„Lass die Lady aus dem Spiel, Palmer“, erwiderte der Anführer der Verfolgergruppe.
„Jim Jugens, Ann hat mir den freien Abzug zugesagt, sie tat es in Ihrer Gegenwart.“
„Sie versprachen davonzureiten und sich nie mehr in dieser Gegend blicken zu lassen, Palmer! Statt dessen haben Sie einen weiten Bogen um die Stadt geschlagen und waren im Begriff, es nochmals zu versuchen. Sie haben Ihr gegebenes Versprechen nicht eingehalten.“
„Jim Jugens, ich habe mich in der Richtung geirrt, ich kenne das Land nicht. Sie können mir aus meinem Irrtum keinen Strick drehen.“
„Palmer, Ihrer Gattin gegenüber zeigten Sie keinerlei Schwäche, als Sie in den Saloon stürmten und sie schlugen.“
„By Gosh, sie ist meine Frau und ist mir davongelaufen. Ich habe sie gefragt, ob sie zu mir zurückkehren wollte, und sie hat mich ausgelacht, sie hat sich gegen mich gestellt, und das alles nur, weil sie in einen jungen Kerl verliebt ist, den sie in Pelcon zu treffen glaubt. Sie ist einfach übergeschnappt und musste an ihre Pflicht erinnert werden. Das habe ich getan, und wenn Sie mir nicht in den Arm gefallen wären, hätte ich ihr gezeigt, wer ihr Herr und Gebieter ist. Sie kann mir nicht einfach davonlaufen, sie ist meine Frau, das sollten Sie nicht übersehen!“
„Sie hat sich für die Freiheit entschieden und hat es Ihnen in aller Ruhe deutlich gemacht, Palmer“, erwiderte Jim Jugens spöttisch. „Sie ist eine bemerkenswert schöne Frau, und es kümmert mich wenig, dass sie hier in die Stadt kam, um jemand zu treffen. Ich werde ihr Schutz geben, denn niemand weiß besser als ich, wie es hier im Lande zugeht. Sie weiß noch nichts von der Ehre, die ich Ihr zugedacht habe, aber ihr wird nichts anderes übrigbleiben, als meine Gastfreundschaft anzunehmen und auf die Drei-Stäbe-Ranch zu kommen.“
„Sie ist meine Frau und wird Ihnen ins Gesicht spucken, wenn Sie ihr das Angebot machen, Jugens“, fauchte der alte Mann in unheimlicher Erregung. „Sie ist mir davongelaufen, aber dennoch muss ich Ihnen sagen, dass sie eine stolze Frau ist, die sich zu nichts zwingen lässt. Ich habe nur nicht verstanden, sie richtig zu behandeln und mir ihre Liebe zu sichern. Ich war zu alt und hätte sie nie zu meiner Frau machen sollen. Sie hat etwas gegen Gewalt, Jim Jugens, und weil ich Ihnen misstraute, weil ich sie immer noch liebe, wollte ich sie wider ihren Willen aus der Stadt mitnehmen, damit sie aus Ihrer Nähe kommt.“
„Jetzt, Palmer, lassen Sie die Katze aus dem Sack!“
„Ja“, keuchte der alte Mann, „als ich erkannte, in welche Stadt sie floh, welche Menschen diese Stadt beherrschen, wurde mir klar, dass sie mitten in die Hölle gegangen war, nur weiß sie selbst es noch nicht. Ich wollte ihr die Augen öffnen und habe getan, was ich konnte. Das Schicksal wollte es wohl anders. Was werden Sie nun tun, Jim Jugens?“
Jim Jugens starrte den alten Mann mit einem bösen Blick an und sagte dann nach einer Weile: „Ich werde Sie an einen Ort schaffen, wo Sie über Ihre Narrheiten gründlich nachdenken können und mir nicht mehr im Wege sind. Ich möchte Ihren Rohhäuterstamm nicht erst hier aufkreuzen sehen, und darum, alter Freund, werde ich Ihnen einen Aufenthalt verschaffen, an dem Sie den Rest Ihrer Tage verbringen können.“
„Jim Jugens, als ich von Ihnen hörte, war mir klar, dass Sie ein schlechter Mensch sind, doch die Wirklichkeit übertrifft alles. Sie sind ein Teufel in Menschengestalt. Ich hasse und verachte Sie!“ „Das, Alter, stört mich wenig!“, erwiderte Jim Jugens grinsend. „Wenn Hass und Verachtung mich treffen würden, wäre ich schon lange tot. Hass und Verachtung von Leuten Ihrer Art reizen mich nur zum Lachen, Palmer.“
„Eines Tages wird Ihnen das Lachen im Halse steckenbleiben!“, schrie Palmer mit sich überschlagender Stimme. „Ann wird sich eher umbringen, als Ihnen gehören!“
„Sachte, alter Mann, sachte! Zu dem Herzen einer Frau gibt es viele Wege. Von mir kann sie alles bekommen, wonach sie sich sehnt, ich werde ihr alle Wünsche erfüllen, und wenn ich im Augenblick durch das Auftauchen meiner beiden Brüder etwas in Schwierigkeiten gekommen bin, so werde ich sie beiseite räumen und mich mit ihnen an einen Tisch setzen.“
„Das würde Ihr Vater nie zulassen, Jim Jugens! Er weiß wie jeder andere hier in der Gegend, warum die beiden hier sind und was sie fordern. Die Spatzen pfeifen es bereits von den Dächern, dass sie die Drei-Stäbe-Ranch oder eine hohe Auszahlung haben wollen. Ein Teil der alten Mannschaft steht bereits auf der Seite Ihrer Brüder. Die Schwierigkeiten, die Sie bekommen werden, sind größer als Sie glauben. Ziehen Sie Ann nicht in diesen Höllenstrudel hinein und glauben Sie nicht, dass Sie mich einfach aus der Welt schaffen können und meine Stammesangehörigen nicht wissen, wo sie mich zu suchen haben. Sie werden hier einfallen.“
„Nur zu, wenn sie sich blutige Köpfe holen wollen“, grinste Jugens den Alten an.
