AC/DC. Susan Masino. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Susan Masino
Издательство: Bookwire
Серия: Pop & Rock'n'Roll
Жанр произведения: Изобразительное искусство, фотография
Год издания: 0
isbn: 9783854454984
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Ehrgeiz wirken, die andere australische Gruppen nicht besaßen.

      George Young traf sich mit Browning und fand heraus, dass dessen Ziel, eine australische Gruppe zu Weltstars zu machen, für eine Zusam­menarbeit mit AC/DC sprach, die er ‒ George ‒ so bald wie möglich ins Ausland schicken wollte. Sie waren sich darin einig, dass AC/DC die erste Gruppe nach den Easybeats war, die es außerhalb Australiens schaffen könnte. George gab sein Einverständnis, und Michael Browning war der neue Manager der Band.

      Die Mittsiebziger waren genau die richtige Zeit für eine australische Hardrock-Gruppe, sich auf dem Weltmarkt zu versuchen. Die blu­mengeschmückten Kiffbrüder der Woodstock-Ära waren im Nebel ver­schwunden, und die Wegbereiter des Heavy Metal wie Led Zeppelin, Deep Purple oder Black Sabbath waren zwar anerkannte Größen, doch konnten sie mit ihrer Aufgeblasenheit und ihren grandiosen Inszenie­rungen den einfachen Großstadtjungen keinerlei Glaubwüdigkeit bie­ten. Angus erzählt: „Immer, wenn ich eine Band sah, waren die so unberührbar, irgendwie unecht. So wollten wir es auf keinen Fall ma­chen. Auch als wir noch in den kleinen Klubs in Australien spielten, wussten wir, dass wir genauso gut wie die Großen waren. Wir wollten nie gegen die kleinen Bands um uns herum antreten. Wir wollten die Welt erobern.“

      Bevor AC/DC dazu ansetzen konnten, mussten sie jedoch zunächst einmal ihre Heimat einnehmen. Dieses Ziel verfolgten sie, indem sie weiterhin unermüdlich durch die Klubs des Landes tingelten, was, bedingt durch die geographischen Gegebenheiten des fünften Kontinents, besonderer Kraftanstrengungen bedurfte; die wenigen städti­schen Zentren Australiens entlang der Küsten sind durch kaum befah­rene Landstraßen, die oft genug durch schier endlose lebensfeindliche Ödnis führen, voneinander getrennt. Nur die Zähesten im Geschäft können die Entbehrungen, die solche Dauertourneen mit sich bringen, auf sich nehmen. Zweifelsohne gehörten AC/DC zu dieser Sorte von Musikern.

      8 STAND UP

      Raus aus den Startlöchern

      Eine der ersten Amtshandlungen von Michael Browning als Manager von AC/DC war die Begleichung der beträchtlichen Schulden der Band. Er verschaffte ihnen eine neue Ausrüstung, eine kleine Mannschaft von geschulten Bühnenarbeitern und holte sie nach Melbourne, von wo aus er seine Geschäfte tätigte. Melbourne hielt als Musikhauptstadt Austra­liens für eine aufstrebende junge Band wie AC/DC mehr Möglichkeiten bereit als Sydney.

      Die Band kam im Dezember 1974 in Melbourne an und wurde rasch zum Knüller der dortigen Klubszene. Auf größeren Konzerten spielten sie die jeweilige Hauptgruppe des Abends regelmäßig an die Wand. Sie wohnten zusammen in einem verlotterten alten Haus im Stadtteil East St. Kilda und konnten ihrem jugendlichen Feuer freien Lauf lassen, da sie nun – was zumindest für Malcolm und Angus zutraf ‒ zum ersten Mal ganz auf sich selbst gestellt in der Fremde lebten.

      Nach der Jahreswende standen auch schon die nächsten Beset­zungswechsel bei AC/DC an. Schlagzeuger Peter Clack konnte Mal­colms und Angus’ Ansprüchen nicht mehr genügen, und als er dann schwer erkrankte, musste er die Gruppe verlassen, während Bassist Rob Bailey deshalb entlassen wurde, weil er, wie verlautete, erstens verheiratet und zweitens zu groß war. Der Schlagzeughocker wurde unmittel­bar darauf an Phillip Hugh Rudd (eigentlich Rudzevecuis) weitergege­ben. Phil wurde am 19- Mai 1954 in Melbourne geboren und konnte als Empfehlung angeben, hinter Angry Anderson bei Buster Brown (ehe­mals Colored Balls) gespielt zu haben, aus denen sich später Rose Tattoo entwickeln sollten.

      Für die freigewordene Stelle rechts neben dem Schlagzeug, so die übliche Platzverteilung bei AC/DC, war es schwieriger, einen passen­den Ersatz zu finden. Bon nannte gegenüber der Zeitschrift RAM einige Bedingungen für die Aufnahme in die Band: „Typen von der Sorte, wie wir sie brauchen, gibt es nicht viele. Er sollte kleiner als eins fünfund­sechzig sein und außerdem noch ganz gut Bass spielen.“ Bis der fünfte Mann gefunden war, spielten AC/DC mit nur einer Gitarre und Malcolm am Bass.

