AC/DC. Susan Masino. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Susan Masino
Издательство: Bookwire
Серия: Pop & Rock'n'Roll
Жанр произведения: Изобразительное искусство, фотография
Год издания: 0
isbn: 9783854454984
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schlaflose Nächte bereitet hätte, aber dennoch hatte die Szene in Melbourne genug Energie, um den Australiern klarzumachen, dass die Rockmusik nun auch in ihrem Land fest etabliert war.

      Nach ihrer Ankunft in Melbourne begaben sich die Valentines unter die Fittiche der mächtigen Konzertagentur AMBO. Auch wenn sie hin und wieder eine kleine Tournee durch das Umland bekamen, so spiel­ten sie doch hauptsächlich in Melbourne selbst, und das meistens vor dünn gesätem Publikum. Sie wohnten in dem Vorort Burwood, wo sie buchstäblich von der Hand in den Mund lebten, wenn sie sich das Allemötigste aus den Lebensmittelläden stahlen, um dem Hungertod zu entgehen. In dieser entmutigenden Lage war es meist Bon, der mit seinem Optimismus dafür sorgte, dass seine Bandkameraden die Köpfe nicht hängen ließen. Die dritte und vierte Single der Valentines, „I Can Hear The Raindrops“ und das psychedelisch angehauchte „Peculiar Hole In The Sky“, im Original von den Easybeats, schafften es nur ansatzweise, die Gunst der Käuferschaft zu gewinnen.

      Ende 1968 war es in Australien so weit gekommen, dass sich Musik, die sich ganz offensichtlich nur noch mit dem Gedanken ans liebe Geld mühte, hervorragend verkaufen ließ. Und so konnten die Valentines in einem Interview mit Go-Set ganz unverhohlen verkünden, dass sie eine echte Teenie-Band ohne höheres Ziel seien. Die einstigen Biedermän­ner gaben sich nun mit Rüschenhemden, Schlaghosen und Perlenket­ten ein geradezu abenteuerliches Äußeres – alles im Gruppenlook, versteht sich. Bon deckte sogar seine Tätowierungen mit Puder ab. In derselben Go-Set-Ausgabe füllte er einen Fragebogen aus, in dem er behauptete, neunzehn zu sein (er war zweiundzwanzig) und als Lieb­lingsmusik die Beatles, die Moody Blues, John Lee Hooker, Otis Red­ding, die Supremes und schottischen Dudelsack angab.

      Die neue Plattenfirma der Valentines, Philips, nahm das Heft in die Hand, indem sie einen gewaltigen Medienfeldzug unternahm, der der neuerlich gewandelten Band endlich den Durchbruch bringen sollte. Zum Jahreswechsel erhielten die Zeitschriften, Radio- und Fernsehsen­der eine Grußkarte mit dem Spruch: „Das Motto für dieses Jahr ist: ,Be my Valentine in ’69‘.“ Die Kampagne ebnete den Weg für die nächste Single mit dem wiederum von George Young und Harry Vanda ge­schriebenen „My Old Man’s A Groovy Old Man“ auf der A-Seite und einem Stück der Pretty Things, „Ebeneezer“, auf der B-Seite. Als Er­scheinungsdatum hatte man passenderweise den Valentinstag des Jahres 1969 gewählt. Mit dieser Single konnten die Valentines nun endlich den Erfolg verbuchen, den sie sich lange erhofft hatten. Sie kamen in sämtliche Hitparaden und waren fortan echte Popstars, die die Teen­ager mit ihrem Auftreten dazu brachten, ihnen buchstäblich die Kleider vom Leibe zu reißen.

      Nach einem Gratiskonzert der Gruppe am 10. März in den Alexan­dra Gardens in Melbourne vor 7000 Zuschauern im Rahmen des alljähr­lich stattfindenden Moomba-Festivals kam es zu Ausschreitungen, in deren Verlauf Vince einen übereifrigen Polizisten mit dem bloßen Fuß von der Bühne stieß, was ihm auch prompt eine Verhaftung einbrachte.

      Während die Valentines nach außen hin das Saubermann-Image pflegten, waren sie außerhalb des Rampenlichts für ihre Zechgelage, Frauengeschichten und Drogenexzesse bekannt. Die Gruppe hatte es bald satt, sich zu verstellen. Es gab nun auch in Australien mehr und mehr Musiker, die sich einen echten künstlerischen Anspruch gaben, und da die Valentines ihren Anteil am rein kommerziellen Erfolg gehabt hatten, hielten sie die Zeit für gekommen, eine ernsthaftere Richtung in der Musik einzuschlagen.

      Diese Wende offenbarte sich aber keineswegs auf ihrer nächsten Single, „Nick Nack Paddy Whack“, die noch ganz für das Schulmäd­chenpublikum bestimmt war. Das Stück, das auf einen Kinderreim zurückgeht, war reine Effekthascherei und konnte wenig dazu beitra­gen, der Gruppe künstlerische Glaubwürdigkeit zu verleihen. Auf der Rückseite war „Getting Better“, das Bon zusammen mit Gitarrist Wyn Milson geschrieben hatte. Als Bon Scotts erste Komposition ist es zwar von biografischer Bedeutung, jedoch ist das musikalische Verdienst nur gering.

