Seewölfe - Piraten der Weltmeere 258. Fred McMason. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Fred McMason
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954395941
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      Impressum

      © 1976/2016 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-594-1

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

      1.

      Der Gambianeger Batuti schien die Hitze kaum zu spüren, die in langen Wellen über der Wüste flimmerte. Seine Haut war trocken, lediglich auf seiner dunklen Stirn standen ein paar winzige, kaum sichtbare Schweißperlen.

      Kein Wunder, dachte Dan O’Flynn, der neben ihm herritt, Batuti stammte ja auch aus Gambia, aus dem Sudan, und war ein echter Mandingo, ein unverwüstlicher Naturbursche, der in dem tropischen heißen, flachhügeligen Savannenland aufgewachsen war.

      Ja, ein Mandingo, überlegte Dan, und diese Kerle warf nichts um, die haute nichts aus dem Sattel. Ebenso selbstverständlich wie Batuti seit langen Jahren zur See fuhr, hockte er jetzt auf einem übelriechenden Wüstenschiff und ritt durch die sengende Hitze, als sei das ganz selbstverständlich.

      Sie ritten dicht nebeneinander auf den schaukelnden Kamelen, und Dan O’Flynn begann vor sich hinzudösen. Diese sengende Glut, die über der Wüste stand, trocknete ihm noch den Verstand aus.

      Sie hatten ihre Aufgabe erfüllt und befanden sich auf dem Rückweg zum Nil, wo die „Isabella“ querab von Kuft lag. Sie hatten das Rote Meer gefunden und waren damit der Gewißheit ein Stück näher gerückt, daß es auch einen Wasserweg dorthin gab, eben jenen Kanal der Pharaonen, wie er auf der geheimnisvollen Karte eingezeichnet war.

      Der Seewolf würde sich über diese Entdeckung freuen, das war sicher, denn diese Entdeckung – der Seeweg nach Indien – war wirklich eine Sensation. Im Roten Meer hatten Batuti und er ein erfrischendes Bad genommen, und in eineinhalb Tagen konnten sie wieder an Bord sein.

      Vor, hinter und neben ihnen dehnte sich trostlos, heiß und verlassen eine Wüste, die scheinbar keinen Anfang und kein Ende hatte. Nirgendwo war eine Menschenseele zu sehen. Nur himmelhohe Sanddünen, weite gelbliche Täler, dann wieder Dünen, wellenförmig, wie glattpoliert mitunter, andere von yardtiefen Furchen bis zum Horizont durchzogen.

      Irgendwie erinnerte es Dan an das Meer, an lange rollende Dünung, die plötzlich erstarrt war. Die Zeit war stehengeblieben und hatte alles angehalten, jede Bewegung, jeden Hauch, und so waren auch diese Wellen erstarrt.

      Er blickte nach links, zu Batuti, dem knochenharten Kerl, den das alles nicht zu berühren schien. Verdammt, Batuti hatte noch keinen einzigen Tropfen Wasser getrunken. Er blickte voraus, warf auch hin und wieder einen Blick auf Dan und grinste leicht, daß man seine starken weißen Zähne in der Sonne blitzen sah.

      Dan O’Flynn war zwar auch ein harter Knochen, wie alle aus der Familie O’Flynn. Er war ein Draufgänger, der Tod und Teufel nicht fürchtete, der sich im Leben hart durchgeschlagen hatte und heute zur Schiffsführung der „Isabella“ gehörte. Er hatte die Navigation erlernt, sich behauptet mit der ihm eigenen O’Flynn-Zähigkeit und immer wieder durchgebissen, aber dieser Ritt auf dem stinkenden, schaukelnden Kamel durch eine gottverlassene Landschaft, unter glühender Hitze, bei ständigem Durst und knirschendem Sand zwischen den Zähnen, das schaffte selbst ihn bald.

      Schweiß verklebte ihm die Augen, Sand hing ihm in den Mundwinkeln, und der Durst plagte ihn in einer Weise, daß er am liebsten ständig gallonenweise Wasser in sich hineingesoffen hätte. Vor seinen Augen flimmerte der Glast, die Wüste schien mal in der Luft zu hängen, dann drehte sie sich leicht zur Seite, und feurige Wellen liefen nach allen Richtungen davon.

      Scheißwüste, dachte er träge. Hier mußte der liebe Gott mal vor Jahren und im allergrößten Zorn ein paar Hände voll Sand hingeworfen haben, für alle jene, die so vermessen waren, immer und ewig nach Neuem zu suchen und den Hals nicht voll genug kriegen konnten.

      Trotzdem hausten selbst hier noch Tiere. Überaus lästige Sandfliegen, Sandflöhe, kleine Spinnen, Springmäuse und die giftigen Skorpione. Der Teufel mochte wissen, was die Biester hier hielt, und wovon sie sich ernährten.

      Und dann diese Kamele oder Dromedare. Die rannten mit hochmütig und arrogant vorgestreckten Schnauzen von morgens bis abends durch den glühendheißen Sand. Fanden sie mal einen dornigen Busch oder ein paar Disteln, dann blieben sie stehen und fraßen das Zeug. Fanden sie nichts, schien es sie auch nicht zu stören.

      Und Durst hatten diese plattfüßigen Ungeheuer anscheinend nie oder nur sehr selten.

      Ein Kamel müßte man sein, dachte Dan, aber war er nicht ohnehin eins, daß er hier quer durch die Hölle ritt? Na klar, er war ein Kamel, aber eins, das keine Disteln fraß und ständig Wasser brauchte.

      Er griff zu dem Ziegenlederschlauch am Sattel – zum wievielten Male eigentlich schon? – und trank ein paar Schlucke.

      Das Wasser schmeckte brühwarm und fad, und es erfrischte auch nicht, denn nach ein paar Schlucken hatte man meist schon wieder Durst.

      Batuti warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu, aber Dan O’Flynn ignorierte den Blick, starrte einmal auf den kleinen Kompaß, den sie dabeihatten und tat so, als wolle er feststellen, ob die Richtung noch stimme.

      Batuti kannte jedoch seinen Freund und blieb hartnäckig. Er zeigte seine weißen Zähne und wurde leicht ironisch. Dan O’Flynn zu belehren, war völlig witzlos, darauf reagierte er nicht. Man mußte ihn schon nachdenklich stimmen.

      „Mensch dümmer als Kamel, heißen ein Sprichwort. Mensch saufen immer viel, Kamel wissen, warum selbst nicht soviel saufen.“

      „Na und?“ brummte Dan.

      Batuti ließ sich nicht beirren.

      „Viel saufen, viel schwitzen“, sagte er lächelnd, „noch mehr saufen, noch mehr schwitzen. Wenig saufen, nur ganz wenig schwitzen.“

      „Ein Kamel kann ja auch nicht schwitzen“, sagte Dan. „Das hat ein wasserdichtes Fell.“

      „Du immer wissen besser“, sagte Batuti. „Aber trotzdem nicht immer gleich trinken, wenn nur ein bißchen Durst. Warten, warten, verschieben auf später.“

      „Später bin ich so ausgetrocknet wie die Mumienmänner, wenn ich nichts trinke.“

      „Wenn dein Trinkwasser alle, ich dir geben meins.“

      „Schon gut, hast ja recht“, meinte Dan. „Ich werde versuchen, vorerst nichts mehr zu trinken.“

      „Oder nur machen Lippen feucht“, schlug Batuti vor.

      Danach nickte Dan, dann schwiegen sie eine Weile.

      Über ihnen hing der Glutball der Sonne, ein riesengroßes, heimtükkisch