„Übertreiben Sie nichts, lassen Sie mich laufen! Ich habe Sie gewarnt!“
„Genug, Alter“, erwiderte Jim Jugens. „Fesselt ihn und bindet ihn auf sein Pferd“, wandte Jugens sich an seine Begleitmannschaft. Sein Befehl wurde sofort ausgeführt. Kalt sah der junge Mann zu, wie man dem Alten die Hände fesselte, ihn auf sein Pferd setzte und ihm die Beine unter dem Pferdebauch zusammenband.
„Ann hat mir sofort gefallen“, sagte er dann zu dem Rohhäuterführer, der zusammengesunken im Sattel hockte. „An wen hat sie denn ihr Herz verschenkt?“
Kan Palmer hob den Kopf. Sein Kinn streckte sich vor, und in seinen erloschenen Blick kam neues Leben.
„Sie wartet auf den Mann, dem die Drei-Stäbe-Ranch zusteht“, entgegnete Palmer, „auf einen Mann, den wohl keiner von euch Jugens gern hier sieht, nämlich auf Dan Flemming. Wenn Sie es nicht glauben wollen, fragen Sie Ihre Brüder Red und Larry, sie werden es bestätigen können. Dan Flemming hat sie mit seinem Blei so gezeichnet, dass sie immer daran denken werden; sie und auch der Bandenführer Joe Hannigan, den sie bei sich haben. Wenn Sie noch mehr wissen wollen, müssen Sie sich in der Tat mit Ihren schuftigen Brüdern zusammensetzen. Sie werden jetzt wenig Zeit haben, sich um Ann zu kümmern, mit ihrem Erscheinen meldet sich hier der Tod an. Ihre Brüder und Joe Hannigan haben das schon begriffen, nur Sie nicht. Die alte Rechnung steht noch offen, und sie wird beglichen werden müssen.“
Ein Faustschlag von Jim Jugens ließ Palmer verstummen. Die dunklen Augen des jungen Jugens’ blickten drohend in die Runde.
„Er weiß mehr, als für ihn gut ist, Gents“, sagte er. „Los denn, reiten wir, Ann ist im Hotel gut untergebracht. Unsere Leute bewachen sie scharf. Sollte diesem Flemming tatsächlich einfallen, hier aufzukreuzen, so wird er nicht mehr lange leben.“
„Vielleicht doch“, stöhnte Kan Palmer. „Ihre beiden Brüder hätten ihm mit Hannigan zusammen eine Falle stellen können, doch sie verzichteten darauf, sie wollten, dass er hier her kommt. Mit seinem Auftauchen ist noch mehr Verwirrung zu erwarten, Jim Jugens. Wollte Gott, dass er gegen eure schuftige Bande zu Felde zieht. Das wird er bestimmt tun, wenn es um Ann geht, wenn Sie ihm Ann entreißen wollen.“
„Das wünschen Sie, ausgerechnet Sie, Palmer?“
„Ich hege keinen Hass mehr gegen Dan Flemming. Ich musste diese Stadt erst kennenlernen, um mich selbst einen Narren zu nennen. Ann ging mir verloren, nun, ich selbst habe dazu beigetragen. Ich hätte wissen sollen, dass es so kommt. Jugend gehört zu Jugend. Im ersten Zorn hätte ich den Mann, den sie erwählt hat, aus der Welt geschafft, doch jetzt bin ich froh, dass es so kam.“
Wieder schlug Jim zu, und das Stöhnen des alten Mannes wurde lauter. Mit schmal gezogenen Augenbrauen beobachtete Jim Jugens den schwer gezeichneten Mann und nickte dann seinen Männern zu. Man nahm den Gefangenen in die Mitte; dann ritt der Trupp an.
Die drei Männer in ihrem Versteck, die zwar alles gesehen, aber nichts gehört hatten, schauten sich betroffen an, als der Trupp nicht in Richtung der Stadt weiter ritt.
„Folgen wir ihnen“, sagte Dan aus einem inneren Impuls heraus. „Kan Palmer ist in Not.“
„Ohne Zweifel ist er das, Dan, doch