Astralreisen. Thomas Karlsson. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Thomas Karlsson
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Эзотерика
Год издания: 0
isbn: 9783944180243
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durch Stockholms Innenstadt zu unternehmen.

      Da ich nun wusste was gerade passierte und erkannte, dass es sich weder um einen Anfall von Verrücktheit noch um eine in meinen Kaffee geschmuggelte Droge handelte, konnte ich damit anfangen, den Verlauf der Handlung zu beeinflussen. Ich stand vor der Wahl, dieses astrale Ereignis abzubrechen – oder es zu erleben. Nachdem aber mein Bekannter immer noch nicht viel weiter in seinem Satz gekommen war, ließ ich es darauf ankommen, dass sich mein Bewusstsein in einer anderen Zeitdimension weiter bewegen würde als unsere physischen, Kaffee trinkenden Körper. Es war den Versuch wert, ganz im Sinne meiner beständigen Studien herauszufinden, was wohl passieren würde, wenn ich versuchte, unter diesen unerwarteten Umständen einen Kurzen astralen Spaziergang zu unternehmen. Ich konzentrierte mich also und probierte, mich mit meinem nicht-physischen Körper zu erheben. Licht flimmerte um mich herum und die Lichtstärke erhöhte sich im gleichen Takt in dem ich mich, Schritt für Schritt, weiter erhob. Mein physischer Körper, noch immer die Kaffeetasse fest haltend, blieb zurück auf dem Stuhl. Ich schwebte unter der Decke, über den anderen Besuchern des Cafés und soweit ich sehen konnte war ich im Moment der einzige, der sich außerhalb seines Körpers befand.

      Nachdem der astrale Körper ja problemlos durch physische Dinge hindurchgehen kann, machte ich mir nicht die Mühe, aus der Tür hinaus zu gehen, sondern flog einfach durch die Wand hindurch hinaus auf die Straße. Ich landete auf dem für gewöhnlich sehr geschäftigen Sveavägen, wo normalerweise Autos vorbei rasten und selbst Menschen hektisch dahin eilten. Jetzt aber bewegten sich Autos und Spaziergänger wie in Zeitlupe und das Geräusch der Motoren drang als ein gedämpftes, kaum hörbares Gurgeln zu mir herüber. So hatte ich den Sveavägen nie zuvor erlebt. Ich schwebte vor und zurück und betrachtete die Gebäude und Menschen. Diese Art der außerkörperlichen Erfahrung hatte ich noch nie gemacht und ich war fasziniert, gleichzeitig fühlte ich mich aber auch etwas beunruhigt davon, dass es ohne meine Absicht passiert war, mitten am Tag und mitten in der Stadt.

      Plötzlich sauste etwas in rasender Geschwindigkeit an mir vorbei. Es war ein kleiner Lichtpunkt, der zwischen den Menschen und Autos hindurch kreuzte. Einige Male tauchte er geradewegs durch einen Menschen hindurch, was dann einen kleinen Lichtblitz verursachte. Von diesem Lichtpunkt aus gesehen mussten sich die Autos und Menschen in einem noch niedrigeren Tempo bewegen, als das welches ich gerade erlebte. Er flog so schnell, dass ich sogar mit meinem astralen Blick Mühe hatte, ihm zu folgen, obwohl ich in diesem Zustand normalerweise dazu in der Lage war, das wahrzunehmen, was meine physischen Augen nie würden registrieren können. Plötzlich stoppte der Lichtpunkt ungefähr 50 Meter vor mir, und es sah so aus, als würde er sich umdrehen um mich zu betrachten. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Es schien, als hätte dieses Etwas ein Bewusstsein, und ich hatte das Gefühl, es befand sich ganz in seinem Element. Dabei nahm ich ein hochfrequentes Summen wahr, das von ihm ausging. Eine Sekunde lang dachte ich, er hätte so etwas wie Flügel, aber bevor ich genauer hinsehen konnte, fuhr der Lichtpunkt wie ein Blitz hinweg und verschwand. Gerade noch war ich überzeugt gewesen, eine besondere Gabe zu besitzen, wie ich so zwischen den Autos und Menschen herumschwebte, aber nachdem ich diesen Lichtpunkt gesehen hatte, fühlte ich mich eher wie ein tollpatschiges Kind, das gerade eben erst schwimmen gelernt hat und sich nun in einem unbekannten Element voran kämpft. Sehr viel wachsamer geworden schwebte ich dann weiter über die Straße. So wie ich in meinem astralen Zustand Menschen sehen konnte, die mich wiederum dabei nicht wahrnahmen, hatte mir dieser Lichtpunkt das starke Gefühl gegeben, dass es etwas gab, was mich beobachten konnte und das ich nicht sehen zu vermag.