      Obwohl die Valentines sich nun bemühten, anspruchsvollere Hörer für sich zu gewinnen, schafften sie es, gleichzeitig ihre jüngere Gefolg­schaft bei der Stange zu halten, was ihnen einen recht engen Termin­plan, dafür aber auch höhere Einnahmen, bescherte. Sie spielten oft an einem Abend auf mehreren Konzerten, zuerst für die Schulmädchen auf den Diskoschwofen in den Gemeindehallen, später am Abend in einem Rockklub. Dafür legten sie dann ihr Gruppenkostüm ab, in dem sie die Popmelodien geträllert hatten, und schlüpften in Jeans und T-Shirts, um nun freiere und eher rockorientierte Musik zu spielen. Erst bei diesen Gelegenheiten konnte sich Bon so richtig lösen und seine natürliche Begabung als Mann der Bühne zeigen.

      Am 20. September 1969 durchsuchte die Polizei den Proberaum der Gruppe und fand dabei Marihuana. Die Ordnungshüter hatten von einem anderen Musiker, der geplaudert hatte, um seine eigene Haut zu retten, einen Hinweis bekommen. Die Bandmitglieder wurden allesamt verhaftet; sie nutzten die Zeit bis zur Verhandlung, um sich offen für die Legalisierung weicher Drogen auszusprechen und die Schika nierung durch die Polizei zu verurteilen. Bon sagte in einem Interview: „Die Polizei sollte nicht ganze Bevölkerungsschichten verfolgen, nur weil sie anders sind“, und in einem anderen: „Die australische Regie­rung hat mal einen Stoß mit dem Ellenbogen verdient. Sie wird die letzte sein, die Homosexualität erlaubt, und beim Hasch ist es genauso.“ Bon kümmerte sich sonst nicht um Politik, und es sollte das einzige Mal bleiben, dass er sich zu einer Stellungnahme hinreißen ließ.

      Die Gruppe versuchte nach dieser Erfahrung, sich selbst ein Dro­genverbot aufzuerlegen, was aber nur dazu führte, die Spannungen in der Band, die ihre Zukunft ohnehin schon gefährdeten, weiter zu vergrößern. Die Musiker erschienen im darauffolgenden Februar vor Gericht, und jeder kam mit einer Geldbuße von 150 Dollar davon.

      Zu jener Zeit machten schon Trennungsgerüchte die Runde. Im April erschien „Juliette“. Die Single kam nur knapp unter die ersten Dreißig in der Hitparade, was daran lag, dass zu dieser Zeit die austra­lischen Radiosender die großen Plattenfirmen boykottierten. Letztere hatten versucht, den Rundfunkanstalten für die Erlaubnis, ihre Veröf­fentlichungen zu spielen, Gebühren zu berechnen. .Juliette“ wurde ganz einfach nicht gespielt und hatte wenig Chancen, sich gegen die Produkte der kleinen, unabhängigen Plattenfirmen durchzusetzen.

      Hatten die Valentines schon vorher auf wackeligen Beinen gestan­den, so versetzte ihnen der Misserfolg ihrer neuesten Single den Todes­stoß. Die Gruppe wurde offiziell am 1. August 1970 aufgelöst. Bon Scott war die längste Zeit süß gewesen.

      6 AIN’T NO FUN (WAITING ’ROUND TO BE A MILLIONAIRE)

      Eile hat Weile

      Unmittelbar nach Bekanntgabe der Trennung der Valentines zwei Monate vor ihrer offiziellen Auflösung bekam Bon einen Anruf von Bruce Howe, der ihm anbot, als Sänger bei seiner Gruppe Fraternty einzusteigen. Die von der Presse hochgejubelte neue Formation hatte sich aus den Levi Smith Clefs von Barrie McAskill entwickelt, deren 1970er Album Empty Monkey schon deshalb ein bedeutendes Werk in der australischen Musikgeschichte ist, weil es neben den üblichen Singles eine der wenigen Langspielplatten ist, die in jener Zeit in Australien produziert wurden. In dem Neuaufbruch der Hippiemusik, die nach dem Woodstock-Festival schließlich auch den Fünften Kontinent erreicht hatte, fühlten sich Fraternity dazu berufen, die australische Antwort auf die Country-Gospel-Rocker The Band hinter Bob Dylan zu liefern.

      Als Bon, der jetzt einen Bart trug, zu Fraternity stieß, hatte die Gruppe schon eine Single, „Why Did It Have To Be Me“, aufgenommen. Sie hatten einen Vertrag mit der unabhängigen Plattenfirma Sweet Peach und waren deshalb nicht von dem Boykott der Radiosender betroffen. Sie kamen ursprünglich aus Sydney, verlagerten aber nun ihren Stützpunkt nach Adelaide, das zwar in musikalischer Hinsicht weitab vom Schuss lag, wo jedoch ihr Manager und wohlhabender Gönner, Hamish Henry, immer in greifbarer Nähe war. Dieser hatte die Gruppe unter seine Fittiche genommen und ihnen Unterkunft, Ausrü­stung und ein regelmäßiges Einkommen verschafft. Das Gerücht, MCA in Amerika habe Interesse an Fraternity bekundet, führte die Presse dazu, ein reichliches Maß an Vorschusslorbeeren auszuteilen. Der Sunday Mirror in Sydney verkündete gar, sie seien „auf dem direkten Weg, die größte Rockgruppe Australiens zu werden“.

      Die Musiker lebten abgeschieden auf einem Bauernhof in einer Hügellandschaft 30 Kilometer außerhalb von Adelaide, wo sie