ überbracht hatten.

      „Das Schiff der Fremden sieht sehr gut aus“, berichtete Abdullah. „Es ist eine dreimastige Galeone, aber viel schlanker und wendiger gebaut als die Schiffe der Spanier. Selbst Barabin wäre stolz auf ein solches Schiff.“

      Naci nickte eifrig, als hätte er die „Isabella“ der Seewölfe selbst gesehen.

      „Eben deshalb“, sagte er mit seiner hohen Stimme, „wäre es eine Sünde gegen Allah, wenn man diese Galeone versenken würde. Bisher waren wir auf dem Wasser recht unbeweglich, weil uns nur einige kleine Fischerboote zur Verfügung standen. Selbst dafür hat uns Sobocan, dieser Hund, noch die Riemen gestohlen. Mit dem Schiff dieser Fremden aber wären wir mächtig. Wir könnten damit weite Küstengebiete kontrollieren und wären nicht mehr auf die Beuteanteile angewiesen, die Barabin uns von Zeit zu Zeit überläßt.“

      „Naci hat recht“, erklärte Abdullah. „Es befindet sich nur eine Handvoll Männer an Bord. Einfacher und problemloser werden wir nie mehr ein Schiff in unseren Besitz bringen. Wir brauchen nur zuzugreifen. Außerdem, wer weiß schon, was die Giaurs alles in den Laderäumen der Galeone verstaut haben. Alles wird uns gehören!“

      Ibrahim Salihs Augen funkelten tückisch, während er die Teeschale an die Lippen führte. Vom Innenhof der Felsenmoschee drang bereits der rhythmische Schlag einer Trommel herein, der von den langgezogenen Tönen einer Flöte begleitet wurde. Längst hatte man draußen die Fakkeln und das mystische Feuer entzündet. Bereits in wenigen Minuten würden seine Leute mit dem ekstatischen Wirbeltanz beginnen. Schon war vereinzelt das Stampfen nackter Fußsohlen und das Murmeln des „Dhikr“, der mystischen Formel, zu hören.

      Über das Gesicht Salihs zog sich ein entschlossenes Grinsen, als er die leere Schale an ihren Platz zurückstellte.

      „Durch euren Mund spricht die Weisheit Allahs“, sagte er. „Das Schiff der Fremden wird uns groß und mächtig werden lassen. Wir werden es noch in dieser Nacht übernehmen. Allah wird es gewiß in unsere Hände geben.“

      „Das wird er“, bestätigte Naci voller Überzeugung, „und du wirst der Kapitän der Galeone sein. Du bist lange Jahre zur See gefahren und hast viele Erfahrungen gesammelt. Diese werden uns nun von Nutzen sein.“

      Salih, der früher zu einer üblen Piratenbande gehört hatte, nickte gönnerhaft, während Naci dienstbeflissen seine Teeschale nachfüllte.

      Auch Abdullah schien über die Reaktion Salihs befriedigt zu sein.

      „Wir haben alle Trümpfe in der Hand“, bemerkte er. „Die wenigen Männer, die an Bord verblieben sind, bedeuten keine Gefahr für uns. Außerdem könnten wir ihren Kapitän aus dem Verlies holen und als Geisel benutzen.“

      „Das wird nicht nötig sein“, entschied Ibrahim Salih siegessicher. „Wir werden auch so mit ihnen fertig. Sollten sie große Schwierigkeiten bereiten, können wir immer noch auf den Kapitän zurückgreifen. Es ist nicht in jedem Falle empfehlenswert, den Kapitän eines Schiffes als Geisel zu nehmen. Wenn er zum Beispiel bei seiner Mannschaft verhaßt ist, wird er eine ziemlich wertlose Geisel sein. Verlassen wir uns zunächst lieber auf unsere eigene Stärke. Haben wir nicht erst vor wenigen Stunden bewiesen, daß wir diesen ungläubigen Hunden überlegen sind?“

      „O ja, das haben wir.“ Naci nickte selbstgefällig. „Auf was warten wir eigentlich noch? Wozu lassen wir die Gefangenen am Leben? Nur wenn sie tot sind, bilden sie keine Gefahr mehr für uns.“

      Ibrahim Salih lächelte kalt.

      „Gedulde dich, Naci“, sagte er. „Sie werden sterben, und zwar sobald wir ihr Schiff in unsere Gewalt gebracht haben. Bis dahin werden sie als Faustpfand am Leben bleiben. Doch wir wollen sie nicht so umbringen, als wären wir Meuchelmörder, o nein, wir werden ihnen vor Augen führen, welche Strafen Allah für Ungläubige vorgesehen hat, und wir werden sie im Kreise unserer Bruderschaft zum Tode verurteilen. Alles wird seine Ordnung haben.“

      „Das