      Ais sie jedoch auf dem alljährlich im Januar stattfindenden Sunbury-Festival spielen sollten, sprang Bruder George als Bassist ein. Mit Deep Purple als Hauptgruppe – kurz vor dem Ausstieg von Ritchie Blackmore ‒versprach dies ein Auftritt von größter Werbewirksamkeit zu werden. AC/DC sollten unmittelbar nach Deep Purple spielen, aber als es dann so weit war, wurden ihre Bühnenarbeiter daran gehindert, die Anlage aufzubauen. Dies führte zu einem heftigen Streit, der schließlich in eine Massenschlägerei auf der Bühne ausartete – vor den Augen von 20.000 Zuschauern! Das Verhalten des hohen Besuchs aus England ‒ auch schon vor dem Konzert hatten sie ihre australischen Kollegen äußerst herablassend behandelt ‒ machte eins noch klarer: Wenn AC/DC sich Respekt verschaffen wollten, mussten sie im Ausland etwas erreichen.

      Im Februar 1975 wurde die erste Langspielplatte von AC/DC veröf­fentlicht, die im vorangegangenen November in Sydney aufgenommen worden war, „in zehn Tagen“, wie Angus bezeugt, „zwischen unseren Auftritten, nach den Konzerten die ganze Nacht durch und bis weit in den nächsten Tag hinein“. High Voltage, so der Name des Erstlingswer­kes, war von George Young und Harry Vanda produziert worden und verzeichnete die Young-Brüder und Bon Scott als Komponisten und Texter. Peter Clack hatte man für ungeeignet für die Aufnahmen gehal­ten und an seiner Stelle einen Studioschlagzeuger namens Tony Kerrante herangezogen. Der Beitrag von Rob Bailey war auf der Plattenhülle unerwähnt geblieben und wurde von den Young-Brüdem später unter Verweis auf Georges Mitarbeit bestritten. Erst in jüngster Zeit hat dieser zugegeben, dass wenigstens für einen Teil der Platte Bassspuren verwendet wurden, die Bailey eingespielt hatte.

      Einige Kritiker haben an High Voltage bemängelt, die Stücke seien zu offensichtlich ein Flickwerk aus den Gitarrenriffs der Young-Brüder und den nachträglich eingepassten Strophen von Bon Scott, doch insge­samt war es eine recht gelungene Platte, die einen Monat nach der Veröffentlichung zur Eroberung der australischen Hitparaden ansetzte und den Musikern bald ihre ersten Auszeichnungen einbrachte. Die an Improvisation mahnende Gitarrenarbeit von Malcolm und Angus gibt uns heute eine ungefähre Vorstellung von den frühen Klubkonzerten der Gruppe, und Bon klingt mit seiner anrüchigen Lyrik so frisch wie nie zuvor in seiner damals schon zehnjährigen Karriere.

      Hervorzuheben sind besonders die Stücke „Baby Please Don’t Go“, ein alter Bluesstandard von Big Joe Williams, den AC/DC, wenn auch ein paar Takte schneller als im Original, von ihren frühesten Tagen an gespielt hatten, „She’s Got Balls“, in dem Bon, allerdings auf recht entblößende Weise, die gute Figur seiner Frau Irene preist, „Soul Strip­per“, das die Young-Brüder als Stegreifkünstler zeigt, ferner „Show Business“, ein flott vorangetriebener Boogie mit zahlreichen Soloeinla­gen von Angus, sowie das recht ideenreiche Vorspiel zu „Love Song“.

      Außer dem Verlegen und Produzieren übernahm Albert Productions auch den Vertrieb der Platten von AC/DC. Die Beziehungen zu dem australischen Zweig von EMI sollten den Anschluss an das internatio­nale Vertriebsnetz dieser Firma bringen. High Voltage erschien auf EMI/Albert, wurde aber nicht außerhalb Australiens veröffentlicht und ist nicht identisch mit der in der übrigen Welt verbreiteten AC/DC-Platte gleichen Namens.

      Unmittelbar nach der Veröffentlichung von High Voltage stieß der Bassist Mark Whitmore Evans, geboren am 2. März 1956 in Melbourne, zu AC/DC. Es hielt sich lange Zeit die Legende, Bon habe sich für Mark eingesetzt, als dieser von den Rausschmeißern während eines AC/DC-Konzerts hinausbefördert werden sollte, und so sei es zur Begegnung der Musiker gekommen. Die nüchterne Wahrheit ist aber die, dass der Bassist durch einen Freund, der bei der Gruppe Bühnenarbeiter war, von der freien Stelle erfahren hatte.

      Schon damals waren Malcolm und Angus bekannt dafür, gegenüber Außenstehenden ein recht hohes Maß an Argwohn an den Tag zu legen und nicht einmal ihren Bandkameraden vollständig zu trauen. Das wurde ihnen von vielen Beobachtern verständlicherweise als Überheb­lichkeit ausgelegt und brachte ihnen bald einen schlechten Ruf in der Melbourner Musikszene ein. In dieser Hinsicht waren die Young-Brüder das gerade Gegenteil des aufgeschlossenen und kontaktfreudigen Bon. Er war für sie dennoch der Übervater, den sie wegen seiner Erfahrung und Weltgewandtheit bewundern konnten. Er seinerseits fühlte sich seinen jüngeren Bandkameraden zu Dank verpflichtet, da sie es schließlich waren, die seine Karriere gerettet hatten. In seiner Bescheidenheit schien es ihm nichts auszumachen, dass Michael