      Seitlich von mir wuchs plötzlich eine Art Loch oder Tunnel hervor, ich verlor die Kontrolle über mich und wurde hineingezogen. Ich wedelte mit meinen Armen und Beinen als ich in gewaltigem Tempo durch den Tunnel stürzte, im Kreis herumgeschleudert wurde und nicht wusste, wo oben und unten war. Ich bemerkte, dass der Tunnel goldfarben war und fragte mich, was gerade mit mir passierte. War das eben jener Tunnel, von dem ich gehört hatte, dass Menschen während einer Nahtod-Erfahrung in ihn gelangten? Sollte ich am Ende des Tunnels diese Lichtgestalt sehen, welche mit offenen Armen diejenigen empfängt, die durch den Tunnel reisten? Ich hatte Beschreibungen über eine Gestalt gelesen, welche die Christen als Jesus deuten, andere als ihren persönlichen Schutzengel, und wieder andere sagten, es wäre ein bereits verstorbener Freund oder Verwandter gewesen, welcher sie nach langer Zeit der Abwesenheit auf der anderen Seite willkommen hieß. Einige Hirnforscher lehnen das Tunnelerlebnis als einen Streich ab, den uns das Gehirn spielt, wenn es an Sauerstoffmangel leidet. Andere Forscher meinen dagegen, dass dieses Erlebnis viel zu komplex und bedeutungsvoll ist, um es einfach so zu verwerfen. Was es auch immer mit dieser Sache auf sich haben mochte, ich wollte nicht, dass diese Figur auftaucht, zumindest nicht wenn ich dadurch für immer auf der anderen Seite landen würde. Astrale Erlebnisse in allen Ehren, aber ich war noch viel zu jung und mochte das physische Leben wirklich zu sehr um einfach so sterben zu wollen. Wenn ich mich wirklich in diesem endgültigen Tunnel befand, hätte ich entweder Angst um mein Leben haben oder aber mich erleichtert fühlen müssen, so wie es von vielen Sterbenden beschrieben wurde. Aber ich fühlte nichts dergleichen, nur Übelkeit und Verwirrung. Außerdem schien der Tunnel auf einmal viel zu konkret und erdnah um eben jener zu sein, der an des Lebens äußerster Grenze existierte. Und wenn dieser äußerste Tunnel wirklich so eine grässliche Farbe haben sollte wie der, in dem ich nun reiste, taten mir diejenigen leid, die sich auf ihrer letzten Reise befanden. Die Farbe glich dem Standart vieler U-Bahn Stationen Stockholms, ein etwas glänzendes, aber schmutziges Gold.

      Als ich dann genau über der Birger Jarlsgatan endlich aus dem Tunnel hinaustrat, realisierte ich, dass ich nicht durch den letzten Tunnel gereist war, sondern nur durch den langen Straßentunnel, welcher durch den Berg zwischen Sveavägen und der Birger Jarlsgatan geht. Was war ich erleichtert!

      Die Birger Jarlsgatan entlang schwebend, dachte ich über den letzten Tunnel und das Erleben des Todes nach. Der Tod ist die äußerste Grenze des Lebens und fast alle Ängste, die der Mensch im Leben hat, können sich auf die Angst vor dem Tod zurückführen lassen. Gleichzeitig waren die Menschen zu allen Zeiten fasziniert vom Sterben und parallel zu der Angst vor dem Tod scheint er auch eine Anziehungskraft auf uns zu haben, da wir doch gerne einen Blick hinter die äußerste Grenze werfen möchten. Alle, von Abenteurern bis hin zu den Mystikern der Religionen, haben versucht, uns die Angst vor dem Tod zu nehmen und manchmal sogar den Tod selbst zu besiegen. Eine Religion, die nicht stark auf das Ende des Lebens fokussiert ist, wird schwer zu finden sein. Das Versprechen des Himmelreichs, die Errettung, das wunderbare Paradies oder der Zustand im Nirwana waren schon immer ein Argument der Religionen um sich selbst eine Bedeutung zu geben. Sie versprechen uns, dass der Glaube an sie auf die eine oder andere Art den Tod besiegen kann.

      Ich fragte mich, ob die Menschen schon zu allen Zeiten die Angst vor dem Tod gekannt haben, oder ob sie nur ein Symptom dafür ist, dass wir den Kontakt mit unserer Seele verloren haben. Gleichzeitig vertrat ich die Ansicht, dass die andere Seite nicht nur ein Himmelreich war, sondern ein genauso breites Spektrum an guten und schlechten Erlebnissen beinhaltete wie das physische Leben. Vielleicht haben die Menschen die Seele ganz bewusst wegrationalisiert, weil sie das Leben zwar eindrucksvoller, aber auch fordernder und komplizierter macht.

      Ich dachte über die Wiedergeburt nach. In den Büchern und Artikeln, die ich über Astralreisen und außerkörperliche Erfahrungen gelesen hatte, schien es, als wäre Reinkarnation eine Voraussetzung dafür. Ich zweifle daran, dass ich auch nur einen einzigen Text gelesen habe, der nicht die Wiedergeburt oder das Leben nach dem Tod aufgreift. Auch ich habe das Gefühl, dass sich das Leben in Zyklen abspielt, wie alles andere in der Natur, und dass man in das Erdenleben zurückkehrt – auf die eine oder andere Weise. Gleichzeitig sind die Schilderungen von früheren Inkarnationen aber meist mehr selbstverherrlichend als angebracht. Diejenigen, welche über ihr früheres Leben berichten, waren allzu oft große Könige oder Königinnen, wichtige Denker oder Wissenschaftler, Napoléon, Cäsar, Kleopatra, da Vinci; oder auch ein erfolgreicher Baumeister, der großartige Monumente hinterließ. Ich habe niemanden erzählen hören, er wäre eine allein stehende Mutter in Skärholmen gewesen, die als Kettenraucherin an Lungenkrebs starb, oder ein verwirrter Drogenabhängiger, der arm und vergessen in einem Heim für Junggesellen an einer Überdosis starb. Reinkarnieren ausgebranntes Pflegepersonal, Straßenarbeiter, die an einem Arbeitsunfall starben oder einfache Pensionäre denn nicht? Dass alles und jeder in seinem